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Nr. 21.

HEIDELBERGER

1858.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
IV.
36. Vortrag des Herrn Dr. von Holle „über den
Kartoffelpilz“ am 7. Dezember 185 7.
Die im vorigen August in den Umgebungen Hannovers so plötz-»
lieh aufgetretene, so rasch verlaufene und so bald schon wieder ge-
heilte Kartoffelepidemie war die Veranlassung einer Reihe von Ver-
suchen und Beobachtungen, die ich zur Ermittelung der Ursachen,
zur Feststellung einer näheren Diagnose der Krankheit, so wie zur
Auffindung von Mitteln, welche den Kartoffelpilz vernichten, angestellt
habe, und deren, wenn auch unvollständige und zum Theil noch
zweifelhafte Ergebnisse ich, im Folgenden mitzutheilen, mir erlaube.
1) Die Peronospora devastatrix Caspary (Kartoffelpilz) bemerkte
ich am Stengel, den Blättern, Knollen und Früchten der Kartoffel-
pflanze. Ich fand sie an oder nahe bei den braunen, in Folge der
Krankheit entstandenen Flecken, die ich an Blättern und Früchten
stets, am Stengel in den meisten, an der Knolle nur in wenigen
Fällen von dem Pilz bewohnt gefunden habe. Wenn der letztere
an einem Flecken nicht vorzukommen scheint, so kann man ihn
häufig mittelst Feuchtigkeit und Wärme aus diesem hervorlocken.
2) Wiewohl im Allgemeinen das Kraut früher, als die Kpollen,
zu erkranken pflegt, so gibt es doch auch Fälle, in denen das Ge-
gentheil Statt findet.
3) Das Mycelium des Pilzes bewohnt an den grünen Theilen der
Kartoffelpflanze die Zwischenzellräume der äussersten, unterhalb der
Epidermis belegenen Gewebsschichten. Es scheint sich in jenen pa-
rallel der Aussenfläche der befallenen Organe zu entwickeln. Ob
es im Diachym des Blattes sich auch in queerer Richtung, dasselbe
ganz durchsetzend, zu verbreiten vermag (wie von Unger angege-
ben wird; vgl. bot. Zeit., Jahrg. 5, Taf. VI, Fig. 1), darüber, ge-
lang es mir nicht, in’s Klare zu kommen. Das Mycelium sah ich
verästelt; Scheidewände kamen mir in demselben nicht vor; doch
glaube ich, dass es dieselben besitzt. — An den Knollen scheint
sich unter Umständen das Mycelium an deren Oberfläche zu ent-
wickeln.
4) Die Basidien erheben sich aus Anschwellungen kurzer auf-
wärts gekehrter Aeste des Myceliums. Jene verdickten Astenden
LI. Jahrg. 5. Heft. 21
 
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