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Wanner: Geschichte des Klettgaues.

in die Flammen des Scheiterhaufens gesprungen; die Lehre, dadurch
weniger vertilgt, denn gefördert, habe dann — das folgt aus dem
Zusammenhänge — bei wachsender Republikanisirung Mailands
immer mehr festen Boden gewonnen und wesentlich beigetragen zu
den Reformen des unter Hildebrands Leitung gereinigten Clerus.
Der Lohn dafür war denn, sobald die Römische Papstgewalt fest
stand, der wider das Ketzerthum und die Demokratie gerichtete und
Menschenalter lang fortgesetzte Inquisitionsprocess, an welchem sich
bekanntermassen auch das Kaiserthum mit Nachdruck betheiligte.

Geschichte des Klettgaues im Umriss bis zum Abschluss der Refor-
mation. Nach den Quellen dargestellt von Dr. Martin Wan-
ner. VI. 126. 8. Hamburg bei Meissner 1857.
Diese auf gründlicher Forschung ruhende, gut geschriebene Mo-
nographie behandelt im ersten Abschnitt Kelten und Römer, im
zweiten die Ansiedelung der Alemannen, im dritten das Chri-
stentbum und die Karolingische Zeit, im vierten die geschichtliche
Stellung des Klettgaues bis zur Reformation und im letzten diese
selber. Der Verfasser hält mit besonderer Vorliebe die Keltisch-
Römische Zeit fest, beschreibt Sprach- und Baudenkmäler nicht ohne
sichtbaren Eifer und stehet dabei, wie billig, auf eigenen Füssen.
Den Namen leitet er von dem Keltischen „cladh“-Ufer ab, weil das
Ländchen in der That dem Wortbegriffe entspreche, indem es auf
zwei Seiten vom Rhein, auf der dritten von der Wutach umgeben
allerdings ein Uferland heissen könne. Aber ist denn nicht die in
der Note angeführte, uralte Ableitung von „schwerem, lettigem Bo-
den“ im rauhen Gurgelton natürlicher und eben desshalb haltbarer?
Wozu denn überall Kelten suchen, wenn die Teutsche Wurzel aus-
reicht? — Hielten schon, wie S. 15 bemerkt wird, die Gallier auf
die Gloire und den Esprit, oder Pulverdampf und Calenbourg, (rem
militarem et argute loqui Gallus persequitur. Cato orig.): so war
der Germane seinerseits eben so tapfer als nationalstolz, mithin
Verächter ausländischer Ortstaufe. — Mit grösserm Erfolg verthei-
digt Herr Wanner als geborner Klettgauer für das heutige Dorf
Schleitheim die Ehre der Römisch-Keltischen Stadt Juliomagus
(mag— Sitz S. 3} wider Hrn. Mommsen, welcher dort nur einen
Wachtposten von Vindonissa (Windisch) aufgestellt erblickte. (S. 14 ff.)
Dagegen, wird angeführt, zeuge schon die Oertlichkeit, welche drei
Viertel Stunden weit theils auf Ruinen ruhe, theils von ihnen um-
geben sei. — Minder glücklich ist die übliche Erklärung Zehntland,
agri decumates, verlassen und gegen den unerwiesenen Begriff der
geregelten Grundeintheilung vertauscht worden feg — vermessenes
Land). Denn wie konnte doch letztere so früh statthaben, da nach
 
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