Neueste Sammlung ausgewählter Griech. u, Röm. Classiker. 289
Beziehungen und Hinweisungen, die in der Antigone auf die Anfangszeit des
peloponnesischen Kriegs vorkommen und damit die Zeit der Abfassung des
Stückes näher erkennen lassen sollen (S. 16 -42), eben so die daran sich
schliessende Frage nach einer angeblichen Ueberarbeitung des Stückes, wie
sie auch auf gleiche Weise in andern Dramen des Sophokles (S. 60 ff.) be-
merkbar sein soll, und den Nachkommen des Sophokles aufgebürdet wird
(S. 64 ff.), welche mehrfach Einschiebungen eines gleichartigen Styls sich
erlaubt haben sollen u. dgl. 5 dahin werden denn z. B. alle die Stellen gezählt,
die in ihrem Inhalt eine gewisse Aehnlichkeit mit einzelnen Stellen, Aussprü-
chen und Sentenzen des Herodotus darbieten und aus dem Einfluss der Lectüre
des Herodotus abgeleitet werden, die aber freilich erst nach dem Tode des
Sophokles stattgefunden haben soll u. s. w. Da das Alles mehr oder minder
auf Vermuthungen beruht, über deren grössere oder geringere Verlässigkeit
oder Wahrscheinlichkeit man, je nach der subjectiven Anschauung, verschieden
denken und urtheilen wird, während derjenige, der nur durch feste Zeugnisse
und positive Angaben sich bestimmen lässt, weiss, was er von Allem dem zu
halten hat, so kann hier darauf eben so wenig weiter eingegangen werden,
wie auf manche andere Punkte, welche in dieser Einleitung vorkommen und
Stoff genug zu weiterer Besprechung bieten können.
Die Fortsetzung des Plutarch bringt zwei der interessantesten Biogra-
phien, auch für unsere Zeit, wenn sie die Gesetzgebung der beiden Haupt-
staaten Griechenlands näher kennen zu lernen wünscht; die Fortsetzung des
Pausanias enthält das dritte und vierte Buch, oder die Lakonika und Mes-
seniaka, also ebenfalls zwei der wichtigsten Abschnitte aus dem Werke des
Periegeten; die Uebersetzung ist durchweg mit der gleichen Sorgfalt, wie die
der beiden vorausgehenden Bücher veranstaltet.
Das sechste Bändchen des Tacitus enthält den Schluss der Annalen,
und ausserdem Supplemente der vom 16. Buch der Annalen verlorenen Theile,
so wie Summarien, d. h. Inhaltsübersichten zu dem Dialogus über den Verfall
der Beredsamkeit, zur Germania, dem Agricola und den Annalen nach den ein-
zelnen Büchern, auch den in der Mitte fehlenden, von welchen kurze Supple-
mente mitgetheilt werden.
Zum Schlüsse haben wir noch der mit den zwölf ersten Büchern in einem
Bändchen begonnenen Uebersetzung der Odyssee zu gedenken, nachdem der
nun vollendeten Uebersetzung der Ilias bereits früher in diesen Blättern (Jhrgg.
1856 S. 308 ff., 1857 S. 309 ff) gedacht worden war. Was dort über die
Ilias bemerkt worden, das kann in gleichem Grade auch von dieser Ueber-
tragung der Odyssee gelten; wir aber wollen uns freuen, nach so manchen
Versuchen, wie sie mit dem ersten Auftreten von J. H. Voss verschiedentlich
mit mehr oder minder Glück gemacht worden sind, nun eine Verdeutschung
erhalten zu haben, die den Charakter des alten ehrwürdigen Liedes bewahrt
hat, die uns auch im deutschen Gewände einen wahren Homer vorflibrt, und
so auch dem der griechischen Sprache Unkundigen einen Begriff des alten
Epos zu geben und ihm dasselbe in seiner Einfachheit und Natürlichkeit, in
seiner ungeschminkten Würde vorzuführen vermag. Dieses Ziel aber dürfte
kaum eine der früheren Uebersetzungen erreicht haben: sind sie doch kaum
im Stande, dem des Originals Unkundigen einen richtigen Begriff dieser Poesie
Beziehungen und Hinweisungen, die in der Antigone auf die Anfangszeit des
peloponnesischen Kriegs vorkommen und damit die Zeit der Abfassung des
Stückes näher erkennen lassen sollen (S. 16 -42), eben so die daran sich
schliessende Frage nach einer angeblichen Ueberarbeitung des Stückes, wie
sie auch auf gleiche Weise in andern Dramen des Sophokles (S. 60 ff.) be-
merkbar sein soll, und den Nachkommen des Sophokles aufgebürdet wird
(S. 64 ff.), welche mehrfach Einschiebungen eines gleichartigen Styls sich
erlaubt haben sollen u. dgl. 5 dahin werden denn z. B. alle die Stellen gezählt,
die in ihrem Inhalt eine gewisse Aehnlichkeit mit einzelnen Stellen, Aussprü-
chen und Sentenzen des Herodotus darbieten und aus dem Einfluss der Lectüre
des Herodotus abgeleitet werden, die aber freilich erst nach dem Tode des
Sophokles stattgefunden haben soll u. s. w. Da das Alles mehr oder minder
auf Vermuthungen beruht, über deren grössere oder geringere Verlässigkeit
oder Wahrscheinlichkeit man, je nach der subjectiven Anschauung, verschieden
denken und urtheilen wird, während derjenige, der nur durch feste Zeugnisse
und positive Angaben sich bestimmen lässt, weiss, was er von Allem dem zu
halten hat, so kann hier darauf eben so wenig weiter eingegangen werden,
wie auf manche andere Punkte, welche in dieser Einleitung vorkommen und
Stoff genug zu weiterer Besprechung bieten können.
Die Fortsetzung des Plutarch bringt zwei der interessantesten Biogra-
phien, auch für unsere Zeit, wenn sie die Gesetzgebung der beiden Haupt-
staaten Griechenlands näher kennen zu lernen wünscht; die Fortsetzung des
Pausanias enthält das dritte und vierte Buch, oder die Lakonika und Mes-
seniaka, also ebenfalls zwei der wichtigsten Abschnitte aus dem Werke des
Periegeten; die Uebersetzung ist durchweg mit der gleichen Sorgfalt, wie die
der beiden vorausgehenden Bücher veranstaltet.
Das sechste Bändchen des Tacitus enthält den Schluss der Annalen,
und ausserdem Supplemente der vom 16. Buch der Annalen verlorenen Theile,
so wie Summarien, d. h. Inhaltsübersichten zu dem Dialogus über den Verfall
der Beredsamkeit, zur Germania, dem Agricola und den Annalen nach den ein-
zelnen Büchern, auch den in der Mitte fehlenden, von welchen kurze Supple-
mente mitgetheilt werden.
Zum Schlüsse haben wir noch der mit den zwölf ersten Büchern in einem
Bändchen begonnenen Uebersetzung der Odyssee zu gedenken, nachdem der
nun vollendeten Uebersetzung der Ilias bereits früher in diesen Blättern (Jhrgg.
1856 S. 308 ff., 1857 S. 309 ff) gedacht worden war. Was dort über die
Ilias bemerkt worden, das kann in gleichem Grade auch von dieser Ueber-
tragung der Odyssee gelten; wir aber wollen uns freuen, nach so manchen
Versuchen, wie sie mit dem ersten Auftreten von J. H. Voss verschiedentlich
mit mehr oder minder Glück gemacht worden sind, nun eine Verdeutschung
erhalten zu haben, die den Charakter des alten ehrwürdigen Liedes bewahrt
hat, die uns auch im deutschen Gewände einen wahren Homer vorflibrt, und
so auch dem der griechischen Sprache Unkundigen einen Begriff des alten
Epos zu geben und ihm dasselbe in seiner Einfachheit und Natürlichkeit, in
seiner ungeschminkten Würde vorzuführen vermag. Dieses Ziel aber dürfte
kaum eine der früheren Uebersetzungen erreicht haben: sind sie doch kaum
im Stande, dem des Originals Unkundigen einen richtigen Begriff dieser Poesie