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Literaturberichte aus Italien.
leere Wortgeklingel, die Schwatzhaftigkeit über Nichts, in der sich so man-
che gefielen, wird sich verlieren, man wird höhere Zwecke verfolgen, ohne
der Schönheit der Form etwas zu vergeben. Es scheint, als wenn der Ver-
fasser dabei zugleich allen denen eine Lehre geben wollte, welche uns mit
süssen Redensarten vorerzählen, was sie den Vöglein abgelauscht, oder was
ihnen der Wald gelispelt. Die positiven Wissenschaften werden zu gleicher
Zeit die Schranken brechen, welche die Schulgelehrsamkeit hie und da ange-
legt hat. Die Wissenschaft ist Freundin der Wahrheit und flosst Verachtung
gegen alles gekünstelte und conventionelle ein, indem es unmöglich ist, noch
ferner solche Schranken anzuerkennen, die, sich nicht auf Vernunft gründen.
Der Verfasser fürchtet nicht, dass die Phantasie darunter leiden dürfte. Je
weiter man auf die Höhe der Wahrheit gelangt, desto grösser ist das Feld,
auf dem sich die Einbildungskraft entwickeln kann.
Diese Erscheinungen sind in folgenden Werken geschichtlich entwickelt:
Sommario della sloria letteraria di Italia. Venezia. 1857. Tip. Longo.
In dieser kurzen Geschichte der italienischen Literatur, Vorläufer eines
grösseren Werkes, hat der Verfasser den Einfluss der Weltgeschichte auf die-
selbe in raschen Zügen vorgeführt, und besonders den nachtheiligen der nor-
dischen Barbaren, und den wohlthätigen der später so geschmähten Moha-
medaner.
So wie der gründliche Kenner des Ackerbaues in der Lombardei, Herr
Jacini, über diesen Gegenstand des Staatshaushalts ein bekanntes Werk in
Betreff der Lombardei vor ein Paar Jahren herausgegeben hat, so hat auch
jetzt Herr Colotta den Venetianischen behandelt:
L’ agricollura delle provincie Venete. Ragiomenti Economici di Giacomo Co-
lotta. Venezia 1856.
Der Verfasser klagt besonders über die noch zu geringe Vertheilung des
Eigentbums in dieser Provinz, welche auf dem Grundsatz beruht, dass man
lieber auf grossen Besitz, als auf grössern Ertrag sieht. Besonders findet er
die Zeit des Endes der Venetianischen Republik für den Ackerbau verderb-
lich, da die grossen Grundbesitzer ihr Vermögen lieber zur Erbauung pracht-
voller Paläste in Venedig verwendeten, als zur Verbesserung ihrer grossen
Besitzungen. Freilich hatte die französische Herrschaft die Majorate aufge-
hoben; danach findet der Verfasser, dass das alte Sprichwort noch heute
wahr ist: Latifundia perdiderunt Romain. Er erklärt sich daher unbedingt
für die vollständige Freiheit zu parcelliren. Es ist merkwürdig, wie sehr
darüber verschiedene Meinungen obwalten. So gibt es z. B. im Canton Tes-
sin unter andern vier Besitzungen, welche zeigen, dass bei grosser Verthei-
lung des Grundvermögens doch nicht unbedeutende Grundbesitzer vorhanden
sind. Das Beispiel dieser vier Grundbesitzer zeigt dies im Kleinen, was sich
in Frankreich im Grossen wiederholt. Diesen vier unbedeutenden Gutsbe-
sitzern gehört an Ländereien ein Werth von 23,209 Franken, so dass auf
Jeden etwa ein Besitzthum von 1,200 Thlr. kommt. Das Besitzthum dieser
vier Personen ist aber in 874 Stücke vertheilt, so dass im Durchschnitt jedes
Literaturberichte aus Italien.
leere Wortgeklingel, die Schwatzhaftigkeit über Nichts, in der sich so man-
che gefielen, wird sich verlieren, man wird höhere Zwecke verfolgen, ohne
der Schönheit der Form etwas zu vergeben. Es scheint, als wenn der Ver-
fasser dabei zugleich allen denen eine Lehre geben wollte, welche uns mit
süssen Redensarten vorerzählen, was sie den Vöglein abgelauscht, oder was
ihnen der Wald gelispelt. Die positiven Wissenschaften werden zu gleicher
Zeit die Schranken brechen, welche die Schulgelehrsamkeit hie und da ange-
legt hat. Die Wissenschaft ist Freundin der Wahrheit und flosst Verachtung
gegen alles gekünstelte und conventionelle ein, indem es unmöglich ist, noch
ferner solche Schranken anzuerkennen, die, sich nicht auf Vernunft gründen.
Der Verfasser fürchtet nicht, dass die Phantasie darunter leiden dürfte. Je
weiter man auf die Höhe der Wahrheit gelangt, desto grösser ist das Feld,
auf dem sich die Einbildungskraft entwickeln kann.
Diese Erscheinungen sind in folgenden Werken geschichtlich entwickelt:
Sommario della sloria letteraria di Italia. Venezia. 1857. Tip. Longo.
In dieser kurzen Geschichte der italienischen Literatur, Vorläufer eines
grösseren Werkes, hat der Verfasser den Einfluss der Weltgeschichte auf die-
selbe in raschen Zügen vorgeführt, und besonders den nachtheiligen der nor-
dischen Barbaren, und den wohlthätigen der später so geschmähten Moha-
medaner.
So wie der gründliche Kenner des Ackerbaues in der Lombardei, Herr
Jacini, über diesen Gegenstand des Staatshaushalts ein bekanntes Werk in
Betreff der Lombardei vor ein Paar Jahren herausgegeben hat, so hat auch
jetzt Herr Colotta den Venetianischen behandelt:
L’ agricollura delle provincie Venete. Ragiomenti Economici di Giacomo Co-
lotta. Venezia 1856.
Der Verfasser klagt besonders über die noch zu geringe Vertheilung des
Eigentbums in dieser Provinz, welche auf dem Grundsatz beruht, dass man
lieber auf grossen Besitz, als auf grössern Ertrag sieht. Besonders findet er
die Zeit des Endes der Venetianischen Republik für den Ackerbau verderb-
lich, da die grossen Grundbesitzer ihr Vermögen lieber zur Erbauung pracht-
voller Paläste in Venedig verwendeten, als zur Verbesserung ihrer grossen
Besitzungen. Freilich hatte die französische Herrschaft die Majorate aufge-
hoben; danach findet der Verfasser, dass das alte Sprichwort noch heute
wahr ist: Latifundia perdiderunt Romain. Er erklärt sich daher unbedingt
für die vollständige Freiheit zu parcelliren. Es ist merkwürdig, wie sehr
darüber verschiedene Meinungen obwalten. So gibt es z. B. im Canton Tes-
sin unter andern vier Besitzungen, welche zeigen, dass bei grosser Verthei-
lung des Grundvermögens doch nicht unbedeutende Grundbesitzer vorhanden
sind. Das Beispiel dieser vier Grundbesitzer zeigt dies im Kleinen, was sich
in Frankreich im Grossen wiederholt. Diesen vier unbedeutenden Gutsbe-
sitzern gehört an Ländereien ein Werth von 23,209 Franken, so dass auf
Jeden etwa ein Besitzthum von 1,200 Thlr. kommt. Das Besitzthum dieser
vier Personen ist aber in 874 Stücke vertheilt, so dass im Durchschnitt jedes