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Nr. 12. HEIDELBERGER 1862.
JAHRBÜCHER DER LITERATÜR.

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.

(Schluss.)
Die eben angeführten Beispiele von künstlichen Pseudomorpho-
sen betreffen meist leichtlösslichere oder doch solche Mineralien, auf
deren Substanz nach und nach durch irgend ein Mittel sichtlich ein-
gewirkt werden konnte, ohne dass dadurch die Form verändert wurde;
so viel mir bekannt, sind jedoch bis jetzt noch keine Silikat-Pseu-
domorphosen künstlich dargestellt worden. In der Natur finden wir
solche öfters, und obwohl hier keine anderen Mittel zur Bildung der-
selben angewendet worden sein dürften, als die, welche auch die
Kunst anwenden würde, so fehlt hier ein mächtiges Agens — die
Zeit! Wer kann ermessen, wie viel Zeit eine Silikat-Pseudomor-
phose bedurfte, bis sie vollendet war, da eine gering wirkende Kraft
viel auszurichten vermag, wenn sie stet und lange wirkt.
Ich reihe noch die Betrachtung einer Silikat-Pseudomorphose
hier an, da ich ein Paar schöne Beispiele einer solchen vorzulegen
vermag, von denen ich das eine ebenfalls der Güte des Hm. Sorby
verdanke; es ist dies die Umwandlung des Orthoklases zu Turmalin
oder zu Turmalin und Quarz. In einem Felsit-Porphyr von Wherry
Mine in Cornwall sind die kleinen Orthoklas-Kryställshen meistens
gänzlich in schwarzen Turmalin umgeändert; nur bei einigen dieser
Pseudomorphosen sieht man in dem körnigen Gemenge, aus welchem
sie bestehen, feine Quarztheilchen liegen. Anders verhält es sich
bei dem Exemplar von Trevalqan in Cornwall, wo der Orthoklas
ebenfalls verschwunden ist und an dessen Stelle Turmalin und Quarz
getreten sind, während sich ersterer nie allein findet. Es ist ein ei-
genthiimliches aus Quarz und Turmalin gemengtes Gestein, in wel-
chem früher kleinere und grössere Orthoklas-Krystalle lagen, die
jetzt nur noch an ihren scharf und deutlich erhaltenen Umrissen zu
erkennen sind, da sie'alle, wie gesagt, in ein Gemenge von Quarz
und Turmalin umgewandelt erscheinen, in welchem bald dieser, bald
jener vorherrscht. Auch wird der Raum, den der frühere Orthoklas-
Krystall einnahm, nie ganz stet erfüllt, denn stets finden sich grössere
oder kleinere Drusenräume in dem Gemenge, jedoch immer so, dass
diese nicht an den Rändern vorkommen und die Umrisse der pseu-
domorphen Krystalle undeutlich machten. Man sieht, dass der Pro-
zess, durch welchen das Zerfallen des Orthoklases hervorgerufen
wurde, sehr ungleich vor sich gegangen ist, nicht nur den verschie-
LV. Jahrg. 3. Heft. 12
 
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