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Nr. 41. HEIDELBERGER 1864.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Schillers Geistesgang. Von Dr. A. Kuhn. Mit einem Portrait. Berlin^
1863. Mylius’sche Verlagshandlung (E. Schweigger). Vll und
406 S. gr. 8.
Unsere Zeit ist gegenüber der Dichtkunst vorzugsweise die
kritische, weniger die selbst klassisch-producirende. Die Dichtungen
unserer besten producirenden Kräfte zeigen uns, am schlagendsten
im dramatischen Gebiete, dass die Grösse des dichterischen Geistes
im umgekehrten Verhältnisse zur Grösse unserer Kritik steht. Es
ist dieses nicht blos im Felde der Poesie, die eine vorzugsweise
ideale ist, sondern auch im Gebiete der die ideale Richtung ein-
schlagenden Wissenschaft der Fall. Der Vorwurf ist die Vergangen-
heit, die Aufgabe ist die Kritik. Man hat an Göthe und Schiller so
lange gezehrt, dass nicht nur über diese allein, sondern selbst über
einzelne Werke derselben umfangreiche Literaturkreise existiren.
Die so zahlreich vertretene Schillerliteratur ist um ein 406 Seiten
grosses Buch, das vorliegende, vermehrt. Der Herr Verf. fühlt bei
der Zahl der über Schillers Leben und Dichtungen existirenden
Werke das Missliche, diese Literntur auf’s Neue zu bereichern. Er
hat sich bei der Abfassung seines Werkes eine doppelte Aufgabe
gesetzt, den „geistigen Entwicklungsgang Schillers zu schreiben“,
zugleich aber auch auf „die zu Gebote stehenden Quellen“ zu ver-
weisen und die „geltendsten Urtheile der Literarhistoriker“ damit
zu verbinden. Natürlich tritt bei der Durchführung der ersten Auf-
gabe das biographische Moment mehr zurück und die zweite Auf-
gabe will den Leser in den Stand setzen, sich selbst sein Urtheil
zu bilden.
Schiller soll „objectiv“ dargestellt werden, es soll eine „wahre
Entwicklungsgeschichte seines Geistes“ gegeben; es soll „den wirk-
lichen Beeinflussungen auf die innere Anschaungsweise des Dichters“
nachgespürt, es soll seine allmählige, mit „unermüdeter Geistes-
arbeit“ gewordene Entwicklung dem Leser vorgeführt werden.
Der Herr Verf. schickt seiner Darstellung eine Einleitung
(S. 1—27) voraus. Das Ganze zerfällt in drei Ab th e il u n g en.
Die erste Abtheilung umfasst die Periode der jugend-
lichen Anschauungen und Strebungen des Dichters
(S. 27— 154), die zweite die historische und philoso-
phisch e P e r io d e (S. 154—282), die dritte die dramatische
Poesie und die Periode der Classicität (S. 282—381).
Daran schliessen sieh Anmerkungen zu den drei Abtheilungen
(S. 381—292) und 9 Beilagen (S. 392—406).
LV1L Jahrg 9. Heft.

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