426
Marmor: Die Uebergabe von Konstanz an Oesterreich.
Stadt Konstanz zu Uns zu verordnen und abzufertigen haben, Uns
um Huld und Gnade unterthäuiglich anzusuchen etc.«
Merkwürdig ist für dieses Stadium der Vorverhandlungen ein
vom Verf. S. 7 angeführter Zwischenfall. Den 8. Nov. 1547 er-
hielt der Stadtrath ein Schreiben des Freiherrn (Ulrich) von Süx
zu Bürglen, worin ein Gesandter des Raths an ihn begehrt wurde.
Dieser — der Bürgermeister Thomas Blarer, Bruder des Reforma-
tors — traf bei ihm einen Freiherrn von Schwarzenberg, — wie
in einer Anm. von Ritter v. Bergmann? wohl richtig vermuthet
wird, einen Schwager des Herrn von Sax — welcher den Rath
gab, die Stadt solle sich in keine beschwerliche Aussöhnung mit
dem Kaiser einlassen, »da er von einem Herrn den Auftrag habe
den Rath zu warnen, weil er der Stadt, wenn es verlangt würde,
mit Leuten uud Gütern beholfen sein wollte.« Sollte dieser Herr
der Graf Wilhelm von Fürstenberg oder der Herzog von Würtem-
berg gewesen, oder nicht, vielleicht das Ganze eine österreichische
Falle gewesen sein, um die widerspenstige Reichsstadt noch mehr
zu compromittiren ?
Der zweite Akt des Drama’s beginnt mit der Instruction für
die vom kleinen und grossen Rath den 14. April zum Reichstag
nach Augsburg abgefertigten Gesandten, den Altbürgermeister
Thomas Blarer, Peter Labhart und Hieronymus Hürus. Diese ging
dahin, zuerst mit Dr. Gienger zu verhandeln und dessen Rath ent-
gegen zu nehmen, den Wunsch auszusprechen, mit dem Kaiser zu-
erst, dann erst mit seinem Bruder zu verhandeln, eventuell, wenn
sie zum Fussfall vor dem Kaiser zugelassen würden, diesen zu
leisten und sich in desselben Gehorsam und Gnade zu ergeben.
Würden weitere »Beschwerlichkeiten« von ihnen verlangt, so soll-
ten sie sich dagegen sträuben, nöthigenfalls an den Rath berich-
ten, besonders wenn eine solche Handlung »gegen Gott und gutes
Gewissen« und der Bürgerschaft verderblich wäre, den ihnen zuge-
mutheten Eid sollten sie nur in der vom Rath vorgeschriebenen
Weise, oder auf andere ungefährliche Weise leisten, oder weitern
Bericht erstatten, endlich über der Stadt Betheiligung am schmal-
kaldischen Krieg und die angeblichen Bündnisse mit Frankreich
und den Eidgenossen sich bestens entschuldigen oder rechtfertigen
und wegen des Güterarrestes ihr Möglichstes thun, auch einen ge-
schickten und vertrauten Dollmetscher zu sich nehmen. Mündlich
wurde dieser Instruction beigefügt, dass sie die erbotenen guten
Dienste mehrerer genannten Herrn, des Abts Gerwig Blarer zu
Weingarten, des Grafen Friedrich von Fürstenberg, Sigmund von
Landenberg u. A. mit Dank in Anspruch nehmen sollen. Daneben
erhielten sie unbeschränkte Vollmacht zur Verhandlung Namens des
Raths und der Gemeinde und einen Beglaubigungsbrief an den
Minister Granvella. So ritten sie den 22. April in Augsburg ein.
Granvella war krank und so gaben sie ihr Creditiv an dessen Sohn,
den Bischof von Arras, der dann auch fortan die Unterhandlungen
Marmor: Die Uebergabe von Konstanz an Oesterreich.
Stadt Konstanz zu Uns zu verordnen und abzufertigen haben, Uns
um Huld und Gnade unterthäuiglich anzusuchen etc.«
Merkwürdig ist für dieses Stadium der Vorverhandlungen ein
vom Verf. S. 7 angeführter Zwischenfall. Den 8. Nov. 1547 er-
hielt der Stadtrath ein Schreiben des Freiherrn (Ulrich) von Süx
zu Bürglen, worin ein Gesandter des Raths an ihn begehrt wurde.
Dieser — der Bürgermeister Thomas Blarer, Bruder des Reforma-
tors — traf bei ihm einen Freiherrn von Schwarzenberg, — wie
in einer Anm. von Ritter v. Bergmann? wohl richtig vermuthet
wird, einen Schwager des Herrn von Sax — welcher den Rath
gab, die Stadt solle sich in keine beschwerliche Aussöhnung mit
dem Kaiser einlassen, »da er von einem Herrn den Auftrag habe
den Rath zu warnen, weil er der Stadt, wenn es verlangt würde,
mit Leuten uud Gütern beholfen sein wollte.« Sollte dieser Herr
der Graf Wilhelm von Fürstenberg oder der Herzog von Würtem-
berg gewesen, oder nicht, vielleicht das Ganze eine österreichische
Falle gewesen sein, um die widerspenstige Reichsstadt noch mehr
zu compromittiren ?
Der zweite Akt des Drama’s beginnt mit der Instruction für
die vom kleinen und grossen Rath den 14. April zum Reichstag
nach Augsburg abgefertigten Gesandten, den Altbürgermeister
Thomas Blarer, Peter Labhart und Hieronymus Hürus. Diese ging
dahin, zuerst mit Dr. Gienger zu verhandeln und dessen Rath ent-
gegen zu nehmen, den Wunsch auszusprechen, mit dem Kaiser zu-
erst, dann erst mit seinem Bruder zu verhandeln, eventuell, wenn
sie zum Fussfall vor dem Kaiser zugelassen würden, diesen zu
leisten und sich in desselben Gehorsam und Gnade zu ergeben.
Würden weitere »Beschwerlichkeiten« von ihnen verlangt, so soll-
ten sie sich dagegen sträuben, nöthigenfalls an den Rath berich-
ten, besonders wenn eine solche Handlung »gegen Gott und gutes
Gewissen« und der Bürgerschaft verderblich wäre, den ihnen zuge-
mutheten Eid sollten sie nur in der vom Rath vorgeschriebenen
Weise, oder auf andere ungefährliche Weise leisten, oder weitern
Bericht erstatten, endlich über der Stadt Betheiligung am schmal-
kaldischen Krieg und die angeblichen Bündnisse mit Frankreich
und den Eidgenossen sich bestens entschuldigen oder rechtfertigen
und wegen des Güterarrestes ihr Möglichstes thun, auch einen ge-
schickten und vertrauten Dollmetscher zu sich nehmen. Mündlich
wurde dieser Instruction beigefügt, dass sie die erbotenen guten
Dienste mehrerer genannten Herrn, des Abts Gerwig Blarer zu
Weingarten, des Grafen Friedrich von Fürstenberg, Sigmund von
Landenberg u. A. mit Dank in Anspruch nehmen sollen. Daneben
erhielten sie unbeschränkte Vollmacht zur Verhandlung Namens des
Raths und der Gemeinde und einen Beglaubigungsbrief an den
Minister Granvella. So ritten sie den 22. April in Augsburg ein.
Granvella war krank und so gaben sie ihr Creditiv an dessen Sohn,
den Bischof von Arras, der dann auch fortan die Unterhandlungen