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Die Urform der Voss’ischen Uebersetzung.

hart zu sprechen (denn zur Zeit des Ulfilas würde der Name Ra-
ginahardus gelautet haben, im westgotischen des IX. Jahrhunderts
lautete er Rainhart, s. Haupts Zeitschrift für deutsche Alterthums-
wissenschaft I, 390); sondern er spricht nur von einer altern d. h.
noch immer althochdeutschen Form Raginohart. Endlich ist
Grimms Uebersetzung des Namens Reginhart als Rathgeber un-
zweifelhaft falsch.
Wie der Verf. nun für den Ursprung der Thiersage die An-
sicht J. Grimms als gewiss hinstellt, so gibt er auch bei der Dar-
stellung der unmittelbaren Quelle des Reinaert, des französischen
Roman du Renart die Versuche Jonckbloets diesen spröden Stoff zu
bewältigen mit der grössten Zuversicht wieder. S. 78. 79. Anm, 1.
Und doch scheinen diese Versuche nicht das richtige getroffen zu
haben und sie mussten verunglücken, so lange sie sich nur auf die
Ausgabe Meons stützen konnten.
Wir müssen hoffen, dass die folgenden Bändchen über die
neuere Blüteperiode der niederländischen Literatur, ein Gebiet, auf
dem der Verf. schon selbständige Arbeiten veröffentlicht hat, mehr
ihrem Zwecke entsprechen als das erste.
Ernst Martin.

Die Urform der Voss’ischen Uebersetzung vom Lob Italiens. Vergilii
Georgica, IL 136—176.
Vor vielen Jahren fand ich in einem Leipziger Antiquariat
zwei alte Quartblätter, welche die metrische Uebersetzung eines
Bruchstückes aus dem zweiten Gesänge der Georgiken Vergil’s ent-
halten. Die Voss’ische Uebersetzung kannte ich damals noch nicht,
und jene Blätter kamen bald in Vergessenheit. Erst später stellte
sich mir durch Vergleichung der letzteren mit der ersten Ausgabe
(1789) die Vermuthung heraus, dass jene aus einer, vor dem
Druck angefertigten Handschrift der Uebersetzung Voss’ stam-
men müssten, ja, die spätere Einsicht in Voss’ische Original-
manuscripte gab mir sogar die erfreuliche Gewissheit, dass die
Blätter von Voss’ eigener Hand geschrieben sind. Es sind die kräf-
tigen, aber schon zur plastischen Schönheit seiner spätem Schrift-
züge neigenden Charaktere; die ganze äussere Form der Scriptur
aber zeugt von jener ehrenhaften Solidität, von jenem reinen Formen-
sinn, welche die Grundzüge vom Charakter Voss’ selbst bilden. Da
der erste Gesang seiner Georgika (unter dem Titel: »Virgil’s Land-
leben«) 1783 im »deutschen Museum«, der ganze »Landbau« aber
zuerst 1789 erschien, so müssen jene Blätter aus den dazwischen
liegenden Jahren stammen, was auch aus der auffallenden Gleich-
heit der Schrift mit Manuscripten aus dieser Periode erhellt.
 
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