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Nr. 28.

HEIDELBERGER

1871.




Ueber griechische Metrik.

(Fortsetzung.)
Diese kleineren Stücke werden dann von uns als für sich be-
stehende Ganze aufgefasst, aber dennoch rhythmisch mit einander
verbunden werden. Es kommt mir natürlich nicht in den Sinn
zu sagen, dass bei den Alten solche Pausen im Gebrauche gewesen
seien ; das Beispiel soll nur darauf hindeuten, dass die Alten mehr
auf die Reihe als auf den Einzeltact achteten, und daher auch viel
mehr Freiheit in der Verbindung von verschiedenartigen Reihen,
wie Dipodie und Tripodie sind, sich erlaubten.
§ 7. Die Verbindung der πόδες μεγάλοι zu πόδες μεγι-
Gtoi kann auf zweierlei Weise geschehen.
A. Entweder können die beiden jrodeg μεγάλοι so aneinander
gesetzt werden, dass ein jeder derselben seine Selbständigkeit be-
wahrt. Dies wird dadurch bezeichnet, dass
1. der anfangende Iambus und der schlieszende *) Trochäus die
syllaba anceps zulassen, wie und
- v, - v , - va ;
2. dass jeder πονς μέγας die Catalexis zulässt, wie v-,~;
υ-,ν-,-ι -v,-·, -v,-v,~; vv-,-; vv-,vv- , -vv,-; -vv,
- V V , - .
Es bleibt jedoch unentschieden, ob die Catalexis im ersten
πονς (με'γας) des πονς μέγιΰτος, wenn er steigenden Rhyth-
mus hat, unbedingt erlaubt ist oder ob sie auf die Füsse v-,-
und vv-,- (s. § 12) beschränkt ist.
B. Oder die beiden πόδες μεγάλοι können so verbunden sein,
dass nur der ganze πονς μέγιΰτος die genannten Erscheinungen
der syllaba anceps und Catalexis zulässt, wie -v ,-v ,-v ,-ν^’,ν3· -,
v-,v-,v-; -ν,-ν,-ν,-; νΆ-,ν -,v-,~; -vv,-vv,-vv,~ .
Ich werde die erste Art von Verbindung die un geeinte, die
zweite die geeinte (ungeeinter und geeinter πονς μέγιΰτος)
nennen. Der Unterschied zwischen beiden scheint darin zu be-
stehen, dass die geeinten ein schnelleres Tempo (αγωγή) hatten
als die ungeeinten, welche demnach einen gewichtigeren, ruhigeren
Vortrag voraussetzen, wie es namentlich in den so genannten Dactylo-
epitriten der Fall gewesen zu sein scheint. Uebrigens lässt sich
die Unterscheidung derselben nicht streng durchführen, insofern
*) Im Einverständniss mit dem Herrn Herausgeber schreibe ich in.Zu-
kunft nach langem Selbstlaut sz statt es, um z. B. (wie auf S. 428) Masze
von blasse unterscheiden zu können.
LXIV Jahrg. ß. Heft.

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