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Nr. 31. HEIDELBERGER . 1871.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Geschichte der Logik im Abendlande von Dr, CarlPranll,
Professor an der Universität und Mitglied der Akademie zu
München. Vierter Band. Hirzel. 1870. VIII und 305 S. gr. 8.
Prantl’s Geschichte der Logik ist unstreitig eines der bewun-
derungswürdigsten Beispiele deutscher Gelehrsamkeit und Forschung.
Bis jetzt sind von dem Werke vier Bände erschienen, welche den
Betrieb der Logik im Alterthum und Mittelalter bis her auf die
ersten Decennien des 16. Jahrhunderts darstellen. Für Kenntniss
der Geschichte der Logik sind diese Untersuchungen epochemachend
oder vielmehr einzig iji ihrer Art; aber auch die Beurtheilung der
Scholastik dürfte in Folge davon in ein neues Stadium treten, und
reichen Gewinn erhält die Darstellung der Geschichte der Philo-
sophie überhaupt, deren schwächste Seite früher bekanntlich das
Mittelalter gewesen ist.
Im dritten Bande, welcher 1867 erschienen ist, hatte der H.
Verfasser die von ihm sogenannte byzantinische Logik und nament-
lich deren einflussreiche Lehre von den proprietates terminorum,
darauf die an die byzantinische sowohl als an die arabische Stoff-
zufuhr seit dem 13. Jahrhundert sich anschliessende Thätigkeit
des lateinisch redenden Abendlandes bis auf Occam’s Terminismus
und hiebei das Auftreten mannigfacher auf die damaligen wissen-
schaftlichen Fragen sich beziehenden Parteiansichten vorgeführt,
welche man in der Geschichtschreibung unzutreffend gewöhnlich
mit den Schlagworten Realismus und Nominalismus kurz abthun
zu dürfen geglaubt hat.
Der vorliegende vierte Band nun handelt weiter 1) vom ȟp-
pigsten Wuchern der scholastischen Logik« im 14. und 15. Jahr-
hundert, 2) von den »ersten Wirkungen der Renaissance« und 3)
von der »reichen Nachblüthe der scholastischen Logik« im 15. bis
in das 16. Jahrhundert.
1) Seit dem Vorgänge Occam’s bilden, wie der H. Verfasser
zeigt, die namentlich in den Summulä des Petrus Hispanus über-
mittelte byzantinische Lehre von den proprietates terminorum
(parva logicalia) und dann mit Erweiterung dieser Lehre die Trak-
tate über Gonsequentiae, Obligatoria (Obligationes), Ineolubilia
sammt den mannigfaltigsten Sophismen ein mächtiges Ferment der
scholastischen Logik. Eine besondere Literatur über die Conse-
quentiae d. h. über Folgerungen dergleichen z. B. in enthymema-
tischer Form zwischen äquipollenten Urtheilen oder bei der Um-
kehrung eines Urtheils sich ergeben, war zwar schon vor Occam
LXIV. Jahrg. 7. Hefi. 31
 
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