Die Entwicklung der Provinz Moesia.
Alfred von Domaszewski.
In den Gedichten Ovids aus der Zeit seiner Verbannung sind
Züge, welche die Zustände der Landschaften an der unteren Donau
wiederspiegeln, äusserst selten. Der gedrückte Geist des Dichters, der
sich in Sehnsucht verzehrt nach seinem geliebten Eom, war ausser
Stande, die ihn umgebende Wirklichkeit anschauend in sich aufzu-
nehmen; nur von Lauten des Missmutes über sein beklagenswertes
Schicksal ertönt seine Leyer und nur die Hoffnung hält ihn noch auf-
recht, dass seine Freunde und Gönner von Mitleid bewegt, die Milderung
seines harten Looses bei den Herrschern erwirken würden. In diesen
Grau in Grau gemalten Bildern tritt die Getennot, welche dauernd über
Tomis schwebte, allein in lebhafteren Farben hervor. In der Schilderung
dieser Gefahren sind noch Momente erhalten, welche eine historische
Deutung rechtfertigen.
Die Jahr für Jahr wiederkehrenden Raubeinfälle der Barbaren,
welche in den Ebenen nördlich der Donau sassen, hatten sich im vierten
Jahre von Ovids Verbannung zu einem wirklichen Kriegszustand ge-
steigert. In einem Gedichte aus diesem Jahre1) schildert Ovid die
Einnahme von Äegisos (heute Tultscha) durch die Geten als ein Er-
eignis der jüngsten Vergangenheit.2) es Ponto 1, 8. Z. 11—24:
1) Die Datierung gibt der Dichter selbst Z. 28: quattuor autumnos Pleias
orta facit.
2) Die Einnahme von Aegisos in die Zeit des pannonischen Aufstandes (6—0
n. Chr.) zu setzen, wie dies 0. Schulz Quaestiones Ovidianae p. 34 thut, ist deshalb
unmöglich, weil der Dichter von dem Kriegszustände, als einem selbst erlebten,
spricht Z. 10: haec in procinctu carmina facta leges und ausserdem für die Er-
wähnung eines Ereignisses, das sich vor dem Zeitpunkt zugetragen, in welchem
Alfred von Domaszewski.
In den Gedichten Ovids aus der Zeit seiner Verbannung sind
Züge, welche die Zustände der Landschaften an der unteren Donau
wiederspiegeln, äusserst selten. Der gedrückte Geist des Dichters, der
sich in Sehnsucht verzehrt nach seinem geliebten Eom, war ausser
Stande, die ihn umgebende Wirklichkeit anschauend in sich aufzu-
nehmen; nur von Lauten des Missmutes über sein beklagenswertes
Schicksal ertönt seine Leyer und nur die Hoffnung hält ihn noch auf-
recht, dass seine Freunde und Gönner von Mitleid bewegt, die Milderung
seines harten Looses bei den Herrschern erwirken würden. In diesen
Grau in Grau gemalten Bildern tritt die Getennot, welche dauernd über
Tomis schwebte, allein in lebhafteren Farben hervor. In der Schilderung
dieser Gefahren sind noch Momente erhalten, welche eine historische
Deutung rechtfertigen.
Die Jahr für Jahr wiederkehrenden Raubeinfälle der Barbaren,
welche in den Ebenen nördlich der Donau sassen, hatten sich im vierten
Jahre von Ovids Verbannung zu einem wirklichen Kriegszustand ge-
steigert. In einem Gedichte aus diesem Jahre1) schildert Ovid die
Einnahme von Äegisos (heute Tultscha) durch die Geten als ein Er-
eignis der jüngsten Vergangenheit.2) es Ponto 1, 8. Z. 11—24:
1) Die Datierung gibt der Dichter selbst Z. 28: quattuor autumnos Pleias
orta facit.
2) Die Einnahme von Aegisos in die Zeit des pannonischen Aufstandes (6—0
n. Chr.) zu setzen, wie dies 0. Schulz Quaestiones Ovidianae p. 34 thut, ist deshalb
unmöglich, weil der Dichter von dem Kriegszustände, als einem selbst erlebten,
spricht Z. 10: haec in procinctu carmina facta leges und ausserdem für die Er-
wähnung eines Ereignisses, das sich vor dem Zeitpunkt zugetragen, in welchem