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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 3.1893

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Pflugk-Harttung, Julius von: Die Schriften S. Patricks
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https://doi.org/10.11588/diglit.29064#0081
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Die Schriften S. Patricks.

Von

J. v. Pflugk-Harttung’.

Von keinem wichtigen Heiligen der christlichen Kirche wissen wir
weniger als von S. Patrick, dem Apostel der Iren. Aber gerade dadurch
fand die lebhafte Einbildungskraft seines Volkes Anlass überall die Leere
auszufüllen und ihren Helden in einer Weise zu steigern, als es sonst
wohl kaum geschehen wäre. Hinzu kam noch bewusste Absicht, wie
sie namentlich von Armagh ausging. Je mehr Verdienste und Rechte
dieses dem ersten Bischof überwies, desto stärker wurde der Boden, auf
dem das Stift seine Ansprüche auf erzbischöfliche und Metropolitanhoheit
über die ganze Insel begründete; waren seine Vorsteher doch Rechtsnach-
folger des grossen Bekehrers. Armagh ist bei seinen Bestrebungen nicht
vor offener Entstellung zurückgeschreckt, welche in dem Book of Ar-
magh nieder gelegt wurden. Diese merkwürdige Handschrift, aus dem
Anfänge des 9. Jahrhunderts,r) bildet zugleich das erste kirchliche
Sammelwerk Irlands und Irlands pseudoisidorische Fälschung. Durch
Thätigkeit der Phantasie und bewusste Unterstellung ist Patrick zu einer
Wichtigkeit ausgeweitet, wie sie ausser S. Petrus kaum ein Apostel für
sein Volk besitzt. Er steht geradezu am Beginne des gesamten mittel-
alterlichen Lebens der Iren: in Theologie, Wissenschaft, lateinischer
Litteratur, kirchlicher Poesie, Recht und Kunst; selbst die Buch-
stabenschrift soll er übers Meer gebracht haben.

Als zuverlässigste Quelle für die Geschichte des Heiligen gelten
zwei von ihm selber herrührende Schriften, die ,Confessio“ und die
„Epistola ad christianos Corotici tyranni subditos“. Hieran reihen sich
eine Anzahl Lebensbeschreibungen vom 7. bis 12. Jahrhunderte, welche

1) Freilich, Zimmer sucht nachzuweisen, dass es erst nach 841 geschrieben
sein kann (Zeitschr. f. deut. Alterth. 35, S. 95). Auf die wirklichen Beziehungen
Patricks zu Armagh braucht hier nicht eingegangen zu werden.
 
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