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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 3.1893

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Wunderlich, Hermann: Zur Sprache des neuesten deutschen Schauspiels, [1]: Vortrag gehalten im historisch-philosophischen Verein zu Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.29064#0263
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Zur Sprache des neuesten deutschen Schauspiels.

Vortrag gehalten im historisch-philosophischen Vereine zu Heidelberg

von

Herrn arm Wunderlich.

Fraglich mag es sein, wie viele Leser das Schauspiel, das ich hier
im Äuge habe, die Werke von Gerhart Hauptmann, Max Halbe, Her-
mann Sudermann u. a. überhaupt als deutsch anerkennen. Norweger
und Pariser Schule sind sie den Einen, Berliner Stimmungs-
bilder den Anderen. Es ist hier nicht der Ort, um darzuthun, wie
ungerecht das erste Urteil gerade die Begabtesten unter den Neueren
in ihrem Bestreben trifft, jene ausländischen Anregungen nun auf deut-
schem Boden in deutscher Arbeit fruchtbar zu machen. Wohl aber be-
darf es für das zweite Urteil nur eines Hinweises auf die Erfahrungen
der Gegenwart, wo diese Berliner Stimmungsbilder allüberall in deutschen
Grossstädten auf verwandte Stimmungen stossen. Denn nicht parti-
kular und nicht national grenzt sich das neueste Schauspiel gegen
das ältere ab, es spiegelt vielmehr einen sozialen Gegensatz wieder, den
die moderne Entwicklung geschaffen hat: die Grossstadt mit dem unge-
messenen Spielraum für alle Kräfte ist der Tummelplatz dieses Schauspiels
und die Grossstadt als Brennpunkt literarischer Bestrebungen ist der
Ausgangspunkt ihrer Technik. Und dieser Technik wollen wir uns hier
allein zuwenden. Sie wird uns auch eher die subjektive Befangenheit
abstreifen, die uns auf dem Tummelplatz leicht überfällt, den neuere
Dramatiker darbieten. Auch wer den Menschen lieber im Ringen mit der
Natur und ihren Elementen erstarken sieht, als im grossstädtischen
Kampfe ums Dasein nervös erliegen; wer gerade in der kleinbürger-
lichen Enge deutsche Züge gewahrt, die im grossen Spiegel der Welt
sich leicht verzerren, wer endlich den deutschen Geistim deutschen
Heim wesen sucht, nicht da, wo ein „grosses Haus“ gemacht wird —
 
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