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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 6.1896

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Heft 2
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Thode, Henry: Eine italienische Fürstin aus der Zeit der Renaissance
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https://doi.org/10.11588/diglit.29036#0161
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Eine italienische Fürstin aus der Zeit der Renaissance

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lieh meint, der herrlichen Aussicht wegen! Man tritt zum Fenster —
da breitet sich einer Ueberschwemmung gleich schwermütig monoton
die stille Wasserfläche des Mincio aus. Nein, da draussen liegt das
Paradies nicht, hier drinnen glaubte sie es sich zu schaffen. Aber doch:
die Landschaft steht in einer geheimnisvoll harmonischen Beziehung
zu der Bewohnerin dieser Räume! Kein lachendes, frühlingsjunges tos-
kanisches Gefilde, kein dunkler, schroff und zackig aufragender Ge-
birgszug: eine ruhig rastende, nur an der Oberfläche bewegte weite
Wasserfläche! Eine Natur, bei deren Anblick das menschliche Herz
nicht aufjauchzt in überwallender, unendlicher Sehnsucht nach Liebe
und Glück, nicht bange schauernd der starren Unwandelbarkeit ewigen
Seins die flüchtige Vergänglichkeit menschlichen Wesens vergleicht —
eine Natur, die dem Menschen das Leben deutet als ein in massvollem
Wechsel von Thätigkeit und Beschaulichkeit harmonisch sich vollziehen-
des Spiel der Kräfte! Unbewegt von Hoffnung und von Furcht, wie
das der Marchesa von Mantua, Isabella Gonzaga!
 
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