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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 15.1908

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Einleitung
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Der Briefwechsel Rupprechts mit Sophie und dem Kurfürsten Karl
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Sophie und Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.31251#0056
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Darum blieben auch die Hülferufe des Kurfürsten Karl, denen Rupp-
recbt aus politischen, nicht aus persönliclien Gründen Gehör gab, nutz-
los. Der Gegensatz zwischen Olieim und Neffen hatte sich nie ver-
leugnet und die mahnenden Worte Karl Ludwigs, die er noch kurz vor
seinem Tode an seinen Sohn richtete, auf das Wort des Oheims zu
hören, verhallten an der starren Abneigung, die Kurfürst Karl den Ge-
schwistern seines Yaters entgegenbrachte. Der schwache, kränkliche,
stets verstimmte Mann, mit dessen Tode die Simmern’sche Kurlinie in
der Pfalz erlöschen musste, hatte niemals die Neigung seiner Yerwand-
ten besessen, er wusste dies und mit missgiinstigen Augen sah er, wie
die Raugrafen neben ihm heranwuchsen, stattliche, schöne Jünglinge,
echte Pfälzergestalten, und wie nach dem Tode Karl Ludwigs Rupprecht
und Sophie schützend die Hand iiber ihnen hielten, so dass sie von der
Abneigung des regierenden Kurfiirsten nicht berührt wurden. Harte
Briefe sind damals zwischen Rupprecht und Karl gewechselt worden
und wie Karl sich durch das Urteil Rupprechts übor die Raugrafen
persönlich verletzt füblte, so glaubte Rupprecht die stockende Aus-
zahlung seiner ihm vertragsmässig zustehenden Beziige, die ihn kurz
vor seinem Tode in grosse finanzielle Bedrängnis brachte, in letzter
Linie auf den Kurfiirsten selbst zurückführen zu miissen.

Sophie und Kurfürst Johann Wilhelm von der Pfalz.

Aus den letzten Lebensjahren der Kurfürstin Sophie von Hannover
sind eine Anzahl von Briefen an den Kurfiirsten Johann Wilhelm er-
halten, aus denen vor allem die rastlose Sorge hervorgeht, mit der
Sophie die Anspriiche ihrer raugräflichen Nichten an die Hinterlassen-
schaft des Kurfürsten aus der Simmern’schen Linie vertrat. Aber in dem,
w ras sie sonst in ihren Briefen schreibt, ist sie die plaudernde, bis ans
Ende geistig klare und frische Frau geblieben, wie sie es in ihren
jungen Jahren war, die zu tief Welt und Dinge durchschaut hatte, als
dass sie sich von eitlem Glanz hätte blenden lassen, und diese Welt-
auffassung ist auch auf ihre Tochter, clie erste Königin in Preussen
iibergegangen. Nur einmal bricht in den Briefen an Johann Wilhelm,
soweit sie mir vorlagen, der Strom vollen gemiitstiefen Lebens durch
— es war dainals, .als durch kaiserlichen Spruch nach der Ächtung des
Kurfürsten Max Emanuel von Bayern den Pfalzgrafen am Rliein der
Rang wiedergegeben wurde, den Priedrich V., ihr Vater, nach der Schlacht
am weissen Berge verloren und um den ihr Bruder Karl Ludwig ver-
gebens gekämpft hatte. Wenn es auch eine andere, wenn es auch eine
 
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