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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — 16.1910

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Pflugk-Harttung, Julius von: Die Neugriechen
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https://doi.org/10.11588/diglit.31252#0007
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Die Neugriechen.

Yon

Julius v. Pflugk-Harttung.

Die Neugriechen verdienen Beachtung. Obgleich nicht unvermischt
sind sie die Nachkommen und Erben des grössten antiken Kulturvolkes,
welches die Erde kennt, und wenn das Joch der Fremdherrschaft auch
l 1/^ Jabrtausende auf ihnen lastete, so hahen sie sich doch tapfer be-
freit und denken ernstlich daran, die besten Länder ihrer früheren
Gebieter an sich zu reissen, wobei sie freilich auf andere Mitbewerber
stossen.

Griechenland ist ein Alpenland von wunderbarer Schönheit und
Grossartigkeit. Kühn und formengewaltig streben schroffe Gebirgszüge
empor, teilweis oben mit Schnee, wie mit weissen Hauben bedeckt,
welche ihre Bänder in Streifen weit hinabsenden; unten am Fusse der
Felsenburgen oder ihrer Ausläufer lacht das tiefblane Meer und über
ihnen wölbt sich der tiefblaue Himmel. Die Farbe der Landschaft in
den Berggegenden ist grau oder mattgrün, in den leichtgewellten Tieflän-
dern dagegen saftig grün, bis diese Farbe unter den erstickenden Küssen
des Sonnengottes erstirbt, und auch dort alles grau, bräunlich oder matt-
grün wird. Felsengebirge, Meer und Ebene, in deren Hintergrund frei-
lich immer vielgestaltige Hochzüge ragen, verleihen der griechischen
Landschaft ihr Wesen. Der starkgezackte Taygetos ist einer der gross-
artigsten Gipfelungen Europas.

Hinzugesellt sich ein Kranz von Inseln, auf der einen Seite die
jonischen, auf der andern die ägäischen. Von den jonischen Inseln er-
blickt man das berggeschmückte Festland, die ägäischen sind Herden-
inseln: eine wagt sich nie aus der Sehweite ihrer Nachbarn hinweg.
Hierdurch ist auch das Bild der Inselwelt ein ungemein mannigfaches,
ja reizvolles, umsomehr als alle Gestade formenreich und schön sind.

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NEUE HEIDELB. JAHRBUEGHER XVI.
 
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