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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1934

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Dammann, Oswald: Johann Friedrich Heinrich Schlosser auf Stift Neuburg und sein Kreis
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VI.
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https://doi.org/10.11588/diglit.47620#0107
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allenthalben die Herzen zu, auch in Heidelberg, wo ihn Sophie Schlosser
am 15. August passieren sah, und fast schien es, als wolle bei den groß-
artigen Frankfurter Festlichkeiten, die ihr Neffe Franz Bernus leitete, die
ganze ehrwürdige Pracht des alten heiligen römischen Reiches wieder
lebendig werden. Aber hinter der glänzenden Außenseite verbarg sich
eine gefährliche politische Schwäche: der Frankfurter Fürstentag war in
Oesterreichs deutscher Politik nur ein äußerer Höhepunkt, in Wahrheit
jedoch eine politische Niederlage von entscheidender Bedeutung. Die
Aera seiner unbestrittenen Vormachtstellung war unwiederbringlich da-
hin und die kriegerische Auseinandersetzung mit Preußen nur noch eine
Frage der Zeit. Diese letzte und schwerste Erfahrung ist Sophie Schlosser
erspart geblieben. Die Entscheidung des Jahres 1866, die so manchen
ihres Kreises in hoffnungsloser Verbitterung bei Seife stehen ließ, traf
sie nicht mehr unter den Lebenden. Inmitten aller Sorgen und Befürch-
tungen, die ihren Lebensabend umschatteten, hat sie der Glaube an den
Aufstieg und die Mission ihrer Kirche nie verlassen, und in dieser Gewiß-
heit ist sie auch am 24. Mai 1865, neunundsiebzigjährig, auf Stift Neuburg
dahingegangen.
 
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