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Historisch-Philosophischer Verein <Heidelberg> [Hrsg.]
Neue Heidelberger Jahrbücher — N.F..1936

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Lautenschlager, Friedrich: Die Wiederbelebung der Heidelberger Juristenschule nach dem Übergang der Universität Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.47623#0084
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Friedrich Lautenschlager
Die Wiederbelebung der Heidelberger Juristenschule
nach dem Übergang der Universität an Baden
Eine fast trostlose Erbschaft trat Karl Friedrich von Baden an, als mit
dem Anfall der Pfälzer Lande rechts des Rheins seiner Staatsführung
die Geschicke der einst so gefeierten Heidelberger Hochschule anver-
traut wurden. Am schlimmsten war der Zerfall in der Juristenfakultät.
Drei Professoren bildeten nach dem rechtzeitigen Tod des Vertreters
der Institutionen und der Prozeßpraxis, des wissenschaftlich unbedeu-
tenden, hochbetagten Jakob Joseph Kirschbaum1, ihren ganzen Bestand:
der ehrgeizige Lehrer des Staatsrechts, Erbprofessor Karl Ignaz Wede-
kind2, der Pandektist Franz Wilhelm Anton Gambsjäger3 *, ein schwer-
fälliger alter Herr mit großen Kenntnissen und erstaunlichem Gedächt-
nis, und der unzuverlässige Extraordinarius Franz Janson1, dem die
Fakultät bei seiner Ernennung gegen ihren Willen die wissenschaftliche
und moralische Befähigung zum akademischen Lehramt abgesprochen
hatte. Es lag zutage, daß im Zuge des Neuaufbaus der gesunkenen Uni-
versität, die Karl Friedrich mit seinen Beratern mit kluger Umsicht als-
bald in Angriff nahm5, der Erneuerung ihrer Juristenschule vordring-
liche Sorge zu widmen war. Von der Wiederbelebung der juristischen
Studien in Heidelberg durch die Berufung neuer, bedeutender Lehrkräfte
durfte man in erster Linie einen raschen Aufschwung der hohen Schule
erwarten. Er ist in ungeahnter Weise im ersten Jahrzehnt der verjüng-
1 Geb. 1721 in Worms, 1757 o.Prof. für Natur- u. Völkerrecht, 1761 für
juristische Praxis, gest. 1804.
2 Geb. 1766 in Heidelberg, 1792 Professor für Natur- und Völkerrecht in
Heidelberg, 1810 Hofgerichtsrat, 1811 Oberhofgerichtsrat in Mannheim, 1837
gest. als Präsident des Oberhofgerichts in Mannheim; s. Neuer Nekrolog der
Deutschen 15, 1837, II 1234.
3 Geb. 1753 in Heidelberg, 1781 Professor der Rechte, gest. 1816; s. ÄDB 8,
358.
1 Geb. 1750 in Waldböckelheim, 1789 a.o.Prof. in Heidelberg, 1805 Hof-
gerichtsrat in Mannheim; s. auch: Heidelberger Professoren 1, 1905, 209.
5 Vergl. die grundlegende Arbeit von Franz Schneider: Geschichte der Uni-
versität Heidelberg im. ersten Jahrzehnt nach der Reorganisation durch Karl
Friedrich, 1803—1813 (Hdb. 1913). Dieser aktenmäßigen Untersuchung ist alles
Tatsächliche entnommen, ohne daß im Einzelnen jeweils nochmals darauf hin-
gewiesen wird.
 
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