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Strack, Friedrich [Hrsg.]; Becker-Cantarino, Barbara [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: 200 Jahre Heidelberger Romantik — Berlin, Heidelberg, 51.2007 [erschienen] 2008

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Strack, Friedrich: Vorwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.11459#0009

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VI

Vorwort

und die Zersplitterung der Fachwissenschaften im 19. Jahrhundert weiter vor-
anschritt, wurden die Jahrbücher 1872 zunächst einmal aufgegeben. Sie kehrten
jedoch in den 90er Jahren als Neue Heidelberger Jahrbücher mit veränderter
Programmatik zurück: sie waren kein Rezensionsorgan mehr, und sie wollten
auch nicht die Wissenschaften in ihrer Totalität repräsentieren. Vielmehr publi-
zierten die Neuen Jahrbücher einzelne Abhandlungen aus den historischen und
philologischen Fachbereichen. Bedeutende Zeugnisse zur Geschichte der Uni-
versität und ihrer Lehrer sind hier über mehr als vier Jahrzehnten gesammelt
und veröffentlicht worden, ehe der zweite Weltkrieg auch dieser Konzeption
ein Ende setzte. 1942 mussten die Neuen Heidelberger Jahrbücher ihr Erschei-
nen einstellen, sie kehrten aber nach dem Krieg mit wenigen Einzelheften noch
einmal zurück. 1957 erfuhren sie dann unter der Obhut der Universitätsgesell-
schaft als Heidelberger Jahrbücher ihre zweite Neubelebung. Nach dem Vor-
wort zum ersten Band war es ihr Ziel, „den wissenschaftlichen Geist und den
geschichtlichen Raum [der Universität] durch geeignete Aufsätze, aber auch
durch eine Bibliographie des Schrifttums der Heidelberger Dozenten" neu zu
bestimmen. Das ist in der Folge geschehen, auch wenn das Jahrbuch noch ein-
mal eine Konzeptionsänderung erfahren hat: Seit 1999 ist die mehr oder we-
niger zufällige Sammlung von Beiträgen aufgegeben worden; es steht jeweils
ein fachübergreifendes Thema im Zentrum der Betrachtung. Damit knüpfen
die Heidelberger Jahrbücher in gewisser Weise an ihre frühe Tradition an. Sie
wollen und können zwar nicht mehr den jeweils neuesten Stand der Einzelwis-
senschaften repräsentieren, wie es ehemals projektiert war; doch versuchen
sie, zentrale Probleme der modernen Wissenschaft und Gesellschaft aus un-
terschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Der Gedanke der Einheit aller
Wissenschaften wird damit neu belebt, auch wenn deren fortschreitende Diffe-
renzierung und Spezialisierung keine Gesamtintegration mehr gestattet. Dass
die Wissenschaftler der verschiedensten Fachrichtungen untereinander im
Gespräch bleiben, ist der zentrale Gedanke der Heidelberger Jahrbücher seit
ihrem Bestehen.

Mit dem vorliegenden Jubiläumsband, dem 51. der neuen Reihe, der die Hei-
delberger Romantik zum Thema hat, kehren die Jahrbücher zu ihrem Ursprung
zurück; denn sie verdanken ihre Entstehung dem enzyklopädischen Geist der
Romantik und jener Bewegung, die sich nach der Neubelebung der Universität
seit 1803 in Heidelberg formiert hat. Deren geistiges Profil zu erarbeiten, war
die Aufgabe eines interdisziplinären Kolloquiums, das vom 2. bis 4. Novem-
ber 2006 im Internationalen Wissenschaftsforum der Universität stattgefun-
den hat. Die Resultate dieser Veranstaltung liegen hier in 29 Beiträgen vor. Sie
lassen erkennen, dass die Heidelberger Variante der romantischen Bewegung
sich in wesentlichen Zügen von der Jenenser Frühromantik unterscheidet. De-
ren hochgestimmte Zukunftserwartung weicht im Heidelberger Kreis einer
eher konservativen Traditionspflege. An die Stelle einer aufklärerischen „Apo-
theose der Zukunft" (Novalis) treten patriotische Vergangenheitsandacht und
 
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