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Der Heidelberger Student: Akademische Mitteilungen — Heidelberg, Mai 1929 - Februar 1938

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https://doi.org/10.11588/diglit.2779#0616
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„Der H«id«lbergrr Stu-ent"

D« IS»4. Rr. I


Llnsere GA

Bon Karl Goedel,

Ereianisreiche Tuge liegen hntter uns, Die
nationalsvziolistische Revolution hat die zweite Phase
ihrer hiswrischen Entivicklnng znm Abschlust yebracht.
Ter Führer selbst hat den Befehl zur konsequenten
Durchsühruny jener „zweiten Revolntion" yeyeben, von
der yewisse Kreise sich die Erfülluny cyoistischer Ziele
erhvssten. Es kam alles anders! Die nlten bewährteu
Mitylieder unserer Beweyung uud SA ivusiten lüngst,
dast etwa« kommen niiistte, etwas Äewnltiges und
Relniaendes, daS der BetveguW ihre alte Stostkrast
zurüayeben must. Schon lange war eS in unS alken
klar, dast man die Partei und in desvnderem Maste die
SA in eine Richtuny drängen nwllte, die mit den Zielen
der ewiyen Revolution nie übereinstiimnen konnte.

Die alten Kämpser der SA hatten in ihrer geistigen
Vorstellnng zu sehr den Berglrich mit dor alten Be-
weyung und SÄ. Sicherlich war eS für manchen schwer
zu beyreisen: Eine mvralisch verkvmmene und
verrottete Führuny dcr SA, die vom Äeist der
Partei nnd ihrcn heiligeu Zielen länstst abyerückt
war, hatte den Zweck, Sinn und dis Ausyabe der SA
umgefälfcht! Der Führcr selbsr mustte erbarmunaSlos
cnthüllen, miistte dns Geschwur am Körper der SA und
Beivegung alisbremien. Es mag für manchen zuerst
eine schmerzliche Eitttäuschmig bedeutet haben, seine
Führer, die alleS Bertrauen yenossen, nls V'erbrecher
mrd moralisch minderwertige Subjekte entlarvt
zu sehe», die im Jnteresse ihres eigenen Machtftrebens
nicht vor dem LandeSverrat, dem Berrat deS heiligen
Deutschland zurückschremen. Und gerade! Die
alte SAHat den Führer verstanden I Sie atmet auf.

Diese alte SA, die in tausend Schlachten und Ge-
legenheiten, auf der Straste und in den Versammlungs-
sälen, ihren Einsah fiir die Beivegung und sär Deutsch-
land unter Beweis gestellt hat, diese SA hatte längst
schon die Zusammenhänge geahnt. Dast sie schwieg,
war ein Zeichen ihrer alten unerhörten Disziplin!

Wie war es denn? Dis Führung hat versucht,
die SA von der Partei und Gesamtbewegung loszu-
trennen, sie völliff zu isvlieren.

Die weltanschauliche und pvlitische Erziehung der
SA-Männer wurde vernachläslifft, ein verderblicher
Dualismus zwischen SA und PO grvstgezüchtet und
auf diese Weise ein Verein gebildet, der mit der
alten ehrlichen SA der NSDAP nur noch den Namen
gemein hatte. DaS gefährlichste aber war, dah sich die
höhere Führerschicht völlig isolierte, daß sie kaum noch
Berbindung besast mit den Kümpfern aus der Front.
Und die alten SA-Kämpfer standen kvpsschüttelnd bei-
seite und mustten zusehen, wie ihre Formativn, die sie
ausgebaut, für die sie geblutet hatten, zn einem Ofsi-
zierSkasinv und einem Rekrutendepvt erniedrigt
wurde.

Jene „gefeiten Spätlinge" des Jahres 1933
und ehedem, von denen der Führer spricht, sie führten
das grvste Wort, sie ivurden „besördert" und verliehen
der alten ehrlichen SA daS Gesicht von Operetten-
soldaten. Diese sasten in den vornehinen BarS in der
schicken Unisonn oder anf der Promenade flanierend
mit zweifelhasten Frauenzimmern, die Beine in vor-
nehrnen Hosen mit Lackschuhen, sie, die früher zu feige
oder zu „vornehm" wareu, für die Jdec auf die Straste
zu gehen nnd sich dvrt Prügel nnd Messerftiche zu
hvlen.

Jst das nicht die Wahryeit? Kemien wir sie nicht
alle, die an Gröstenwahn litten und die vergaste»,
dast SA NationalsozialismuS heistt und nichts
anderes? I

Haben wir sie nicht gesehen die kleinen Männer,
hoch zu Rost, sich dem staiinenden Volk als^die eitlen
Nutzmester einer Revolntion anpreisend. Sahen wir
nicht vorirehme Limonsinen und vergasten wir nicht,
dast die alten SA-Führer, die zugleich die besten
Nationalsozialisten geivesen sind, srüher vor ihrer Ko-
lomie marschierten, als Beispiel und führende Träger
der'Jdee? Das war anders geworden. Wir erlebten,
keider must das gesagt werden, „Führer", die gebügelt
und parsümiert waren, dic es verstanden, inCafäs und

Bars eine gnte Figur zu machen, die es aber nicht ver'
standen, ihren Leuten borzuleben I Konnne uns keiner
nnd protestiere, die 12 Fordernngen deS Obersten SA-
Führers Adols Hitler nach der grundlegenden inneren
Reorganisativn dcr SA erzählen mehr alS genug von
dem, was wirklich nottut in der SA und nicht nur
in der SA, sondern in allen Organisationen der Partei.
Die Sitlen der bürgerlich-kapitalistische» Kreise,
ihr Answand und Getue, ihre Phraseologie und innere
Hohlheit, alleS dies schlich sich in die Bewenung «in und
zermürbte den alten ehrlichen Kampfgeist. Die alten
Kämpferaber, die es nicht so verstanden, mit dem
Mund nnd durch ihr Auftrete» in NationalsozialisinuS

inachen, sie stehen abseitS, verbittert und verkannt,
in die Ecke gedrängt Vvn den Grvstspurigen, sie,
die die alte herrliche Bewegung aufgebaut. Sie, die
in ihrer alten verschlissenen grauen Windjacke seit dem
Jahre 1923 nnd später in ihrem fadenscheinigen Braun-
hemd für ihre Jdee demonstrierten, verspvttet, ber-
lacht nnd despien von denjenigcn, die später mit
vielen Sternen am .Kragen plötzlich vor ihnen standcn.
Man hatte sie vergessen nnd erst der Führer erinnerte
sich wieder ihrer!

Und heute hvffen sie wieder. Heute wissen Sie, dast
der Führer ihnen ihre alte SA nnd ihre alte Bewegung
wiedergeben wird, deren Jdee ihnen zur Religion ge-
ivorden war. Sie wissen, dast in Zukunft Verbrscher
nnd moralisch Minderwertige nicht wieder dis Führung
erhalten können. Sie treten in Aktion nnd sorgen

daflir, dast Schlichtheit und Einfachheit wieder em-
zieht nnd dast man wieder zuerst Nationalsozialist
rst und dann SA- oder PO-Mann.

Das Fazit dieser „zweiten Revvlution" must
in der Wiederherstelliiilg der Ehre der SA liegen, must
in den alten Ziclen der srühen Kampfzeit gesucht nnd
gefunden iverden. Die SA hatte vergessen, daß sie
ein dienendes Glied der Panei ist und sein must, dast
lie lveltanschaulich verankert sein muß i» der Jdee
des Nationalsozialisinus. Sie hatte durch das schlechte
Beispiel einer verrvtreten Führung vergessen, daß es
nur ein Miteinander und kein Gegeneinander'geben
darf gegen di« andcreu Unterorgamsationen der Be-
wegung.

Die SA hak allerdings Anspruch darauf, Vvn
diesen anderen Organisationen in keiner Weise djffamiert
zn werden, demisie trisst kein Verschulden für die Ber-
brechen jhrer Führung. Sie war bie Trägerin des
KampfcS um die Macht, sie stand bereit, wenn es galt,
das Ziel der Revolutivn z» verteidigen.

Heute gilt es nun, die alten vergessenen Ziele zu
zeigen und der SA ihrer geistige Grundlage in der Be-
wegung zurückzugcben. Wir wvllen uns erinnern, dast
der SA-Mann politischer Svldat der Bewegnng ist,
daß in der Politik sein nreigenstes Äämpsfeld zn suchen
ist. Der Führer sordert deshalb, dast erder „geschulteste
Nationalsozialist" sein must, wie er es früher war.
So können uild dttrfcn wir hofsen, daß in der SA wieder
das alte schlagfertige Jnstrument der Bewegung ge-
schafsen wird, das sich in ihrer Treue zum F-ührer
von keiner andere» Organisation übertreffen lästt. Der
Wille zum Neuansbau lebt bei der alten SA, an ihr
must es liegen, das; die Elemente der Zersetznng nnd der
Korruptivn reftloS ausgeschieden werden, dast diejenigen
Krüfte dje Führung erhalten, die belviesen haben, daß
sie Nationalsozialisten find.

LlnserWille:

Hans Jaskulskn.

Sv viele Menschen nehmen heute täglich das Wort
„Sozialismus" in den Mnnd und bringen es bei allen
möglichen und unmöglichen Situationen an, ohne es sich
jemals innerlich klargemacht zu haben, was eS eigentlich
heistt, deutscher Sozialift zu sein. Schreiende Über-
schriften in den gleichgeschalteten Zeitungen sind an der
TageSordmmg, jeder Schreiber glaubt nicht aktuell zu
sein, wenn er nicht daS Wort „Sozialismus" in irgend-
einer Form in die Offsntlichkeit gebracht hat. Und diese
meisten Menschen wissen nicht, daß nnser Sozialismus
etwas ist, waS jeden Morgen neu erworben und erkämpst
werden will, etwas ist, was einem nicht so znstiegt, und
was man rein intellektuell nicht erfasscn kann. Wer
wirklich mit heißem Herzen sich bemüht, Tag für Tag und
Stunde sür Stnnde, der erlebt es immer und immer
wieder, vaß diese Schreibereien unsägliche Kleinarbeit
nnd sehr viol neugewonnenes Bertrauen zerstören. Die
Generation unserer Eltern hatte eS soweit gebracht durch
ihr dnrch nichts zu entschnldigendes Verhalten, unser
deutschcs Vvlk in Klassen zu zerspalten und den Arbeiter
zu einem Menschen 2. Klasse zn machen, wobei sie ost
selbst nicht wußten, was sie taten.

Sie taten „Gutes" und glaubten damit ihre Pflicht
gegenüber dem Volk erfüllt zu haben.

Sie waren meist durch geistige Verkalkung nicht in der
Lage, zu erkennen, daß fie durch ihr Almosensystem daS
Volk imrner und innner mehr zerspalteten. Sie haben
in ihrem Leben diese unsägliche Schuld auf sich geladen
und werden selbst nicht in der Lag« sein, infolge inner-
licher Vergreisung nnd politischer Jndifferenz, diese
Schuld selbst zu tilgen. Wir jungen Menschen bestreiten
es ganz energisch, daß diese bürgerlichen Kreise in ihrer
früheren wie auch in ihrer heutigen Konstitution jemals
m der Lage waren noch sein werden, fozialistisch zu
denken und zn handeln, und sv haben nur wir Jungeu
und vor allem wir Studenten, die wir doch nun meistens
aus jenen bürgerlichen Kreisen kommen, diese herrliche

Aufgabe, Kämpser sür unseren deutschen Zvzialisimls
zu sem.

Wir werden in hartem, aber erfolgreichem Kämpf
unsere gute Sache zum Siege sühren müssen, aus daß
nachfolgende Generationen, die dann schon von Kindheit

an Sozialisten jind, sagen kömren und saqen müssen: Die
Generation des Weltkrieges hat ihre Pflicht und Schul-
djgkeit getan.

Und wir haben in erster Linie für eins zn sorgen:
Wir müssen ein ehrliches Vertransnsverhältnis
zit dem Arbeiter schaffen, wir müssen uns Tag für
Tag und Stunde sür StnnLe felbst bezwingen nnd er-
ziehen. Wir niüssen in der SA nnd SS mit offenen
Augen unseren Dienst tnn, wir müssen dort erkennen
lemen, dast die betreffende Formation mir durch dje
Kameradschaft aller getragen wird nnd wir dann dieses
Erkennen auf das tägliche Leben nbertragen, nnd dvrt
diese Kameradschaft weiterpflegen und sie vvr allen An-
griffen mit fester Hand zu schützen, denn diese Kämerad-
schaft ist nämlich das Fundament, auf dem nnser Sozia-
lismus aufbaut. Diese Kameradschaft enthält alles,
volles Vertrauen zueinander, restlvses Einsehen
füreinander und das Beivusttsein, Kämpfer für eine ge>
meinsame Jdee zu sein. Daraus ergibt sich alles andere
von selbst.

Und nun, Du Student, frage ich Dich und fordere
Dich anf: Prüse Dich einma! ganz osfen,

hast Du wirklich alles über Bord geworfen, was Dir
von srüher her anhaftet, hast Du wirklich alle Vor-
urteile innerlich überwunden, kannst Dn einem Ar-
beiter wirklich mit offenen, ehrlichen Angen ins Ge-
sicht sehen, ohne Dich schämen zu müssen?

und dann wirst Du Dir selbst sagen müssen, in den meiften
Fällen, daß rnan doch noch ein Schwein ist, daß man doch

noch mit vielem brechen muß, ehe man vor sich selbst
Achtung in diesem Staat haben kann.

Gemeint sind hier nur die Studenten, die wirklich den
ehrlichen Willen und die Krnft haben, d. h. noch die innere
Kvast haben, wirklicher Sozialist zu werden. Nicht ge-
meint sind hier jene Muttersöhnchen, die sich, wenn jie
einem Arbeiter dje rußige Faust gedriickt haben, ihre
Fingerchen heimlich am Taschentuch abwischen. Sie sind
für unseren Staat unbrauchdar und wir werden sie später
auf den Platz stellen, auf den sie hinfehören, z. B. wird
der Posten eines Kassenwarts irgcndeines dürgerlichen,
oder svgar monarchistischen Spießerklubs für sie srei-
gehalten werden.

Genieint sind hier nicht jene Elomente nitter uns,
dieaiis angeborener Diimmhe.it nnd übergroßem
Selbstbewnßtsein nnr kritisieren und mies-
machen und sich dabei wunder wie wichtig vorkommen.
Wenn ivir sie niitreffen, nnd daS ist neuerdings wiede
häusig, wollen wir sie mitleidslos ausmerzen, geimu sv
wie jene Gruppo vvn „Uberkommilitvnen", die noch
jm Atai 1933 aus innerem Widerwillen gegen alleS, wa«
nach Sozialismus riecht, in den Staylhelm eintratcn und
dann — leider GotteS auch unser brcnines Ehrenkleid
anziehen mußten. Nur ivenige von diesen Herren haben
sich die Mühe gegeben, auch innerlich sich gleichznschalten
und nnn vor allen Dingen haben sie eins nicht gclemt:
bescheiden zu sein. Sie haben in nnserem Staat nnd vor
allem auf nnseror Universität kcinen Platz mehr, ihre
Stunde ivar mit dem 30. Jäniiar 1938 abgclausen.

Auf der nnderen Seite steht die Gruppe der underen,
die eS auS innerer Notwendigkeit heraus ehrlich mcint,
die weiß, daß sie von sich abgeben mnß, dast viele Dinge
und Beauemlichkeiten des Lebens aufznhören haben,
weil es sich unter keinen Umstünden init Sozialismus
vereinbarenlästt, daß man seinen eigenen nberkommenen
Wünschen freie Bahn lästt. Sie gehen zu den Arbeitern,
nicht, weil es vielleicht „nwdern ist", svndern iveil sie
nicht anders können, weil es sie drängt, das himmel-
schreiende Unrechl der vvrhergehenden Generation >vie-
der gutzumachcn. Sie kämpfen an sich selber und mit
sich selber, damit sie wirklich würdig werden, das Ver-
trauen des Arbeiters zu gewinnen. Sie machen keine
Phrvsen, sondern sie arbeiten, wie eS unser Aührer will,
verbissen nnd sanatisch, und

sie sind sogar bereit, mit ihren Eltern zu brechen,

ivenn man ihren Kampf nicht verstehen will.

Jhr Kampf ist unsagdar schwer, denn das Misttranen
des Arbeiters, daS seit Generationen in ihm einge-
pslauzt ist, ist schlver zu beseitigen. Aber sie sind F-anatiker
ihrer Jdee und werden diese Jdee in die Wirklichkeit um-
zusetzeil wissen, und wenn die ganze Welt vollTeufel wär.

Die Revolution geht weiter, getragen von dein Willen
des Führers: Aus Arbeitern, Bürgern und Bauern soll
wieder iverden ein einziges deutsches Bolk. Studenten
und Arbeiter, Hand in Hand, werden diesen Kampf zum
endgültigen Sieg führen, denn sie sind immer die un>
verbrauchtesten nnd revolutionärsten K'räfte unseres
Volkes, und noch niemals hat eine Revolution gegen
diese beiden Faktoren den endgültigen Sieg davontragen
können.

Und allen denen, Kie den Mnt und den Willen haben
mitzuarbeiten, mitznkämpfen, rnsen >vir zu:

Seid immer Rebellen gegen alleS, was satt und zu-

frieden scheint, seid Rebellen gegen alles, was ruhig

erscheint.

ES ist Euer Vorrecht als Jugend, rebellisch zu sein. Seiv
bereit, Euer ganzes Leben lang Rebellen zu sein,
denn nicht von heute auf morgen können wir einen
sozialistischen Staat schasfen. Glanbt immer nur das,
was unser groster dentscher Führer Euch sagt, denn er
verkörpert in sich den wahren Sozialismus. Faßt die
roten Fahncn fester und tragt sie in Ehren, auf daß ein-
mal das ganze deutsche Volk aus innerer, lebensnotwen-
diger Erkenntnis heraus hinter Euren Fahnen mar-
schiert. Denkt inimer an die Blutopfer und werdet Faim-
tiker des deutschen Sozialismus,

Am Sonntag, den 17. Juni, fand in Homburg (Saar)
eine Kundgebung der katholischen Jugend statt.
„MVV junge Leute gelobten dem kathvlischen Glauben
nnd den katholischen Priesteni treu zu bleiben".

Eine wahrlich imponierend große Anzahl von Zög-
lingen, die zivar keinen Eid aus Dentschland, desto mehr
aber aus ihre Privatangelegenheiten ablegten.

„Nach einer Ansprache des Vikars von Homburg er-
klörte ein Psarrer einer Saarbrücker Kirchengemeinde:
Wir alle wünschen die Rückkehr zum Reich, aber nnr zu
einem Reich mit religiösen Sitten, das die Fundamente,
auf denen es anfgebaut ist, nicht ins Wanken bringt I"
Dazu ist rmr zn sagen: Es gibt kein Deutschtum mit
Borbehalten. Das religiöse Bedürfnis des ein-
zelnen ist nicht gefährdet. Jn der Politikaberlautet
die Entscheidung:

Deutschland oder der Vatikan.

Ch.

S5ks,,e,'c/r lds§,/>/ s/s/, vs/s/-
/üas/sc/rss §o/rr,/^/

Am 2. Jnli erschien solgende Zeitungsnachricht aus
Wien:

„Ter SicherlieitSdirektor vvn Wien, Polizeipräsi-
dent IN. Seydel, hat den Kommandanten des Zrei-
willigen Schutzkorps des Wiener Heimatschuhes,
Oberstleutnant Polaczek-Witrek, znm Komman-
danten deS gesamten Freiwilligcn SchutzkvrpS er
imnnt.

Polaczek-Wittek ist jüdischer Absiammung."
Was sollen wir nun dazu sagen? Sollen wir unS
fteuen, daß ein Jude plötzlich soviel Mut beiommen hat,
dast er Osterreichs Freiivilliges Schutzkorps komman-
djeren kann? Oder bedentet es nicht daS Hvchstmoß von
jüdischer Frechheit, sich jetzt aiich iwch als „Heimatver-

teidiger" aufzuspielen, als „Führer" einer aus verführten
Deutschen bestehenden Wehrorganisation?

Es wird immer bedenklicher, wie die mit Blindheit
geschlagenen österreichischen Zentrümler ihr Bolk und
Laird den internationalen „Auserwählten" preisgeben.
suerst führten die Juden m der Wirtschaft und der
inltur, als Pvlitiker in den Parlamenten, ietzt reiten sie
sogar anf Hohem Roß an der Spttze „ihrer Trnppen".

Dollsvß, merkst Du nicht, wie die jüdjsche Welle immer
höher um Dich schlägt? Wie, wenn sie plötzlich über Dich
hinwegbrauste? Oder sind Deine Freunde sv zuver-
lässig? G.

Ms /sn§s soo/»

tönen aus den verschiedensten Lokalitäten, von Tango-
Accordeons oder krächzenden Lautsprecher-Grammo-
phonen zum Tanz gesplelt, die Klänge des Badenweiler
Marsches, ivemselige Pärchen über das Tanzparkett zu
leiten? W.

- s/os ^//s/o,gso/sst,oo /

Jch hatte die Mitteilnng bekommen, datz eme Sen-
dung auf der Post für mich lagere. Anf Verlangen nach
Legitimation zeige ich dort meinen SA-Ausweis vor.
Drauf der Beamte: „Ja, jnnger Mann, darauf kriegen
Sie nichts raus." Und aus meine Bemerkung, das sei
doch schlietzlich ein amtlicher Answeis: „Wo denken Sie
denn hm, mein Herr! Die SA ist doch keine Be-
hörde, sondern eine reine Pribatorganisation!"
(Jch danke verbindlichst für die fteundliche Ausknnst!)

W.

/Vs //oos/soS,s//s/,so^s
Sss/ososo s/s Lxsmsss/,sys/

Das erste Schuljahr im Dritten Reich ist vorüber.
Zum erstenmal entschied über die Reife der einzelnen
Schüler nicht nur die Tenkfähigkeit, die sie vor ihren
Lehrern znr Schan »estellt hatten, nicht nnr ihr Beneh-
men innerhalb der Schulmauem, zum erstenmal wurde
die gesamte politische Willenshaltung des jungen
Menschen Matzstab für seine Beurteilung. Damit stand
die Schulerziehung vor einer ganz neuen Anfgabe. Keine
pädagogischen Lehrbücher und psychologische» Erkennt-
nisse, keine praktischen Erfahrungen früherer Zeit konnten
die Wege zn ihrer LSsung weisen.

Jetzt endlich darf man sehen, was in den Kindem
vorgeht, jetzt soll man es sogar sehen. Aber was vorher,
als es verboten war, ziemlich leicht erschien, zeigt nun,
da es verlangt wird, grotze Schwierigkeiten. Vvn dieser
Beurteilung hängen lebenswichtige Entscheidungen ab
— was man zu ahnen glaubte, muß man jetzt ganz sicher
wissen,

Und so saßen dann die Kommissivnen der Reife-
prüfungen mit emster Niiene hinter ihren Akten und
schauten anf die blassen Gestalten vor sich, über die sie
zetzt das Urteil zu sällen hatten: „Also nun sagen Sie
mir mal, was halten Sie von Dentschlands Stellung zur
Abrüstnng?" „Herr X, wie beurteilen Sie die Maß-
nahmen der Regierung im letzten Jahr?" „Bitte, Fräu-
lein Müller, wie denken Sie über das Sterilisations-
gesetz?" „Fräulein Schulz, was haben Sie vor zu tun,
um an der Anfnordung unseres Volkes mitzuhelfen?"
und die richtige Antwort ersolgte in sachlichem Ton: „Jch
will einen nordischen Mann heiraten und viele Äinder
kriegen." Ja, ein Fachlehrer, der nüchteme Fragen
stellte, an denen fich nur Denkfähigkeit und Wissenschaft
gezeigt hätte, soll bom Prüfungsvorsitzenden zurecht-
gewiesen worden sein: „Darauf kommt es nicht an, die
persönliche Gesinnung will ich wissen!" Und so ging es
weiter mit: „Wie denken Sie über ...„Was halten
Sie von. . . .". Es wird berichtet, daß eine blonde,
blauäugige Schülerin auf die Frage: „Was würden Sie
ttm, wenn Sie schwarzes Haar hätten und nicht nordisch
aussähen?" geantwortet habe: „Jch würde mir die
Haare färben lassen!" Wollte sie et>va absichtlich die
Frage lächerlich inachen?

Solche und ähnliche Ausgaben werden von vielen
Abiturienten spöttisch weitererzählt. Vielleicht über-
treiben sie? Nun, ich finde diese Fragen noch sehr vor-
sichttg und umständlich. Wäre es nicht eindeutiger und
klarer, wenn man znm Beispiel gleich direkt ftagte: „Wie
denken Sie über das Programm der NSDAP.? —
Sehcn Sie den 30. Januar l 933 als einen Glückstag für
Deutschland an? — Was halten Sie von den Fähigkeiten
unseres Kanzlers?" — Da hätte nian doch schwarz aus
Iveiß im Prüfungsprotokoll Antworten stehen, die
einen jedes Nachdenkens über die polittsche Gesinmmg
entheben. Es sind zum Mück nur Ausnahmefälle, in
denen vorwiegend m dieser Form nach Gesinnungs-

beweisen gebohrt lvurde. Aber sie kennzeichnen eine Ein-
stellung, die auch außerhalb des schulischen Lebens sich
nianchmal bemerkbar macht. Kann denn Gesinnung
noch — eine Frage sei» nach dem 12. November 1683?
Es handelt fich doch allein darum, wie sich die in Worten
von nnS allen bekundete Gesinnung in Taten umsetzt?
Jst der ein Nationalsozialist, der „etwaS von National-
sozialismuS hält", der „posittv" über seine Führer nnd
Jdcen „denkt"?

Wonn aber eine zitternde Prüfungskandidattn stam-
melt, daß sie das Sterilisationsgesetz richtig findet, hat
sie dann die Zuverlässigkeit ihrer Gesinnung bewiesen?
Man frage doch bei den Lehrem an, die schon national-
sozialistisch dachten, als sie ihre Staatsprüfungen vor
Männern des Weimarer Systems ablegten, mit welcher
Wonne sie bei Gesinnnngsftagen gerade Prükungs-
kommissionen angeschwindelt haben und mit Völker-
bundsphrasen nnr so um sich warfeu.

Ein Examen ist keine ehrliche Auseinandersetzung
zweier Weltanschanungen von Mensch zu Mensch, es ist
ein Gespräch, bei dem der eine Partner davon abhängt,
daß der andere seine Rede für gut genug befindet, um
ihm das gestempelte ZeugniS anszuhändigen, um dessent-
willen das ganze Schauspiel in Szene geht. Das ein-
zige, was dabei geprüft werden kann, ift der Wissensstofs,
der selbst im Zustand der Erregnng sicher beherrscht wird,
die Fähigkeit, ihn geistesgegemvärtig und in klaren
Sätzen vorziitragen. Man prüfe, ob alle Erkenntnisse,
die die wissensmäßige Grundlage nationalsozialistischen
Denkens bildsn, selbsiverständlicher Besitz des Kandjdaten
sind, so wie es auch in ausdrücklicher Betonung alle Er-
lasse der Behörden vorschrieben. Wer im Laufe eines
Schuljahres nicht aus der gesamten Haltung eines Men-
schen erkannt hat, wie es u,n ihn steht, wer die Kunst, in
Gesichtern zn lesen, nicht versteht, wer Unsicherheiten
nicht schon längst — anch ohne behördliche Verfügnng —
in persönlichen Aussprachen geklärt hat, der maße sich
auch niemals an, Urteile zu fällen. (Und hat der Prü-
fungsvorsitzende zu den Angaben der Lehrer koin Ver-
trauen, dürfte er diesen Lehrern auch nicht die Führung
der Klasse im Laufe des Jahres überantworten.)

Man hüte stch, daß di« Frage nach der Srsinming
des Geprüste« nicht dle «estnnnng des Prüfendea i»
Frage stelle!


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