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Heidelberger Tagblatt — 1858/​1859 (Dezember 1858 bis Juni 1859)

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März
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https://doi.org/10.11588/diglit.3729#0286

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Frieden noch nicht recht. Die Sache ist
die, daß die Nation, dem dermaligen
System dcr reinstcn Willkür geqenüber,
srch auf nicht mehr als alles Mögliche
gefaßt machen muß, da der Kaiser mchr
und mehr die wichtigstcn Maßnahmcn,
ohne Wifsen seiner Ministcr ausführt
nnd fast immer die linke Seite im Kabi-
ncttc nicht weiß, was die rcchte thut,
und uingekehrt. So erfährt man nach-
träglich, daß der Artikel des „Moniteur"
nicht im Ministcrrath beschlossen wurve,
so daß Prmz Napolcon wie aus den
Wolkeu gefallen war, als er dcnselben
ssn amtlichen Blatte las.

Paris, 11. März. Die piemontesische
Zeitung kündigt an, daß Graf Cavour
dem sardinischen Gesandten in London be-
fohlen hat, die neapolitanschen Emi-
aranten unter seinen Schutz zu nehmen.

(K. Z.)

S p a n i e n.

Madrid, 9. März. Die Regierung
hat Befehle epthcilt, um die merikanische
Frdge zu definitivcr Lösung zu bringen;
zu diesem Behufe werden große Krtegs-
rüstungen gemacht und eine imposänte
Flotte organifirt.

S ch w e i z.

Bern, 10. März. Herr v. Kamptz,
der bci der schweizerischcn Eidgcnoffen-
schaft beglaubigtc Gesandte Preußens, ist
gestern Äbend in Bern cingetroffen.

Bern, 11. März. Gegenüber dcm
immer mehr in der reformirten Kirchc
überhand nehmenden Pictismus fand letzte
Woche in Olteu eine Versammlung li-
beralen Geistlichen aus den Kantonen
Aarau, Zürich, Bern statt, welche die
Heräusgabc eincr freisinnigcn Kirchenzei-
tung bcschloß.

E n g l a n d.

LondvN, 12. März. (Tel. Dep.)
Die heutigen „Times" charakterisiren die
neueste Dcpesche des Hcrrn v. Buol wegen
Sardinicns als diplomatisch geschickt und
thcorctisch vollständig berechtigt. Ocster-
reich werde hoffentlich nicht unpraktisch
wcrden und, um weitcren Ocfahren aus-
zuweichkn, die Reformirung Mittelitaliens
befürworten sonst könnte es durch pro-
vozirte Aufständc zur Offensipe gezwungen
werden.

Vermischte Nachrichten.

<? Heidelberg, 14. März. Sehr
willkommene Gäste haben sich bei uns
eingefunden, welche der Reiche wie der
Arme von Herzen begrüßt, wir meinen
tzie langersehnten Frühlingsboten, die

Störche, welche sich, wie alljährlich auf
dem Hause des Herrn Uhrmqcher Stiefel
einfanden.

Durlach, 10. März. Wir haben eincn
schauderhaften Vorfall von dem nahen
Iöhlingen zu berichten. Ein 55 Jahre
alter Bürger unv Schlosscrmeister I. R.
dasclbst gab gestcrn früh 6 Uhr scinem
20 Jahre alten Sohn und seincr 57 Iahre
alten Ehefrau, welche noch schlafcnd im
Bette lagen, mit einem etivas über drei
Pfund schweren Schlosserhammer Iedem
zwei Streiche auf den Kopf, so daß Ersterer
lebensgefährlich ycrwundet wurde, und
Letztere zwei Wnnden erhielt, die jedoch
nicht als lebcnsgefährlich geschildert werdcn.

Unmittelbar nach dieser Thal hat R.
sich selbst mit einem Metzgermeffer einen
Schnitt derart in den Hals gethan, daß
er nach Verlauf von zwei Stunden seinen
Geist aufgab. Als Ursache dieser cntsetz-
lichen Handlungen wird Geistesstörung
angegeben, an welcher R. schon seit drei
Wochen gelitten haben soll. (K. Z.)

Mainz. Am 8. d. Nachmittags wurdc
durch den wüthcnden Sturm der Glas-
pavillon des Photographen E. auf dcr
Augustinergaffe abgerissen. Glücklicher-
weise hatte die Kappenfahrt der Narhal-
lesen die Straße bereits passirt, und ist
außer einigcn leichtcn Verletzungcn kein
Schaden entstanden.

München- Hofbräuhaus ist ge-
gcnwärtig hier die Loosung. Um sich
einen annähernden Begriff von der dort
stattfindenden Consumtiou zu machen, möge
die Mittheilung genügcn, daß am ersten
Tage (Sonntag) nahezu Einhundert
Eimer (6000 Maß) verzapft worden.

Paris. Am Fastnachts-Montage stieg
in Paris das hunderttheilige Thermometcr
auf 22bI, Grad über Null. Die Damen
auf dcn Promenadcn trugcn allgemein
Sonnenschirme; vicle Reiter in Sommer-
hoscn wurden gesehen, und in vcn Kara-
vanserais der Boulevards ward überall,
wie im Sommer, Eis genossen.

Das nach authcntischen Quelleu vom
Lieutcnant der Artillcric a. D. P. G 0 etsch
bearbeitete Schriftchen unter dem Titel:
„Die Armeen dcr europäischcn Mächtc,
ihre Organisation und Stärke", gibt Aus-
weis über die Hecresstärke jedes cinzclncn
curopäischen Staates, nach deu Waffen-
gattungen, für Kriegs- und Friedensfuß.
Wir heben einiges heraus übcr dic Trup-
Penzahl und Stärke dcr Kriegsflottcn dcr
Hauptstaaten: Frankreich zählt 409,062
Mann und 461 Schiffe mit 12,510 Ka-
nonen, Großbritannien 222,874 Mann,
538 Schiffe mit 15,791 Kanonen, Oester-
reich 700,000 Mann, 135 Schiffe mit
852 Kanonen, Pveußen 541,108 Mann,
55 Schiffe mit 266 Kanonen, Rußland
833,462 Mann und 158 Schiffe, ^er
deutsche Bund (ohne Oesterreich und

Preußen) 361,596 Mann, Sardinien
47,915 Mann und 29 Schiffe mit 436
Kanoncn, die Niederlande 58,495 Mann,
86 Schiffe mit 1740 Kanoncn, Schweden
und Norwegen 158,337 Mann mit 1039
Schiffe«, Dänemark 27,420 Maun und
116 Schiffd mit 932 Kanonen, die Schweiz
108,000 Mann, Spanien 200,401 Mann
und 87 mit 887 Kanonen, die

Türkei 209, >»2 Ma,in und 70 Schiffe,
die Moldau, Walachci, Serbien und Mon-
tenegro 61,644 Mann.

Stuttgart. Durch ci„c Kuh, die
auf die Schicnen sprgng (vberhcckk> Plochin-
gen) verunglückte am Abeud bes 10. der
Ulmer Gütcrzug. Vier Wagen kamen
aus dcn Schicncn, drci sind toial zer-
trümmcrt. Dic Bahn war dadurch bis zum
11. früh nicht mchr fahrbar, und der
letzte Stuttgart-Ulmcr und Ulm-Stutt-
garter Zug mußte an der unpasstrbaren
Stelle Güter und Rciscnde, so gut es
ging, umtauschen und zurückkehren.

Heidelberg, 13. März. Herr
Kunsthändler Meder hat iu der von
ihm errichieten Kunstausstelluuq auf dem
Schlofle dic erste.Skizze, welche Herr
Hofmalcr Dietz von seinem schönen gro-
ßen Düde „Die Einnahme Heidelberas
durch Melak, 1689^^, entworfen aus-
gestellt. Dcr bcrühmte Kiinstlcr hat nun
dicsc herrlichc Skizze zu einem noch herr-
licheren Bilde überarbcitet und durch die
Bemühung des Herrn Meders ist das-
selbe für^ jeden Fieund der Kunst und
vatcrläuvischeu Geschichte in den Räumen
der Gallerie aufgestellk. So sehr uns und
allgemcin auch das -großc Bild des Hcrrn
Hofmaler Dietz ansprach (über deffen
artistischen und geschichtlichen Wcrth so
viel geurthcilt, daß wir es für überflüssig
Halten, darüber noch mehr' beizufügen),
so müffen wir auch diesem kleineren Ge-
mälde Gerechtigkeit widerfahren lgssen,
mdcm durch daffelbe, bei glcichcr Meister-
Ichast das Auge dcs Beschauers bas Ganze
mehr überblickeu kanu, was eineu unge'-
mcin günstigen Totaleindruck gewährt.

Theater.

Benesizvorstcllung der Schwesteru
Fräulcin Pa«line und Sophie Ost.

Dcn Thcaterfreunden bleibt cS stetS vcrbchaltcn

belicbten Dritgllcdern bxj deren Bencfijvorstellungen
ibrc bcsondcrc Uncrkcnnung zu zollen. Eine ;olche
Gelcgcnhtll bietct ani nächsten Mitiwoch. fen 1g. d.,
dic zu Gnnstcn dcs achtungswerthcn Schwestcrpaares,
Fräuletn Bauline und Sophie L> st, stattfindende
Vorstcllung „Aschcnbrödcl". Eine gründliche und
flcißige Vorbereitung dieser Oper, unter Leitung deS
tüchiigen Kapellmeisters Hcrrn Zwister einerseits,
so wic die paffcnde Bcschung der Hauptparthicn an-
dererscits, pjc Tiiclrollc durch die beliebic Bcncfi-
rtantin, Clorinde durch Fräulein Drück, Tisbe
durch Wötzel, P6nz Ramir durch Herrn

Baumhauer, Alidor durch Herrn Hochheimer,
 
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