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Heidelberger Tagblatt — 1860 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2834#0319

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Htidelberger Tagblalt.

M 233.

lich. PrciS niM«i»halwngi,bla<l r icriel.

Mittlvoch, 3» Oktober



Telegraphische Depesche.

Paris, 30. Skpt. Die VcrstärkungS-
dlvision ist ncich Nom .qeschickt. Sardl'-
tti'en l'st l'n Kenntiüß gesetzt, daß General
Gop.on vermoqe seiner Znstrnctioncn sci'ne
Action so wei't anödehnen könne, als di'r
mili'tärlschen Bedi'ngnngcn es erfvrdern,
di'e cr zn bcvbachtcn habe. Nnr cl'nem
Conqreß der Großmächte stehe es zn, ci-
nes Tagcs über die Fragrn sich anszu-
sprechcn, welche die C'reigin'fse in Italien
gestellt. Bis dahin werte Frankrcich fort-
fahrcn, gcmäß dcr von ihm gewählten
Mission die Pflichlen zu erfnllen, welche
ihm sciiie Spmpathicn fnr dcn heiligen
Vater niid die Anwesenheit seincr Fahne
in der Hanptstadt des Kalholicismns anf-
erlegen. Moniteur.

D e u t s ch l a n d.

Kailsrnlic, I. Okt. Durch Allcrhöchstc» Bcfchl
voin 28. v. M. wird dcr bishcr iu Ruhcstand gcwc-

naniit. Licutcnank Wipflcr voui JnvalidcncorpS wird
in dcn Ruhcstand vcrscht.

Kster'burken, 1. Okt. Heute Nacht
nach 11 Uhr brach in ciner Schener cin
Brand aus, ver so rasch um sich griff,
daß er in knrzer Zcit 5 Scheiiiien zerstvrte
und 5 Wohnhänser stark beschädigte. Erst
gegen 4 Uhr Morgcns konnte dem ent-
'fessellen Cleniiiite Cinhalt gethan werden.

Frankfurt, 30. Scpt. Die Anklage-
kammer des Appellati'oiisgcrichts hat bc-
znglich des Offenbachcr Eiscnbahnniigli'icks
(während des Turnfcstes) Eiiistcllnng dcs
Derfahrcns vcrfngt, „da dic gepflogcne
Untcrsnchnng keine hinrcichendc Aiiztichcii
einer strafbaren Vcrschnldniig gegcn eine
bcsti'inmte, der diesscitigcn Strafjustiz er-
reichbare Person ergeben hat."

^eipziq, 27. Scpt. Das „Leipzigcr
Jvnrnal" theilt mit: Es waren von ans-
wärts Versnche gcinacht wordcn, während
der Messe in Leipzig in cincr der hiMcn
evangelischen Kircheu Missionen zur"„De-
kehrung dcr Jnden" zn veranstalten. Der
Stadlrath sowohl als die Krcisdircction
habcn sich indcß gegcn derartige Versnche
aüsgtsprochen (jcdoch gegen die Ansicht
des geistlichcn Mitgliedes der hirsigcn
Kirchen- nnd Schlllknspection). Die E"t-
schcidnng vom Mknistkriüm dcs Eultus

und öffentlichen Unterichts ist bis jetzt noch
nicht ergangen.

Drpsden, 29. Sept. Gestern starb
hicr der prenßische geh. Jnstizrath, im
Iahr 1849 deutschcr Neichsmini'stkr, Dr.
Grävcll im Alter von 79 Iahren.

Prag, 26. Sept. In der hentc gc-
schloffenen Sitznng der Generalversamm-
lnng dcs katholischen Vereins Dcntschlands
wnrde ein Antrag, dcn Papst zu bittcn,
eine Zuflnchtsstättc in Dentschland anzu-
nchmen, znrnckgczogen, weil die authen-
tischc Erklärnng des Papstes zur Kenntniß
der Versammlnng gelangt war, „daß es
der entschicdcn ansgesprochene Wille
Pins IX. sei, in ktiiicm Falle von Nvm
zn weichen."

Wien, 26. Septbr. Das von dem
Grafen H a it ig verfaßte P r og ra m m
ist als bcseitigt zn betrachten. Die Re-
giernng war nicht abgeneigt, darauf ein-
zngehen, ist jcdoch davon wicdcr abgcga'n-
gen, da sich wcder die Majorität, noch
dic MinoritÜt des Neichsraths dafnr ans-
sprach.

Wien, 28. Sept. Die Schlnßsitznng
dcs Neichsralhes hat gestern endlich statt-
gefnnden. Mit Ansnahme dreier Herren
haben ailc Mitglieder in dcr Priiizipicn-
debatte das Wort ergriffen und erst nach
4 Uhr Abends, als es bcreits im Saale
dunkeltc, konntc die Abstimmnng stattfinden.
Herr Maager verwahrt sich gegen die
Angriffe des Fnrsten Salm, die zum Min-
destcn „unzart" genannt werden könnten.
Er habe mit Gcradhcit seine Meinung
gesagt, da die gefrffelte Preffe das Wori
Cvnstitntion nicht einmal aussprechen
dnrfte, während anßerhalb. dcs Ncichs-
rathes Bnrgcr, Gclehrte, Staatsmänner
in der Verlei'hnng cincr Ncichsvcrfaffnng
das cinzige Mittel sehen, den Staats-
sinanzen ansznhelfe». Er habe wcder von
! ciner Vcrfaffnng nach französischcm Zu-
!schnitt, nvch von Vertrctnng nach Kopf-
^zahl, »och von irgend einer Form der
! Äcrtrctung gesprochcn, sondern nnr von
!dcm Necht der Vcrtrctnng nberhanpt. Dcr
^Unterschird zwischcn ihm nnd dcm Ma-
joritätsantrag sei dcr, daß dieser Ocster-
^ reich in 20 Nepräsentativ - Vcrfassnngen
. anflösen wolle, niid er verlange nnr Eiiic,

! "m cs znsammcn zu haltcn. Dcr Ncdner
! fnhrt den BewciS, däß einc Neichöver-
! faffung vicl conservätiver nnd ciiie sicherere
^ Grundlage fiir die Macht und dic Präro-

gativc dcr Krone sei, als die Vcrzettelung
und Zcrsplitternng der Neichsgcwalt in
ein oder zwei A)utzcnd Landtage mit der
Prärogative inilerer Legislation. Nehmen
wir dcn Fall gn, daß in Wien ein Neichs-
tag versammelt wäre nach eincm irgeiid
beliebigen Wahlgcsetze; gesetzt nun, dieser
Neichstag wollte über seine Befnqnisse
hinansgreifen, er wäre mit dem Minr'-
stcrium in eiiicni unlösbaren Zwiespalt,
danii wird der Monarch das thnn, was
dic Prärogative der Krone in allen Ver-
fassniigsstaaten ist, er wird den Neichstag
anflösen nnd neue Wahlen ausschreiben
laffen, wic das in England, wie r-as in
Prenßen n. s. w. gcschchen ist und ge-
schiehc. Ganz andcrs abcr wäre es der
Fall bei Landtagen init der Prärogative
der innern Lcgislaiion. Iedcr Landtag,
das liegt in der Natnr dcr Sache, wird
dic Tcndenz haben, nbcr seine Befugnisse
hinauszugrcifen und sich anf ein großcs
Parlament zu spielcn. Die Negiernng
wird mit einer gnten Anzahl solcher Land-
tage in Confliet gerathen niid bei inehr
als einem wird sie in dkeNothwendiqkeit ver-
sctzt werden, ihn aufznlösen. Die Kraft der
Ncgiernng wird sich in Einzelkämpfe zer-
splittern mnssen. Tritt nun gär, wic lcicht
voransznsehen, der Fall cin, daß solche
Landtage in zwci, drei Kronländern zn-
gleich anfgelvst wnrden, dann wnrden
wir Znstande erleben, vor denen ich un-
scr Vaterland gerne behntet wüßte.. Nur
wenn die Landtage ein höhercs Parlament
nber sich haben, welches die Speziallegis-
lationen revidirt und nöthigenfalls auch
annnlliren kann, nnr dann isi die Ncichs-
gewalt gesichert, nnr daün ist Oesterreichs
Kaiser cin Monarch nnd nicht dcr Prä-
sident cines Staatenbundeö. Mein Vor-
schlag, ich wiederhole cs, ist viel monar-
chischer nnd conservativer, als diejenigen
Vorschläge sind, wclchc im Namcn des
historischcii Nechts die Neichsgewalt zer-
splittcrn nnd eincn Theil der Kronrechte
an sich reißcn wollen. Graf Barkoczy
fnr die Mäjorität. Jn eincr längern
Nedc setzl er die Ansprüche Ungarns aus-
einander. Er vcrlangt, daß die Verwal-
tnng der Instiz, des Cnltns nnd Unter-
richts für Uiigarn und scine Nebenländer
nach Ungarn vcrlegt werde, ünd daß bis
zur Anöführnng dieser Maßregel keinerlei.
Erlaffe fnr Ungarn erlaffen werden sol-
lcn. Dezüglich der Militärorgailisatiow
 
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