samkkl't und Zustimmung. Hcrr Advocat Meß
a»s Darmstadt sprach über Entstehung und
Bedeutung des Nationalvcräns; scharfc Worte
widmete er den Gegnern deffelben, besonderS
der Klaffe von ihnen, welche, ohnc im Stande
zu sein, ein beffereS Programm an die Stellc
zu setzc», mit nichtssagenden Redensarte» den
Nakionalverein verdächtigen. Herr Oberge.
richtsadvocat Ladenburg aus Mannheim sprach
ubrr das Verhältniß Dcurschlands zu Oestrr-
reich und wies es mit aller Entschiedenhcit
ab, als beabsichtigc der Nativnalvercin eine
Zertrümmcrung Oesterrcichs; im Gegentheil,
er crstrebe ein ganz cnges Bündniß zwi-
schcn dcm geeinigten Deutschland und
zwischen dcm geeinigten ganzen und ncuen
Oesterreich; »ur in Erstarkung jedeS
dieser beiden Länder und in dem engen
Bündniß dersclben licgc die Bürgschaft des
Sieges, wenn ein Theil davon von außen an-
gegriffen werde; würden dagegen dic gcgen-
wäriigen kläglichen Zustände bleiben, so müßte
sich »vthwendlg das Jahr 1859 wiederhvlen.
(Herr Ladenburg gchört selbft dem Ausschuß
des Rationalvercins an, diese Erklärung sel'ner-
seits ist daher um so bedeukungsvollec, als
dadurch die kleine Minderheit im National-
verein, welche auf die Zerirümmerung Oester-
reichs hofft, nur um so vereinzelter dasteht.)
Diescr schon vor Jahren vorgeschlagene Bund
zwischen den zwei Ländcrn hat in Deutschland
wohl unker allen Vorschlägen die meisten An-
hänger; ebenso mehren sich die Stimmen aus
Oestcrreich, welche sich günstig diesem Plane
zmieigrn; die allcrnächsten Ereignisse in Ocster-
reich werden ergcbcn, ob die Ausführung des-
selben zu hoffen, oder ob ein ganz anderer Weg
dcr staaklichen Gcstaltung zu betrcten ist.
,, Der dritte Redner war Herr Prof. v. Langs-
dorff von hier; er schildcrte cindringlich die
Gesahren, wclche Deutschland von allen Sei-
ten her bcdrohen. So sehr wir hierin mit
ihm einverstanden sind, so unn'chtig finden
wir seine Behauptung, „wir soüten, um dicsc
Gesahreii zu vermindern, pvlitisch bcscheiren
ftill und uns nicht um andere nichtdeutsche
Ländcr, wie Benetien mit seinen Festungen
bekümmern." Wir habcn die Anficht, wenn
dem Lande Gesahren von außen drohcn, so
muß man sich glücklich schätzcn, tüchlige Fe-
stnngpn- wie Berona, Mantua, Venedig find,
sowic dir scsten Plätzc i» Ungatn und an Ver
polnischen Gränze zu besitzen und sic bis zum
letzten Manne vertheidigen. Nur „Gefühls-
pviilikcr" Sffnen die Thore der Festungen dem
nahenden Feinde. Ob Veneticn zu Deutsch-
land gehöre, was Herr v. Langsdorff verneint,
hat sicherlich Niemand anders zu enlscheidcn,
als Oesterreich und Deutschland selbst; in fpä-
»teren Zahren, wenn es keinen Napoleonismus
und keinen Panslavismus mehr gibt, mag Elihu
Bnrrit mit seinen Frikdcnsmännern auf eiiiem
allgemeinen Völkercongresse die Landkarte viel-
leicht anders gcstaltcn!
Z Krciburg, 8. April. Gestern Abend
wurvc bei dem Passircn des letzten Zuges in
Emmendingcn solgender Vorfall erzähtt: Zwci
Baucrnknechte, der einc von Malek, der an-
sonncn zu müffcn — «o er zu wollen hat", rief
er und strcckte mir das Terzerol cntgegen.
Dcs MaNnes Art imponirie mir. Jch wurde
verlcgen. ünwillkürlich stieß ich die Frage hervor:
„Wie kommi Jhr zu diesem Gewerbe?"
„Aha", lächelte er. „Jhr werdei doch nach mei-
ner Biographie lüstern. Gut, ich will Euch cincn
Brockcn davon vorwerfcn. — Drei klcine Worte
spiclen sehr oft das Schicksal des Menschcn und be-
stimmcnscine Bestimmung. — Der Wein, die Liebe,
das Spicl. — Sie bilden gleichsam die irdische Drei-
einigkeit und ich sagte Guch ja bcreits, daß ich es
immer mit dieser gehalten. — Nun wer liebt
zugleich Wein, Weib und Spiel — gcwiß dem Sa-
tanas verfiel. — Berfallen — ist sterben. Pah,
wenn man todi ist, gleichviel wer den Leib erhält,
die Scele wird nicht mit verscharrt nnd stirbt also
auch nicht. — Drückt mich nicht die leibliche Pein
— so kümmert mich nicht die Secle mcin. — Doch
«ir haben heute cin Festgelage, meinc Zeit ist gc-
Meffen. — Gegen Zahlung und Verschwiegenheit
stehc ich zu Euren Diensten; dcnn ich brauchc heute.
Abend Geld, um ;u sviclrn. Sv gut kefft Jhr
«S bei mir so leicht nicht wieder und Zhr dürft von
dcre vo» KelmarSreuthe, hatten beim Spiele
Streit bekowmen und warcn wiederhslt vom
Wirthe auSgewiesen worden. Dcr erstere
setzte auch auf der Straße deu Streit fort
und ging zu Thätlichkeiten über. Obgleich
von Ümstehcndcn festgehaltcn, koilnte er doch
noch sein Meffer ergreifen und stieß cs dcm
andern in die rechte Brust; der Getroffene
gab in kurzer Zeit den Geist auf. Der Thäter
wollte die Flucht ergreisen, wurde aber so-
glcich sestgehalten und dem Gerichte übergeben.
Stuttqart, 8. April. Der KSnig hat
dem großh. hessischen Mnister, Frhrn. von
Dalwigk, das Großkreuz des FriedrichSordens
verliehen.
Kassel, 4. April. (D. Z.) Einem in Ictz-
ter Zeit ergangenen Beschluffe unsereS Mini-
steriumS des Jnncrn zufolge sollen Concessio-
ncn zum Buchhandel und zum Buchdruck künf-
tighin nur aus Widerruf ertheilt werden.
Rach eincr Cvrrespvndcnz dcr „K, Z." aus
Berlin vom 6. April machc sich scit kurzem
ein auffallender Umschwung zu Gunsten des
Ssterreichischen Gesammtstaates'geltend und das
Ansehen des Grafen Apponpi sci im Steigen
begriffcn. Man bereite sich, hcißt es in ei-
nem dieser Briefe, der uns vorliegt, darauf
vor, den Umsturzbewegungen ganz entschieden
enlgegenzutreten.
Berlin, 6. April. Das Abgeordnetcnhalis
verhandelte gestern noch längcre Zeit über
die Petition für Einführung geheimcr Abstim-
mung bci den Wahlen. Bethmann Hollweg
beantragt die motivirte Tagesordmilig. Schulze
(Berlin) sprichl fstr die Ueberweisung an das
Ministerium und empfiehlt die gehcime Ab-
stimmulig als eincn Damm und Schutz gcgen
demvralisircnde Einflüffe der Bestechung rc.
Dic Frage sei uuabhängig von jebein Wahl-
spstcm, ihr Austrag im Siune der Petitio-
nen werde nur einem dringenden Bcdürfniß
cntsprechen. Wagener (Rcgenwaldc) und der
Minister des Jnnern sprechen für einfache
Tagesvrdnung. v. Carlowitz für Ueberwci-
sung an das Ministerium. Nachdcm Bescler
noch die einfache Tagesordnung beantragt,
wird der Schluß der Dcbatte angenommen.
Bei der Abstimmung wird die mvtivirte Ta-
gesordnuilg angenommcn. — Die neuestc
N«miiier dcs „Zustiz - Ministerial - Blattes"
enthält ein Erkcnntniß des Obcrtribunals
vom 6. Dccembrr 1860, nach welchcm die
Statthaftigkeit dcr gewerbsmäßigen Vermitt-
lung von Eheschließungcn dem Erforderniffe
einer vorgängigcn polizeilichen Erlaubniß un-
terliegt.
Breqenz, 6. Apr. Heute Vormittag fand
in feierlichcr Weise dic Eröffnung des vorarl-
bergischen Landtags statt.
- Die Patrie meldct aus Wien, daß die
Magnaten, welche der Eröffnung des Land-
tages in Ofey beigewohnt haben, einer Ver-
ständigung mit dem Wicner Hof nicht abhold
sind. Die Mehrhcit der Abgeordnctcn ist da-
gegen immer noch gegen jede Ausgleichungs-
idee. Nach derselbe» Mittheilung sind die
Bemühungen des demokratischcn Comites von
Pesth, um die galizischen Abgeordncten von
Glück sagcn, daß Jhr gcräde heutc auf mein Ge-
wiffen zieltet. — Also schnell."
Dic Terzerole «ar dabci immer auf mich ge-
richtct.
„Kann ich das Mädchen fehen und sprechen?"
„Das Erste, ja, das Zwcite hangt von ihr ab."
„WolltsIhr das Erste vcranstalten?"
„Wie viel zahlt Jhr?"
„Fünfundzwanzig Gulden."
„Pranumerando."
„Postnumcrando."
„Geht nicht. Wcr weiß, ob ich Euch dann sobald
«icper sähe."
„Wer bürgt mir, daß Jhr Wort haltet, wenn
ich" —
„Ihr traut mir nicht? — Adicu!" — Er wen-
dete fich zum Gchcn."
„Bleibt, ich" —
„Zahlt — allcs übrigc crlaffe ich Euch."
Jch zählte dic Summe auf den Tisch, cr prüfte
wic frühcr und stecktc fie dann in die Briestaschc.
„Abends acht llhr erwartet mich; für Kleider
sorge ich. — Jch führc Guch hin, wo Jhr fie schen
könnt. — Findet Ihr dort einen Augenblick, fie zu
der Bethci'ligung an dem Wiener Reichstag
abzuhalten, erfolglos geblieben. Zn einer am
4. d. in Lemberg abgehaltenen Versammlung
wurde beschloffen, unter Vorbehalt der un-
veräußcrllchcn Rechte Polcns, Abgeordncte
in den ReichSrath nach Wien zu sendcn.
Wien, 6. April. Der Feldmarschall Fürst
Windischgrätz wird morgen zur Festungs-Jn-
spcction nach Mainz abreisen: berselbe ist
bekanntlich Gouverneur der Bundesfestung
Mainz.
Nach der „Allg. Ztg." ,'st der Gencralma-
jor MeSko (den man für dcn Verfaffer der
scharf geschriebenen Broschürcn hält: „Wa-
rum unterlag Oesterreich?" und „Ein Blick
in das 'Jnncre ver österreichischen Armee",
welche Autorschaft er jedoch ablchntc), als
Verfaffer eineS Artikelö in der „Aüg. Ztg."
— mit „Profoßenarrest" bestraft wordcn!
Wien, 8. April. Landtag. Rach lebhaf-
ter Dcbätte über den Adreßentwnrf Mühlfelv's,
sowie über den des Ädreßcomilee's, wurde ein
von den Abgeordneten Pillersdorf, Kuranda
und Mühlfeld vereinbarter Adreßentwurf mit
allen gegen einc Sn'mme angenommcn. Die
nächste Sitzung findet am Mittwoch statt. —
Der Linzer Landtag hat mit Acclamation eine
Lopalitätsadreffe an den Kaiser und eine Ver-
trauensadreffe an das Ministerium beschlossen.
Oesterreichtsche Monarchie.
Zn der Magnatentafel wird Protest gegen
die Ernennung des Grafcn Apponpi beantragt,
welche der Cvntrastgniruno eines nngarischen
Ministers entbehre, und unter großer Zustim-
mung cin ungarisches Ministerium verlangt.
Nach längerer Debatte wird kein specieller
Prvlest, sondern nur die betreffende Vcrhand-
lung in das Protocoll aufgenommen.
Agram, 8. April. Nikoic wird von den
Jnsurgenten noch belagert. Zn dieser Festung
hcrrscht Hungersnoth; der Fall derselben stcht
bevor. Durch Vermittlung der fremden Con-
suln soll ein Waffenstillstand zwischen den
türkische» Truppen und den Jnsurgenten ab-
gcschloffen sein. Zn Bosnien wird ein Con-
flict zwischen Türken unv Rajahs befürchtet,
AuswaNderungcn dcr letztercn stehen bevor.
Lemberg, 2. April. DaS Statthalterci-
Prästoium m Lcmderg hat bekannt gemacht,
daß das Tragen vvn Säbeln „LsrsbelÄ" zu
der polnischen Nationaltrachr vvn einer spe-
ciellen Bewilligung abhäügig gemacht wird.
Krakau, 31. März. Gcstern erhielt Barvn
Buttlar, Mitarbeiler ber „Krakaucr Zkg.",
der als preußischer Unterthan hier mehrere
Jahre verweilte, die Weisung, Krakau binncn
48 Stunden zu verlaffen und es m'e wicder
zu berreten.
A r a n k r e i ch.
Paris, 3. April. Das Manifest des Prin-
zen Mnrat wird von allen Seiten angegrif-
fen, am stärksten von dem Organ des Prin-
zen Napoleon, ver „Opinion nationale," wel-
ches den unglücklichen Prätendenten sogar
daran erinnert, daß sein Vatcr den ersten
Napolcvn verrathen habe. Die hiesigen Jtalia-
sprechcn, mögt ghr ihn alö Dreingabe benützcn;
doch vergeßt nie, daß die größte Gefahr über Euerm
Haupte schwebt."
„Wer ist aber jener Konrad?"
„Ihr wißt es ja."
„Vcrstcht mich. Wcr, waS ist er jetzt?"
„Wie viel zahlt Zhr?"
„Ähr seid unersättlich."
„Jch verkaufe."
„Jch dächte" —
„Jcder denkt auf seinen Vortheil, wtr bestnden
uns in gleichem Falle."
„Gut. Zehn Gulden."
„Freilich wenig — aber einS tn das andere ge-
rechnct — mag sein. — Doch metnc Zungc ist trocken
geworden — habt Ihr nicht noch eine angebrochcnc
in der Nähe —"
Jch holtc aus dem Schlafzimmer eine noch halb-
»olle Flasche. — Er machte fich's indeß wicder be-
quem.
„Jch sollte Euch eigentlich heute nicht so viel mit-
theilen", hub cr an — „damit Jhr grzwungen wärt,
mich öfter cinzuladen. Euer Wei» jst «irklich vvr-
kefflich." (Forts. f.)
a»s Darmstadt sprach über Entstehung und
Bedeutung des Nationalvcräns; scharfc Worte
widmete er den Gegnern deffelben, besonderS
der Klaffe von ihnen, welche, ohnc im Stande
zu sein, ein beffereS Programm an die Stellc
zu setzc», mit nichtssagenden Redensarte» den
Nakionalverein verdächtigen. Herr Oberge.
richtsadvocat Ladenburg aus Mannheim sprach
ubrr das Verhältniß Dcurschlands zu Oestrr-
reich und wies es mit aller Entschiedenhcit
ab, als beabsichtigc der Nativnalvercin eine
Zertrümmcrung Oesterrcichs; im Gegentheil,
er crstrebe ein ganz cnges Bündniß zwi-
schcn dcm geeinigten Deutschland und
zwischen dcm geeinigten ganzen und ncuen
Oesterreich; »ur in Erstarkung jedeS
dieser beiden Länder und in dem engen
Bündniß dersclben licgc die Bürgschaft des
Sieges, wenn ein Theil davon von außen an-
gegriffen werde; würden dagegen dic gcgen-
wäriigen kläglichen Zustände bleiben, so müßte
sich »vthwendlg das Jahr 1859 wiederhvlen.
(Herr Ladenburg gchört selbft dem Ausschuß
des Rationalvercins an, diese Erklärung sel'ner-
seits ist daher um so bedeukungsvollec, als
dadurch die kleine Minderheit im National-
verein, welche auf die Zerirümmerung Oester-
reichs hofft, nur um so vereinzelter dasteht.)
Diescr schon vor Jahren vorgeschlagene Bund
zwischen den zwei Ländcrn hat in Deutschland
wohl unker allen Vorschlägen die meisten An-
hänger; ebenso mehren sich die Stimmen aus
Oestcrreich, welche sich günstig diesem Plane
zmieigrn; die allcrnächsten Ereignisse in Ocster-
reich werden ergcbcn, ob die Ausführung des-
selben zu hoffen, oder ob ein ganz anderer Weg
dcr staaklichen Gcstaltung zu betrcten ist.
,, Der dritte Redner war Herr Prof. v. Langs-
dorff von hier; er schildcrte cindringlich die
Gesahren, wclche Deutschland von allen Sei-
ten her bcdrohen. So sehr wir hierin mit
ihm einverstanden sind, so unn'chtig finden
wir seine Behauptung, „wir soüten, um dicsc
Gesahreii zu vermindern, pvlitisch bcscheiren
ftill und uns nicht um andere nichtdeutsche
Ländcr, wie Benetien mit seinen Festungen
bekümmern." Wir habcn die Anficht, wenn
dem Lande Gesahren von außen drohcn, so
muß man sich glücklich schätzcn, tüchlige Fe-
stnngpn- wie Berona, Mantua, Venedig find,
sowic dir scsten Plätzc i» Ungatn und an Ver
polnischen Gränze zu besitzen und sic bis zum
letzten Manne vertheidigen. Nur „Gefühls-
pviilikcr" Sffnen die Thore der Festungen dem
nahenden Feinde. Ob Veneticn zu Deutsch-
land gehöre, was Herr v. Langsdorff verneint,
hat sicherlich Niemand anders zu enlscheidcn,
als Oesterreich und Deutschland selbst; in fpä-
»teren Zahren, wenn es keinen Napoleonismus
und keinen Panslavismus mehr gibt, mag Elihu
Bnrrit mit seinen Frikdcnsmännern auf eiiiem
allgemeinen Völkercongresse die Landkarte viel-
leicht anders gcstaltcn!
Z Krciburg, 8. April. Gestern Abend
wurvc bei dem Passircn des letzten Zuges in
Emmendingcn solgender Vorfall erzähtt: Zwci
Baucrnknechte, der einc von Malek, der an-
sonncn zu müffcn — «o er zu wollen hat", rief
er und strcckte mir das Terzerol cntgegen.
Dcs MaNnes Art imponirie mir. Jch wurde
verlcgen. ünwillkürlich stieß ich die Frage hervor:
„Wie kommi Jhr zu diesem Gewerbe?"
„Aha", lächelte er. „Jhr werdei doch nach mei-
ner Biographie lüstern. Gut, ich will Euch cincn
Brockcn davon vorwerfcn. — Drei klcine Worte
spiclen sehr oft das Schicksal des Menschcn und be-
stimmcnscine Bestimmung. — Der Wein, die Liebe,
das Spicl. — Sie bilden gleichsam die irdische Drei-
einigkeit und ich sagte Guch ja bcreits, daß ich es
immer mit dieser gehalten. — Nun wer liebt
zugleich Wein, Weib und Spiel — gcwiß dem Sa-
tanas verfiel. — Berfallen — ist sterben. Pah,
wenn man todi ist, gleichviel wer den Leib erhält,
die Scele wird nicht mit verscharrt nnd stirbt also
auch nicht. — Drückt mich nicht die leibliche Pein
— so kümmert mich nicht die Secle mcin. — Doch
«ir haben heute cin Festgelage, meinc Zeit ist gc-
Meffen. — Gegen Zahlung und Verschwiegenheit
stehc ich zu Euren Diensten; dcnn ich brauchc heute.
Abend Geld, um ;u sviclrn. Sv gut kefft Jhr
«S bei mir so leicht nicht wieder und Zhr dürft von
dcre vo» KelmarSreuthe, hatten beim Spiele
Streit bekowmen und warcn wiederhslt vom
Wirthe auSgewiesen worden. Dcr erstere
setzte auch auf der Straße deu Streit fort
und ging zu Thätlichkeiten über. Obgleich
von Ümstehcndcn festgehaltcn, koilnte er doch
noch sein Meffer ergreifen und stieß cs dcm
andern in die rechte Brust; der Getroffene
gab in kurzer Zeit den Geist auf. Der Thäter
wollte die Flucht ergreisen, wurde aber so-
glcich sestgehalten und dem Gerichte übergeben.
Stuttqart, 8. April. Der KSnig hat
dem großh. hessischen Mnister, Frhrn. von
Dalwigk, das Großkreuz des FriedrichSordens
verliehen.
Kassel, 4. April. (D. Z.) Einem in Ictz-
ter Zeit ergangenen Beschluffe unsereS Mini-
steriumS des Jnncrn zufolge sollen Concessio-
ncn zum Buchhandel und zum Buchdruck künf-
tighin nur aus Widerruf ertheilt werden.
Rach eincr Cvrrespvndcnz dcr „K, Z." aus
Berlin vom 6. April machc sich scit kurzem
ein auffallender Umschwung zu Gunsten des
Ssterreichischen Gesammtstaates'geltend und das
Ansehen des Grafen Apponpi sci im Steigen
begriffcn. Man bereite sich, hcißt es in ei-
nem dieser Briefe, der uns vorliegt, darauf
vor, den Umsturzbewegungen ganz entschieden
enlgegenzutreten.
Berlin, 6. April. Das Abgeordnetcnhalis
verhandelte gestern noch längcre Zeit über
die Petition für Einführung geheimcr Abstim-
mung bci den Wahlen. Bethmann Hollweg
beantragt die motivirte Tagesordmilig. Schulze
(Berlin) sprichl fstr die Ueberweisung an das
Ministerium und empfiehlt die gehcime Ab-
stimmulig als eincn Damm und Schutz gcgen
demvralisircnde Einflüffe der Bestechung rc.
Dic Frage sei uuabhängig von jebein Wahl-
spstcm, ihr Austrag im Siune der Petitio-
nen werde nur einem dringenden Bcdürfniß
cntsprechen. Wagener (Rcgenwaldc) und der
Minister des Jnnern sprechen für einfache
Tagesvrdnung. v. Carlowitz für Ueberwci-
sung an das Ministerium. Nachdcm Bescler
noch die einfache Tagesordnung beantragt,
wird der Schluß der Dcbatte angenommen.
Bei der Abstimmung wird die mvtivirte Ta-
gesordnuilg angenommcn. — Die neuestc
N«miiier dcs „Zustiz - Ministerial - Blattes"
enthält ein Erkcnntniß des Obcrtribunals
vom 6. Dccembrr 1860, nach welchcm die
Statthaftigkeit dcr gewerbsmäßigen Vermitt-
lung von Eheschließungcn dem Erforderniffe
einer vorgängigcn polizeilichen Erlaubniß un-
terliegt.
Breqenz, 6. Apr. Heute Vormittag fand
in feierlichcr Weise dic Eröffnung des vorarl-
bergischen Landtags statt.
- Die Patrie meldct aus Wien, daß die
Magnaten, welche der Eröffnung des Land-
tages in Ofey beigewohnt haben, einer Ver-
ständigung mit dem Wicner Hof nicht abhold
sind. Die Mehrhcit der Abgeordnctcn ist da-
gegen immer noch gegen jede Ausgleichungs-
idee. Nach derselbe» Mittheilung sind die
Bemühungen des demokratischcn Comites von
Pesth, um die galizischen Abgeordncten von
Glück sagcn, daß Jhr gcräde heutc auf mein Ge-
wiffen zieltet. — Also schnell."
Dic Terzerole «ar dabci immer auf mich ge-
richtct.
„Kann ich das Mädchen fehen und sprechen?"
„Das Erste, ja, das Zwcite hangt von ihr ab."
„WolltsIhr das Erste vcranstalten?"
„Wie viel zahlt Jhr?"
„Fünfundzwanzig Gulden."
„Pranumerando."
„Postnumcrando."
„Geht nicht. Wcr weiß, ob ich Euch dann sobald
«icper sähe."
„Wer bürgt mir, daß Jhr Wort haltet, wenn
ich" —
„Ihr traut mir nicht? — Adicu!" — Er wen-
dete fich zum Gchcn."
„Bleibt, ich" —
„Zahlt — allcs übrigc crlaffe ich Euch."
Jch zählte dic Summe auf den Tisch, cr prüfte
wic frühcr und stecktc fie dann in die Briestaschc.
„Abends acht llhr erwartet mich; für Kleider
sorge ich. — Jch führc Guch hin, wo Jhr fie schen
könnt. — Findet Ihr dort einen Augenblick, fie zu
der Bethci'ligung an dem Wiener Reichstag
abzuhalten, erfolglos geblieben. Zn einer am
4. d. in Lemberg abgehaltenen Versammlung
wurde beschloffen, unter Vorbehalt der un-
veräußcrllchcn Rechte Polcns, Abgeordncte
in den ReichSrath nach Wien zu sendcn.
Wien, 6. April. Der Feldmarschall Fürst
Windischgrätz wird morgen zur Festungs-Jn-
spcction nach Mainz abreisen: berselbe ist
bekanntlich Gouverneur der Bundesfestung
Mainz.
Nach der „Allg. Ztg." ,'st der Gencralma-
jor MeSko (den man für dcn Verfaffer der
scharf geschriebenen Broschürcn hält: „Wa-
rum unterlag Oesterreich?" und „Ein Blick
in das 'Jnncre ver österreichischen Armee",
welche Autorschaft er jedoch ablchntc), als
Verfaffer eineS Artikelö in der „Aüg. Ztg."
— mit „Profoßenarrest" bestraft wordcn!
Wien, 8. April. Landtag. Rach lebhaf-
ter Dcbätte über den Adreßentwnrf Mühlfelv's,
sowie über den des Ädreßcomilee's, wurde ein
von den Abgeordneten Pillersdorf, Kuranda
und Mühlfeld vereinbarter Adreßentwurf mit
allen gegen einc Sn'mme angenommcn. Die
nächste Sitzung findet am Mittwoch statt. —
Der Linzer Landtag hat mit Acclamation eine
Lopalitätsadreffe an den Kaiser und eine Ver-
trauensadreffe an das Ministerium beschlossen.
Oesterreichtsche Monarchie.
Zn der Magnatentafel wird Protest gegen
die Ernennung des Grafcn Apponpi beantragt,
welche der Cvntrastgniruno eines nngarischen
Ministers entbehre, und unter großer Zustim-
mung cin ungarisches Ministerium verlangt.
Nach längerer Debatte wird kein specieller
Prvlest, sondern nur die betreffende Vcrhand-
lung in das Protocoll aufgenommen.
Agram, 8. April. Nikoic wird von den
Jnsurgenten noch belagert. Zn dieser Festung
hcrrscht Hungersnoth; der Fall derselben stcht
bevor. Durch Vermittlung der fremden Con-
suln soll ein Waffenstillstand zwischen den
türkische» Truppen und den Jnsurgenten ab-
gcschloffen sein. Zn Bosnien wird ein Con-
flict zwischen Türken unv Rajahs befürchtet,
AuswaNderungcn dcr letztercn stehen bevor.
Lemberg, 2. April. DaS Statthalterci-
Prästoium m Lcmderg hat bekannt gemacht,
daß das Tragen vvn Säbeln „LsrsbelÄ" zu
der polnischen Nationaltrachr vvn einer spe-
ciellen Bewilligung abhäügig gemacht wird.
Krakau, 31. März. Gcstern erhielt Barvn
Buttlar, Mitarbeiler ber „Krakaucr Zkg.",
der als preußischer Unterthan hier mehrere
Jahre verweilte, die Weisung, Krakau binncn
48 Stunden zu verlaffen und es m'e wicder
zu berreten.
A r a n k r e i ch.
Paris, 3. April. Das Manifest des Prin-
zen Mnrat wird von allen Seiten angegrif-
fen, am stärksten von dem Organ des Prin-
zen Napoleon, ver „Opinion nationale," wel-
ches den unglücklichen Prätendenten sogar
daran erinnert, daß sein Vatcr den ersten
Napolcvn verrathen habe. Die hiesigen Jtalia-
sprechcn, mögt ghr ihn alö Dreingabe benützcn;
doch vergeßt nie, daß die größte Gefahr über Euerm
Haupte schwebt."
„Wer ist aber jener Konrad?"
„Ihr wißt es ja."
„Vcrstcht mich. Wcr, waS ist er jetzt?"
„Wie viel zahlt Zhr?"
„Ähr seid unersättlich."
„Jch verkaufe."
„Jch dächte" —
„Jcder denkt auf seinen Vortheil, wtr bestnden
uns in gleichem Falle."
„Gut. Zehn Gulden."
„Freilich wenig — aber einS tn das andere ge-
rechnct — mag sein. — Doch metnc Zungc ist trocken
geworden — habt Ihr nicht noch eine angebrochcnc
in der Nähe —"
Jch holtc aus dem Schlafzimmer eine noch halb-
»olle Flasche. — Er machte fich's indeß wicder be-
quem.
„Jch sollte Euch eigentlich heute nicht so viel mit-
theilen", hub cr an — „damit Jhr grzwungen wärt,
mich öfter cinzuladen. Euer Wei» jst «irklich vvr-
kefflich." (Forts. f.)