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Heidelberger Zeitung — 1863 (Januar bis Juni)

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Februar
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https://doi.org/10.11588/diglit.2820#0173
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N;: LL. Samstag, 2L. Februar


L8«3.

^ Die Badische Landeszeitung und
-ie Communalschule.

Die Bad. L.-Z. hat >n ihrer Nr. 32 unsern
in Nr. 28 der H. Z. erschienenen Artikel über
Communalschulen, der sich aus einen diese
Materie behandelnden Aufsatz Dr. Zittels in
dcn beiden badischen evang. Kirchcnblätlern
bezieht, der Ehrc gewürdigt, ihn zum Gegen-
stande ihrer Betrachtungen zn machen. Jndem
wir dies dankbar anerkennen und auch darüber
unS freuen, daß ste in der Hauptsache, näm-
lich im Princip, mit uns übereinstimmt, müs-
sen wir doch über einen, eine praktische Schwie-
rigkeit betreffenden Punkt, worin sie nicht
mit uns einverstanden ist, uns uäher erklären.
Obgleich nämlich die B. L.-Z. mit uns bie
Aufhebung zweier confeffionellen Oberbehörden
und auch die Aufhebung der confeffivnellen
Bezirksschulvisitaturen, wodurch die Confes-
sionseigenschaft der Volksschule principiell und
factisch als beseitigt erscheint, für gerechtfer-
tigt erklärt, bekämpft sie gleichwohl unsere An-
sicht, daß die Volksschule als solche mit dem
kirchlichen Confeffivnalismus nichts zu thun
habe, mithin Coinmunalichule sein müffe, mit
Üeberwcisung der religiösen Bildung ver Ju-
gend an die Kirche, beziehungsweise an oie
Geistlichen. Wir mußlcn uns über diesen
Widerspruch gcgen unsere Anschauung um so
mehr wnnbern, da die L.-Z. zugesteht, daß bie
Frage, ob Gcmeindeschulen ein wirklicheö Be-
dürfniß unserer Zeit sind, dem Wesen nach
„in Baden längst entschieden ist;" daß mit
Ausnahme der Bürger- und VolkSschulen »un
alle übrigen „reine Slaatsschulen ohne con-
feffionellen Charakter geworden sind", und daß
sogar die B ü rg er sch u l c n, bie von der Ge-
meinbe erhalten werden, „nicht mchr confeffio-
uell sind», deßgleichen daß vie Volksschule
hinsichilich ihrer äußeren Besoldungsverhält-
niffe „ebenfalls eine Gemeinde- oder Commu-
nalschule" sei. Noch stärker lautet die Zu-
stimmung zu unserer Anschauung in bem Satze:
„Man laffe stch also burch bas Zetergeschrei
gegen das Wort „Commnnalschule" nichi blen-
den; allc unsere Schulen, mit Ausnahme der
Volksfchule, sind wirkliche Communalschulen,
und die Volksschule ist es dem Prin-
cipundderhalbenWirklichkeit n a ch."
Jn dem letzten Satze licgt nun aber auch,
troß allen Zugkständnissen und aller scheinba-
ren Ukbereinstiminung, der Differenzpunkt zwi-
schcn ber B. L.-Z. und uns. Jene begnügt
stch mit dem „Princip" und mit der „hal-
bcn Wirklichkeit", und hält sogar die Fvrt-

Maria Theresia als Mutter.

(F-rtsktzung.)

Hcrzog Albert und seinc G-mahlin hielten nun
im königlichen Schloffe zu Preßburg cincn prächti-
gen Hof mit einem zahlreichen Hofstaate. Maria
Thercsta aber war unablässig bemüht, der gelicbten
Tochter in allen Lcbensvcrhältniffen mit ihren rei-
chen Erfahrungen, dem cntschloffcnen Takte und
dem Wohlwollen ihrcr Seele zur Seite zu stehen.
Sie gab thr Weisungen für ihre Stellung alS Statt-
halterin, d. h. als die erste Frau dcs Landes; ja
als Christine in der Scheu und Zartheit eincr jun-
gen Frau sie »m Rath bat, wie sie ihrcm Manne
begcgnen solle, wie sie scine Liebe erhaltcn könne,
schrieb ihr die Mutter eine Fülle von Bcobachtun-
gcn und Lcbensregcln, so fcinfühlig, so vollTreue
und Aufrichtigkeit, so voll tieferKenntniß des mensch-
lichen Gcmüths, daß man unwillkürlich von Ach-
tung vor dem Charactcr und dem Gcist dtcser Für- !
stin crfüllt wird, wenn man dieses Muster von eincm !
Briefc durchliest. Er ist französisch geschrichen und ^
lautet in treuer Uebcrfctzung also;

dauer dieses VerhältnisseS für nothwendig;
wir dagegen verlangen die dem Princip enk-
sprechende ganze Wirklichkeit, weil wir ein
abgesagter Feind von halben Maßregeln sind
und dieselben nur so lange dulden ober gut-
heißen köimcn, als der ganzen und vollen Ver-
wirklichung des Princips noch unübersteigliche
Hinderniffe entgegenstehen. Ob die Hinderniffe,
welche die B. L.-Z. als solche bezeichnet, un-
ter diese Kategorie gehören, wollen wir nun
sehen.

Nach unserer Folgcrung, meint die L.-Z.,
würde z. B. der Oberschulrath „ganz katho-
lischen Gemeinden evangelische Lehrer zuschi-
cken können" oder umgekehrt, was ste für un-
thunlich hält. Wir erwievern, daß dem von
uns aufgcstellten Princip in der Wirklichkeit
oder praktischen Durchführung allerbings ein
Können, eine Möglichkeit; aber durchaus
kein Müssen, keine Nothwendigkeit ent-
spricht, oder daß das Princip keinen Zwang
involvirt vder bebingt. Wir sagen daher nur,
daß an eine Communalschule in einer unge-
mischtcn Gcmeinbe wohl auch unter gegebe-
nen Verhältniffcn, insbesondere wenn die Ge-
meinbe es wünscht, ein Lehrer von der ent-
gegengesetzten Confeffion berufen werden kann,
nicht aber daß es sein muß unb unter allen
Umstänben wünschenswerth ist. Wenn z. B.
durch freie Uebereinkunft ber Gemeindc, des
Geistlichen und des Lehrers Letzterer in seinem
eigenen und der beiden anderen Betheiliglen
Zntereffe auch den Organistendienst überneh-
men soll unb will, was ohne Zweifel öfler
der Fall seiu wird, so wird bem Princip der
Communalschule durchaus gar nichts verge-
ben, wenn ein Lehrer von der Confeffion ber
ungemischten Ortsgemeinbe berufen wird. Wer
wirb überhaupt in freien menschlichen Verhält-
niffen ein Muß befürworten wollen, wenn
mit einem Können ausznreichen ist? Wir
wären mit allen aufrichtigcn und besonnenen
Freünden der Freiheit gewiß die Letzten, die
stch eine solche Jnconscquenz würden zu Schul-
den kommen laffe».

Die L.-Z. geht aber nvch weiter; sie ist
mit Zittel und Andcrn der Meinung, daß,
weil die Volksschule auch zugleich Erzieh-
ungsanstalt ist, der Schuliehrer „noth-
wendig auch wenigstens mit der Re-
ligio nslehrer sein muß", welches aber
nur da möglich sei, wo mehr als ein Lehrer
vorhanden, mithin sede Coiifeffion (in ge-
mischten Gemeinden) einen Reiigionslehrer
haben könne. — Daß die Schwierigkeit nicht
in dem Umstande liegt, ob ein ober zwci

„Mcine liebe Tochtcr! Du willst, daß ich Dir
übcr Deine künftige Lage einen Rath gebe. Es gibt
viele Bücher, welche diesen Gegcnstand behandeln;
ich will nicht «ieverholen, was sie sagen. Du weißt,
daß wir Fraucn unscrn Männern-uiiterworfen, daß
wir ihncn Gehorsam schnldig sind, daß unser ein-
zigcs Strebcn sein soll, dem Gcmahl zu dienen,-
ihm nützlich zu sein, thn zum Vater und bcsten
Freund zu machen. Wenn auch unglücklicherwcise
Bcispiclc das Gegentheil zeigen, so kann ich Dtch
doch nicht von Deincr Pflicht entbtnden. Du nimmst
Deincn Mann aus Neigung. Das war dcr ein-
zige Grund, warum ich Dich etablirt habe. Du
kcnnst Dcincn Mann, Du hast alle Ursache zur
Hoffnung, fo glücklich zu wcrdcn, wie man cs nur
auf dicscr Welt sein kann. Trachte Dir den gött-
lichen Scgen durch ctn christlichcs Lcben zu vcrdie-
nen. Gtcb den Andcren cin Beispiel durch Dcine
Wohlthatcn, Deine Andacht, durch ctn geordnctes
Bcnehmen, cine bescheidene Zurückhaltung, die Du
! überall beobachten sollst. Es ist an Dir, den Ton
i anzugeben, und ich bin überzcügt, daß Du ihn an-
geben wirst, Du bist ganz gecignet dazu. Du be-
^ fitzcst Anmiith und Ergebenheit, aber hüte Dich,

Lehrer an der Schule sind, licgt auf flacher
Hand. Wir haben bereits gezeigt, daß in un«,
gemischten Orten auf die Confeffionseigen-
schaft des Lehrers Rücksicht genommen werden
könne, und daß es vicüeicht «'n den meisten
derartigen Orten unter gegebenen Verhältnis-
sen noch lange der Fall sein werde. Fast
ebenso wahrscheinlich ift es, daß man in ge-
mischten Orten noch lange, vielleicht auch
immer, darauf bedacht sein wird, zwei Lehrer
von verschicdener Confeffion anzustellen,
seren es nun zwei Hauptlehrer, vder ein Haupt-
lehrer und ein Unterlehrer, von denen jener
den numerisch stärkeren, dieser den schwächeren
Cnnfessionstheil der Gemeinve repräsentirt.
Unser Communalschulprincip bercitet also in
dem wirklichen Leben und seinen concreten
Verhältnissen nicht die geringsten Schwierig«
keiten, sondern bie Schwierigkeiten flnd nur
fingirte und liegen nur in den Köpfen derer,
welche aus principiellen oder confessionellcn
Gründen den Communalschulen abgeneigt sind,
dieses aber nicht eingestehen wollcn und darum
die Schwierigkeitcn auf das praktische Gebiet
schieben möchten, um mit jenem Preußen sa-
gen zu können: „es ginge wohl (iüi Prin-
cip), aber es geht nicht (in der Wirklich-
'keit)." — Was aber in speoie den Einwand
betrifft, daß, bei Einführung ber Communal-
schulen, „der Oberschulrath ganz katholi-
schen Gemeinden evangelische Lehrer schicken
könne" und umglkehrt, so ist derselbe — nicht
«twa aus dem Princip, auch nicht aus dem
Leben und ber Wirklichkeit, sonbern nur aus
der Phantasic oder rein aus der Luft gegriffen
und stützt sich aus eine völlig grundlose Vor-
ausseßung oder Befürchtung; denn die näm-
liche von uns beabsichtigte Schulreform, welchc
die Communalschule» in das Leben rufen wird,
wird auch den Gemeinden eine gesetzliche Be-
theiligung bei der Besetzung der Schulstellen
sichern und bie büreaukratische Anftellung von
Oben herab wird ein Ende habcn. Die Ge-
meinden werden folglich das Mittel und die
Macht besitzen, Alles abzuwchren u»d zu ver-
hüten, was ihren religiösen Gefühlen wider-
strebt; und sie werden dies weil flcherer er-
reichen, als bei den seitherigen confeffionellen
Schulen, wo manche freisinnige Gemeindc sich
eincn „Muckcr" als Lehrer für ihre Kinder
mußte aufhalsen lassen. Uebrigens wird eS
sich in der Folge bald zeigen, daß die Ge-
meinden nicht so viele cvnfeffionelle Vorur-
theile besitzen, als manche unserer Schulmo-
narchen. (Schluß f.)

diese Tugenden und schönen Eigenschaften zu über-
treiben. Jch svllte Dich besonderS aufmerksam ma-
chen, daß Du tn der zärtlichen Licbe sür Detnen
Mann nicht tn ein llebermaß geräthst, das ihm zur
Last fallen könnte; nichtS tst so delicat als diese
Klippe; dte zartlichsten und tugcndhaftesten Frauen
und jene, die aus Neigung heirathcn, schettern da-
ran. Du mußt trachten, daß man sie sucht und
«erlangt. An unferem Jahrhundert will man vor
allcn keinc Gene; durch dic schlechten Beisptele ist
es dahin gckommen, daß man ohne Anstoß so er-
schetnen kann. Je mehr Du Dctnem Mannc Frei-
heit läffest, tndem Du am wenigsten Gene und zarte
Aufmcrksamkett verlangst, dcsto liebenSwürdiger
wirst Du scin: er wird Dich suchen und flch Dtr
htngeben. (Forts. f.)

Dte Aesuiten in Rom haben eine statistische lleber-
sicht ihrcr auswärtigen Missionen vcröffentltcht. Vo»
circa 7000 Mitgliedern dcr Gcsellschaft sind 1312
auf Mtssion und von dicsen bl in Europa, 228 in
Asten, 177 in Afrika, 689 in Nordamcrika, 11S
in Südamerika und die übrigen in Australien. Der
Nationalität nach Hesteht dic Mehrzahl aus Fran-
zofen (bk>7), Spanicrn (282) und Ztalienern (219),
 
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