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Heidelberger Zeitung — 1863 (Juli bis Dezember)

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Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2801#0317
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und Mordthaten haben dl'e Ueberzeugung ge-
bracht, daß sowohl die HauSeigenthümer, als
auch sonstige Einwohner, nicht nur ihre Mit-
hilfe zur Ergreifung der Verbrecher versagen,
sondern vielmehr ihnen noch ihre Flncht er-
lcichtern, oder sie den Nachforschungen der
Polizeibehörde entziehen. ES wird demnach
auf höheren Befehl bekannt gemacht: 1) Jm
Falle der Ermordung oder eines Mordver-
suchs auf das Lebcn irgend JemandeS auf
öffentlicher Straße, wenn der Mörder nicht
ergrtffen werden sollte, werden alle Diejenigen,
die Augenzenqen der That waren und nichk
alle möglich ^Hi'lft z»r Ergreifung des Ver-
brechers leisteten, als Theilnehmer und Mit»
schuldige betrachtet, und nach ganzer Strenge
der Kriegsgesetze bestraft werden. 2) Wenn
der Thäter, »ach vollbrachtem Morde oder
Mordversuche, sich in ein Haus flüchten und
dort vom Hauseigenthümer oder den Bewoh-
nern des Hanses nicht festgehalten werden
sollte, so wird ein solchcs Haus sosort von
der Militärbehörde ohne die mindeste Vergü-
tung in Besttz genommen und werden die Be-
wohner daraus ermittirt werden. 3) Jm Falle
der Ermordung irgcnd Jemandes oder eines
Attentats in einem Hauft/ oder iin Hofraum
desselben, wenn der Thätcr vom Hauseigen-
thümer oder den Bewohner» nicht ergriffen
und der Behörde übergeben werden sollie, un-
terliegen alle der Strenge der Kriegsgesetze,
das Haus selbst aber nebst allem was darin
ist, wird von der Militärbehörde in Besitz gc-
nommen. 4) Derselben Verantwortlichkeit un-
terliegt der Eigenthümer des Hauses und deffen
Bewohner, ans welchem ein Schuß fallen,
oder irgend ein Attentat vollbracht werden
wird. Warschau, 22. Sept. 1863. Lewszpn,
Generalmajor." — Der Oberpolizeimeister
macht auch bekannt, daß von heute an schon
von 7 Uhr Abends an ein Jeder verpflichtet
ist, nicht anders als mit einer erleuchteten
Laterne auszugehen. Das Verbot, nach 10
Uhr überhaupt auszugchen, bleibt in Kraft.
Hätte Hie Regierung den Repreffionen eine
feierliche Ankündigung wirklicher, ehrlicher u.
weitgehender Reformen und eine Amnestie vor-
angehen laffen, so hätte sie die Hilfe der Bür-
ger erlangen können; ohne solche Verkündi-
gung diese Hilfe zu erwartcn, zeugt von großer
Unkenntni'ß der Sachlage. Zehntauftnde von
Bürgern wiffen, daß das Mindeste, was sie
nach Bewältigung des Aufstandes erwartet,
Sibirien ist, und ste befinden sich nun in der
Lage, zu eigener Sicherheit das Aeußerste an-
zuwenden, um die Revolution zu erhalten. Die
große Maffe der Kürger kann u»d wird sich
daher schwerlich dazu hergeben, z»r Unter-
drückung deS Landes und zur Ausrottung sei-
ner Vertheidiger selber hilfreiche Hand zu
bieten.

Der „Dziennik pozn." macht 57 katholische
Geistliche aus der Diöccse Wilna namhaft,
die wegen unniittelbarer Betheiligung am Aus-
stande oder Förderung desselben, theils hinge-
richtet, theils nach Sibirien oder dem Jnnern
Nußlands verbannt worden sind, theils noch
iul Gefängnifse gehalten werden.

Neueste Nachrtchten

Bern, 29. Skptbr. Hier wl'rd mit einem
Grundcapital von 60 MiUioiikii englischem u.
französischem Geld eine Creditbank gegründet.
Die Direction dcrselben übernimmt Herr
Stämpfli, der mit Neujahr aus dem Bundes-
rath tritt. Als Betheiligte sollen u. A.'Herr
Gladstone und Graf Mornp figuriren.

Vrrmischte Nachrichten.

Mainz, 28. Septbr. Heute Nacht wurde auf dem
htefigeu Telegraphenamte ein frecher Etnbruch verübt und
die Kaffe um 17,000 fl. bestohlen.

Brarmschweig. Zm Laufe dteses Winters wird hter
eine neue Art Congreß abgehalten werden, nämltch etn
Congreß der HandlungSretsenden. Vorzügltch sollen dort
dte Beschwerden gegen die Gastwirthe zur Verhandlung
kommen, und wtll man gemetnschaftliche Schrttte verein-
barcn.

Berlin. Dte Berliner Allgemetne Zettung schretbt
über daS Htnschetden Jakob Grtmm's: ^Die Hand tst
erstarrt, das Auge ist erloschen. Er war noch voll von
Entwürfen und spottete deS ToheS. Etn Buch über deutsche
Sttte hatte er längst verhetßen. Setne Grammattk wollte
er noch vollenden. Eine Arbeit über die DorfweiSthümer
muß beinahe fer'tttz geworden setn. Am Wörterbuch war
er unermüdltch^ DaS Letzte, was er hat druckcn lassen,
war ein Aufsatz über dte Thtersage tn den Götttnger ge-
lehrten Anzetgen. Vterzehn Tage war er krank gewesen:
daS besserte fich; man glaubte thn genesen: er war hetter,
scherzte und lachte. Da traf thn Samstag Nachmittag
ein Schlaganfall. Dte rechte Sette war gelähmt, auch dte
Zunge. Er konnte ketn Wort mehr sprechen und schien
doch bet sich. Man sagte thm, was man Tröstltches und
BeruhtgendeS wußte, er schien eS zu verstehen und schien
zu danken. DaS dauerte bts zum Sonntag Abend. Da
wiederholte sich ver Anfall: der Puls fing an langsamer
zu schlagen und schwächer. Ein Schlag. Noch einer. Und
das war das letzte."

Paris, 25. Sept. Hr. Renan soll für setn Leben
Zesu vom Katser 100,000 Frks. erhalten haben.

Aus Baden. Hr. 'StaatSrath a. D. Regenauer
hat wie dte B. Ldsztg. vernrmmt, setn Amt als Abgeord-
ncter ntedergelegt. — Se. Maj. der König von Preußen
tst tn Baden eingetroffen und wtrd etwa 6 Tage dort
verweilen. — Jn K o n st an z tst am 26. ein neues Dampf-
schtff Germanta vom Stapel gelaffen wörden. — Am 26.
Sept. schnitt sich daselbst dte Frau Glockengteßer R. Wtttwe
tn etnem Anfalle von Gctstesstörung mtt etnem Rasirmeffer
den Hals ab, waS für die so vtelseittg bekannte und ge-
achtete Familte ein schwerer Schlag tst. — Kapttän Wraa
tst nunmehr tn MeerSburg etngezogen und wtrd binnen
Kurzem setne SeemannSschule eröffnen.

Karlsruhe, 28. Sept. Das neueste evang. Vcrord-
nungSblatt enthält 1) Dtenstnachrlchten: Pfr. Gölz von
Ktrchen tst zum Pfarrer in Zchenhetm und Vtcar Guth
von Hüffenhardt zum Pfarrer tn Ruchsen ernannt. 2)
Bekanntmachungen deS evangel. OberktrchenrathS: s. dte
Parochtaleinthetlung der evang. Gemeinde Karlsruhe, betr.
Hofpfarret, obere Stadtpfarrei, untere Stadtpfarret; 'jede
der betden Stadtpfarreien hat zwei Pfarrer, welchen etn
bestjmmter Lheil deS Pfarrbeztrks zugewiesen wtrd; der
Hofpfarrer steht bezügltch des öffentlichen Gottesdienste'S
nicht unter dem Decanate; d. tn Zuzenhausen, DecanatS
Neckargemünd, tft ein selbstständiges Vtcariat errtchtet wor-
den; e. die SpätjahrSprüsung der evang. Candivaten der
Theologie dahter beginnt am 9. Nov. d. I. 3) Erledtgt
sind dte Pfarreten Wittlingcn (890 fl.) und Kirchen
(868 fl.). 4) Ernannt wurden zu Vtcaren: dte Pfarr-
candtdaten Bock von Altlußhetm nach Hohenstadt, Lang
von Schwetgern nach MeckeSheim, Dalgauer von Kletn-
laufcnburg nach Letmen, Eberltn von Handschuhshetm nach
Betberg, Sauter von Nothenberg nach Schrteshetm; ver-
seht wurden: dte Pfarrverweser Camerer von LeopoldS«
hafen nach ZtterSbach, Stetvel von EichterShetm nach
Baterthäi, Pfr. Bürck von Welschneureuth nach Etchters-
hetm; Stavtvicar Zähringer von Mannheim als Pfarr-

verweser uach Rastatt; dte Vtcare Käfer von Mengen alS
Pfarrverweser nach LeopoldShafen, Haaß von Feudenhetm
als provis. Stadtvtcar nach Mannhetm, Mangold von
Meckeshetm nach Zuzeuhausen, Höntg von Rastatt alS
provis. Stadtvtcar nach Hetdelberg, Eberhardt von Emmen-
dtngen als Pfarrv. nach Schatthausen. Röckh tn Hetdel-
berg nach Emmendtngen, Bähr von HetdelSheim nach
Pforzhetm, Fuhr von Betberg nach Britztngen. Mater von
Mittelschefflenz nach Mengen, Bolack von GochShetm nach
Mittelschefflenz. 5) Süftungen: darunter von ZZ. KK.
HH. dem Großherzog und der Großherzogtn von Baden,
dem Kronprtnz und der Kronprtnzesfin voa Preußen etn
Chorfenster, die Auferstehung Chrtsti vorstellend, tm Werthe
von 1800 fl.; von der Fürsttn Feodore zu Hohenlohe-
Langenburg für die Orgel 1000 fl.; von Baron G. L.
v. Berkbolz der evaug. Gemetnde Offenburg zu Anschaffung
etner Orgel 3000 fl.; 6) Gestorben ist: Pfarrcandtdat
Schäfer von Obergtmpern.

Freiburg, 23. Sept. Folgende Neuprtester find als
Vicare angestellt worden: Wtlh. Baumann von Bräunlin-
gen nach Rtckenbach, Mar Berger von Säcktngen nach
Gengenbach, Wtlh. Bruchert von Waüdürn nach Malsch,
K. A. Bock von Gengenbach nach Höllstetn, K. Bunkofer
vvn Rästatt nach Hambrücken, Wilh. Bunkofer von Rastatt
nach Spechbach, Wtlh. Burgard von Rastatt nach HelmS*
hetm, L. Degen von Engen nach Herbolzheim, Zoseph
Dtebold von Ettltngen nach Forbach, Z. Falk von Het-
tingen nach Muggensturm, K. Flum von WaldShut nach
Htndelwangen, Emtl Glattfelder von Offenburg nach Rtegel,
F. X. Hauenstein von Bühl nach Steinbach, K. Herrmann
von Schutterwald nach Kirchhofen, L. Htrn von Gengen-
bach nach Stnzheim, F. Honold von Engen nach Todtnau,
A. Hug von Schüttetthal nach Oberwtnden , And. Huhn
von Rastatt nach Odenheim, Jul. Krug von Forft nach
Ersingen, Alb. Kurz von Rastatt nach Burbach, Alb. Lan-
dolt von Fretburg nach Schwarzach, Zoh.. Ltnk von WaldS-
hut nach Schltengen, Ant. Marquart von Engelwtes nach
Meersbmg, Th. Martin von Konstanz nach Donaueschtn-
gen, K. Z. Metzger von Obrigheim nach Limbach, Th.
Metzger von Neudtngen nach Waldkirch, Kilian Müller von
Pülfrtngen nach Lauda, Math. Müller von Wahlweiler
nach Endingen, K. A. Oberle von Sasbachwalden nach
Oberkirch, Jos. Sachs von Ueberltngen nach Thengendorf,
Zoh. K. Safferling von Strümpfelbronn nach Külsheim,
Zoseph Schäfer von Ltmbach nach Durmersheim, Ernst
Schaible von Gengenbach nach Renchen, Zoh. Schell pon
Bruchsal nach Ballenberg, Wtlhelm Scherer von Freiburg
nach Zchenhetm, Zos. Atu Schott von Schwetztngen nach
Königshofen, Mich. Stang von TauberbtschofSheim nach
Walldürn, K. Strttmatter von -Rtelafingen nach Bretsach,
Rüd. Suhm von Dangstetten nach Bonndorf, K. Sutdter
von Rastatt nach Beuern, Siegf. Vanotti von Ueberltngen
nach Frtckingen, Melch. Vternetsel von Lauda nach Unter-
wtttighausen, K. Vogt von Bruchsa! nach Ulm, DecanatS
Ottersweter, Frtedrtch Wetßhaupt von Wattenreute nach
Haslach, Ant. Wernt von Schönwald nach Grafenhausen.

Personalnachrichten.

Bei gr. Hauptsteueramt Lahr tst dte erste Gehtlfenstelle
mit 500 fl. Gehalt auf 1. Oct. d. Z. und bet gr. ÄmtS-
gertcht Oberkirch etne Actuarstelle mit 475 fl. Gehalt btS
längstens 1. Dec. d. Z. zu besetzen.

Dörseilbericht.

Frankfurt, 29. Sept. Zm Vergletch zu den gestri-
gen Abendcoursen war die Stimmung matter, der Umsatz
übrtgenS unbelebt. Von Wien waren Creditactten 189.
10, Loose 98. 80, Valuta 111. 20 bekannt.

Um 2 Uhr: Oesterr. Creditactien 199^: Nat. 72^/g.
Loose 89^/8.

6 Uhr Abends. Jn der Effectensoctetät war die Ten-
denz matt. Oesterr. Creditactten 199 bez., I860r Loose
69^8 bez., Nattonal 72^8 P. 6 0/g Amertkantsche von
1861 78 bez.

Für die Abgebrannten tn Schtlltngstadt ferner er-
halten: O. C. 2 fl., Ung. 30 kr und 2 Paar Strümpfe,
Ung. KleidungSstücke — 2 fi. 30 kr. Hiezu 60 fl. 25 kr.
— 62 fl. 55 kr., wofür herzltch dankt

FeeS.

Anzeigeblatt der Heidelberqer

Zeitung.

M a l z k e i m e.

Anfragen wegen Ankaufs bedentender Partien Malzkeime bitten wir an unfere Direction
zu richten.

Mainz, im Sef-tember 1863.

Die Vemaltung der Vrey'schen Artien-Bierbrauerei.

Die leichteste Art

stch Staatspapi'ere anzutegen, mit denen man Gewinne von:

«l TLG-«««- «««,««« «tv i lt.

erlangen kann, ohne dabei das Kapital einzubüß n, ist diejenige, welche seit dem 1. August
u. v. in ganz Süddeutschland durch mich und zwear mit großem Bcifalle cingcführt wurdc und
wozu Programmc und Erläuterungen auch bei den betr. löblichcn Zeitungsreoactioucu — znr
Erleichlerung der Corrcsfioudcnz — grntis zu haben flnd; es liegt daher im Jnteresse des
sachverständigen Publikuiiis, mit diejcr so sehr günstigen Einrichtung dieses Jnstituts näher be-
kannt zu werden und die gcuau richtige und sinugctrene Augabc sogleich zn erkennen.

L. Orünsdaum

s23j > in Frankfurt a. M.

Gewerbverein.

Donnerstag, den 1. Okt., Abends 8 Uhr,
feierliche Versammlung mit Mufik
im Deutschen Haus zu Ehren unseres
langjährigen, nun scheidenden Mitgliedes,
Herrn Ostcrmaier. Die Mitglieder des Ge-,
werb- und des Vorschußvereins werden hierzu
freundlich eingeladcn._(2)

l.ekr- L. LrriedllllASLllstLlt kiir Mävdell.

Der Unterricht beginnt am 7. Oktober. Es
werden auch Schülerinnen angenommen, die
nur Theil am Unterricht in fremden Sprachen,
oder an den Arbeilstunoen, in wclchen frz.
oder engl. gesprochen wird, nehmen wollen.

s3s_Kcttengasse Nr. 14._

Zu vermiethen ist unser Neckarmünzgassc

Rr. 1<i gelegenes, neuerbautes IstöckigeS HauS als
Magaziu, Uttd kann sogleich gegen billigen MiethzinS
bezogen «erden. j3j Künzle und Schaaff.
 
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