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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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EtwaS für sie zu thun, jetzt könUe Nichts gc-
schehen." AnderS dachten die hier garnijoni-
rendcn Preußcn. Jch habe eincn Gemcinen
vom KO. Rcgiment gejehcn, welcher eincm
kranke», in Lumpen gehüllten Schleswiger be-
wegl i» die Armc fiel, ihn küßte und ihm jeine
Pseise schenkte. Der Cvmmandant stellte den
Leuten Wagen zu ihrer Disposition; Bürger,
Fraucn und Jungfrauen schlepxtcn Wcin, Bier,
Cigarren und LebenSmittcl herbei und führten
die bejrritcn LandSlcutc in ein Local, wo preu-
ßijche Soldaten sie bedicnten und durch herz-
liche Toaste willkommen hicßcn. Daß aber die
Heimgckehrtcn Mitleid errcgen mußten und der
Hilse der OrtSbehörde bedursten, niögen folgende
Einzelnheiken beweijen, sür deren Wahrheit ich
die Stadt Hadcrsleben alS Zeuge ausruse. Ein
Entlassencr hatte eine jo heflige Augenentzün-
bung, daß er vollkommen blind «ar. Dr. Raben
und Dr. Hansen nahmen ihn sosort in eiu
PrivatlogiS und versprachen, sein Leiden zu
heilen; als er sich heute zu Dr. Raben sühren
ließ, wurde er von der kurzen Strecke, die er
zurückgelegt, ohnmächtig! Und diesen Meuschen
haben die dänischen Acrzte nicht bchandelt, die
dänischen Behördcn in einer lcinencn Hose über
daS Meer geschickt, die Hadcrslebencr Behörde
aber nicht pflegen wollen, wcil es nicht von
FlenSburg aus befohleu war. Ein zweiter war
südlich von Kolding von Koldinger Bürgeru,
die sich hier zusammengerottet und mit Chaussee-
steincn bewafjnet hattcn, um die „Verräther"
zu steinigen, so mißhandelt worden, daß die
ganze Kinnlade gebrochrn und zcrsplittcrt war.
Die Knochenstücke stachen durch dic Backe durch
und nach der AuSsagc der Aerzte ist dcr Un-
glücklichc unheilbar. Ein Dritter war von den-
selben Bürgern so mißhandelt, daß er cineu
Schädelbruch davongetragen hat. Er war so
voll geronncnen BlutcS, daß cr kaum cinem
Menschen ähnlich sah Einem Vicrten war aus
dcrjelbcn Stclle die Hand gräßlich verstümmelt
wordcn und viele Andere waren mit leichten
Verwundungen davon gekommen. Daß diesc
Erccssc gcgen die SchleSwiger überall stattsinden
lonntcn, kommt daher, daß sie zu achtcn oder
zehnen auf Wagcn saßcn und in dcr Racht,
ganz unvermuthet, von 50 bis 100 Bürgern
mit einem Steinregcn überfallen wurdeu. Der
Prinz Friedrich Karl hat von Apenrade auS
sosort nach Kolding tclcgraphirt und den Bc-
hörden befvhlcn, dic Hcimkehrcnden zu schützcn;
die Behörde in Haderslcbcn, dic doch wohl auch
bernfen gewesen wärc, sich ihrer LandSleute an-
zunehmen, hat absolut nichts gcthan.

Haderslcben, 12. Aug. Heute Morgen
in aller Frühe kani der Haderslebener Amt-
mann Kjär von Ripcn zurück, wohin die Ci-
vilregierung ihn geschickt hatte, um sich »on dcm
Aintmann in Ripen die Jnsel Romon übprgeben
zu lassen. Der dänische Amtmann wcigcrtc sich
indessen, dieser Auffordcruug zu gcnügen, und
alS Herr Kjär dcn Befehl der Ncgicrung in
FlenSburg vorzeigte, erwiderte er; „Solch ein
Ding habe ich auch bckommcn; ich gebe Jhnen
aber Romvn uicht." Es blieb dem Haderslebc-
ner Amtmann natürlich nichtS AndereS übrig,
als unverrichteter Dinge zurkckznkehren und

abcr durch den Kopf, daß, wenn die Menschen
mein Lcden bätten nchmcn wnllen, di, sonderbaren
Vorbereitnngen nl»t nöthig g,w,s,n wärc». Zch
strcbte, meine Aufregnng mit Gewalt nicderzu-
drüktcn. „Wozu alle diefc Spleiclfccktcreien dirnen
sollen, Gintlcmen, verstehe ich nicht," sagt, ich s-
kalt al« nur möglich, „wollcn Si, ctwas von mir,
so sagen St, e«, und laffen Sic mick dann geben
- lch habt dle Höhlc hier, die ich znfällig entdeckt,
als rine Natnrmerkwürdigkeit iesehen wollcn; ist
Zbnen das ntcht recht, ss wäre kS wcnigstcnS artig
gewksen, elnen Zcttel mit der Bezeichnung „no
neimittanee" *) an den Tingang zu heften; ich bin
kein Mensch, der Andere in ihrer Häuslichkeit stören
will!" Aber keine Antwort ersolgte; nur ein kurzer,
lkiser Laut, den tch an ctnem andern Ort für den
eineS unterdrückten LachenS gehaiten HStte, drang
in meine gespannten Ohren, dann wurde tch vor-
wärts gesührt, aufwärts, bald rechtSum, bald
ltnksum, bis ich plötzlich fühlte, daß metne Armc
frei waren, und der Klang einer zugedrückten Thür
lant wurde. Jch riß dtk Bindc von meinen Angen,

') EiniriN verboim.

über deu Vorfall nach Flensburg zu berichten.
Dic Jnsel Arroe außerhalb deS Hadersledener
Hafen» ist noch immer von den Däncn bcsetzt.

Kiel, 15. Aug. Der „Hamb. Börscnhallc"
wird vou hier bcrichtet: „Jn mehrercu Zeitun-
gen war vor Kurzcm von einem lebhasteu Brics-
wechscl dic Rede, der in letztcr Zeit zwischen
Herzog Friedrich und deni Großherzog von Ba-
den slatlgefundeii habcn solle. Wir würden es
nichl für erfordcrlich gehalten haben, dieseS Ge-
rüchl zu demcntiren, wenn nicht nencrdings
eiuige französische Zeitungcn ganz detaillirte
Angaben über den Znhalt jeucS angedlichen
Brieswcchscls brächten. Dem gegenübcr kön-
nen wir mit Bcstimmthcit versichcrn, daß die
ganze Nachricht von Ansang bis zu Ende aus
der Luft gcgrisfen ist und daß seit läugerer Zcit
zwijchcn Hcrzog Friedrich und dem Großhcrzog
von Baden gar kcine Briefe gcwrchselt worden
find."

Kopenheizzen, 15. Aug. „Berlingske Ti-
dcnde" verösscntlicht vierzehn Actenstücke aus
der Zeit uach dem Auseinandcrgehen der Lou-
douer Confercnz. Der dänische Gesandte iu
London schricb unterm 7. Juli im Wcscntlichen,
in Folge der Kissinger Monarchenzusainmen-
kunst, au» der wahrscheinlich eine Allianz der
drci Nordmächte hervorgchen wcrdc, habe Frank-
reich bei England Schritte der Annäherung gc-
than, um wegcn KriegSeventualitäteu einc Ver-
ständigung zu crzielen, wobci gcgenjeitige Ver-
pflichlungcn cingcgangcn werdeu sollten. Abcr
Eugland nahm die Schritte nicht günstig auf;
eS wollte sich nicht dic HLnde sür spätcr bindeu.
Dcr dänijchr Gesandtc in PariS schricb uuterm
7. Juli: er habe niit Hrn. Drouyu de Lhuys
eine Unteircdnng gehabt und erfahren, der
Kaiscr rathc eutschiedcn dazu, daß Dänemark
BehufS FriedenSjchlicßung sich sofort direkt an
die deutschen Großmächte wcndc. Dcr sranzö-
sijche Ministcr des AuSwärtigcn habe beklagt,
daß das dänischc Cabinet dcn Rath dcS Kaijers
nichl bcsolgt, und gcsagt, ganz SchleSwig wäre
jetzt sür Däucmark vcrlorcn, und der Kaiser
würdc sich selbst dann nicht elnmijchen, wenn
SchlcSwig dem deutschen Bundc incorporirt
werde.

Flensliui'sz, 18. Aug. Die „Nordd. Z."
theilt mit, daß dic von Zachmanii comiuandirtc
preußijche Flottenabthcilung eine UebungSfahrt
in den Gcwässern dcr schlcSwig'schcn Ostküste
macht und in Eckernförde und Flensburg ein-
länst.

Altona, 17. Aug. stiach dcr „Schleswig-
Holsteinischeu Zcituug" ist Hcrr v. Könneritz
gestern nach Dresden gereist und wird iu un-
gesähr vierzehn Tagen zurückcrwartet.

Altona, 17. August. Man schreibt der
„SchleSw.-Holst. Ztg." auS Kiel: „Jn sonst
gut untcrrichlctcn Krcisen verlautei, die Preu-
ßen würden nächstenS daS östliche und die
Ocsterrcicher das westliche Holstein besetzen.
Man bringt dicse Besctznng in Vcrbiudung mit
dcr Absicht deS Hrn. v. BiSmarck, daS SlaatS-
grundgcjctz zu bcjcitigen und das Land zur
Uebernahine eincr großen Schuldcnlast zu
zwingen."

Hatnbutjz, 17. Aug. AlS ZnteriinSrcgie-

aber es war so dunkcl um mich her, wie vor Er-
schaffung der Welt. Unter meincn Füßen sühlte
lch ctwas wik Stroh; ich tastete unb fand wirklich
ein zirmlich bequcmes Lagcr, auf daS ich niich ohne
Bcdenkcn niedertieß, um der weiteren Dingc zu
harren. Zch griff nach mcincn Pistolen im Gürtcl;

Bewohnern auf Gnavc und Ungnade übcrgcbcn.
Wi, langk ich in dicsrm Znstande perbrachte, wriß
ich nicht; allein im Dunkrln etwas KommcndeS
erwartrnd, hörl jedcs Maß eincr Zeitrechnung auf.

Jch begann zu finnen, wcr dic Menschcn sein
könnten, dic fich einr so fonderbare Hcimath in
drn zum Theil noch unentdecktcn Wildniffen vou
Brown's Tract g-wähit hatten — cS konntr kanm
-IwaS anveres ai« daS Verbiechen sein, daS fie
hicr zusammengcsührt, und ich nahm mir vor,
scharf dle Aug>n auszuthnn, sobald mir nnr das
Sehen erst wiedrr vergönnt wäre — vann fing ich
an, Vermuthungcn aufzuftellen, waS die Lrutc mit
meiner Pcrson beabfichtigten, und konntc ich auch
mit meinen Gedankcn zn kcincm Schluffc komineil,
so hatsrn fie mir doch dtc Zci« verbrtngrn. Endlich

ruug wcrden, nach ciner telczr. Nachricht dcS
„Fr. Z-", vorgeschlagen (von wem?): Plessen.
Präsident, Zcdlitz, Lederer, von Könneritz und
Nieper. — G-stern ist die prcntzjjche Flotte
aus Swinemindc in der Richtung nach Kicl
auSgelaufen.

D e u t s ch l a u d.

Karlsruhe, 17. Aug. Dienstnachrichten.
«e. Königl. Hohcit der Großhcrzog haben
Sich unler dem 29. Zuli d. Z. gnädigst be-
wogen gefunden: dem prattijchen Arzt Dr.
Rucf in Baden den Charaktcr „Hofrath" zu
vcrleihen; den Dr. Kärl Laubert aus Qucdlin-
burg, ersien wissenschafllichen Lehrer au der
ftädtischen höhern Töchterschule zu Danzig, zum
Profcssor an der höheru Bürgerschule iu Mann-
heim zu erneunen; oas zweite Diacvnat in Lör-
rach uud die damit verbundeue Lehrstclle an
dem Pädagogium uud der höhern Bürgerschnle
daielbst dcm DiaconatSverweser Herm. Häncrt
in Lörrach zu übertragen; dcn Revidenten Kärl
Teubner zum Rcvisor bei dem HandelSmini-
stcrium zu ernennen; unter dem 1. Aug. d. I.
sür die Einführung der ncuen Organisation
der inncrn Verwaltung die Vorstandsstelle bei
dem Bezirksamt Wolsach dem Amtmann Schupp
in ReckarbischosSheim zu übertragen; den prak-
tischen Arzl Dr. Adolph Hcgar in Darmstadt
zum ordenllichen Prosessor i» der mediciuijchcn
Aacultät dcr Univcrsität Freiburg und zum
Director der Enlbindungsanstalt dajclbst, sowie
zum KreiS-Oberhcbarzt uuo Hebammeulehier
zu ernenucn.

Knplsruhe, 17. Aug. DaS hcutc crschie-
uene Rcgbl. Nr. 36 enihält (außer Personal-
nachrichten:

I. Gesetz, die Uebernahme der den vormals
reichsunmiltelbaren Grundhcrrcn zu leistendcn
Vcrgütungcn auf die AmsrtisationSkasse bett'.

II. Versngllugc» und Bekannrinachungen dcr
Ministcricn. 1) Bekauntmachung dcS großh. Zu-
stjzministeriums. Die Erncnnung dcr Schwur-
gcrichlSpräsidentcn jür daS drillc Quartal l. Z.
betrcffend. Darnach werden crnannt: sür dcn
Unterrheinkrcis Hosgcrichtsrath Ruth iu Mann-
heim, uud für den Fall seiner Vcrhinderung
HofgcrichtSralh AhleS daselbst; sür dcn Mittcl-
rycinkreis: HosgerichtSrath Braucr in Bruchsal,
und sür den Kall jeiner Verhinderung Hofge-
richlsrath Amann dasclbst; für dcn Obcrrhcin-
kreiS: Hofgerichtsrath Webcr in Areiburg, und
für deu Aall seiner Verhinderung Hosgcrichts-
rath Wiclaudt dasclbst; sür dcn Scekrcis: Hof-
gcrichlsraty Fineisen in Koustanz, und für oeu
Aall seiucr Vcrhinderung HosgcrichtSralh Aleyr
dasclbst. 2) Bekanntmachungen des großherz.
Viinislerium« ocs Jnneru. a) Dic Ertheilung
der Apothekerlic-nz au Ang. Huber von Mann-
hciin bctrcffcnd. b) Dic Zulassung auswär-
tiger Fcuerversichernngsgesellschaslen zum Gc-
schäslsbelrieb iin Großherzogthum betreffend.
Darnach wurde der Gladbacher Feucrverjiche-
ruugSaclicngesellschaft die uachgesuchte Eriaub-
niß zur Uebernahme von Vcrjichcruiigcn gcgcn
FeucrSgefahr vou Fayruissen und von dcn bei
dcr Staatsanstalt nicht verjichcrten Gebäuden

— nach wie langer Zeit, weiß ich, wie gcsagt,
nickt — hörtk ich ein Geränfch an der Thür; dtkse
öffnctc fich unb ,in Gcnlleman, wcnigsteiiö eem

(Fvrtsetznng fplgt.)

sEin fvlgeschwercr Kuß.) Wir l-sen im
B,rnir„Zntlbi.": Fvlgknter tragischer V-rfall svll
fich jüiigst in einem vielbesuchicn oberländischcii
Badc zugelragcn hadcn. Es weilte daseibst auch
ein russischrr Gciieral mit sciner Familie. Einc
seiner Töchter nahm nach Tischc an den Gcsell-
schaftöspielcll Lheil. Es traf fich in Foige dcS
SpiclcS, daß jhr die Augen vcrbunden wrrdrn
mußtcn. Ein juiigcr Schweizer der Gcsciischast
nahm sich dann vor bcn Angcn dcrseibcn bic Frei-
hcit hcrauS, die hübschc Krcmdc zu küffen. Dcr
Frechc hattc abcr nicht ail dic Kolgcn gcdacht. Zn
höchstcr Entrüstung »crlangtc bcr Vater dcr -nt-
wcthtcn Tochtcr sosortigc Wcgschickung dc» Schwci-
zers und s-ll denfelben überdicS zum Zwcikampsc
gcfordcrt habcn.
 
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