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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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Hndtlbergrr Zritlmg.


Ssnntag, 28 August


* Politische Unischau.

Dem „Dresd. Journ." wird auS Kiel tcle-
graphirt, die vom BundcStag gesordertc Be-
gründung der Successionsrcchte des HerzogS
Friedrich sei gestern nach Frankfurt abgegangen.

Bei einem am 24. zu Saint-Eticnne adgc-
hattenen Banketle zu Ehren deS GeneralrathS
drachtc Persigny einen Toast auS ans Naxo-
leon III., als den „Begründer der Frciheit in
Frankreich!" Niotivirt war derselbe dainit, daß
jedcS Lolk Frciheit nach seiner Ärt habe»
müsse, die Franzosen eine andere brauchten als
die Engländer u. s. w. — Dcr Toast, meint
die „N. F. Z.", wird übrigens gerade illustrirt
durch die heute gemeldete zweimonatliche Sns-
penjion de» Courier du Dimanche wegen eines
Artikels von emem Hrn. Assolant.

Die Wuthausbrüche der ultramvntanen Pressc
FrankreichS über dcn liberalen Wahlsieg in Bel-
gien, bemerkt der Bnnd sehr richtig, zeugen sür
die internationale, weit über die Grenze des
kleinen LandeS hinauSreichcnde Bedeutung des-
selben; jener Sieg hat die Hossnungen der
ultramontancn Partei nicht nur Belgiens, son-
bern Frankreichs und vielleicht auch Dcntsch-
lands vernichtet, dic ans Belgien das Centrum
und. Generalquartier ihrer Kämpfe gegen den
Geist der Zeit und die frcie Entwicklnng der
Völker zu machen gedachte.

Zn Paris wird man uuter dem Patronale
des Kaiscrs ein Jnvalideuhans (msisvn üe re-
lü^e) sür Künstler und Litcratcn gründen, die,
wenn sie alt gcworden oder kränklich stnd, dort
gratis oder gcgcn eine kleiue Snmmc ausge-
nommen werden sollen.

Jn der Angclegcnheit des StadtkämmcrerS
Hagen ist nunmehr ein Beschluß der Regicrung
zu Potsdam ersolgt, nach welchem die AmtS-
suspension desselben bestätigt nnd die Einleitung
einer Disciplinaruntersuchung verfügt wird.

Zur Schlesmig-Holstciu'scheii
Sache.

Aus Apenrade wird berichtet, daß am 15.
August im Hauptquartier sieben spauische Osfi-
ziere cingetrofien sind, besiehend aus eincm Ge-
neral, mehrercn Stabsosfizieren nnd Adjutan-
ten, welche von ihrer Regierung für militärische
Studien auf die Cimbrische Halbinsel gejandt
wurden.

München, 24. Ang. Dic officiellc „Bayr.
Ztg." schreibt: „Aus Hannover wird gemcldet,
daß zwischen dem Prinzen Fricdrich Karl von
Prenßen und dem hannover'schen Obersten

Lambert vor Gericht.

Ls konnte nicht fchlcn, dajj dicse n-»cite „Säge"
dcr Pariscr, dic stupidestc, vic jemals aufgekom-
men, auch vor dcm Zuchtpoltzci-Gericht thre Auf-
wartung machtc. Hintcrhcr werdcn zwar Leutc
kommen, dlc das Gras wackfcn hören und einen
ticfcn Sinn hinlcr dcm abgcschmacktcn Ruf herauö-
wlttern; hat ja doch auch ein deutschcr Profcssor
«in Buch übcr daö Hcren-Einmal-EinS im Faust
geschricbrn. All-in dic Sache lirgt di-»mal so an
dcr Oberfläche, daß selbst dic Blättcr dcr Hanpt-
stadt linstimmig zugcben müffen, Paris hadc sich
niemals cin größcrcS ArmuthSzcugntß auSgcstellt,
alS am lb. Angnst.

EineS der tausendfachen Echo's dicser Jämmcr-
lichkeit steht also vor den Schranken, natürllch nicht
wegen deS RufenS, sondcrn wegen Thätlichkciten
gegcn die Polizei-Agenten.

Präsident: Sle find mit einer ganzcn Bandc
durch dic Strahen gelaufen und haben auS oollem
Halse g-sckri-n: Hc! Lambcrt! (Gelächtcr.) WaS
hedeutit diescr Rus?

Fabrice fortwährend Verhandlungen wcgcn der
Besatznngsverhältnisse in Rendsburg fiatt-
finden, daß jedoch nvch immer kein die hanno-
ver'sche Regierung zufricdenstellendes Resultat
esszielt wurde."

Hamburg, 26. Angust. Diese Nacht ist
der Kronprinz von Jtalicn übcr Kiel hicrher
zurückgekchrt. — Dcr „Alton. Mcrkur" meldet,
die Ränmlichkeiten dcs Schlvsses Gottorp bei
Schleswig würdcn sür die Zwccke der Jnte-
rimSregicrung restanrirt werden.

Hamburg, 26. Aug. Rach der Kopen-
hagencr Flyveposten vom Donnerstag enthiclten
die durch Hrn. v. Bille-Brahe nach Wien über-
brachtcn Jnjtructionen nur die allgemeinen
Grnndzüge. Aussührliche Znstructionen übcr
alle Einzelheiten wurden jüngst nachgejandt.

Wien, 26. Aug., AbendS. Die „General-
Correspondenz" vernimmt, daß gestern die Frie-
densconferenz zwischen den deutschen Großmäch-
ten und Dänemark begonnen und heute bereitS
die zweite Sitzung stattgefunden hat.

D e ii t s ch l a ii d-

Karlsruhe, 26. Ang. Dcm Oberstlicute-
nant von Laroche, Adjutant Seincr Großher-
zoglichen Hoheit des Prinzen Wilhelm, wurde
die nachgesuchte Erlaubniß ertheilt, das ihm
von dem König von Württemberg vcrliehene
Commenthurkreuz 2. Classe des FriedrichS-Or-
dcns annehmen und tragen zu dürscn.

Dienjtiiachrichten. Scine Kvnigliche Ho-
heit der Großhcrzog habcn unterm 20. August
d. Z. gnädigst geruht, die Amtsrcvijorcn Bo-
naventura Mader in Könstanz, Rechnungsrath
Michael Schuster in Karlsruhe, Adam DonS-
bach in Kork, Zoseph Gantner in HaSlach,
Wilhelm Knaus in Eberbach, Franz Zoseph
Rothmund in Wolfach, Dlatthäus Engesscr, in
Engen und Christoph Stcinmetz in Siiisheim
— dcn Letztern aus scin Ansuchen und bis zur
Wiederherstellung seiner Gesundheit — in den
Ruhestand zu versetzen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ha-
bcn Sich serner unterm gleichen Tag gnädigst
bewogen gesunden, mit dem 1. Oktober l. I.
die Nachfolgenden als Gerichtsnotare zu ernen-
nen: bei dcm AmtSgericht Kvnstanz dcn Amts-
revisor Jakob Anton Stoll in Stausen, bci dem
AmtSgericht Radolfzell den AmtSrevisor Bar-
Iholomäus Leonhard daselbst, bci dem Amtsge-
richl Mcßkirch den Amtsrcvisor Karl Merlet
daselbst, bei dem AmtSgericht Stockach den
Amtsrevisor Christian Walkcr daselbst, bei dcm
Amtsgericht Engen den AmtSrevisor Hermann

Angcklagkcr: 3a, meln Hcrr, wcnn lch Jhnen
das sagen könnte! Glaubcn Sie, ich hättc das
crfunden? Sie wlffcn ja, daß alle Wclt schrle:
Hc, Lambert! Und so schrie jch ebcnfalls: Hc,
Lambcrt!

Präfidcnt: Sic stnd auch nicht wegen dtescs etn-
sälttgen RufeS hicr, sondcrn weil Sic die Ser-
geanten inißhandelt haben, dtc crncn harrnlofen
Spaziergänger vor Zhren ohrzerreißenden Rufen
„He, Lämbert" schützen wollten.

Angeklagter: Abcr, mcin Herr, ich habe doch
nicht allcin dem Hrrrn die SSgc angesetzt! Alles,
waS um mlch hernm war, deutcte mil Fingern anf
den Hrrrn und rirs: Jst das Lambrrt? Und dann
wtedcr: Jawohl, das ist Lambert! Guten Abend,
Lambert! Der Hcrr wußle natürllch nicht, wle ihm
geschah und suchte aus drm Grdränge herauszu-
kommcn; ader AUes licf ihm Iiach unb ricf: „He,
Lambrrt! So blcibcn Stc doch!" Und ich that wic
alle Uebrrgen.

Präsident: Richtig; und als die Stadtsergeanten
dcn Mann vor Zhrer V-rfolgung schntzen wollten, i
nanntcn Sle dieselben cbenfalls Lambcrt's! Sic !
wurdcn zum Schweigen aufg forderl; Ahre Kamc-

Bodemüller in Ueberlingen, bei dem Amtsge-
richt Waldshiit den Amtsrevisor Friedrich
Schrott dLselhst,. bet dem Amtsgericht Doiiau-
cschingen den AmtSrevisor Zoseph Zainpvni
daselbst. unter Belassung seines Charakters als
Rechnungsrath, bei dem Amtsgericht Stausen
den Communrevisor Zohann Fricdrich Sevtn in
Fxeiburg, bci dem AmtSgericht Breisach den
Amtsrevisor Wilhelm Schlachter daselbst, bei
dem Amtsgericht Freiburg den StadtamtS-Re-
visor Norbert Hermanuz daselbst, untcr Belas-
sung seines Charakters als Rechnungsrath, und
den Landamts-Revisor Christian Äberle daselbst,
untex Belafiung seines Charakters als Rech-
nungsrath, bei dcm Amtsgericht Neustadt den
Amtsrevtsor Gabriel Reichert daselbft, nnter
Bclassung seines Charakters als Rechnungsrath,
bei dem Amtsgericht Waldkirch den Amtsrevisor
Heinrich Kaiser daseldft, bei dcm Amtsgcricht
Emmendingen den AmtSrevisor Thevdor Hitzig
dasclbst, bei dcm AmtSgericht Kcnzingen den
Amtsrevisor Karl Theodor Müller in St. Bla-
sien, bei dem Aintsgericht Schopfheim den Amts-
revisyr Ludwig Wilhelm Gmelin daselbst, bei dem
Amtsgericht Lörrach den Aintsrevisor Friedrich
Kiefer daselbst, bei dem AmtSgericht Müllheim
den Amtsrevisvr Gustav Hammetter daselbst, bki
dem AmtSgcricht Lahr dcn Amtsrevisor Ludwig
Karl Glaßner in Kenzingen, bei dem AmtSge-
richt Ofienbnrg den Ämtsrevijor PhiliPP Jakob
Schmitt daselbst, bet dem AmtSgericht Gengen-
bach den Ämtsrevtsvr Joseph Anlon Prvvence
dajelbst, bei dcm Amtsgericht Oberkirch den
Aintsrevisor Alois Vvgel daselbst, bci dem Amts-
gcricht Achern den Amtsrcvisor Hermann Höser
daselbst, bei dem Amtsgericht Bühl den ÄmtS-
revisor Franz Blater daselbst, bei dem Amts-
gericht Baden dcn Amtsrcvisor Wilhelm Grimm
daselbst, bci dem AmtSgericht Gernsbach den
Amtsrevisor Karl Friedrich Vollrath daselbst,
bei dem Amtsgericht Rastatt dcn Ämtsrevisor
Ludwig Greifienberg daselbst, bei dem ÄmtSge»
richt Karlsruhe den Stadtämts-Revisor Georg
Gerhard daselbst, unter Belassung scines Cha-
rakters als RechnungSrath, und den Aintsrevt-
sor August Wilhelm Mayer in Rheinbischofs-
heim, bci dem Amtsgericht Ettlingen denAmts-
revisvr Zakob Laumann daselbst, bei dem Amts-
gericht Durlach den AmtSrevisvr Karl Gottsricd
Reiff dajelbst, bei dem Amtsgertcht Bruchsal den
Amtsrevisor Georg Jauch daselbst, bei demAmtS-
gericht Bretten den Amtsrevisor Karl Friedrtch
Artopäns in Schönan, bei dem Amlsgericht
Pforzheim den Ämtsrevijor Christian Sauer
dasclbst, bei dcm Amtsgericht Mannheim den
Aintsrevisor Wilhelm Friedrich Wtnther dajelbst,

raden schwregen auch wirklich, allein Sie glaubtcn
anders handeln zu müssen; Sie behauptctcir, es
flehe Jhuen frei, Lambert zu rufcn. Kurz, Sie
bcnahmen fich so herausfordernd, daß luan Sie
nach dem nächsten Postcn führen mußte; Sie aber
widersetzten sich, schimpftcn, schlugen um sich und
gaben sogar Fußtritte.

Angeklagtcr:'Aufrichtig gesagt, hatte tch einen
klclnen Hicb, Herr Präsident; aber ich that nicht
mehr wic alle Andcre; daß aicr dic Polijei geeade
mich herausgriff, daS brachkc mich in Zorn. Erin-
nern Sic Sich doch nur selbst, man schrle ja fo
allgemeln, daß man tn allen ankommendcn Eiscn-
bahnzügcn nichts sah als Mäuler, dic „He Lam-
bcrt" riefen, bis auf die Züge nack CalaiS, worin
die Engländcr ebcnfalls schrlcn: „He Lambcrt!"

DaS Gericht verurthellt den unglücklichcn Sün-
denbock ,u 14 Tagen Gcfängniß und tröstet fick
mit der Bemcrkung: das sci sür diese Zelt doch
wcnigstens cine Stlmme wcniger.

Ein intcressanteS Betsplel »on der Klugheit selner
Race lieferte dlrsen Sommer den Etnwohnern Ro-
stocks ctn dortiger Hund. Derselbe war nämlich schon
 
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