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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 102-126 Mai
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https://doi.org/10.11588/diglit.2822#0509
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Kmnmer wolle de» Wunsch aussprechen, es
möge der großh. Regierung gesallen, nicht blos
1) aus dcm nächsten Landtage den Entwurs
eines Gejetzes, welches die Strafgerichtsbarkeit
für dic gemeine» Verbreche» und Vergehen
der Militärpersoneu mit den etwa für nöthig
zu erachteuden Beschränkungen den ordentlichen
Gerichten überträgt, sondern auch 2) sobald
als thunlich Gcsetzentwürfe nber die Bestra-
sung dcr militärischen Verbrechen und Ver-
gehen über das Strafoerfahren der Militär-
behörden den Ständekammern vorzulegen.

Der Präsident des Kriegsministeriums, Ge-
uerallieutenant Ludwig gab hierauf die Er-
klärung: ein Entwnrf über das Militärstraf-
proceßversahren sei bereits bearbeitet und könne
dem nächsten Landtag vorgelegt werden. Auch
hinsichtlich der Untersuchung und Bestrafung
der Militärvergehen seien die Arbeiten begon-
nen, und hofse er, anch diese Entwürfe der
nächsten Ständeversammlung vorlegen zu können.
Der Abg v. Feder spricht seine Frende über
die abgegebene Erklärung des Kriegsministers
aus, und die befriedigte Kammer ertheilt nach
kurzen Debatten auch diesem Gesetzesentwnrf
ihre einstimmige Genehmigung.

Es wird hierauf über mehrere Petitioncn
Bertcht erstattet, unter andern auch über cine
von 189 Studenten von Heidelberg der Kam-
iner eingereichte Petition, daß die academischen
Gesetze einer Revision unterworfen werden
möchten Der Berichterstatter v. Fedcr be-
merkt: Die Commission sei der Ansicht, daß
eine Revision der academischen Gcsetze noth-
wendig sei, namentlich was das Verfahren in
Untersuchungssachen gegen Studirende betreffe.
Die geheime Führung der Prozesse, die Macht-
befuguiß des Universitätsrichters n. a. ständen
mit unserin sonst geltenden Recht in keiner
Uebereinstimmung. Es wsrd deshalb die em-
pfehlende Ueberweisung der Petition an das
großh. Staatsministeriuin beantragt und von
der Kammer angenommen. Ministerialpräsi-
dent Lamey erklärt hierbei: Die Regiernng sei
mit der Revision der academischen Gesetzgebung
bereits beschäftigt, nni ste mit der übrigen
Landesgesetzgebnng in Ucbereinstimmnng zu
bringen. Uebrigens verstehe fich von selbft,
daß die academischen Disciplinarvorschriften
untcr allen Umständen fortzubestehen hätten.

Berlin. 13. Mai. Dic „Nvrdd. Allgcmeinc
Zcitung" schreibt: Prcußen uahm den Vor-
schlag Oesterreicks an, zur Festhaltung dct
RechtScontinuität zunächst die Provinzialstände
»on 1854 in beidcn Hcrzvgthümern einjube-
rnfen. Dicser Schritt ist nothwendig, da die
Provinzialstände berechtigt sind, über den Erlaß
eineS ncucs Wahlgefetzcs gchört zu wcrden.
Preußcn schlug deßhalb vor, diesc bestchenden^
Stäudcversammluugcn unvcrzüglich durch Aus-
schreibung der Neuwahlen für die inzwischen
cingetretenenVeränderungen zn vervollständigen,
die Ständc schlcunigst eiuzuberusen und den-
selben ein Wahlgesetz für dic gemeinschastliche
Vertretung beider Hcrzogthümer »orzulegen,
und zwar entwedcr nach dem Muster des Wahl-
gefctzcs vou 1848 odcr nach dem Princip allgc-
meiner und dirccter Wahlen. Wen» Oesterrcich
einvcrstanden wäre, so würden die Wahlcn so-
fort vorzunehmen sein.

Wicn, 18. Mai. Die österreichische Ant-
Ivort auf die preußische Depcsche ist abgegan-
gcn. Dicsclbe bedingt gcmeinschaftlichc Vorla-
gen auS, und daS Verbleibcn deS Herzogs von
Augustenburg währeud dcr Session, sie gesteht
das Wahlgesetz von 1848 zu

Wicn, 13. Mai. Nach authentischen Be-
richten aus Rom, — welchc die, bekanntlich in
ultramontanem Geiste, redigirte Fr. Postztg. mit-
theilt, weßhalb dcren Angaden vorerst mit Miß-
trauen zu betrachtcn sind, — ist zwischen dem
Papste und dcm König Viktor Emanuel Fol-
gendes vcrcinbart worden: Dcr Papst besetzt
nnmiltelbar uud allein sämmtlichc erledigtcn
italienischcn BiSthümer; die vcrbannten Bischöfe
kehreu zurück; dic neueriiannten Bischöfe haben
der weltlichcn Autorität kcincn Eid zu leistcn
und gelangen in dcn Besitz ihrer Tafelgüter
smonmiv); sür Ernennungsbullen ist kein Ere-
guatnr erforderlich; die Scminaricn stehen unter
der auSschließlichen Leilung der Bischvsc. Einer
Mittheilung der „Dcbats" aus Turin znsolge

sind oazcgen die Schwierigkeiten, welche stch
einer Versöhnung des PaPstthninS mit der
italicnischcn Monarchie cntgegenstellen, noch
nicht gehoben. Der vorgerückten liberalcn Partei,
von dcn Mazzinisten gar nicht zu rcden, ist
jede Annäherung an de» CleruS verdächtig,
uud selbst in geniäßigten libcraleu Organin,
wie iu der „Opinionc", spricht sich cinc unver-
holene Antipathic gcgen den KalholiciSmuS aus.
Aus der andern Seitc sieht dic ul'trainontane
Partci dem, wa» cben vorgcht, mit großem
Mißvergnügcn zu. Dicse Unzusriedenheit und
Unruhe der ultramontaiien Partei gibt fich nicht
uudeutlich in dcm Bricfe knnd, den cin „bc-
rühmter Diplomat" (wahrschcinlich Graf So-
varo della Margherita) in der „Unita catto-
lica" veröffentlicht., Es wird in diescm Briefe
die Abhaltnng einer ncuntägigen Andacht vor-
geschlagen, um dic Erleuchtnng dcs hciligen
GcisteS auf — PiuS lx. herabznrufen. Wahr-
scheinlich hält Man in den Kreisen der „Unita
cattolica" den Papst gegcnwärtig nicht für hin-
länglich erleuchtct. Auch im Jahre 184k hatte
dicselbe Partei den Himmel um Bekchrung
des Papstes angefleht. Daß in solcher Lagc dic
Aufgabe der Regierung keinc leichte ist, jieht
man wohl auf den crften Blick.

Z t a l i e n.

Turin, 12. Mai. Der König ist gestern
Abend nach Florcnz abgercist. Se. M. ward
vom General de Lainarinvra begleitel. Der
Bericht dcS CcntralburcauS des Scnats lautet
günstig für den Verkauf dcr italicnijchcn Eisen-
bahncn.

A m e r i k a.

Neunork, 29. April. Ein gewisser LewiS
Papiie, der in dem Surratt'schen Hauie ver-
haftet worden, fteht in starkem Vcrdacht, dcn
Mordverfuch gcgcn Hrn. Seward ausgcführt
zu haden. Der „Hcraid" fpricht vvn ciuem
Geständnisfe, wclchcs der mit Bovth gefangen
gcnoinmene Harrold abgelcgt habe. An dcm
Bovth'schcii Complot, sagt das Blatt, hättcn
viele Pcrsoiien Theil gehadt, »nd von dcn Häup-
tern der Rebcllion sei cS gcbilligt und unter-
stützt worden. — Den Bnß- u»d Traucrtag
für Lincoln'S Tod hat der Präsident vom 25.
Mai auf den 1. Zuni vcrlegt.^

Ncucste Nachrichten.

Rewyvrk, 3. Mai. Die Stärke der Armee
Zohnstoii'S wclche kapitulirt hat, beträgt cin-
fchlicßlich der Corps von Beauregard, Hardce
und Brcckinridgc 27,000 Mann. Sioncman's
Cavallerie hat dem flüchtigcn Jefjcrson DaviS
nachzuictzcn. Dcr Eppräsidcnt foll nnr 300,000
Doll. mit sich füyren. Jn Mobilc haben sich
30,000 Ballen Baumvvlle vorgefunden, wclchc,
wie bchauptct wird, cnglisches Eigenthniii sino.
Scit Mobile's Fall ergaben stch 10,000 Ver-
sprcngtc. Payne soll das Attentat auf Seward
cingestanden habcn.

Paris, 13. Mai, Abends. Der „Moniteur"
bringt ein Dccret der Kaiserin, ourch welcheS
die Scssioii dcr Kammer vom 15. Mai biS
zum 18. Juni verlängcrt wird. — Ein Tele-
grainm aus Medeah vvm 12. Mai, 7'/,
Uhr sagt: D-r Kaiscr ist gestern hier eingc-
troffen und heute Morgen nach Algicr znrück-
gekehrt.

Turin, 13. Mai. Die Regierung hat übcr
die Vorschläge deS römischen Hostä noch nicht
berathen; cS ist nngewiß, wann Vegezzi wieder
abrcisen wird.

Turin, 13. Mai. Ein Rundschreibcn des
Groß-SiegclbewahrerS ordnet an, daß unge-
achtet der Zurückziehung dcs GesetzeS nber
Unterdrückung der religiösen Genossenschaftcn
daS Exeqiiatnr für dic geistlichen Benefizien sus-
pendir! bleibe. Der Minister sagt, die Vcrzö-
gcrung der Rcfvrm der Genosscnschastcn wcrde
nur einige Monate daucrn.

Aus Baden. Der verstorbciie Prälat Ull-
niann soll sehr intercssante Tagebücher hinter-
lasscn haben. Es wäre fehr wünfchenSwerth,
wenn diese Anfzeichnungen in die Oeffentlich-

Skrmischte Sachrichten.

Die russische Kaiserfamilie hat iu den sechs Monaten
ihres Nizzaer AufeiNhall» mrbr al« aiiderthalb MiUionen

lien, Frankreich, England, Holland rc., um sich weiter

(Amt Waldshm) als^Psarrer anqestellt nnd im Jahr
1843 m Nohrbach bei Eppingen. Ein Mann, dessen

seine Kcnntillsse durch eine gewählte Lectüre und hat als
Schriltsieller mancheS Gutc geleistet. Ein besonderes
Verdicnst hat sich der Verstorbene durch die Gründunq

ein Sirebcn, daS scinen palriolischen, deulschen Sinn
in schönster Wcise bethäkigt. Mit ihm ist ein edler, für
alles Schöne. Wahre und Höhere begeistertcr Mensch z,i
Grabe gegangen, und doch war es nicbt die Persönlich-
keit allein, welche die Menschenmenge. die sein Grab
umstand, herbeizog, eS war noch etwaS mehr dabei im
Spiele, dic Jdeen nämlich, die ofl unbewußt im Men-
schen liegen, nnd ihn treiben, wenn auch scin Mund sie
noch nichr auSzusprechen wagt.

^ Ans dem Amte Mosbach, 12. Mai. Zur Aus-
rottung der in unserer Gegend benierkten Wölfe, die

gewordene Nachricht zsich beslätigt, so ist^in der Nähe
von Mosbach ein Stück dieser Bestien erlegl worden.
Weitere Jagen sind angeordnet.

Druckfehler.

Jn dem Bericht über die 2. Kammer vom 12. Mai
in Nr. 113 ist auf dcr 2. Seite, 3. Spalte, Z. 3 statt
„Streitigkeil" „Stetigkeit" zu lesen.

An Zeugengebühr wnrtzc dem Waisenhaus übergeben
von Frl. Loüise Kochcnburger 12 kr. und Hrn. Bäcker
Leupold 12 kr., wofür dankt AndLrst.
 
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