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Heidelberger Zeitung — 1865 (Januar bis Juni)

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Nr. 127-151 Juni
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worde», DicscS Waareiwkrzcichniß nebst Nach-
kraq ist dcn großh. Zollbehördcn, welchen cS
vom 1, Juli o, I, an z»r Nachachtnng dicnt,
zngestclll Ivordcn, und kann vo» jcdcw Drittcn
im Wcgc dcS Buchhandcls (Verlag dcr königl,
Staatddrnckcrci in Bcrlin) crworbcn werden,

II, Dienstcrlcdigung Der erledigte Rota-
riatSdistrict Eberbach, AmtSgerichlS-Bczirk Eber-
bach,

III, TodcSsällc Gcstorben sind: Am 2k>.
April d, I, der pcnsionirte AmtSrcvijor DonS-
bach zu Baden, Am 11, v, M. dcr katholische
Psarrcr M, Hormnth von Kirchhofcn, Am 14.
v, M, der Vorstand der Taubstnmmenanstalt
zu Pforzhcim, Prof, Bach, An> 22. v, M, An-
walt K, Buissvn in Säckingen,

Baden, 20 Juni, Dcr Vcrlanf dcS Wvchen-
bettcS Jhrer Köuigl, Hoheit der Fran Grotz-
hcrzvgin war bishcr cin vollkommen rcgelmä-
ßigcr und glncklicher, und anch hcntc ersrcut
stch dic hohc Wöchnerin, sowie der Prinz eineS
anSgezeichnctcn Bcfinden«, so daß die Fort-
daucr dicscr günstigen Vcrhältnisse mit Zuver-
jicht gchostt werdcn dars; weßhalb aus Aller-
höchstcn Bcsehl kcine weiteren BnllctinS mchr
erscheincn, Dr, Bnchcggcr, Dr. Schrickcl, Dr,
Lange.

Karlsruhe, 19. Zuni. Dcr „katholische
Verein" hier hat seine inkolcrante MaSke abge-
legt und -iner fortschrittlichcn Einrichtung ge-
huldigt, — wenn diese Absicht darin gcsucht
werdc» dars, Der Verein hat nämlich jeincn
bisherigcn Ramen abgclcgt und ih» in „Con-
stantia" nmzcwandelt, Nicht nur allein Katho-
liken, sondcr» Angehörige allcr Confessionen
sollen stctS willkommenc Gäste sein und die
Borstandschast nicht durch Geistliche, svndern
durch crwählte Laien auSgcnbt werdcn, Dicse
Aenderung ist sogar von gcistlicher Seile auS-
gcgangc», AngesichtS deS bisher Vorgksallcnen,
tvonach nur jewcilS „kirchlichc Katholikcn" zu
de» „gcsclligen Unterhaltungen" dicses VereinS
eingclasscn und zngelasscn wurden, also die
sogcn, „Auchkatholikcn" auSgeschlosten warcn,
ware man bcinahe versucht, in dicscr Ncnerung
ein jcsnitischcs Zweckmanövcr zn erblicke», allein
wir wollcn nu» cinmal cineS ganz guten
GlaubcnS scin, und dicsclbe auS dem cdle»
Grundsatze humaner Duldung schöpf-n; — die
Znkunft wird cs lehren, ob wir uns in keiner
Tänjchung befinden.

F Vom Neckar, 20, Juni, Es ist wohl
allen unscreu Lcsern noch in gutem Gedächt-
nisse, daß vor einiger Zeit Hr, v, Wänker in
F'rciburg, einer der Hauptlciter der Freiburger
Kastnoxartci und der Hauptwortsührcr in allen
ultramontanc» Vcrsammlungcn, seiner Stclle
alS FiScalanwalt von der Rcgierung enthobcn
wurde, da diese Letztere es nicht länger mehr
sür geeignet sand, daß cin Vertreter der Zn-
tercssen c,S Staats an allen Agitatione» gegen
Gesctz uud Versassung dcn thätigsten Antheil
»ahm, Ebcnso bckaunt ist eS, wie damals die
Partci, welcher Hr, v, Wänker angchörte, i,n
angebliche» Namen der Freiheit und Selbstver-
waltung, und iu vermeintlicher stttlicher Ent-
rüstung flch wider diese Maßrcgel auflehnte,
Hiezu hat dieselbc, jebeufalls im gegenwärtigen

sah, habrn fie bcrclts bestanden. lLs ist jedenfalls

muß. Und der Gedanke hieran mag dem mächtl-
gen Herrscher an drr Scinr manche Nacht den
Schlas verschenchen!

Dcr Mannh. Anj. enthält solgenden scltsamcn
Auötausch der V isitenkartcn. Am vrrgan-
genen Ehristl-HimmelfahrtS-Tage fuhren in einem
Conpö zweiter Llaffe mehrrrr Herren und elne
Dame auf der Eisenbahn von Mannhcim nach
Heidelberg. Einrr der Hrrren, wrlcher Lust
brlam , rinr Slgarrc zn rauchen, wendrte fich höf-
lich an d>, Dame mit der Kragc, ob fi, ,s ge-
statte, eine solche anzuznndcn, Auf di, Entgcg-
nnng genannter Dame, daß fie unwobl sei und
aus drm Grnnde nicht wünsche, daß im Coupö
gerancht werde, ftcckte der bitreffrndr Hrrr seinr
Sigarre wlrdrr in die Tasche, Auf der Etalion
FrledrichSfeld fiieg in daffrlbe Loupe ein Hridrl-
derger CorpS-Student, mit drcnnender Ligarrr im
Mundr, Der Hrrr, wrlcher fich auS Rückficht snr

Augenblicke, nicht den mindesten Grund mehr.
Dcnn nach der alten Regel „Angc nm Angc"
oder „Zahn um Zahn" ist vor Kurzcm, wie
dic Konstanzcr Zcituug schrcibt — a» eincm
»öllig unbescholtcnen Manne, dem Stiftungs-
vcrwalter Mar Slronieyer in Konstanz, Gleiches
mit Glcichem vergvlten wordcn, Es wurde
dieser gnt beleumundcte Mann, blos dcßhalb
weil cr stch zur Partei des Gcsetzes und der
jctzigcn Ordnung dcr Dinge hinneigte (obwohl
er keiue besvndcrs hcroorragcndc äußerc Thä-
tigkcit in Bezug aus seine liberalcn Anfichten
cntwickcltc), sciner Stelle als Vcrwalter dis
rrzbischöflichen Linzer Fonds von der Cnric ent-
hoben, Wo solche Thatsachcn sprechen — sagt
die Kvnstanzer Zcitung — werden wohl wei-
terc Ausführungcn als überflüsstg erscheinen,
um einc HandlungSweise als das zn crkenucn,
was sie ist: Ein Act des Hasses und der Rach-
sucht! >

Äus Badcn, 1S, Zuni, Die »or Kurzem
nvch sehr hoch gchenden Wvgen deS Schulstrei-
' tcs beginncn sich zu legen, und daS Schulauf-
sichtSgesrtz, das zn sv hcstiger Anfeindung Ver-
anlassung gab, lcbt fich nach nnd nach so ein,
daß jeder Versuch, dasselbe zu ändern odrr gar
außer Wirksamkcit zu setzen, auf viel größercn
Widerspruch stvßen würde, alS seine Einfüh-
rung, Ob dcr längst vollendctc Entwurf des
gcküzen neueu Schulgesetzeö der nächste» Slände-
versammlung vorgelegt werden wird, soll noch
zweifelhaft scin, Wir müßten eS sehr bcdauern,
wenn die berechtigten Erwartungen der Lehrer
abcrmals unerfüllt bliebcn, Wir glauben abcr
auch, daß zu ihrcr Besscrstellung eine crnste
Nölhigung bereits vorhandcn >st, da, wie man
vernimmt, die Zahl der jnngen Lente, welche
sich zur Aufnahme in die Lehrcrsemlnarien mel-
den, von Jahr zu Zahr abnimml, und fort-
währcnd auch viele Schulcandidalen anS dem
wcnig lohnendcn Schulfach, das rhnen überdieß
erst nach 12 — ISjährlger Wartezelt enie erfte
definitive Anstellung bringt, auslreten und eincn
andern crträglichern Berus crgreijcn, Es ist
dcßhalb jctzt schon thatsächlich Mangel an Lch-
rern vorhanden, der, wic man hört, der Obcr-
schulbehörde große Verlegenheiten bereitet, —
Der wissenschastliche Predigcrverein, der sich un-
längst in Baden gebildel hat, gewinnl mehr
und mehr an Bvdcn, wcnn auch der orthodoxe
Theil der Geistlichkeit sich bis jetzt noch fern
davon hält, Ebenso verspricht der Protestan-
tcnverein nach den Verhandlungcn der Eisenacher
Gcncralversammlung, die so mächtigen Eindrnck
gemacht haben, allenthalben neuen Ausschwung
zn nehmen. (S. M.)

Freiburg, 17, Znni, Glaubwürdige Mit-
theilungen verschiedcner auswärtiger Blätter
stimmcn dari» übcrein, daß eS der Curie nicht
gelnngcn ist, irgend ein dem Schulaufstchtsgesetz
widerstreitendcs Zngeständniß von Seiten dcr
Regicrung zu erlangen, daß eine Berständigung
somit nicht erziclt worden tst und die Verhand-
lunge» vorerst als vollkommen aufgegebcn z»
betrachten stnd,

Stuttgart, 11, Zuni, (Kammer der Abge-
ordneten.) Die TageSordnung führt zur Be-
rathung des Gcsetzentwnrfs übcr die Erhvhung

die Dame dks Rauchcns enthictt, erfuchte den
Jünger ecr Wlffenschast aus vemselöen Grunde,
seinen Glimmfiengel bei Seitc ju lcgen, Diescr
abcr erklärte mit burschikoser Nonchalance: dicS
genire ihn nicht. Der Gegner bemerktc hlerauf:
Sein Bcnehmcn sei das etncs LümmclS! Der
Student ranchte fcrt nnd schien keine Notiz über
die Aeußerung seinrs Gegners genommen zu baben;
als jedoch der Zug in Heidklberg ankam, Lbcrgab
er demsklben sclne Karte, tlidem er fich die srinige
ausbat. Dcr Fremde, dcr dle Bedeutung recht
wohl verstand, nahm sic cntgegcn unv that, als ,
ob er cisrtg in seincn Taschcn nach seiner eigenen !
Visitenkarle suche; pkötzlich abcr crhob er sich und j
schlug dem duellfiichtigen Musensohne reckts und !
llnks hlnter dre Ohren, indem er aiiSrlef: „Jch
bin dcr Thierbäiidlger Krciizbcrg!"

Bcrlin. Ein hiefiges Blatt macht folgende Be-
rechnung: Ein Berliner Briefträger hat taglich in
mehr als tLstündlgcm Dienst ficker 4 Meilcn zu ,
lansen; daS macht im Jahr 1440, d, h, ln 2Sjäh-
rlger Dienstzeit 36,000 Meilen, also gerade 8Mal .

der Hundeabgabe, Jn Würtembcrg ist
daS Klassensystem adoptirt, Nach demsclben be-
zahlen GewerbS- und Sicherheitshunde: dcr
crfte Hund 2 sl,, jeder weitere 4 fl,; LuxuS-
hunde: der crste 4 fl,, jcder weitere 8 fl, Die
eine Hälfte der Abgabe sällt an den Staat, die
anderc an dic Gemeinde, Jn Würtemberg waren
im letzten Jahrc 48,783 Hnnde angemeldet,
anno 1853 nur 33,704, somit beträgt die Zn-
nahme in drescr Zeit 15,079 Hunde, DaS nene
Gesetz will die biSherige Besteuerung durch-
gingig aus's 1i/,fache erhöhcn. Hervorgcrufen
wnrde dieser Gesctzentwnrf durch die Wuth-
epidemie im Vorjahre, seine Wirkung soll vor-
zugsweise cine pokizeiliche zur Vermindcrung
der Zahl der Hunde und zum Schntz des
Publicums gegen B-lästigung sein, Die Kom-
missivnSmehrheit «ill es beim bisherigen Zn-
stand lasien nnd trägt auf Tagesvrdnnng an,
Hölder, Ocsterlen und Zeller wollen, die Hnnde-
abgabe sollk den Gemeinden ganz überlassen
werden und Letzterer beantragt, die Hundeab-
gabe nach Verhältniß dcr Oertlichkeit für allc
Hunde deS betr. Orts glcichmäßig sestznstellen
und dcn Gemeinden dcn Ertrag ganz zu über-
lassen in der Weise, daß ein Minimum (2 fl.)
und ein Maximum (10 fl.) festgestellt werde,
Schäsile wirft Hölder höhnisch vor, eS sei gar
nicht democratisch, wenn er indirecte Steuern
im Gemeindehaushalte wieder einführen wolle
(wir haben nämlich in Würtemberg nirgends
Octroi u, dgl.) Hölder crwiderte aber, er wollc
nicht ei»e indirccte Gemeindesteuer einsühren,
sondern nnr, daß der Staat eine seiner indi-
recten Steuern an die Gemeinde abtrete. Mohl,
dcr Berichterstatter dcr Commisiionsmehrheit,
bezeichnet den Zeller-Hölder-Oesterlen'schcn An-
trag als eincn specifisch stuttgarterischen (die
drei genannten Herren wohnen in Stttttgart),
durch den sich Stuttgart Geld machen wolle,
Als wärmsten Hundesreund zcigt stch Schott,
der in seincr gcistreichen Weise sragt, warum
man denn nur immer Hunde besteucre und
nicht auch Katzen, Vögel, Schicßgewehre, Schwe-
fklhöljchen, Eqmpagen, Luxuspserde ic., lautcr
Dinge, die gerade so lästig, gerade so gesähr-
lich und gerade so luxuriöS seien wie der Hund,
oft der einzige Frcnnd armer und »erlassener
Menschcn? Man solle ans dem Trost solcher
Lente nicht ein Privilegium siür den Reichen
machen, Bei der Abstimmung wird der Antrag
aus Ueberganz zur TageSvrdnung mit 44
gegen 35 Stimmen angenommen, Somit bleibt's
beim Allen. Zn nächster Sitzung (Freitaß)
kommt u, A, die Würtemberg schon lange in
Anfregung haltende Jmpfsrage zur Behandlung.

Frankfurt, 20, Zuni, Von der tz-tadt-
canzlei wird heute im Auftrag des Senats der
Handelsoertrag des Zollvereins mit Oestcrrcich
amtlich verkündigt.

Berlin, 18, Zuni, Bei dem gestrigen Schluß
des Laudtags waren vorwiegend Mitglieder des
Herrenhauses anwesend, Von den Mitgliedern
des AbgeordnetenhauseS bemerkte man außer
den Conservativen nnd mehreren Vertretern
drr katholischcn Fraction nnr einzclnc Genosien
des link-n EentrnmS, Die Fortschrittspartei
war gar nicht vertretcn. Auch fehlten die 3

d-n Umfang der Erde. Rechnen wir die Ruhctage
ab, so bleibt elne sechSmaltge Umwandlung dcr
Erde doch immer das gerlngfie Ergebniß seinrr
Thätlgkelt.

Der Grazer „Tagesp," zufolge gelangte dlescr
Tage wleder cinc Realttät in Steiermark um rtnen
Spottprei« zum erecntiven Verkaufe, Dlc Realität
liegt in Oberseibersdors lm Bczlrk Mureck und um-
saßt zwanzig Jvch gntc Gründe, Sie war gericht-
lich auf mehr als 3000 fl, geschätzt und wurde
einem Ltcitanken IIM den Melstbot von 70 fl. zu-
geschlagen.

(Bcfefilgung deS Grundbesitzeö.) AlS
ein Gutsbcfitzer sragte, mlt welchem Rccht die
Krupp'scheii Hohlgeschoff- und Gußfiahl-Kanonen
fich tn der nationalen „landwlrthschaftlichen" AuS-
stellung zu Koln bcsSnden, -ntg-gnetc ibm ein
Kölnischei Jngcnieur: „Sie stehen hier wegen der
Befefiiguiig des GrundbefitzeS."
 
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