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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2786#0089

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Utidklimgtr Ztilung.

KreisveMiidigungsblatt für den Kreis Heidelberg und amtliches Berkündigungsblatt für dic Aints- und Autts-
Gerichtsbezirke Heidelberg mid Wiesloch und den Amtsgerichtsbezirl Neckargemünö.

M 173


Mittwoch, 26. Zuli 18«».

* Politischc ttiiischaii.

* Die Zusammenkunft des Kaisers von
Oesterreich mit dem König von Preußen, die
nun in Gastein (nicht in Salzburg, wie früher
verlautet) stattfinden wird, kann als letzter Ver-
such gelten — wenn fie nämlich überhaupt zu
Stande kommt — einen Ausgleich zwischen den
beiden deutschen Großmächten zn Stande zu
bringen. Bismarck soll, wie man hört, dar-
nach streben, die Sache zur Entscheidung zu
bringen, und zu keiner weitern Nachgiebigkeit
gegen Oesterreich geneigt sein. Dagegen soll
MenSdorff seinerseits gedroht haben, wenn
Preußen den bisherigen Weg nicht verlaffe, so
werde Oesterreich die Herzogthümerfrage als
europäische Großmacht auf dem internationalen
Wege in Angriff nehmen. Uebrigens scheint
es Hr. v. Bismarck zu lieben, allzu viel Eiscn
auf einmal im Feuer zu haben, wie die neue-
sten tumultuarischen und gesetzwidrigen Vorfälle
in Köln darthun. — Jn demselben Augen-
blicke, wo seine officiösen Organe den Bruch
mit Oesterreich als sehr wahrscheinlich ankün-
digen, würde Eintrachr mit dem eigenen Volke
doppelt Noth thun. ^

Die „Nordd. Allg. Ztg." schreibt: „Die Auf-
lösung des Kölner Festcomite's wird, wie man
hört, noch weitere Folgen haben. Die Einla-
dungen zu dem Feste sind, wie sich herausge-
stellt hat, den Fractionen des Abgeordneten-
hauses zur Weiterbeförderung zugestellt worden.
Jn Folge dessen werden auch dicse Fractionen,
die gar keine Befugniß^ haben, ihre Thätigkeit
über die Dauer der Landessession auszudehnen,
für politische Vereine erklärt und aufgelöst
werden."

Eine in Berlin stattgehabte Arbeiterversamm-
lung wählte ein aus Schulzianern und Lassa-
lianern zusammengesetztes Comite zur Berufung
einer Massenversammlung behufs Wahrung der
Vcreinsrechte.

Ein Münchener Telegramm des „Dresdener
Journals berichtet, daß Hr. v. d. Pfordten am
23. auf Einladuug des Hrn. v. Bismarck nach
Salzbürg gereist ist.

Derrtschland

Köln, 22. Juli. Nachstehend theilen wir
ben Wortlaut des in der Versammlung im
„Hotel du Dome", die von Tausendcn besucht
war, vorgelesenen Dankschreibens der Abgeord-
neten und des Protestes des Festcomite's, der

eine officielle Geschichte der Vorgänze der letzten
Tage enthält:

1) Prolest der Festcomilemitglieder.

An das königl. Polizeipräsidium hier!

Be^cheid.

Er erklärle das Festcomite^für einen politischen Ver-

Grund des Gesetzes vom 11. März 1950 aufzulösen.
Die Mitglieder des Festcomite's verwahrten sich nach-

Pylizeimannschaften der Versassuug widerstreitet. Nach
Artikel 29 der Verfassung haben alle Preußen das Recht,
sich in geschlossenen^Näum^ friedlich und ohne Waffen

Ausdauer und Jhr müthiges Festhalten an der Ver-
fassung.

Mit Zuversicht blicken wir in die ^u^kunft. So lange
Köln, 22^ Juli 1865. ^

Vom deutfchen Schützenfest.

Vou K. VV.

Vom Schießen. — Am Gabentempel.

(Schluß.)

^ Bremen, 20. Iuli.

In der Schweiz nun, wenn ein Becher gewon-
nen ist, sammeln fich Freunde und Landsleute des
Glücklichen um ihn, einc Musikbande schreitet vor-
auf und in lawinenartig wachsendem Zuge geht's
mit Iubelrufen in die Festhütte, wo der Becher
„verschwellt" wird, d. h. mit edlem Rebensaft ge-
süllt in der Runde kreist und mit improvifirten
Reden und Gesang eingeweiht wird. Dies belcbende
Element fehlt unseren deutschen Festen. und dem
hiefigen wäre es wahrltch doppelt zu Statten ge-
kommcn. Der Grundton des Festes ist einerseits
ntcht durckdrungen von jcner Leichtigkeit des per-
wnlichen Verkehrs, die den Meinungs- und Stim-
mungsaustausch mitjebem Festgenoffcn ermöglicht,
und in Folge deffen anderseits nicht erfüllt von
lenem polttischen und patriotischen Gehalte, den
wir diesen Festcn durchaus wahren müffen.

auf denen Ieder schießen kann, so lange er Zeit,
Lust und Geld hat, gibt es noch die Festscheiben,
auf welchen die Ehrengaben und die vom Comite

Standscheiben 1, auf die Feldscheiben 2 Schüsse,

Stand 4 Thlr. und im Felde 4 Thlr.) gezahlt.
Hier wird auch die Güte deS Schuffes viel genauer
ermittelt, als auf den gcwöhnlichcn (oder Kehr-)
Scheiben. Im Stande ist das Schwarze (hier 30
Centimetres) z. B. in tausend'Theile getheilt und
nach jcdem Schuß wird der betreffende Carton auf-
bewahrt, um dcn Earton genau zu mcssen. Die
Feldfestscheibe aber ist in 20 Punkte eingetheilt.

DaS find die ganz groben Umrisse einer Kunst,
deren Einzelnheiten, wie die jeder Kunst, studirt
fein wollen. Sie können fich nun denken, welche
Aufregung es verursachte, wie z. B. gestern Abcnd

bekannt ward, daß ein Sckütze (Dachlauer aus
^ Fürth) 11 Thciler auf die Scheibe Heimath ae-
schossen bat, ein Schuß, der schwerüch übertroffen

ersten Preis auf diese Schcibe, das prachtvolle
filberne Schild der Wiener, im Werthe von 900
Thaier, einbringt, eincs der schönsten Stücke des

auch cinmal betrachten müssen. Er steht ^n der
l Mitte des Festplatzes und ist daS am wcnigsten
gelungene Gebäude deffelben. Seine Form ist im
j Verhaltniß zu den übrigen Gebäuden nicht schwung-
! voll^nicht ^ifstrebend genug. Er ist achteckig^uno

Au setnem Eingang stehen die St/tuen zweier Krie-
ger, von Bildhaucr Kropp'S Hand, wie auch die
Germania an der Fahnenhalle meisterbafr auSge-
fübrt. Wie bas hintcr den hohen Glasscheiben
glänzt und stimmert! — Die prachtvollen, aus
Silber getriebencn Tafelaufsätze, ganze Colonnen
silberner Pokale, gewaltige Trinkhörner mit reichster
Verzierung, elegante Bestecke in allen Formen,
Biichsen und Stutzen. Pistolen und Revolver,
präcktige aus Holz geschnitzte Waffenschränke und
tausend andere herrliche Dinge, deren Aufzählung
in den Verzeichnisscn ganze Spalten füllt-
 
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