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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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UMlberger Zeilung.

Kreisverkünüigungsblatt für üen Kreis Heiüclberg und amlliches Perkünüigungsblalt für öie Aiiils- unü Amts-
Gerichtsbczirkc Heidelberg Mü Wicsloch unü den Amtsgerichtsbezirk Neckargemünü.


Freitag, 8 Scptcmber


A u fr u f

DaS Geburtsfest Seiner Königlichen Hoheit
unseres dnrchlauchtigsten Großherzogs Fried-
rich wird durch Gottesdienft fcierlich begangen
merden.

Jch lade daher die verehrlichen Mitglieder des
große-r Bürgerausschusfes, sowie alle meine
Mitbürger. wclche nicht besonders eingeladen
worden stnd, zur Theilnahme an demselben hier-
mil ein und ersuche sie, sich zum feierlichen
Zuge in die katholische Pfarrkirche am
Samstag, den 9. d. M..

Morgens 9V- Uhr,
im Rathhause einfinden zu wollen.

Heidelberg, den 6. Sept. 1865.

Der k. Bürgermeister:

K r a u s m a n n.

* Politifehe ttmschan.

Die Flensburger Norddeutschc Zeitung hört,
daß auch die Trennung der Zollverwaltungen
und deren Oberleitung in den Herzogthümern
beschlossen ist.

Nach der „Volksztg." hätte der Augusten-
burger den „freien Antrieb", dem Andringen
Öesterreichs nachz^ugeben und die Herzogthümer
zu verlassen. Die „N. A. Z." macht sich mit
Recht über diese Arr des freien Antriebs lustig.
Die schleswig-holsteinische Zeitung dagegen er-
klärt das ausgestreute Gerücht, Herzog Fried-
drich werde die Herzogthümer verlassen, „ein
für allemal äls falsch."

Das Organ des Herrn v. ^Bismarck nimmt
es den Nordschleswigern sehr übel, daß fie den
Massenzng nach Kopenhagen unternommen
haben. Es sagt, das sei setzt um so unpas-
sender, als Preußen eben im Begriffc stehe,
die Verwaltung SchleswigS zu übernehmen und
zu zeigen, daß es ihm mit einer von der Bil-
ligkeit nur irgend zu erwartenden Wahrung
der wirklichen Jnteressen der NordschleSwiger
Ernst fei!

Die schlcswigschen Oberjustizbeamten follen
sämmtlich pensionirt werden. . Mit dem Amt-
mann Jakobsen, dem ehemaligen schleswig-hol-
steinischen Kriegsminister, ist der Anfang ge-
macht worden. Einen schlechten Eindruck macht
es bei der Bevölkerung, daß ehemals Dänifch-

Baden, 3- Sept. Das zweite Pferd-e-Ren-
nen bei Zffezbeim ^t gestern stattgebabt. Der
Zudrang war weniger groß, als am Donnrrstage,
wie benn jeweils der zwcite Renntag bisher die
geringste Anziehungskraft zeigte; übrigens war dte
Wttterung nicht sehr günstig, doch vcrlicf auch
dieser Tag ohne jcde Störung. Auf dem fürstltchen
Balkone erschienen S. M. ber König und S. K.
H. der Prinz Karl von Preußen. Das Rennen
degann nach 2 Uhr mit dcr Bewerbung um > den
Preis von Sandweier im Betragc von 2000 Fr.,
Einsatz 50 Fr., Entfernung 2200 Metcr. Es
waren 7 Pferde angezeigt, davon wurden aber 4
zurückgezogen, nnd es erschienen nur: l) der braune
Wallach „First-Tria!" des Grafen G. v. Lehndorff
(aus Ostprcußen), 2) Ver braune Hengst „Tam-
bour.de-Basque" dcs Hrn. Z. -Reiset, und 3) der
braupe Hcngst „Doge" des Grafen F. v. Lagrange,
'velche in der angegebenen Reihe abltefen und zum
Ziele gelangten, so daß also Graf Lehndorff's
First-Trial den Preis errang. II. Zuchtrennen,
5000 Fr. Gcwinn, sür 1862 auf dem Festland
geborcne Pferde, 500 Fr. Ginsatz, 125 Fr., be-
ziehungsweifc 225 Kr. Reucgeld, Gntfernung etwa

Gesimite zu Oberbeamten in Schleswig ernannt
werden sollen. So bcginnt die preußische Aera
ihre Thätigkeit.

Das preußische Ministerium für Unterrichts-
und Medicinal-Angelegenhciten hat dem prac-
tifchen Arzte Dr. Kley zu Rahden dic Aus-
übung der Zmpfpraris enlzogen/ da ihm in
Anbetracht feiner polilischen Thätigkeit das nö-
thige Vertrauen der Regierung fehle.

Die N. Fr. Presse urtheilt über den schau-
derhaslen Selbstmord des Profeffors Stuben-
rauch: „Diefes lraurige Ereigniß, welches wie
ein böser Alp das Gemüth des Wiener Publi-
kums niederdrückt, legt ein deutliches Zeugniß
von dem chronisch-schleichendcn Uebel ab, wel-
ches unler gleißenver Oberftäche die hauptstäd-
tifche Geselljchaft durchdringt, und das gleich
einer sinanziellen Tuberkulose im Verborgenen
das Glück zahlloser Familien langsam, aber
stcher zerstörl." Wir betonen hiebei, daß es
ein gul österreichisches Blatt ist, das dieses
Urtheil abgiebt. Weniger rücksichtsvoll in der
Form, der Sache nach dagegen vollständig auf
daffelbe hinauskommend, sagt. der ebenfalls gul
österreichische Herauögeber der hiftorisch-politi-
fchen Blälter, der ullramontane Herr Zörg,
über die volkswirthschastlich - gefellschaftlichen
Verhältnisfe Oesterreichs: „Der Credit ift (bei
Oesterreich) dahin, die Anlehen gehen nicht
mehr; die Sleuern sind unerjchwinglich, das
Volk kann nicht mehr zahlen. Man spricht
ohne L>cheu vom drohenden Staatsbankerotte,
aber es droht noch Schlimmeres, es oroht der
Volksbankerott."

Die Züricherische Commission für Berathung
des Slrafgesetzbuches hat sich nach der N. Z.
Z. mit 9 gegen 2 Slimmen für Abschaffung
der Todesstrafe ausgesprochen.

D e u t s ch i a n d.

Karlsruhe, 6. Sept. Das Resultat ver
hiesigen KreiSwahlmännerwahl liegt nunmehr
vor. Die Stadt war in vier Wahlbezirkc ein-
getheilt. Wie wir fchon gestern bcmertten, hat
der liberale Wahlvorschlag die eminente Majo-
rität erhalten: im 1. Bezirk Wahlberechtigte
932, abgegcbcne Stimimn 567; im 2. Bezirk
1113, abgegeben 703; im 3. 1192, abgegeben
804; im 4. 974, abgegeben 622. Jm 1. Be-
zirk erhiell der Höchste auf dem liberalen Wahl-
zettel 467, der Niederste 363; der Höchste auf

^ 2000 Meter; das zweitc Pfcrd'erhält 2000 ^Fr.,

i Lagränge brauner Hengst „Le Manvariii", des
Majors Fribolin F. H. „Gontran" und Lupins
' dunkelbrauner Hengst „Tourmalet"; in dieser Ord-

! zwciles Pferd 2000 Fr. aus den Einsätzen. III. Preis ^
: von Lichtcnthal, 2500 Fr., 100 Fr. Einsatz, halb !

Reuegeld, etwa 2200 Meter Entfcrnung. Für 2
^ Anmeldungen wurde früher schon Reuegeld bezahlt,
von 8 angezeigten Pfcrden wurden nocd 4 zurück-

Stute „Mathilde", des Grafen v. Lagrange'S F.-St, ^

dem klcrikalen Wahlzeitcl 70. Jm 2. Bezirk
ebcnfo 573—545, der klerikale 97. Jm 3.
689—641, klerikaler 81; im 4. 510—420,
klerikaler 96.

* Heidelberq, 7. Sept. Die Nachrichten
über den Sieg der FortfchrittSpartei bci den am
4. d. statlgehabten Wahlen fließen noch rcich-
llch- Jn allen bedeutenden Orten dcs Groß-
herzoglhums unterlag die ultramontane Partei.
Außer den bereits gemeldeten Erfolgen der Li-
beralen können mir heute Mittheilung machen
von crrungenen Siegcn derselben in Pforzheim,
Kenzingen, Achern, Blumenfeld, Bonndorf,
Bnhl, in dem größten Theil deS Amtsbezirks
Donauefchingen, Durlach, Haslach i. K., Lahr.
Mößkirch, Thiengen, Lörrach — die meiften
Orte des Amtsbezirks stimmten ebenfalls libe-
ral. — Die Sicge der Ultramoutanen sind fehr
spärlich gesäet und hinter den bcscheidensten
Erwartungen zurückgeblieben. Es beschränken
sich dieselben meift auf. kleine Dörfer, wo die
kath. Geiftlichkeit eben Alles beherrscht. — Jn
sehr wenigen größeren Orten aber können stch
die Schwarzen eines, in keincm Verhältniffe zu
den von ihnen in Scene gesetzten'" Wühlereien
und Hetzereien stehenden Sieges ersreuen. —
So bchauptete die ulrramontane Partei die
üliajorität in Walldürn und Oberkirch, in wclch'
letztercm Orte die Fortfchriltspartei gar nichts
gethan hal. — Ein Gegengcwicht ist jedoch
durch das wackerc Verhaltcn der Thalorte im
Amtsbezirk Oberkirch hergestcllt, die sämmtlich,
wie auch die Gemeinde Ulm alle liberal wählten.
Ueberdies foll die Wahl in Oberkirch beanstan-
det werden; ferner siegte die conservative mit
einem Mehr von 2 — 3 Stimmen in Engen;
hier trug überdies die Beeinfluffung des Stadt-
pfarrers und das zweideutige Verhalten des
Bürgermeisters zn dem der liberalen Sachc un-
günftigen Erfolg bci. — Aus Ettlingen erhebt
der „Bab. Bcob." ein Siegesgcschrei, mil dem
es aber nichl weit her ist. Unter den 19 Wahl-
mannern sind 10 Liberale. Es ist doch ein
vergebliches Bemnhen des „Bad. Beob.", den
Leuten Sand in die Augen zu streuen, wenn
er einen „unstreitigen" Wahlsieg der Conser-
vativen in Ettlingen ausposaunt. — Das Re-
sultat dcr Wahlen im Amlsbezirk Eppingen be-
richtigen wir dahin, daß in den wcnigen ganz
katholischen Gemeinden das Wahlcrgebniß in
Folge der ultramontanen Einwirknngen günstig
für die Rcactionspartci ausgefallen, daß.jedoch

lich um die erste Stelle, dann aber übcrholte Ma-
thilde die Üa-Fronde, währenb LaUa Rookh des
Herrn v. Montgomrry dcn Preis errang. IV. Zu-
kunftspreis 4000 Fr., 150 Fr. Einsatz, 1000 Me-
ter Entfernung. Von 8 Pferden blieb nur 1 zu-
rück; 5 Anmeldungcn waren früher zurückgezogen
woroen. Hrn. H. Jenniiig's brauner Hcngst „Ezar"
fiegtk, nachdem er Hrn. Delamarre's braune Stute
„Florida" und Hrn. Dcsvignes F.-St. „Pueble II."
überholt hattc; Florida erhielt als zweitcs Pferd
500 Fr. aus den Einsätzen. V. Stadtpreis (Han-
dicap> 6000 Fr., 200 Fr. Einsatz, Entfernung
4000 M"er. 13 Pferde h.iben früher schon je
100 Fr. Rcuegeld bezahlt; von dcn 10 angezeigten
erschienen 6, welche ziemlich gleichmäßig abliefen.
Dcr F.-H. „Meli-Melo" des Hrn. DelLtre führte,
bald aber nahm b^ braune Hengst „Billct Dour"
dcS Hrn. Delamarre die Spitze und fiegte, gefolgt
von Herrn Lunel's brauner Stute L'aventuriere,
welche, als zweites Pferd 400 Fr. aus den Einsätzen
erhielt. V!. Damen-PrriS (Herrenreiten) 2000 Fr.,
 
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