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Heidelberger Zeitung — 1865 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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m-ben der Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkkit der
Einzelnen überall dic össentIiche Meinnng,
wclchc nicht >° l-icht, wic der einzelnc Mcnjch
bcstochcn werdcn kann, Dieie össcntlichc Mci-
nung, gleichsam das Ecwisscn cines BolkeS,
uncrschrockcn, unbcirrt und unocrwirrt zu ver-
trcten, ist die nächste und hohe Anfgabe der
Prcsse. Bon der Haltung der sreien Presse,
von ihrem Charaktcr, ihrer Jntelligenz »nd
ihrcr Unpartcilichkcit, womit sic dic öffcntlichen
Zustände cincs VolkeS bespricht, darüber Be-
l-hrungen ertheilt, hängt zum wcitgrößten Theil
dic Frcihcit d-r Bürgcr und die unparieiische
Verwaltnng des Rechts selbst ab. Auf solchen
Standpunkt die Prcsie zn erhcbcn und daranf
zu erhalten, muß dahcr eiue erste und crnste
Sorge Aller sei», die Bcruf und Gejchick ha-
bcn, jür daS Gcmcinwohl Allcr,, für echte Frei-
hcit und echteS Recht zu wirke».

Die publicirten Richtergesetze dürscn wir
übrigens zugleich als ein ersrculiches Zcichen
deuten, daß gerade dic Hauptmänner unserer
gegenwärtigen liberalen Regiernng auch serner-
di» da» Ruder sühren werden, und daß cS der
Jntrigue, die, wie man sich erzählt, gegen sic
gespielt werden will, nnd zwar von eincr
Seitc her, vou der man eS am wenigsten er-
warten jollte, nicht gelingen werde, ihnen daS
Rcgimcnt zu enlwinden od,r auch nur zu ent-
lciden. Wir habe» jetzt allcn Grund zn hos-
fcn, daß cS mit unsern Zuständen nichtFrück-
wärtS gehcn wcrde, auch kein unnatürlicher
Stillstand eintretc, sondeni daß auch scrnerhin
Regieruug und Stände in voller Eintracht an
dcm besonncnen Ansban unseres RechtSstaateS
arbeiten werden.

h Heidelberg, 13. Oct. Bekanntlich hat
di- hicsige Stadldchördc Preisc auj die bcst-n
Planzcichnungcn zu dem Iieucn cvang. Schul-
hause ausgcjchricbcn. Es stnd daraus hin 11
Pläne eingclauscn, welchc von der städtischcn
Baukommijsion unter Zuzug dcS Hrn. Bau-
meistcrS Abel cincr gründlichen Prüfung un-
terzogen wurdcn. Di-ser Prüsung znsolgc stnd
9 der eingcgangcnen PILne alS ungcnügcnd
bci Seite gelegt wvrden. Die beidcn andern
Pläne zeichncn sich dcr eine Nr. 10 mit deui
Motto: „Wenn AlleS recht gcrichtct -c." durch
scine Eintheilnng und durch seine Anlagc zn
den voranSsichtlich nöthig werdenden 12 Lehr-
jälen, dcr untci Nr. 11, welcher statt eincs
Motto seinen Jnsiegcl beigcdruckt trägt, durch
seine schönc Facadc (in der Mitte drcistöckig
mit cincm schlanken Thurm) anS. Da aber
dic Baukommission in jedeni dieser Pläne noch
AuSsetznngen zu machen hattc, so trägt sie in
ihrem mil vielcm Fleiß und großer Sachkcnnt-
nlß aufgestcllten Gutachten daraus an, daß den
beiden nicht der erstc, wohl aber d-r zweite
Preis zucrkannt, .und daß beide zu cincm
nenen Plane verschmolzcn werden, wobei daS
Fehlende und noch zu Wünschende zn berück-
stchtigen wäre. Auch die Großh. KreiSschul-
»isitatur, sowie der evang. Ortsschulrath haben
die bciden bevorzugten Arbeiten eincr Prüfung
vom pädagogischen Standpnnkt ans unterwor-
scn und cinigc Benicrkungen in Bezug aus
Größc und Zahl der Lchrsäle, anf Fenster,

sLeinlich dcr Tböler fci. Bri ihrrr auf Veran-
iaffung dkS Gerichtshofs verbefferten Anlwort, b e-
jahten ffe fodann die erste Kragr einfack und

Mords zum T o v e niittelst Enlbaupiung durch das
Fallbeü, wie fchon in Rr. L4i «. Z. berichlei, ver-
nriheiii wurde.

Der Angeklagic, der währcnd dcr Vcrhandiung
äußerlick ruhig biieb und nnr einmai, als scin
Bruder ais Zeuge aufiral, zu wrinrn anfing, brach
nach Verkünvung deö Wabrspruches in fnrchlbareö
herzzrrreißendes Hculcn aus. fM. A)

fAuS dcm Tonristen-Budgel.) Das „Echo
vom Rigi" sagi: Vom 3. Iuni bis 8. Skpiember
gingen oon Arlb und Golvau circa 1700 Bkrfonen
mii Pferdrn auf den Rigi. Schlägt MLN ihre AnS-
iagen AüeS in Allem auf 40 Kr. per Reisenden
für biese Tour an, so rrgibi fich vie cnormr Summe
von 148,000 Fr., die uns der Rigi in eincm ein-
zigcn Sommrr rindrachie. Der Fußreifenden warcn
natüriich noch viei mehr.

Bcntilation, Lagc dcr BruiinenS snicht zu
nahc an den Abtritten) beigcjügt. So wäre
denn endlich die schon so lange schwcdende
Schulhauisrage ihrcm Ziele nahc. ES könnte
aber am Ende noch vcr Fall eintreten, daß
dem Bcdüisniß ans andcrc Wcile enlsprochen
werden würde. Die Großh. Regierung hat
nämlich in diescn Tagen, wie wir mit Be-
ftimmthcit mitthcilen können, zuin Anbau cincS
neuen städt. Krankcnhanses daS Gcländk ncbcn
der Gaspey'schen ErziehungSanstalt zwischen der
Bcrgheimer Straße und dem Neckar von dcn
betrcffendcii Grundbesttzcrn käuslich an sich ge-
bracht, so daß alsdann daS jetzige Spital diS-
ponibel würdc und von der Stadt erworbcn
und zu Schullokalen hergerichtct wcrdcn könnte.
Dort würden dann nicht nur die Volksschulcn
uiit ihrcn Lehrern; sondern anch noch die Jn-
dustrieschnlc Raum findcn, und anS der Summe,
die zum Bau cineS SchulhauscS bestimmt ist,
nnd aus dem ErlöS für die entbehrlich wer-
dcnden Schnlhäuser ließe sich daS jetzige akad.
Hospital wohl ankaufen und zu Lchrsälen und
Lehrerwohnungen herrichten.

Dcffau, 10. Octbr. Der Landtag, deffen
Wahlperiode mit dem 1. Jan. 1868 abläust,
ist sür aufgelöst crklärt.

Dresden, 12. Oct. Einc gcstern Abend
statlgchabte, ziemlich zahlreich bejuchtc VolkS-
versammlung hat die Bejchlüsse des Franksur-
ter AbgeordnetentagS einstiinmig zu dcn ihrigen
gemacht. Ein Dr. Schreck auS Pirna iprach
in eincr patriotischen Rcde die Zuvcrsicht aus,
daß, „wenn der BiSmarck'schc Adlcr seine
Klauen in unsern Rantcnkranz zu schlagen
wagcn sollte" , nicht nur die sächsijche Armee,
sondcrn anch daS ganze sächsischc Volk die Un-
abhängigkcil nnd die Ehre unjereS VaterlandeS
zu vertheidigen bereit sein würde.

Wien, 10. Oct. Hirtcnbriefe deS Cardi-
nal« v. Rauscher haben, insofern der Kirchen-
fürst zugleich cin Staatsmann ist, immer ein
doppelteS Jnteresse, wenn man auch nie «cr-
gesscn dars, daß cr in solchen Aktenstücken einc
Sprache spricht und jprechen muß, dic für ein
mehr als gcmischtes Publiknm derechnct ist.
Dcr so ebcn crschiencne Hirtcnbries ist durch
die Berkündigung des JnbiläumSablasseS ver-
anlaßt. Von scincm unmittelbaren Zweck, die
Sammlung deS PeterSpfennigs zu sördern,
könne» wir dabci füglich absehen, und unS
daraus beschränken, die Anklagen zu vcrzeich-
ncn, welchc cr spcciell gegen drei Staaten, ge-
gcn Ztalien, Baden und Bclgien, zu sormn-
liren unternommen hat. Jn Jtalien „gilt statt
des katholischen der mazziuistische Katechismus,"
und cs ist der Papst in die Hände eines „gro-
ßen Räubers" gcfallen, der, statt daß der kleine
Räuber nur den Bcutel sordert, ihm ein „Gib
mir dein Land" zuherrscht. „BiS jetzt ist Rom
nicht ohne Schntz; allcin die Krieger, welche
den lauernden Feinden Einhalt gebicten, siehen >
unter dcn Befehlen derselb-n Politik, welche
schon drei Viertheile deS KirchcnstaatS dcn
Rückstchtcn sür die Carbonari geopferl hat, und
den Papst hindert, daS Rccht eineS unabhän-
gigcn Fürsten zu üben und andcre unadhän-
gige Fürsten widcr rechtlose Untcrdrückung zn
Hilfc zu rujen." Tritt aber der „Kricg gegcn
dcn katholischen Glanben in Jtalien am grell-
sten" auf, so steht der Hirtcnbricf, daß man
in einem deutschen Land (Badcn) „nicht nur
den Vcrlrag zerrissen, welcher über die Rechte
der katholischcn Kirche bereits geschlossen war;
es soll dort auch der LieblingSgedanke dcr Auf-
klärnng verwirklicht nnd der Leele des KindeS
in der Schule, wohin die Eltern dcS KindcS
eS bei Strasc schicken müssen, zugleich mit den
Buchstaben und mii dem EinmaleinS Haß oder
Glcichgültigkeit gegen dic Religion eingeprägt
werden." Zn Belgien dagegen „bchcrrscht eine
Handvoll wüthender GottcSläugner, verbündet
mit einer verhältnißmäßig kleinrn Zahl von
Halben nnd Schwachen, ein katholischeS Bolk,
welchcS seinem Glauben ausrichtig ergeben ist,
und mißbraucht im Namen der Frciheit die
StaatSgewalt, um dem Unglaubcn Bahn zu
brcchen."

Frankreich.

Paris, 12. Oct. Der« „Abendmoniteur"
meldet: Der Kaiser, die Kaiserin und der kai-
serliche Prinz sind heute Nachmittag 1 Uhr

> von Biarritz in Saint Cloud eingetroffen. —
Hier eingetroffene Nachrichten aus Bucharest
mclden eine weilere Besserung in dem Befinden
des Fürsten Kusa.

Paris, 12. Octbr. Der König und die
Königin von Portugal sind gestern Abend in
Paris eingetroffcn und im Pavillon Marsan
abzestiegen.

E n H ! a tt d

London, 11. Oct. Die „Morning Post"
veröffentlicht in ihrer Tagcsnummer folgcnde
Note: „W.enn Hcrr Deward, Minister der
auswärtigen Angelegenheiten der Vereinigten
Staaten , der englischen Regierung eine Ent-
schädigungsforderung wegen der durch süd-
staatliche Kreuzer verursachten Verluste über-
reicht, so wird England jede Verantwortlichkeit
ablehnen, und die Forderung Seward's zurück-
weiscn. Die Ehre der englischen Nation würdc
verletzt sein, wenn anders verfahren würde."

Dublin, 11. Oct. Der kürzlich in Cork
verhaftete englische Offizier, Herr O'Connell,
wurde heute vor die Assisen gestellt. Derfelbe '
war Ueberbringer eines Schreibens von dem Chef
der amerikanischen Fenicr, Hrn. O'Mahony
(O'Wahony), sowie anderer Papiere in Betreff
der feniankstischen Propaganda nnter den Sol-
daten. Jn Cork haben neue Verhaftungen
stattgefunden.

Aus Baden. Mil dem 14. Nov. treten
gemäß § 28 des Polizeistrafgesetzbuchs dieje-
nigen von dem Großherzog oder den Ministe-
rien erlassenen Polizeiverordnungen außer
Wirksamkeit, welche nicht seit Verkündigung
des Polizeistrafgesetzbuchs erneuert oder geän-
dert wordcn sind. —? Bei der am 9. stattge-
habtcn Versteigerung des Hüttenwerks Hausen
im Wiesenthal wurde das ganze Etablissement
(ohne die BetriebseinrichtUNgen) von Hrn. Fa-
brikant Grethes in Schopfheim Mm Preise
von 125,000 fl. käuflich übernommen. Es
unterliegt keinem Zweifel, daß diese Besitzung
fernerhin der Baumwollfabrikation gewidmet
sein wird.

Vermischte Nachrichten.

Böhmtn 85,500 Ctr., Preußisck-Polen 18,000 Centner,
Altmark und Braunschwei§ 20,000 Ctr., Baden 13.000
Centner, Würtember«, 25 000 Ctr., Frankreich 40,000
Centner, Belgien 80,000 Ctr., Enistand gegen 600,000
und Amerika 50,000 Ctr.

i ):( Mosbach,'l2. Oct. Heute kam vor dem hie-

kännt und in eine 4wöchentliche AmtSgefängnißstrate

js Billigheim, Amts Mosbach, 12. Oct. Daß der
Wols, von dem schon srüher in diesem Blatte die Rede

Frankfurt, 13. Oct. Die Börse war sowohl für
amerikanische als für östeireichische Fonds besser gestimmt.
Von Letzteren waren besonders Loose gefragt, während
Creditactien zurückblieben. Am Geldmarkle war keine

National notirten 63'/-, neue engl. Metall. 7lVr,
4>/2proc. Metall. 51'/r, Amerikaner verkehrten in sehr
fcster Haltung von 71'/« — r/8- .

Frankfurter Bankactien wnrden zu 150^4 llesucyi.
osterr. Bankaclien zu 831-Z2, Credstaclien zu Iv^'/r
biS 83 umgeseht. . ,

Oesterr. Loose von 1860 waren zn 78'/«—Vs begchrt,
1864r zu 82Vr—V» im Verkehr.

6V« Uhr. (Schlußcurse.) Credil 183V« —18^/-'
Loose 79Vik—78"/«. l882er Amerikaner 71'/«— 70-/^
 
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