ndelberger Zeilung.
Krcisverkündigmgsblatt sür den Kreis Heidelberg unü avitliches Berkündigungsblatt für die Aints- und Amts-
M 1
Mittwoch, 3 Zanuar
18«Ä.
Bestellunffen auf die „Keidelbcrger
Ieituuq" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Januar 1888 begonnene 1. Quartal
werden fortwäkrend angenommcn.
Die Expedition
' Politifche Nmschau.
» Das ncuc Zahr wird, mit AuSnahmc
OestrrrcichS, wo stch ci» großer inuercr Umgc»
staitungsproceß vollziehcn ioll, kaum sür irgcnd
cjnk» dcr luropaischen Slaatcn oon -solchcr
Pedentung werdcn, wie sür Frankreich. Zn
diesem Zahre wird allem Anschcine nach dic
nicht längcr mchr zu vcrzigerndc mcxikanische
Fragc gclSst, und muß in der römischcn Fragc
cbenfalls cin bcdentcndcr Schritt nach VorwärtS
gcthan wcrdcn. Bcidc Angclcgenhkitcn sind
nicht sowohl ihrcm iunercn Eharakter nach,
aber doch durch die Art ihrcr Lußcrn Bchand-
lung LcbenSsragcn dcs BonapartiSmuS ge>
worden, nnd beide stnd durch den innern
Widerstreit »on fcindlichcn Elementen zn cinem
so hohen Gradc von Vcrwicklung gcdiehen, daß
der geringste Fchltritt Napolconi lll. dcn Nns
cineS großcn Staätsmannes und viclleicht noch
«cit mchr kosten kann. Ucbcrhaupt sangen die
Dinge wiedcr an michtigcr zu werden, alS die
Menscheu, selbst dic an dcr Scinc. Wcnn man
den Stand der Börscn zu Eude des vcrflosse-
Ncn JahreS als politischcn Barometcr betrach-
tet, gestützt auf die Entwicklung oder viclmehr
Vcrwicklnng der Dinge in Frankreich, Ztalien,
Gricchenland und Aincrika (Aicriko), die sämmt-
lich auf die «llgemcinc europäischc Politik ihrcn
viückschlag Lubcrn, so ist zunächst eine rnhige,
sriedliche Constellation gerade nicht in AuSstcht
zu jtcllcn.
Nach dcm „DrcSdcner Journal" ist der Han-
dclsvertrag dcS Zollvercius mit Jtalien zwischen
Preußen, Bayern, Sachscn und Badcn einer-
seit« nnd Jtalien andererseits am 31. Dccbr.
uiiterzeichnct worden.
Die Berliner „Spcner'schc Ztg." schrcibt au«
anscheinend officiöser Qucllc: Wiencr Corre-
spondenzen i» dcr „Köln. Ztg." und in süd-
dcutschcn Blättern verstchern, zwischen Ocster-
rcich und Frankreich sci ein Bündniß abge-
schloficu odcr dem Abschlusse nahe. Wir wisscn
nicht, wclche Gcwähr jenc Blätter dasür habcn.
Jcdenfall« werdePrcußen cinen lcbhastcnWiiiisch
erfüllt sehen, wenn dic Beziehungen zwischen
Oesterreich und Frankrcich sich günstiger ge-
staltcn würder, als in dcn letzten Jahren. E«
ist nnr ersrenlich für Prcnßen, wcnn die Lage
seineS Bunde«gcnosscn einc dnrch dic answär-
tigen und innern Verhältnisse gcsichcrte beruhi-
gende Entwickclnng niinml. Die Annrhme,
daß cin Lflerrcichisch-franzöfischcS Bündniß mit
preuhenscindUchen Tindcnzcn in AuSsicht stche,
tst nur Dcnjcnigcn glanbbar, die mil den poli-
tijchcn Bcrhältnissen unbekannt stnd.
Durch könjgliche Ordre wird dcr prcußische
Landtag auf dcn 15. Jan. znsMmenberufcn.
Atan crzählt sich von einem AuSspruch de«
KönigS Wilhelm: „So lange ich lebe, soll auch
das Ministcrium BiSmarck blciben", und die
Erfahrungcn der letzten Jahrc lassen den AnS-
spruch als richtig crjcheiucn.
Rach einem Bcjchlnsse dc» jpanischen StaatS-
raths ist dcr Erzbischof von BurgoS wegcn sci-
ner an AuSsällen reichcn Protejtation gegen
die Anerkcnnnng JtalicnS, nach Art. 304 dc«
Strafgejctzduchs gerichtlich zn »ersolgen.
Aüch daS „Zournal de BrnrclleS" ist in
grankreich verdotcn; -bcnso sland dcr „Allgcm.
Ztg." daS glcichc Schicksal bcvor, doch ging daS
Gewittcr sür dicseSmal noch vorübcr. — Da-
gcgen ist die „Köln. Ztg." cbcnsalls von dcm
Vcrbote getrofscn wordcn.
Die „TimeS" will au« sichcrer Quelle cr-
fahrcn haben, daß dic Franzoscn >o schncll alr
möglich auS ihrcr gefahrvollen Sicllung in
Dlcxiko abbernsen wcrden und die Rückkehr dc»
Marschalls Bazaine mit jeiner Armee nach
Europa gcwih ist. (?)
Die Nachricht von dcm Todc deS Marquis
Larochcjaquclcin ist nnbcgründct. Die Krank-
hcit dcS MarquiS soll sogar nicht im Gcring.
sten lcbenSgejährlich scin.
Nach dcm „PayS" ist in Valparaiso (Chili)
eine Znsurrection auSgebrocheii. Colnmdia soll
stch cdensalls in Ausstand dcfinden.
Deut/chland.
Karlsruhe, 30. Dec. (Die HandclSge.
richtc.) DaS neneste RegicrungSblatt cnthält
cine VollzugSvcrordnung über dic Eiiiführung
der Handcl«gcrichte, wornach solchc Gcrichte
»orläufiz nur in den zwei gröhten Städten
deS LandeS für dcn Bczirk der dortigen KreiS-
gerichtc eingesctzt werdcn sollcn.
Di- „Karlsr. Ztg." ifi in der Lage, die
wksentlichstcn Gründc dicscr Verordnung mit-
thcilen zu könncn.
Nach dcr GerichtSversassnng sollen HandclS-
gcrichtc an bestimmtcn cinzcliicri Ortcn errich-
tct werden, wenn dcr dortigc HandclSstand und
wcnn daS Bedürsniß de« dortigcn VerkehrS eS
vcrlangt.
An Vcrlangen von dcr erstcrn Scite hat e«
wahrlich nicht gcfchlt, indem 15 Städte dc»
LaudcS um Einjctzung von HandciSgcrichten
gebcten haben. AuderS verhält es sich abcr
mit der zweitcn Bedingung, welche natürlich
nur da vorhanden ist, wo man eine tüchtige
Justizleistung »on dcm HandclSgericht crwarten
kann, indem eine mangelhafte Justiz niemals
ein Bedürfniß ist, sondcrn ein Uebelstand.
HandclSgerichtc können nur gedcihen, wo
eine genügendc Zahl tüchtigcr, dnrch Erfah-
rungen nnd Kcnnlnissc für da» schwierige Amt
eincS HandclSrichtcrS gecigncte Kaufleute, und
wo außerdcm cinc rcgclmäßige, auSreichcnde,
nicht bloß auf Schuldbetreibuugcn hingcwicsene
Beschästigung sür daS Handclsgcricht zu finden
ist. Daß nur nntcr dicsen Voraussetzungen
sich cinc gcsnndc handclSgerichtliche PrapiS ent-
wickcln, ohne dicjclbcn abcr ein HandclSgcricht
keine erspricßliche Wirksamkeit entfaltcn kann,
haben di- dcutschen Handclstage trotz ihrer Vor-
liebe für dieseS Jnstitnt stcts ancrkannt, nnd
daher in ihrcn Bcjchlüssen auSdrücklich empsoh-
lcn, die Handelrprozcsse übcrall, wo jcnc Be-
dingungcn nicht zuvcrläjstg vorhanden stnd, den
ordentlichcn Gcrichtcn zu belafien. Bci dieser
unbestreilbaren Wahrhcit ist eS für unS um
so mchr gebolen, mit der Bildung von Han-
delsgerichtcn einstwcilen vorsichtig und eher zu-
rückhaltend al« srcigcbig zu vcrfahrcn, weil
wir in unscrm eigcnen Lande.nvch gar kcine
Ersahrungen niil dcn Handelsgerichten gemacht
habcn und ohne solche riicht mit Sichcrhcit be-
stimmen können, an welchcn Orten ste d-n ge-
hcgtcn Erwartungen cntsprcchen wcrden.
Die HandelSgcrichtc bilden nicht, wic man
milunter zu glanben scheint, einen Anhang der
GcrichlSbarkeit der AmtSgerichte, wic die Schöf-
fengerichtc, sondcrn sic vertrctcn die Stelle dcr
KreiSgerichte in HandelSsachcn. Sie habcn
auch cine weit schwierigcre Aufgabc als dic
L-choffe ngcrichtc. ES ist überhaupt rathsam
und winschcnswerth, HandclSgerichte möglichst
nnr an solchen Orten einzusetzen, wo stch da«,
Kreisgericht, an dessen Stclle sie sunctioniren
Zum neuen Jahr.
DaS »lteZahr, >S schwandmlt scinem Glnck und Lcld,
Lnd fank zur Ewigkclt mit ncucn Schwingcn.
Die akterlose, cwig jugcndstarkc Zeit
Srschlicßt cin ncncs jctzt zu ncucm Ringcn.
DeS rigcncn GcschlckeS Bau mit flclß'ger Hand
Und wachen Sinnrn glücklich zu vollcnden —
Don Manchcm wohl ist dics, Kunst gckannt;
Sin Zedcr will sein LooS zum Guten wenden.
Doch schwrrcr zu erstreiten ift cin andreS Ziel,
Da« Biclrn frcmv — kaum wtffen fie's zu sagen —
Sin Zicl, daS unstrcS kurzen LedcnStage« Sptcl
Lustcrblich macht und unser irdisch Wagcn.
Ntch! iinscr eigencS, uctn, der gänzen Mcnschheit Loo«
Zu pflcgen, dast e» immer schöuer blühe —
Rur vaS erhebt unö, adelt unS und macht unS groß,
Nur daS vcrlohnt der Edien edle Mühc.
SS ist da« döse Herzeniübel uusrer Zeit,
Daß Birle nur am eigcncn Slück« ztmmer»,
Dem Wohl der Andern nickt in -oller Kraft gewetht,
Zn Selbflsucht »ur um'« eigen« Ach fich kümmern.
Noch braucht c« langcn schwrren Kamps und streng'
Gcricht,
Sh' ed'uc Bahn dem MenschheitSglück gelichtet.
Dcr Kreihcit uud der Bildung Ketnde raften nicht,
Sie find grlähmt, bctäubt, doch nicht vcrntchtct.
O laßt u»S opscrmuthig i» dem nrucn Jahr,
Kür All- Zcder, gege» diefe Keindc gehenl
Ein schön'rcrSteg ecblühtausNoih und aus Gesahr,
Wcnn seidstioS »ir vereiuf zum Angrisf stcheu.
DcS Ganzcn Hrtl fti unscr hetlig LosungSwsrt!
Laßt unS deS cigenen WohlcS wentgrr achten!
Rur der aücin ist beff'rer Zukunst trrucr Hort,
W-rAnder» weiht sein Sinnen und sciuTrachtcn! —
_ «. «.
"'s Kanfinotiz.
Mannheim, 1. Zan. Dc» zahlreichen Mustk-
freuadeu HeidelbergS wird ,S von Zntereffe sein,
zu erfahren, daß der im Bortrage claffischcr Ela-
viermufik von ketnem Zeirgrnoffcn überkroffcne Pia»
nift Herr Ernii Pan-I au« Londvn kommendtu
Donnerftag, de» ä. Z-n., t» Manuhctm ci»
große« bifiorische« Loneert g-b-n «ird. D-ff-lhe
umfaßt den Zeitraum von Seb. Bach 1685—1750
und Händel 1685—1758 bis -uf bt, von McndelS-
sohn, Schumann, Ltßt rr. gegrünbete neue Aera
d-r Slavicrmufik. Di-scr schließcn fich hifiorisch ent-
sprechcndOrchcstercompofitioneu von Händel, Vtotti,
Mozart, fowic Gcsangcompvfitionen von Marccllo,
Haydn, Schubert, Schumann und MendeiSfoh» an,
so d-ß auch hi-riu der Bcrlauf der hiftorischcu Gnt-
wtcklung dcr Tonkuust scine volle Verteetung finhet.
Da« Louccrt fiudet im großen Concertsaalc de«
TheaterS ftatt uud begtnnt um 8 llhr Abcud«,
um den auSwärtigin B-fllchcr» cine dequemr RLck-
sahrt zu fichern.
" Thcairr.
Morgen «ird im ht-figen Stadttdeater Mozari'S
herrlichc Opce: „Dir Hochzcit des Kigaro",
uud zwar zum Benefiz dc« Hcrrn Ptchon, zur
Auffuhrung kommen. Wir machcn hirrauf aufmerk-
sam und brmrrkrn anbci, daß wir drm Bcucfizian»
Icn schon manchcn schöncn Gcuuß vcrdankcn, da er
durch s,inc längst ancrkannte Tüchiigkctr -is Sängcr
fich dcs ungcthctltrflrn BeisallS rrfrrurn
kounte, und wüuschen thm dader, daß scin Brnrfit
recht zahlrcich besucht »erven möchte.
Krcisverkündigmgsblatt sür den Kreis Heidelberg unü avitliches Berkündigungsblatt für die Aints- und Amts-
M 1
Mittwoch, 3 Zanuar
18«Ä.
Bestellunffen auf die „Keidelbcrger
Ieituuq" nebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" für das mit 1.
Januar 1888 begonnene 1. Quartal
werden fortwäkrend angenommcn.
Die Expedition
' Politifche Nmschau.
» Das ncuc Zahr wird, mit AuSnahmc
OestrrrcichS, wo stch ci» großer inuercr Umgc»
staitungsproceß vollziehcn ioll, kaum sür irgcnd
cjnk» dcr luropaischen Slaatcn oon -solchcr
Pedentung werdcn, wie sür Frankreich. Zn
diesem Zahre wird allem Anschcine nach dic
nicht längcr mchr zu vcrzigerndc mcxikanische
Fragc gclSst, und muß in der römischcn Fragc
cbenfalls cin bcdentcndcr Schritt nach VorwärtS
gcthan wcrdcn. Bcidc Angclcgenhkitcn sind
nicht sowohl ihrcm iunercn Eharakter nach,
aber doch durch die Art ihrcr Lußcrn Bchand-
lung LcbenSsragcn dcs BonapartiSmuS ge>
worden, nnd beide stnd durch den innern
Widerstreit »on fcindlichcn Elementen zn cinem
so hohen Gradc von Vcrwicklung gcdiehen, daß
der geringste Fchltritt Napolconi lll. dcn Nns
cineS großcn Staätsmannes und viclleicht noch
«cit mchr kosten kann. Ucbcrhaupt sangen die
Dinge wiedcr an michtigcr zu werden, alS die
Menscheu, selbst dic an dcr Scinc. Wcnn man
den Stand der Börscn zu Eude des vcrflosse-
Ncn JahreS als politischcn Barometcr betrach-
tet, gestützt auf die Entwicklung oder viclmehr
Vcrwicklnng der Dinge in Frankreich, Ztalien,
Gricchenland und Aincrika (Aicriko), die sämmt-
lich auf die «llgemcinc europäischc Politik ihrcn
viückschlag Lubcrn, so ist zunächst eine rnhige,
sriedliche Constellation gerade nicht in AuSstcht
zu jtcllcn.
Nach dcm „DrcSdcner Journal" ist der Han-
dclsvertrag dcS Zollvercius mit Jtalien zwischen
Preußen, Bayern, Sachscn und Badcn einer-
seit« nnd Jtalien andererseits am 31. Dccbr.
uiiterzeichnct worden.
Die Berliner „Spcner'schc Ztg." schrcibt au«
anscheinend officiöser Qucllc: Wiencr Corre-
spondenzen i» dcr „Köln. Ztg." und in süd-
dcutschcn Blättern verstchern, zwischen Ocster-
rcich und Frankreich sci ein Bündniß abge-
schloficu odcr dem Abschlusse nahe. Wir wisscn
nicht, wclche Gcwähr jenc Blätter dasür habcn.
Jcdenfall« werdePrcußen cinen lcbhastcnWiiiisch
erfüllt sehen, wenn dic Beziehungen zwischen
Oesterreich und Frankrcich sich günstiger ge-
staltcn würder, als in dcn letzten Jahren. E«
ist nnr ersrenlich für Prcnßen, wcnn die Lage
seineS Bunde«gcnosscn einc dnrch dic answär-
tigen und innern Verhältnisse gcsichcrte beruhi-
gende Entwickclnng niinml. Die Annrhme,
daß cin Lflerrcichisch-franzöfischcS Bündniß mit
preuhenscindUchen Tindcnzcn in AuSsicht stche,
tst nur Dcnjcnigcn glanbbar, die mil den poli-
tijchcn Bcrhältnissen unbekannt stnd.
Durch könjgliche Ordre wird dcr prcußische
Landtag auf dcn 15. Jan. znsMmenberufcn.
Atan crzählt sich von einem AuSspruch de«
KönigS Wilhelm: „So lange ich lebe, soll auch
das Ministcrium BiSmarck blciben", und die
Erfahrungcn der letzten Jahrc lassen den AnS-
spruch als richtig crjcheiucn.
Rach einem Bcjchlnsse dc» jpanischen StaatS-
raths ist dcr Erzbischof von BurgoS wegcn sci-
ner an AuSsällen reichcn Protejtation gegen
die Anerkcnnnng JtalicnS, nach Art. 304 dc«
Strafgejctzduchs gerichtlich zn »ersolgen.
Aüch daS „Zournal de BrnrclleS" ist in
grankreich verdotcn; -bcnso sland dcr „Allgcm.
Ztg." daS glcichc Schicksal bcvor, doch ging daS
Gewittcr sür dicseSmal noch vorübcr. — Da-
gcgen ist die „Köln. Ztg." cbcnsalls von dcm
Vcrbote getrofscn wordcn.
Die „TimeS" will au« sichcrer Quelle cr-
fahrcn haben, daß dic Franzoscn >o schncll alr
möglich auS ihrcr gefahrvollen Sicllung in
Dlcxiko abbernsen wcrden und die Rückkehr dc»
Marschalls Bazaine mit jeiner Armee nach
Europa gcwih ist. (?)
Die Nachricht von dcm Todc deS Marquis
Larochcjaquclcin ist nnbcgründct. Die Krank-
hcit dcS MarquiS soll sogar nicht im Gcring.
sten lcbenSgejährlich scin.
Nach dcm „PayS" ist in Valparaiso (Chili)
eine Znsurrection auSgebrocheii. Colnmdia soll
stch cdensalls in Ausstand dcfinden.
Deut/chland.
Karlsruhe, 30. Dec. (Die HandclSge.
richtc.) DaS neneste RegicrungSblatt cnthält
cine VollzugSvcrordnung über dic Eiiiführung
der Handcl«gcrichte, wornach solchc Gcrichte
»orläufiz nur in den zwei gröhten Städten
deS LandeS für dcn Bczirk der dortigen KreiS-
gerichtc eingesctzt werdcn sollcn.
Di- „Karlsr. Ztg." ifi in der Lage, die
wksentlichstcn Gründc dicscr Verordnung mit-
thcilen zu könncn.
Nach dcr GerichtSversassnng sollen HandclS-
gcrichtc an bestimmtcn cinzcliicri Ortcn errich-
tct werden, wenn dcr dortigc HandclSstand und
wcnn daS Bedürsniß de« dortigcn VerkehrS eS
vcrlangt.
An Vcrlangen von dcr erstcrn Scite hat e«
wahrlich nicht gcfchlt, indem 15 Städte dc»
LaudcS um Einjctzung von HandciSgcrichten
gebcten haben. AuderS verhält es sich abcr
mit der zweitcn Bedingung, welche natürlich
nur da vorhanden ist, wo man eine tüchtige
Justizleistung »on dcm HandclSgericht crwarten
kann, indem eine mangelhafte Justiz niemals
ein Bedürfniß ist, sondcrn ein Uebelstand.
HandclSgerichtc können nur gedcihen, wo
eine genügendc Zahl tüchtigcr, dnrch Erfah-
rungen nnd Kcnnlnissc für da» schwierige Amt
eincS HandclSrichtcrS gecigncte Kaufleute, und
wo außerdcm cinc rcgclmäßige, auSreichcnde,
nicht bloß auf Schuldbetreibuugcn hingcwicsene
Beschästigung sür daS Handclsgcricht zu finden
ist. Daß nur nntcr dicsen Voraussetzungen
sich cinc gcsnndc handclSgerichtliche PrapiS ent-
wickcln, ohne dicjclbcn abcr ein HandclSgcricht
keine erspricßliche Wirksamkeit entfaltcn kann,
haben di- dcutschen Handclstage trotz ihrer Vor-
liebe für dieseS Jnstitnt stcts ancrkannt, nnd
daher in ihrcn Bcjchlüssen auSdrücklich empsoh-
lcn, die Handelrprozcsse übcrall, wo jcnc Be-
dingungcn nicht zuvcrläjstg vorhanden stnd, den
ordentlichcn Gcrichtcn zu belafien. Bci dieser
unbestreilbaren Wahrhcit ist eS für unS um
so mchr gebolen, mit der Bildung von Han-
delsgerichtcn einstwcilen vorsichtig und eher zu-
rückhaltend al« srcigcbig zu vcrfahrcn, weil
wir in unscrm eigcnen Lande.nvch gar kcine
Ersahrungen niil dcn Handelsgerichten gemacht
habcn und ohne solche riicht mit Sichcrhcit be-
stimmen können, an welchcn Orten ste d-n ge-
hcgtcn Erwartungen cntsprcchen wcrden.
Die HandelSgcrichtc bilden nicht, wic man
milunter zu glanben scheint, einen Anhang der
GcrichlSbarkeit der AmtSgerichte, wic die Schöf-
fengerichtc, sondcrn sic vertrctcn die Stelle dcr
KreiSgerichte in HandelSsachcn. Sie habcn
auch cine weit schwierigcre Aufgabc als dic
L-choffe ngcrichtc. ES ist überhaupt rathsam
und winschcnswerth, HandclSgerichte möglichst
nnr an solchen Orten einzusetzen, wo stch da«,
Kreisgericht, an dessen Stclle sie sunctioniren
Zum neuen Jahr.
DaS »lteZahr, >S schwandmlt scinem Glnck und Lcld,
Lnd fank zur Ewigkclt mit ncucn Schwingcn.
Die akterlose, cwig jugcndstarkc Zeit
Srschlicßt cin ncncs jctzt zu ncucm Ringcn.
DeS rigcncn GcschlckeS Bau mit flclß'ger Hand
Und wachen Sinnrn glücklich zu vollcnden —
Don Manchcm wohl ist dics, Kunst gckannt;
Sin Zedcr will sein LooS zum Guten wenden.
Doch schwrrcr zu erstreiten ift cin andreS Ziel,
Da« Biclrn frcmv — kaum wtffen fie's zu sagen —
Sin Zicl, daS unstrcS kurzen LedcnStage« Sptcl
Lustcrblich macht und unser irdisch Wagcn.
Ntch! iinscr eigencS, uctn, der gänzen Mcnschheit Loo«
Zu pflcgen, dast e» immer schöuer blühe —
Rur vaS erhebt unö, adelt unS und macht unS groß,
Nur daS vcrlohnt der Edien edle Mühc.
SS ist da« döse Herzeniübel uusrer Zeit,
Daß Birle nur am eigcncn Slück« ztmmer»,
Dem Wohl der Andern nickt in -oller Kraft gewetht,
Zn Selbflsucht »ur um'« eigen« Ach fich kümmern.
Noch braucht c« langcn schwrren Kamps und streng'
Gcricht,
Sh' ed'uc Bahn dem MenschheitSglück gelichtet.
Dcr Kreihcit uud der Bildung Ketnde raften nicht,
Sie find grlähmt, bctäubt, doch nicht vcrntchtct.
O laßt u»S opscrmuthig i» dem nrucn Jahr,
Kür All- Zcder, gege» diefe Keindc gehenl
Ein schön'rcrSteg ecblühtausNoih und aus Gesahr,
Wcnn seidstioS »ir vereiuf zum Angrisf stcheu.
DcS Ganzcn Hrtl fti unscr hetlig LosungSwsrt!
Laßt unS deS cigenen WohlcS wentgrr achten!
Rur der aücin ist beff'rer Zukunst trrucr Hort,
W-rAnder» weiht sein Sinnen und sciuTrachtcn! —
_ «. «.
"'s Kanfinotiz.
Mannheim, 1. Zan. Dc» zahlreichen Mustk-
freuadeu HeidelbergS wird ,S von Zntereffe sein,
zu erfahren, daß der im Bortrage claffischcr Ela-
viermufik von ketnem Zeirgrnoffcn überkroffcne Pia»
nift Herr Ernii Pan-I au« Londvn kommendtu
Donnerftag, de» ä. Z-n., t» Manuhctm ci»
große« bifiorische« Loneert g-b-n «ird. D-ff-lhe
umfaßt den Zeitraum von Seb. Bach 1685—1750
und Händel 1685—1758 bis -uf bt, von McndelS-
sohn, Schumann, Ltßt rr. gegrünbete neue Aera
d-r Slavicrmufik. Di-scr schließcn fich hifiorisch ent-
sprechcndOrchcstercompofitioneu von Händel, Vtotti,
Mozart, fowic Gcsangcompvfitionen von Marccllo,
Haydn, Schubert, Schumann und MendeiSfoh» an,
so d-ß auch hi-riu der Bcrlauf der hiftorischcu Gnt-
wtcklung dcr Tonkuust scine volle Verteetung finhet.
Da« Louccrt fiudet im großen Concertsaalc de«
TheaterS ftatt uud begtnnt um 8 llhr Abcud«,
um den auSwärtigin B-fllchcr» cine dequemr RLck-
sahrt zu fichern.
" Thcairr.
Morgen «ird im ht-figen Stadttdeater Mozari'S
herrlichc Opce: „Dir Hochzcit des Kigaro",
uud zwar zum Benefiz dc« Hcrrn Ptchon, zur
Auffuhrung kommen. Wir machcn hirrauf aufmerk-
sam und brmrrkrn anbci, daß wir drm Bcucfizian»
Icn schon manchcn schöncn Gcuuß vcrdankcn, da er
durch s,inc längst ancrkannte Tüchiigkctr -is Sängcr
fich dcs ungcthctltrflrn BeisallS rrfrrurn
kounte, und wüuschen thm dader, daß scin Brnrfit
recht zahlrcich besucht »erven möchte.