Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 26-49 Februar
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0162

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
nie Gebrauch gemacht worden, und es hat da-
her in neuester Zeit schon verlikutet, daß jene
nicht abzeneigt sei, auf dieseS Recht zu ver-
zichten.

^ Aus dem bad Unterlande, 11.

Fcbr. Jm gegenwartigen Augenblicke werden
in Karlsruhe amtliche Conferenzen gepfiogen
über die Einsührung des obli'gatorischen Latein-
unterrichts in den höhern Bürgerschulen und
damit übcr die Trennung dieser Anstalten in
Realgymnasicn — nach dem Muster der preuß.
Nealgymnasien — und in höherc Bürgerschulen
zweiten und dritten Rangcs. Schüler, welche
daS Zeugniß dcr Reife an einer sogen. Real-
schule, einem Realgymnasium erreicht haben,
sollen zum Besuche der polytechnijchen Schule
und zum Uebergang in den StaalSdienst, der
eine Vorbildung auf dem Polytcchnikum be-
dingt oder erfordert, berechtigt sein. Dieses
Recht hatten bie höhern Bürgerschulen seither
nicht uud e- ist für sie ciuc wichtige Frage,
daß sie dasselbe erlangen. Allein an diese
Frage knüpft sich eine weitere Vorfrage: „Jst
der Lateinunterricht für Solche, die sich dem
Poftfache, dem Militärdienste. dem Baufache rc.
widmen, nöthig oder nicht? Und kann der
fvrmale Zweck des Erlernens der lateinischen
Sprache, die viele Zeit und Kraft in Anspruch
nimmt, nicht durch das gründliche Studium
der eigenen Muttersprache, der deutschen Lite-
ratur mit ihrcn reichen Schätzen, oder von
fremden Sprachcn (Französisch und Englisch)
durch Studium dcr Geschichte und Geographie
u. s. f. erreicht werden? Jn dieser Frage gehen
die Ansichtcn auseinander. Lehrer, die längere
Zeit mit Erfolg au höheren Bürgerschulen ge-
wirkt haben und die nicht gerade eine specielle
Vorlicbe für die Lateinsprache haben, wünschen
dieses Unterrichtsfach vom Lehrplan der Bür-
gerschulen ganz entfernt und halten auch das
Studium dcrselben nicht für nothwendig, um
den formalcn Zweck der Bildung zu erreichen.
Jm Königrcich Sachsen hat man den Latein-
unterricht vom Lehrplan der Realschulen
gestrichen und man hat dazu guten Grund ge-
habt. Mit wöchentlich 4 — 5 Lateinstunden
wird ohnedies wenig erreicht; bedcnkt man aber,
welche Zeit und welchc Kraft das Studium
derfclben doch in Anspruch nimmk, wclche an-
dern wichtigen Fächern entzogen werden, so be-
greift man schon, warum viele Lehrer und Er-
zieher eS beseitigt wissen«wollen. Wahrlich der
Lehrplan unscrer Bürgerschulen ist jetzt schon
mit eiuer solchcn Anzahl von Unterrichtsfächern
überladen, daß es dem Mann vom Fach um
das körperliche und gcistige Gedeihen der
licben Jugend bange werden muß. Bei dem
Vielerlei entsteht Halbheit, die Gründlichkeit
und der Charakter leiden noth. Es ist
wahrlich höchste Zeit, daß man diesem Uebel
abzuhelfen sncht, und daß man jetzt durch ob-
ligatorische Einführung des Laleinunterrichts
es nicht noch vermehrt. Wir hielten es für eine
wahre Calamität für die höhcren Bürgerschulen,
wenn man aus diesen Anstalten sogon. halbe
Gelehrtenschulen machen wollte.

Wir sind gcrne bcreit, unsere Ansicht weiter
zu begründen, wollen aber für hcute nur die

Waffer im Munde zusammen, daß er schlucken
mußte) — die frinsten GtMÜse, Braten aller Art
(hicr schnalzte der Schreibcr mit der Zunge) —
und dann der Rachtisch! Emmenthalcr, Limburger!"
— „Hr. Meyer!" rief der Schreibcr, „rch halte es
nicht mehr aus, hören Sie auf, oder ich fangc an, ein
Rad zu scklagen!" — „Nun gut, alfo morgen fasten,

übermorgen fr." Die Reise nach D. ging vor

fich. Rrchtzeitig traf man bei A ... . eiu. Die
schöne gedeckte Tafel verhirß dem Schreiber para-
diefiscke Frruden. Endlich ging's los. Sowie ein
Teller kam — schuvp — alles herunter. Die Kell-
ner mußten laufen, um den übrigen Gästrn Fleisck,
Gkmüse rc. anzubringen. Wüthende Biicke schoß der
Gastwirth — der natürlick so klug ist, tagtäglich
fein eigener Gast zu sein — auf den heißhungerigen
Gast. „Wollen Sie mic nicht noch einmal das Rind-
fleisch geben? — Haben Sie nickt uoch ein Stück-
chen Draten für mich?" Dies wareu die ersten leisen
Anfragen, denen aber bald ganz ernste Erklärun-
gen folgen sollten. „Ich meine, eS tst dock heute
kein Kasttag; sür 20 Sgr. können Sie mir doch
noch ein Bischen auf den Teller sckaffen!' (Der
Leser bemerkt, daß der Wein bereitS seine Wein-

Lehrer der betr. Anstalt auffordern, sich über
diese wichtige Frage ungesäuml ;u besprechen
und ihre Ansicht in öffentlichcn Blättcrn kund
zu geben. Auch der intelligente Bürgcrstand
sollte sich bei dieser wichtigen Frage nichk pasfiv
verhalten.

Berlin, 8. Febr. Dem Hrn. Geh. Justiz-
rath v. Ammon in Köln wurde am 7. d. M-
AbendS von eincr in der Bockhalle zu Düffel-
dorf versammelteu Gescllschaft folgendes Hoch
telegraphisch mitgetheilt: „Jhnen, ehrwürdiger
Herr, für des'frcicn ManneS sreieS Wort, ein
Hoch!" Auch von Solingen aus ging am 7.
d. folgendes Telegramm an Hrn. v. Ammou
ab: „Viele, sich über dic Lage Preußens unter-
haltende Solinger Bürger bringen Jhnen für
Jhre mannhäfte und chrliche HerzcnSineinung,
welche Sie übcr § 84 der Verfaffung ausgc-
sprochen, hiermit ihren tiefgesühlten Dank dar."
Eine zur Besprechung des Obertribunalsbe-
schlusscS berufcne überaus zahlreich befuchte
Wählerversammlung in Danzig nahm einstim-
mig den Entwurf einer Adresse an daS Abge-
ordnetenhaus an, worin dic Versammlung ihrcn
Gefühten Ausdruck verleiht. Die zum Circu-
liren bestimmten Druckexemplare der Adreffe
wurden jedoch auf Anordnung des köuiglichen
Präsidiums mit Beschlag belegt. Auch die Wahl-
männer von Königsbcrg haben an das Abge-
ordnetenhaus eine Erklärung abgesaudt, worin
sie den Obertxibunalsbeschluß verurtheileu. —
Von Hildesheiiü (Hanuover) aus erhielt Herr
Grabow, als Präsident des preußischen Mge-
ordnetenhauseS, „welches den harten Kampf uni
Recht und Freiheit auch für uns durchzukäm-
psen hal", einen telegraphischcn Gruß.

F r a >, k r e i ch.

' Marseille, 9. Febr., Abeuds. Briefe aus
Rom vom 7. d. melden, daß die Unterhand-
lungen wegen der päpstlichen Anleihe nicht be-
endigt warcn; die sich bewerbenden Gesellschaf-
ten hatten ihre ersten Anerbieten abgeänderl.
Mau versicherte, mehrere katholischen Mächte
hätten angeboten, in ihrem Lande die Rekru-
tirung von sreüvilligen Bataillonen zu gestatten,
ähnlich jenen, die in Frankreich rekrulirt wer-
deu. — Der gcheimc AuSschuß hatte deu Rö-
mern befohlen, stch der Karncvalsvergnügungen
zu enthalteu wegeu des Todes des Prinzen
Odoue von Savoyen. — Man versicherte, Hr.
v. Bismarck habe den preußischen Gesandten,
Herr v. Aruim, aufgefordert, seine Vermittelung
in dcr Angelegenheil des Herrn v. Meyendorff
auzubielen. — Jn der im englischen Kollegium
gehaltenen Rede sprach der Papst von dcr
Größe und dem Wohlergehen Englands. Er
sprach sein Bedauern darüber aus, daß Eng-
land den herrlichen Titel „Jnsel der Heiligen",
den eS ehedem führte, vergeffen habe. Er hofft,
eS werde seine ungeheuern Eroberuugen und
seine so berühmtey StaatseinrichtunAen der
Sache deS Glaubens dienen lasseu. Mehrere
englische Prälaten und andere Angesehenheiten
wohnten dieser Zeremonie bei.

G n g l n d

London, 11. Febr. Reuter's Office ver-
öffentlicht die nachstehenden, mit dem Dampfer

j laune gewcckt hat.) „Sehen Sie, Kellner, ich muß
ganz zusammenschrumpfen, wenn Sie nicht bald
wieder etwaS bringcn!" Hr. Meyer strahlte in sei-

unser Secretarius nur »och mehr bestärkk, seines
Herrn Wohlwollen durch tapfere Eingriffe ein Ge-
nüge zu thun. Gndlich kam der Nachtisch. Gebackene

auch der verheißene Käse und neben demselben eine
hübsche Figur Butter. Die metstrn Gäste waren
schon aufgestanden, auch Hr. Meyer hatte fich eine
Ligarre angezündet und bereits sür fich und seinen
Gehilfrn bezahlt, wäbrend dirser noch stets im
aetiven Dienst sich befand. Von der gemeldeten
Butterfigur hatte nur ein Gast eine Kleintgkeit
genommen, als drr Sckreiber fie an der entgegen-
gesetzten Seite abschnttt. Jetzt konnte cs dcr Wirth
nicht mehr länger auShalten, er eilte auf den Gast
zu und fagte: „Mein Herr, auch im Gasthof muß
man artig sein und da fortfahren zu sckneiden,
wo ein Anderer angefangen." „Machen Sie fich

„Asia" eingetroffenen Nachrichten und Cours-
notirungen auS Neuyork vom 1. Febr. Abends:
Jm Repräsentantenbaus deS Congresses refe-
rirte der Ausschuß für Wege und Mittel über
eine Bill, welche.die Ermächtigung erthcilen
soll, die verkauftcn Bonds zu kapitalisiren und
daS ourivoc) Kapital und die Zinsen der auS-
wärts vcrkauften BondS auswartS zu zahlen.
Ferner passirte das Haus eine VerfassungS-
änderung, wodurch die Repräsentation auf die
Zahl der Devölkerung mit Ausschluß der Neger
basirt wird. — Es geht daS Gerücht, daß meh-
rere chilenische Caperschiffe in der Nähe von
Cuba gesehen wuxden. — Gold 14(ft/i; Wechsel
auf London 151^2; Bonds 103 ; Baum-
wolle 49.

R U ß l a i, d.

Petersburq, 11. Febr. Das heute ver-
öffentlichte Budget für 1866 führt alS ordent-
liche Einnahmen auf 349.0M,000, als außer-
ordentliche denRest der Anleihe mil 325,000,000,
und dic Ausgabe von Schatzscheincn mit

9.000. 000 Rnbcl; dagegen ordeNtliche Aus-
gaben 367,000.000 und außerordentliche

25.000. 000 Nubel.

T ü r k e i

Bukarest, 11. Febr. Das neue Ministe-
rium ist nun gebildet und besteht aus folgen-
den Herren: Cretzulesco, Ministerpräsidium
und Jnneres; Otetelcschanu, Finanzen; Salo-
mon, Krieg; Papadopulo, AuSwartiges; Ca-
riagdi/Justiz._

Neueste Nnchrickten.

Hamburg, 12. Febr., VormittagS. Den
„Hamburger Nachrichten" zufolge hat der
östcrreichische Statthalter von Holstein, Frhr.
v. Gablenz, auf Anrathen der Landesregierung
daS Segeberger Dcputirten-Collegium aufgc-
löst und die Bikdung eineS neuen angeordnet,
da das Depntirten-Collegium durch seine Zu-
schriften an das Bureau des schleswig.holftei-
nischen StädtctageS und an Herrn Firjahn
sich wiederholt dcr Einmischung in anderc alS
ihr durch die Segeberger Stadtordnuug zu-
stehende Geschäfte hat zu Schulden kommcn
lassen. Zugleich wurde die Wählbarkeit der
Schuldigen suSpendirt. — Den „Hamburqer
Nachrichten" geht von unterrichteter Seite eine
längere Mittheilung über den lvinn zu, wel-
chen die preußische Regierung mit ihrcm Aner-
bieten einer Personalunion für die Herzogthü-
mer verbindet. Jn diesem Artikel wird unter
Anderm gesagt: Kommen die Herzogthümer
unter eine nichtpreußische Souveränetät, so
muß Prcußcn auf seinen Februarforderungen
unbedingt bestehen, um die Möglichkeit abzu-
schneiden, daß aus den Herzogthümern unter
fremder Souveränetät jenials ein Stützpunkt
für antipreußische Tendenzen, sei es in diplo-
matifcher, sei es in militärischer Beziehung, ge-
macht werde. Deshalb würde Preußen evcn-
tuell die Februarbedingungen selbst mit Ge-
walt durchsetzen müssen und auch den Herzog-^
thümern selbst niemals das Necht zugestehcn
können, diese Forderungen zu vevweigern.

Hamburg, 12. Febr., Nachmittags. Die

^ Mcyer beim Absckied zum Wirth, „jeder bezahlt
> sein Eouvert!" Der Name des Wirths ist bei der
! Redaction zu erfahren."

! Heimath die Trickine:- unter den Sckwcinen auck
vorkommeu und dort längst bekannt selen. Daß
die Krankheit nickt anf die Menschen übergehe,
werte thels durck das dort üblicke ordeutlicke Kochen
und Räuckern des Fleisckes verhindert, theils da-
durch, daß man daS als trichinös erkanntr Flelsch
nicht verspeise. Man habe beim Essen deffelben ein
Gefuhl, als ob man Sandkörner zwffchen den
'Zähnen habe; daran lasse fich'S leicht crkennen.
In sein-r Heimath gebc man trichinösen Schwei-
nen Hanssawen zu freffen, was fle in 14 Tagen
beile; daß fie trichinös seien, erkenne man an ihrer
absonderktchen Scheue und Bisfigkeit und an Ver
Neigung, am Holz zu nagen.
 
Annotationen