Der Hauptantrag geht dahm: für 1866 zu
bewilligeu 3.011,337 fl., im ordcntlichen und
außcrordentlichen Budget 1100 fl. uud für
1867 : 3.602.134 fl. im ordentlichen und 1100
fl. im außerorbeutlichcn Budget. Die Kammer
genehmigt diesen Antrag und also auch die
Minderung von 2100 fl. für 1866 und 2175
fl. für 1867. Schluß der Sitzung l^ Uhr.
(B. L.-Z.)
Karlsruhe, 18. Aprll. Nach dem jetzt
veröfsentlichten Budget der Eisenbahnschulden'
tilgungSkasse sollen vorübergehend 3V, Millio-
nen neueS Papicrgeld auSgegeben werden. Man
hat vorläufig den 1866 al- Einnahme gestell-
ten Posten für 1867 wieder in AuSgabe ver-
rrchnet, so daß die ganze Operation lediglich
alö Wittel des ZuwartenS biS zur Besserurrg
deS MarktS erscheiut, ganz 1o wie der Gegen-
fland sckon vor etwa 8 Tagen hicr aufgefaßt
war. AlS neue Anleihen für die laufende Pe-
riode sind 20 Millionen vorgesehen. (S. M.)
xx Syeidelberg, 21. April. Unsere
Abgeordnetenwahl wird nunmehr einer Lösung
entgegengchen. Der Wahlkörper ist auf heute
Abcnd zu eincr Versammlung in die Harmonie
berufen. in welcher die Candidatur des Hcrrn
Prof. Dr. Wundt — wie wir hören von
eincr großen Zahl der Wahlmänner — mit aller
Entschiedenheit aufgestellt und unterstützt wer-
den soll. Wir können eS nur mit Befriedigung
aussprechen, daß die Wahlmänner ihr Vertrauxn
cinem Manne entgegentragen, wclcher dasselbe
in hohem Grade verdient und dicjenigeu Eigen-
schaften besitzt, um eine Stadt wie Heidelberg
in jeder Beziehung wnrdig zu vertreten. Unser
Candidat hat isichl nur im Bereiche der Wissen-
schaft Ausgezeichnetes gelcistet und ist eine Zierde
unserer Hochschulc, sondcrn er widmet auch schon
seit Jahren seine Zeit und seiue Kräfte der
Förderung und dem Gedeihen deS ArbeiterstaU'
deS, indem er scit dem Entftehen des hiesigen
ArbeiterbildungS - Vereinö die Vorstandsstelle
desselben bekleidet. Jst doch der Arbeiterstand
derjcnige, durch dessen Heranbildung ein tüch-
tigcr intelligenter Bürgcrstand überhaupt bedingt
ist, und haben die hiesigen Wahlmauner daher
nicht alle Ursache, daS Bestreben deS Herrn
Wundt anzuerkenncn und demfelbcn das vollste
Vertrauen zu schenken? Aber auch den politi-
schen Jnteresscn unseres cngeren und wciteren
Vaterlandes, sowie dem Aufblühen unserer Stadt
mit vollster Hingebung sich widmend, wird Hr.
Wundt, dem eine treffliche Rednergäbe zur Seite
steht.sich baldals wahrcr, aufrichtigerPatriolauch
in seiner neuen Stcllung zeigen, uud die Wahl-
männer unierer Stadt dürfen das Bcwußljein
in sich tragen, daß sie durch dic Wahl deS Hrn.
Wundt es verstanden, einen Mann iu dic Ab-
geordnetenkammer gesendet zu'haben, welcher
eiu würdiger Nachfolger deS leider zu früh zu
Grabe getrageuen Pickfsrd sein wird — den
uuser Candidat zu seinen näheren Freunden
gezählt! —.
^ Baden, 20. April. Die heutige Ver-
handlung der Strafkammer lieferte einen inte-
rcssanten Beitrag zur Psychiatrie. Ein achtzehn-
jährigcS kräftig gebauteS Mädchen sitzt auf
der Anklagebairk, Leschuldigt deS Betrugs ün
Werthe von 200 fl. Luise Baumstark ift
die Tochter braver und wohltzabender Eltcrn,
ihr Vater bekleidet dic Stclle eines Bahnwarts
beiRastatt. Schon in ihren Kinderjahren zeigte
die Angeklagte Anlagen zum Stehlen, gab aber
in den letzten Jahren keinerlei Veranlaffung
zur Anzufriedenheit, namentlich wär sie nicht
verschwenderisch und liebte dcn Pntz nicht mehr
als andere MLdchen. Am 2. December v. I.
holte ste in einem Ladeu zu Raftatt eine grö-
ßere Anzahl Muster, ShwalS und seidene Tü-
chcr zur AuSwahl, indem sie vörgab, von einer
dem Kaufmann wohlbekannten Dame gesendet
zu sein. Zwei der Tüchcr verfetzte sie dort und
in Baden, die übrigen verstcckte sie zu Haufe.
Gegenüber dem früher abgelegten Geständniß
behauptet die Angeklagte heute, sich nicht mehr
an den Borgang zu erinnern und erzahlt, daß
ihr eine Gestalt im Traume erschienen sei
welche sie zur That aufgesordert. Durch eine
Reihe von Zeugen wurde hergestellt, daß das
Mädchen sich körperlich langfam entwickelt habe,
daß gewisse Functionen dcs Körpers gestört
waren, daß Blutandrang gegen das Gehirn,
selbst Ohnmacht eingetreten sei. Auch wollen
Einige gedrückte GemüthSstimmung an ihr bc«
merkt haben. Daö gerichtsärztliche Gutachlen
nahm die Möglichkeit ciner momentane» See-
lenstörung an, jedoch nicht in der Ansdchnsng
bczüqlich der Aeit, wclche die Augeklagte zur
Verübung des VerbrechenS und zur Siche-
rung der abgeschwintelten Sachen brauchte.
Hier liegt das weite Feld, welches den Zrren-
Lrzten schon vielfach Gelegenheit zu wich-
tigeu Untersuchungen gcgeben hat. Wo beginnt
die Störung der Harmonie der Seelenkräfte,
wo hört die Zurechnung aus? Nach den ein-
gehendsten Erörkruugcn eutschied sich der Ge-
richtshos, die Frage der UnzurechnungSfähigkeit
zu verneinen, nahm aber eine abnorme Ge-
müthSaufregung an, hervorgerufen durch die
Unregelmäßigkeiteu der Pupertät uno verur-
theilte die Angeklagte zu orei Monat Kreisge-
fängniß.
^ Baden, 20. April. Gegen Ende des
nächsten Monats soll hier ein nicder-badischeS
Kreisschießen abgehalten werden; jämmtiiche
Vereine deS Lanbes erhalten Einladungen, die
Vorbereilungeu sind im Gange. Die Lage des
hiesigcn Schießhauses ist eine ganz vortreffliche,
die Räume sind sür derartige Feste besonders
geeignet.
lü Aus Baden, 20. April. Thatsachen
sprechen mehr alS alle Zeitungsvermulhungen.
Mit Bcstimmtheit könuen wir die Mittheilung
machen, daß die bayerijche Regierung hunvert
Stück Gußftahlkanonen in der berühmten Fa-
brik von Krupp in Essen bestellt hat.
Wien, 18. April. Das Manufacturhaus
Mauthner und Sohn hat mit 200,000 Gulden
Passiva fallirt. Man spricht von Selbstmord-
versuchen unter den Therlhabern.
G n g l a n d
London, 19. April. Auf deSfallsige Jn-
terpellation des Deputirten Verney antwortete
der Unterstaatssecretär Layard: Laut dcm Wie-
ner Tractate haben die europäischen Großmächtc
der Kronr Preußen die jetzt zu Preußen gehö-
renden, früher sächsischen Landcstheile garantirt.
Wenn der Krieg ausbrechen sollte, so werde
England die Mitgaranten über den einzuschla-
genden Weg befragcn. — Die Reformdcbatte
dauert fort; die Abstimmung erwartet man
ckorgen.
Neueste ?tachrichten.
Hamburg, 20. April. Die „Hamburger
Börsenhalle" erhielt ein Telegramm aus Lon-
dou, wonach in Folgc der Zahlungssuspension
der „Barned-Bankiug-Company" in Liverpool
im Waarenmarkt allgemeine Flauheit herrschte.
Wien, 20. April. Den Journalen wurde
MLßigung im Tou gegen Preußcn empfohlen.
— Das Gerücht über die Demission Belcredi's
erhält stch. —Bismarck soll in Ems angemel-
det scin.
Bukarest, 20. April. Heute ist der Priuz
von Hohenzollern dcr Volksabstimmung gemäß
zum Fürsten von Rumänicn proclamirt. —
Der russische Generalcousul hat im Auftrage
seincr Regierung gegen die Jnsinuatiou Ver-
wahrung eingelegt, daß Rußland an den Auf-
ständen in der Moldau betheiligt sei. — Der
Baron d'Avril ist hier eingetroffen und hat die
Geschäfte des französischeu ConsulS übernom-
men. — Prinz Branconavo ift hier ange-
kommen.
Berlin, 20. April. Es bestatigt sich, daß
Oesterreich zucrst entwaffuen will, indem es
am 25. April damit beginnen würde, in der
Erwartung, daß Preußen am andern Tage, dem
26., seinerseits mit der Abrüstung beginnen
würde. Die officielle Antwort Oefterrcichs soll
heute in Berlin erwartet werden. So verlautet
auS mittelstaatlichen und öfterreichischen Kreisen.
Prcußen wird wahrscheinlich darauf eingehen.
-j-j-Die Verhaudlunaen vor dem Gr.
Hefstschen Bezirksstrafgerichte
Michelstadt.
(Forlsetzung.)
Michelstadt, 18. April. Jn der heutigen Sitzung
wurde das Verhör der BelastungSzeugen beendet. Die
Au«sagen der gestern und hruie gehörten Zeugen lauten
mdeß mil den früheren im Wesentlichen so übereinstim-
mend, daß wir cs unterlassen können, dieselben so aus-
führlich wie brsher zu geben. ES wurde im Allgemei-
nen bchauptet. es seien einige Mißhandlungen vorge-
kommen, namentlich an dem Rathschreiber Maurer von
Dilsberg und Obsthändler Ehrlein von Heidelberg, ferner
eS sei etliche Mal von einigen bei dem Casino Belhei-
liglen geschosseu woroen, in Folge vessen der Angeklagte
Joh. Heilmann leichl verwunder wurde, wir^ auch ein
ab, ooch läßr sich kaum verkenneu, daß man in der
Wabl der Ausdrückc nicht allzu sorgsam gewesen sei.
Nack Schluß deS VerbörS wnrden noch die schrist-
Alerander v? Dorth habc einen blinden Schuß gcthan,
wovo« jedoch di« Vertheidignng sofort daS Gegentheil
constatiren ließ. Auch Alerander von Dorth ^elbst gab
zu, um die Leute ;u schrecken, eine stark mit Schrot ge»
ladene Flinte in die Lust abgejchossen zu haben.
Nuu wurde uoch daS Gutachten dcS großh. KreiS-
medicinalamles Hirfchhorn über dic Berwundung deS
Rathschreiber Maurer von Dilsberg vcrlefen. Man
fand eine oberflächlich^e mit getrocknetcm Blme bedeckte
chl Michelftadt, 20. April. Heute Miltag wurden
Termin zur llrtheilseröffiiuug auf Mittwoch, 25. d. M.,
NachmittagS 3 Uhr, angesetzt. _
^ V Heid^be^^ ^0.^ April^A^ f^ii^^
Vermischte Nachrichten.
als Weinreisender dem Mädcken vorstellen ließ. gegen
das Dlutgeld von 200 fl. verkuppelte. Die Verhand»
luyg deckte ^eine solche Menge von Scandalosa in dei^
wo rhn wohl auch ore gerechte ^trase finden wlrd^ ^
Krankfart, 20 April. 1882er BondS eröffneten
73»/.«, schloffen 74'/«.
Oesterr. Creditaclien waren zu 147»/,-147—146'/4,
1860er Loose 71—Vs—71, 1864er Loofe zu 73 im Ver-
kehr. National wurden 56»/» — 57V» — Vs gehandelt.
Bankaclien 760-764 bez.
Von süddeulscheil Papieren notirten bayrrische Ijäh-
rige 94, Vrjährige 94'/,. 4°/„ Nassauer 97, V?/o 99>/r
angeboten. Frankfurter Bankactien 148'/,, Darmsiädter
Bcmk 210—211 bez.
E (2 Uhr.) Credil 146V», 1860er Loose 71'/«, Ameri»
6 Uht Abends. Jn der Effectensocietäl dauerte
die güustiqe Stimmung forl. 1882er amerikan. Bondr
74V»—75'/« bez. 1860er Loose 71'/,—72'/« bez. u. G.
Oesterr. Creditactien 148'/» G.
Deutfchkatholifche Gemeinde.
Sonntag, den 22. April, MorgenS 9 Uhr, Vorlrag
von Hrn. Scholl auS Mannheim.
bewilligeu 3.011,337 fl., im ordcntlichen und
außcrordentlichen Budget 1100 fl. uud für
1867 : 3.602.134 fl. im ordentlichen und 1100
fl. im außerorbeutlichcn Budget. Die Kammer
genehmigt diesen Antrag und also auch die
Minderung von 2100 fl. für 1866 und 2175
fl. für 1867. Schluß der Sitzung l^ Uhr.
(B. L.-Z.)
Karlsruhe, 18. Aprll. Nach dem jetzt
veröfsentlichten Budget der Eisenbahnschulden'
tilgungSkasse sollen vorübergehend 3V, Millio-
nen neueS Papicrgeld auSgegeben werden. Man
hat vorläufig den 1866 al- Einnahme gestell-
ten Posten für 1867 wieder in AuSgabe ver-
rrchnet, so daß die ganze Operation lediglich
alö Wittel des ZuwartenS biS zur Besserurrg
deS MarktS erscheiut, ganz 1o wie der Gegen-
fland sckon vor etwa 8 Tagen hicr aufgefaßt
war. AlS neue Anleihen für die laufende Pe-
riode sind 20 Millionen vorgesehen. (S. M.)
xx Syeidelberg, 21. April. Unsere
Abgeordnetenwahl wird nunmehr einer Lösung
entgegengchen. Der Wahlkörper ist auf heute
Abcnd zu eincr Versammlung in die Harmonie
berufen. in welcher die Candidatur des Hcrrn
Prof. Dr. Wundt — wie wir hören von
eincr großen Zahl der Wahlmänner — mit aller
Entschiedenheit aufgestellt und unterstützt wer-
den soll. Wir können eS nur mit Befriedigung
aussprechen, daß die Wahlmänner ihr Vertrauxn
cinem Manne entgegentragen, wclcher dasselbe
in hohem Grade verdient und dicjenigeu Eigen-
schaften besitzt, um eine Stadt wie Heidelberg
in jeder Beziehung wnrdig zu vertreten. Unser
Candidat hat isichl nur im Bereiche der Wissen-
schaft Ausgezeichnetes gelcistet und ist eine Zierde
unserer Hochschulc, sondcrn er widmet auch schon
seit Jahren seine Zeit und seiue Kräfte der
Förderung und dem Gedeihen deS ArbeiterstaU'
deS, indem er scit dem Entftehen des hiesigen
ArbeiterbildungS - Vereinö die Vorstandsstelle
desselben bekleidet. Jst doch der Arbeiterstand
derjcnige, durch dessen Heranbildung ein tüch-
tigcr intelligenter Bürgcrstand überhaupt bedingt
ist, und haben die hiesigen Wahlmauner daher
nicht alle Ursache, daS Bestreben deS Herrn
Wundt anzuerkenncn und demfelbcn das vollste
Vertrauen zu schenken? Aber auch den politi-
schen Jnteresscn unseres cngeren und wciteren
Vaterlandes, sowie dem Aufblühen unserer Stadt
mit vollster Hingebung sich widmend, wird Hr.
Wundt, dem eine treffliche Rednergäbe zur Seite
steht.sich baldals wahrcr, aufrichtigerPatriolauch
in seiner neuen Stcllung zeigen, uud die Wahl-
männer unierer Stadt dürfen das Bcwußljein
in sich tragen, daß sie durch dic Wahl deS Hrn.
Wundt es verstanden, einen Mann iu dic Ab-
geordnetenkammer gesendet zu'haben, welcher
eiu würdiger Nachfolger deS leider zu früh zu
Grabe getrageuen Pickfsrd sein wird — den
uuser Candidat zu seinen näheren Freunden
gezählt! —.
^ Baden, 20. April. Die heutige Ver-
handlung der Strafkammer lieferte einen inte-
rcssanten Beitrag zur Psychiatrie. Ein achtzehn-
jährigcS kräftig gebauteS Mädchen sitzt auf
der Anklagebairk, Leschuldigt deS Betrugs ün
Werthe von 200 fl. Luise Baumstark ift
die Tochter braver und wohltzabender Eltcrn,
ihr Vater bekleidet dic Stclle eines Bahnwarts
beiRastatt. Schon in ihren Kinderjahren zeigte
die Angeklagte Anlagen zum Stehlen, gab aber
in den letzten Jahren keinerlei Veranlaffung
zur Anzufriedenheit, namentlich wär sie nicht
verschwenderisch und liebte dcn Pntz nicht mehr
als andere MLdchen. Am 2. December v. I.
holte ste in einem Ladeu zu Raftatt eine grö-
ßere Anzahl Muster, ShwalS und seidene Tü-
chcr zur AuSwahl, indem sie vörgab, von einer
dem Kaufmann wohlbekannten Dame gesendet
zu sein. Zwei der Tüchcr verfetzte sie dort und
in Baden, die übrigen verstcckte sie zu Haufe.
Gegenüber dem früher abgelegten Geständniß
behauptet die Angeklagte heute, sich nicht mehr
an den Borgang zu erinnern und erzahlt, daß
ihr eine Gestalt im Traume erschienen sei
welche sie zur That aufgesordert. Durch eine
Reihe von Zeugen wurde hergestellt, daß das
Mädchen sich körperlich langfam entwickelt habe,
daß gewisse Functionen dcs Körpers gestört
waren, daß Blutandrang gegen das Gehirn,
selbst Ohnmacht eingetreten sei. Auch wollen
Einige gedrückte GemüthSstimmung an ihr bc«
merkt haben. Daö gerichtsärztliche Gutachlen
nahm die Möglichkeit ciner momentane» See-
lenstörung an, jedoch nicht in der Ansdchnsng
bczüqlich der Aeit, wclche die Augeklagte zur
Verübung des VerbrechenS und zur Siche-
rung der abgeschwintelten Sachen brauchte.
Hier liegt das weite Feld, welches den Zrren-
Lrzten schon vielfach Gelegenheit zu wich-
tigeu Untersuchungen gcgeben hat. Wo beginnt
die Störung der Harmonie der Seelenkräfte,
wo hört die Zurechnung aus? Nach den ein-
gehendsten Erörkruugcn eutschied sich der Ge-
richtshos, die Frage der UnzurechnungSfähigkeit
zu verneinen, nahm aber eine abnorme Ge-
müthSaufregung an, hervorgerufen durch die
Unregelmäßigkeiteu der Pupertät uno verur-
theilte die Angeklagte zu orei Monat Kreisge-
fängniß.
^ Baden, 20. April. Gegen Ende des
nächsten Monats soll hier ein nicder-badischeS
Kreisschießen abgehalten werden; jämmtiiche
Vereine deS Lanbes erhalten Einladungen, die
Vorbereilungeu sind im Gange. Die Lage des
hiesigcn Schießhauses ist eine ganz vortreffliche,
die Räume sind sür derartige Feste besonders
geeignet.
lü Aus Baden, 20. April. Thatsachen
sprechen mehr alS alle Zeitungsvermulhungen.
Mit Bcstimmtheit könuen wir die Mittheilung
machen, daß die bayerijche Regierung hunvert
Stück Gußftahlkanonen in der berühmten Fa-
brik von Krupp in Essen bestellt hat.
Wien, 18. April. Das Manufacturhaus
Mauthner und Sohn hat mit 200,000 Gulden
Passiva fallirt. Man spricht von Selbstmord-
versuchen unter den Therlhabern.
G n g l a n d
London, 19. April. Auf deSfallsige Jn-
terpellation des Deputirten Verney antwortete
der Unterstaatssecretär Layard: Laut dcm Wie-
ner Tractate haben die europäischen Großmächtc
der Kronr Preußen die jetzt zu Preußen gehö-
renden, früher sächsischen Landcstheile garantirt.
Wenn der Krieg ausbrechen sollte, so werde
England die Mitgaranten über den einzuschla-
genden Weg befragcn. — Die Reformdcbatte
dauert fort; die Abstimmung erwartet man
ckorgen.
Neueste ?tachrichten.
Hamburg, 20. April. Die „Hamburger
Börsenhalle" erhielt ein Telegramm aus Lon-
dou, wonach in Folgc der Zahlungssuspension
der „Barned-Bankiug-Company" in Liverpool
im Waarenmarkt allgemeine Flauheit herrschte.
Wien, 20. April. Den Journalen wurde
MLßigung im Tou gegen Preußcn empfohlen.
— Das Gerücht über die Demission Belcredi's
erhält stch. —Bismarck soll in Ems angemel-
det scin.
Bukarest, 20. April. Heute ist der Priuz
von Hohenzollern dcr Volksabstimmung gemäß
zum Fürsten von Rumänicn proclamirt. —
Der russische Generalcousul hat im Auftrage
seincr Regierung gegen die Jnsinuatiou Ver-
wahrung eingelegt, daß Rußland an den Auf-
ständen in der Moldau betheiligt sei. — Der
Baron d'Avril ist hier eingetroffen und hat die
Geschäfte des französischeu ConsulS übernom-
men. — Prinz Branconavo ift hier ange-
kommen.
Berlin, 20. April. Es bestatigt sich, daß
Oesterreich zucrst entwaffuen will, indem es
am 25. April damit beginnen würde, in der
Erwartung, daß Preußen am andern Tage, dem
26., seinerseits mit der Abrüstung beginnen
würde. Die officielle Antwort Oefterrcichs soll
heute in Berlin erwartet werden. So verlautet
auS mittelstaatlichen und öfterreichischen Kreisen.
Prcußen wird wahrscheinlich darauf eingehen.
-j-j-Die Verhaudlunaen vor dem Gr.
Hefstschen Bezirksstrafgerichte
Michelstadt.
(Forlsetzung.)
Michelstadt, 18. April. Jn der heutigen Sitzung
wurde das Verhör der BelastungSzeugen beendet. Die
Au«sagen der gestern und hruie gehörten Zeugen lauten
mdeß mil den früheren im Wesentlichen so übereinstim-
mend, daß wir cs unterlassen können, dieselben so aus-
führlich wie brsher zu geben. ES wurde im Allgemei-
nen bchauptet. es seien einige Mißhandlungen vorge-
kommen, namentlich an dem Rathschreiber Maurer von
Dilsberg und Obsthändler Ehrlein von Heidelberg, ferner
eS sei etliche Mal von einigen bei dem Casino Belhei-
liglen geschosseu woroen, in Folge vessen der Angeklagte
Joh. Heilmann leichl verwunder wurde, wir^ auch ein
ab, ooch läßr sich kaum verkenneu, daß man in der
Wabl der Ausdrückc nicht allzu sorgsam gewesen sei.
Nack Schluß deS VerbörS wnrden noch die schrist-
Alerander v? Dorth habc einen blinden Schuß gcthan,
wovo« jedoch di« Vertheidignng sofort daS Gegentheil
constatiren ließ. Auch Alerander von Dorth ^elbst gab
zu, um die Leute ;u schrecken, eine stark mit Schrot ge»
ladene Flinte in die Lust abgejchossen zu haben.
Nuu wurde uoch daS Gutachten dcS großh. KreiS-
medicinalamles Hirfchhorn über dic Berwundung deS
Rathschreiber Maurer von Dilsberg vcrlefen. Man
fand eine oberflächlich^e mit getrocknetcm Blme bedeckte
chl Michelftadt, 20. April. Heute Miltag wurden
Termin zur llrtheilseröffiiuug auf Mittwoch, 25. d. M.,
NachmittagS 3 Uhr, angesetzt. _
^ V Heid^be^^ ^0.^ April^A^ f^ii^^
Vermischte Nachrichten.
als Weinreisender dem Mädcken vorstellen ließ. gegen
das Dlutgeld von 200 fl. verkuppelte. Die Verhand»
luyg deckte ^eine solche Menge von Scandalosa in dei^
wo rhn wohl auch ore gerechte ^trase finden wlrd^ ^
Krankfart, 20 April. 1882er BondS eröffneten
73»/.«, schloffen 74'/«.
Oesterr. Creditaclien waren zu 147»/,-147—146'/4,
1860er Loose 71—Vs—71, 1864er Loofe zu 73 im Ver-
kehr. National wurden 56»/» — 57V» — Vs gehandelt.
Bankaclien 760-764 bez.
Von süddeulscheil Papieren notirten bayrrische Ijäh-
rige 94, Vrjährige 94'/,. 4°/„ Nassauer 97, V?/o 99>/r
angeboten. Frankfurter Bankactien 148'/,, Darmsiädter
Bcmk 210—211 bez.
E (2 Uhr.) Credil 146V», 1860er Loose 71'/«, Ameri»
6 Uht Abends. Jn der Effectensocietäl dauerte
die güustiqe Stimmung forl. 1882er amerikan. Bondr
74V»—75'/« bez. 1860er Loose 71'/,—72'/« bez. u. G.
Oesterr. Creditactien 148'/» G.
Deutfchkatholifche Gemeinde.
Sonntag, den 22. April, MorgenS 9 Uhr, Vorlrag
von Hrn. Scholl auS Mannheim.