Kreisverkülldigungsblatt für den Kreis Heidelberg und alntliches Verküudigungsblatt sür die Amts- und Amts-
Gerichtsbezirkc Heidelbcrg und Wicsloch uud dcn Auitsgerichtsbezirk Neckargemünd.
N I«v. Dienstag, l Mai
18««.
' Politische Umfchau.
Heidelberg, 30. April.
- Kanm schicn die polüifche Sonne ein wenig
an« den dnstern Woiken herauSlrcten zn wollcn,
die Graf BiSmarck llber daS dcutsche Vater-
land herausbeschworen. als plötzlich wicder ein
Windstoß schwarzeS Gcwölkc über daS freund-
licher gewordene Firmament herbeiführte. DieS-
mal brachte ein Sndwind daS drohende Un-
gewitter. Wir haben uns hierüber neulich
schon näher auSgesproche», — waS aber die
Hauptsache ist — es schcint, daß Preußen
hinter Jtalien steht, und daß cS durch diese
Macht Okstcrreich zn Rüstungen drängen wollte,
von dencn eS sodann sage» könnte, daß ste
auch für Preußen bcdrohlich seien, lcdiglich
zu dcm Bchufe, um die ebcn erst abgebrochencn
Streitigkeiten mit besserrm Erfalgc zu erneucrn.
Die ganze pcrfid auöschcnde Sachc gewinnt
daburch eine bcsonderS kitzliche Bedcutung, daß
nun preußischcrseitS.Oesterrcich zugemuthet wird,
auch nicht gegcn Jtalien zu rüste», und daß
sogar italicnischerscits die doch von Victor Ema-
nuel in nmsasiendcm Maßstabe stattgehabten
Rüstungcn in Abrcde gestellt werden! Dieso
offcnbarc Chikane will stch Oesterrcich dicSmal
»icht gesallcn lassen, vielmehr aus scinen Rü-
stungen znr Abwehr cineS AngriffeS gegen
Venetien fortbestehkn. Zu gleichcr Zeit holt
der Wicner tzof wiedcr die SchlcSwig-tzolstei-
nische Frage hervor, und besteht darauf, daß
dicjclbe, nehcn der allgemeincn dcutschcn
(KriegS- und Refvrm -) Fragc erledigt werdc.
Alle diese Punktc, die unscru öffcnilichcn Blät-
tern in 3 vcrschiedenen inhaltschwcrcn Tele-
grammen zugcgangen stnd, eröffnen die trnb-
sten AuSsichien sür die Zukunft, und — wcnn
nicht ganz unerwartete Znfälle eintrcten — ist
kaum abzuschen, wis dcr Friedcn erhalte» wer-
den soll.
Fürst Bratiano ist am 27. April AbendS in
Folge eineS TelegrammS vom Fürsten zu Hohcn-
zollern mit Begleitnng von Berlin nach Düssel-
dorf abgereift.
Die Mailänder „Pcrscveranza" »om Freitag
cntnimmt dem „Lombardo", daß in der Lom-
bardei große Truppcubewkgnngcn, unaushörlichc
FestungSinspcctionen und Truppenbcsichtigungc»
stattfinden.
Die AdelSkammer in Hannover hat in der
Sitzung vom 27. April mit großer Majorität
den Bcschluß dcr Dcputirtcnkainmer abgclchnt,
nach wclchem daS dic Wahlgesetznovelle zurück-
ziehcnde königliche Haudschreiben dem Verfas-
sungSansschusse übcrwiesen wcrden sollte. Der
Beschlnß der Adelskammcr geht viclmehr dahin,
daS Schreiben »<I uvtu zu legen.
Dic „Gazetta usficiale" veröffcntlicht ein Cir-
cularjchreibcn des italienischen MinisierS deS
Aeußern Lamarmora an die Minister dcS Kö-
nig« im AuSlande, worin eS hcißt: Jtalien
habc flch anSjchließlich mit seiner finanziellen
und wirthschastlichc» Reorganisatiou beschäfligt.
Die Almce^habe auf dem striclcn FriedcnSfuß!
gestandcn, als die ernsten Vcrwicklungen zwi-
schen Prcußcn und Oesterrcich eingetrctcn seien.
Ohuc. dik Wichtigkcit der möglicheu Evcntuali-
täten zn verkcnnc» , habe die Negierung deS
KönigS doch daö Land »icht von dem Werke
der innercn Festigung abweudcn zu dürfen ge-
glaubt, und sich darauj bcschränkt, VorstchlS-
maßregel» zu tressen. So habe die Regirrung
die jährliche AuShcbung ihren gewohrilen Gang
gehen iassc», und eS sei nolorisch, daß sie kci-
nerlci Concentrirnngen vorgenommen, keincrlci
Aufrus an die Ncserven und die beurlaublcn
Soldate» erlasjcn habe. Dic Bcvölkerung bc- s
finde fich iu vollkvmmencr Ruhc. Zn diesem
Zustande der Ruhe, währcnd man übcrall auf
die zwijchen Preußcn und Ocsterreich vcrein-
barte Abrnftung gewartet habe, sche sich Jtalien
dircct von Oesterrcich bcdroht. DaS Wicner
Eabinct behaupte gcgen den Augenschcin, daß
Truppencouccntrationen, Einderufuugcu von
Rescrven diesscits stattgefunden hätten, und
mvtivirc mit dicscn cingebildeten Dingen die
Fortsctzung seiner Rüstungcn. Die militärischcn
Vordereitungen in Benctien Irügkn offeubar
cincn feindscligen Charaklcr gegcn Jtalien; jcit
dem 22. April werdc dic Einberusung aller
Klaffeu dcr Reserven mit äußerster Thätigkcit
im ganzen Kaiscrreichc auSgcführt. Die Negi-
mcnter von dcr Misttärgränze seien nach Jta-
lien dirigirt. Man treffe sclbst hcute in Ve-
ucklcn DiSpofltionen, welche dem Bcginn dcr
Feindseligkeilcn zu folgen pflrgcn. So z. B.
sei dcr Waarenvcrkchr auf dem vcnctianijchcn
Schieuennctzc suspcudirt und dassclbc für mili-
tärijche TranSporle rcscrvirt. Es sei also für
die Sicherheit des KönigrcichcS unerläßlich gc-
worden, die Land- und Secmacht, wclche biS
jctzt auf dem Friedensfuße gestanden, uuvcr-
zügiich zu verstärken und militä.'ijche Maßregcln
zu treffen, welche zur Vcrthcidigung deS LandeS
gebotcn seien. Dic Rcgicrung wvlle nur den
Aiiforderungen dcr Lage entsprechen könncn, die
ihr durch Oesterrcich bereilct sei.
Die Wiener „Prcsse" ist tn Preußen vcr-
boten worden.
K l xi st. ^ ,
7^ Karlorutio, 28. April. ^(31. öffcnt-
lichc Sitzung der zweiten Kammer.) Aut der
RegierungSbank Slaatsminister Dr. Stabel und
StaatSrath Dr. Lamcy TagcSordnung: Be-
rathung des von dem Abg. Behaghel crstattcten
Comuiisjionsberichles übcr den Entwurf dcS
PreßgejctzcS. Nach Cröfsnung der allgcmiinen
DiScussion sprichl zunächst der Abg. v. Fcder
seine Frcude auS übcr die endliche Negelung
der Presse. Er hättc übrigcns gewünscht, daß
die Rcgierung, wie dieS bci ähnlichcn Gejetzen,
z. B. dem Gcwerbegksetz geschehcn, auch über
dcn Entwurf deS PrcßgeictzcS Sachvcrständige
gehöit häitc. Der Entwurf leide au manchen
Ucbelständen u»d hade sich nameullich vvn
einem gewiffcn Mißlraucn grgcu dic Prcsje
nicht ganz srcigchailen. Die sreie Prcsse jei
die Garanric aller Freihcit; eö solltcn daher
nur die allcrnothwcndigstin Bcichränkungin.
aufgrnommcn werdcn. Jn dcr Dnrchsührung
habe sich der Entwurf nicht von allen Prävcn-
tivmaßregeln sern grhalten, so namentlich hin-
sichllich der Vorschrifl, cin Probcexcmplar dcr
Polizeibehörde vorzulcgen, däs Rechi dcr Be-
schlagnahme durch die Polizei, dic Bcsiimmung,
daß anch derVcisuch bcstraft werdcn soll rc.
Auch werde der Drnckcr vcrantwortlich ge-
macht, der am aUeiwcnigstcn im Stande sei,
ein Schiiftstiick z» beuilhellen. Der Haupt-
mangcl aber sei, daß nicht schwurgerichte über
Preßvergchen durchwezS aburtheitcn sollen.
Hufsfchmid bemcrkt, daß dic Gcschichie
der Preßgesetze die Geschichic dcr staatiichcn
Entwickcluug selbsi sei, und gibt daun, mie
nach ihm auch Rvßhiri eiuen Ucbcrblick über
die »crschiedenen Prcßgesctze in früherer und
späterer Zcit.
StaatSministcr Stabel: es sei schwer,
ctw'as Neues über diesen Gegeuftand zu sagen,
auch heute sei nichts gcsagt worden. Der Mi-
nister sucht dann daS Preßgcsetz von 1851 zn
rechlfertigen, daS unter s-incr Aegide zu Stande
gckonrmen war.
Knies bcspricht die Vortheile der sreien
Prcfse, die selbst in socialer Beziehung ein
nothwendlgeS Bedürfniß geworden sei.
StaatSrath Laniey: Die Preßsreiheit
sei ein Grundrechl des Mcnjchen, glcichwie das
Recht zu sprcchen überhaupt. Daher s-i auch
der gcwöhnliche Satz im Aufang weggcbliebeir:
„die Cenjur ist aufgehoben." W-r die Schrist,
oder auch nur die Buchdruckerkunst crsunden,
dcr habe daS geistige Caxital dcr Mcnschheit
vertausendfacht. Die Presse uunöthig bejchrän-
kcn, hcitze flch an dem geistigen Gut der Mensch-
hcit vcrsüudigen. Aber gewiffe Bcschränkungen
seren nothwendig, um die Gesellschast zu sthützen
gegen Mißbrauch. Ncdner sucht daun die
Kritik Feders zu widerlcgen.
Obkircher erklärt den gewöhnlichcn Nicht-r
snr geeigncter zur Aburtheilung von Preßver-
gehcu als Geschworcne, welchc befangen s-ien.
v. Feder sragt: ob stch deun das Berliner
Kammergericht unbcsangeiier bewiescn habe, als
ein cnglischeS Schwurgericht.
Kiefer verthcidigt FederS Anschauungen in
langerer Aussührimg.
Kusel: man krilisire dic Vorlage uicht auS
Ungunst, sondern auö Mißgnnst.
Kiefer weist jolche Persönlichkeiten mit
Entrüstung zurück, indem der Abg. Kusel am
allerwenigsten berusen sei zu solch einem bclei-
digeuden AuSfall. Die allgemeine Discusston
wird durch den Präsideuten sür geschlvsicn er-
klärt. Dic Spccialdebatte bcgiunt nächsten
Montag.
xx H-idelberg, 30. April. Dic ans
dcn 29. d. auberaumic Volksversammlung Ivurde
gcstern Nachmiltag um 4 Uhr iu den Räunien
deS aiten Schlosses abgchallen. Die äußerst
uiigünstigc Wiiterung hattc eS nicht vcrmocht,
dcn Palriotiöinus uuserer Milbürger uicderzu-
halteu und bcthätigteu sie densciden vielmehr
nicht nur durch Beflaggen ihrer Häuser, son-
dern namenttich auch durch zahlreiches Erjchei-
ncu, so daß das Baudhaus, wo die Vcrsamm-
lung abgchalten wuroe, dichl besetzt war. Die
Mustk leiiete den Ansang der Versammlung
durch Abspielung der Nalioualhymnc ein, worauf
Herr Dr. Wolf im Namen des ConiitcS die
Anwescndcn bcgrüßte und Herrn Dr. Pagen-
stcchcr s-u. das Wort erthcilte. Jn tängcrer
Rede entrollte nun Herr Dr. Pagenstecher eiu
Blld der parlamcniarischcn Thätigkcll uud deS
jegenSreichcn, freistnnigrn WirkenS unsercS Mi-
nistcrö d-S Jnucrn, und gab der Vcrsamnilung
v°n lctzlerm eiucn dcullichen Begriff durch An-
sührung der wichtigsieu staattichcii Schöpfungen
dcö Gcfeieiten. Mil warmcu Worlcn schilderte
dann der Herr Rcdner die Pcrsönlichkeit, dcn
edlcn, steckcnlosen Churacler dcs Herrn Lamcy
nnd wieS mit Abjcheu darauf hin, mie cS von
der nliranivntanen Parlei versnchl worden sei,
dicjem rcinefi Character gemeinc Vcrbrcchen zn
umcrschieben und ihn so zu trüben nnd zu
verdächligen.'
Der Rcdner brachte dann den Beschltzß dcS
ComiteS zur allgemeiiicn Kennlniß, wonach
Gerichtsbezirkc Heidelbcrg und Wicsloch uud dcn Auitsgerichtsbezirk Neckargemünd.
N I«v. Dienstag, l Mai
18««.
' Politische Umfchau.
Heidelberg, 30. April.
- Kanm schicn die polüifche Sonne ein wenig
an« den dnstern Woiken herauSlrcten zn wollcn,
die Graf BiSmarck llber daS dcutsche Vater-
land herausbeschworen. als plötzlich wicder ein
Windstoß schwarzeS Gcwölkc über daS freund-
licher gewordene Firmament herbeiführte. DieS-
mal brachte ein Sndwind daS drohende Un-
gewitter. Wir haben uns hierüber neulich
schon näher auSgesproche», — waS aber die
Hauptsache ist — es schcint, daß Preußen
hinter Jtalien steht, und daß cS durch diese
Macht Okstcrreich zn Rüstungen drängen wollte,
von dencn eS sodann sage» könnte, daß ste
auch für Preußen bcdrohlich seien, lcdiglich
zu dcm Bchufe, um die ebcn erst abgebrochencn
Streitigkeiten mit besserrm Erfalgc zu erneucrn.
Die ganze pcrfid auöschcnde Sachc gewinnt
daburch eine bcsonderS kitzliche Bedcutung, daß
nun preußischcrseitS.Oesterrcich zugemuthet wird,
auch nicht gegcn Jtalien zu rüste», und daß
sogar italicnischerscits die doch von Victor Ema-
nuel in nmsasiendcm Maßstabe stattgehabten
Rüstungcn in Abrcde gestellt werden! Dieso
offcnbarc Chikane will stch Oesterrcich dicSmal
»icht gesallcn lassen, vielmehr aus scinen Rü-
stungen znr Abwehr cineS AngriffeS gegen
Venetien fortbestehkn. Zu gleichcr Zeit holt
der Wicner tzof wiedcr die SchlcSwig-tzolstei-
nische Frage hervor, und besteht darauf, daß
dicjclbe, nehcn der allgemeincn dcutschcn
(KriegS- und Refvrm -) Fragc erledigt werdc.
Alle diese Punktc, die unscru öffcnilichcn Blät-
tern in 3 vcrschiedenen inhaltschwcrcn Tele-
grammen zugcgangen stnd, eröffnen die trnb-
sten AuSsichien sür die Zukunft, und — wcnn
nicht ganz unerwartete Znfälle eintrcten — ist
kaum abzuschen, wis dcr Friedcn erhalte» wer-
den soll.
Fürst Bratiano ist am 27. April AbendS in
Folge eineS TelegrammS vom Fürsten zu Hohcn-
zollern mit Begleitnng von Berlin nach Düssel-
dorf abgereift.
Die Mailänder „Pcrscveranza" »om Freitag
cntnimmt dem „Lombardo", daß in der Lom-
bardei große Truppcubewkgnngcn, unaushörlichc
FestungSinspcctionen und Truppenbcsichtigungc»
stattfinden.
Die AdelSkammer in Hannover hat in der
Sitzung vom 27. April mit großer Majorität
den Bcschluß dcr Dcputirtcnkainmer abgclchnt,
nach wclchem daS dic Wahlgesetznovelle zurück-
ziehcnde königliche Haudschreiben dem Verfas-
sungSansschusse übcrwiesen wcrden sollte. Der
Beschlnß der Adelskammcr geht viclmehr dahin,
daS Schreiben »<I uvtu zu legen.
Dic „Gazetta usficiale" veröffcntlicht ein Cir-
cularjchreibcn des italienischen MinisierS deS
Aeußern Lamarmora an die Minister dcS Kö-
nig« im AuSlande, worin eS hcißt: Jtalien
habc flch anSjchließlich mit seiner finanziellen
und wirthschastlichc» Reorganisatiou beschäfligt.
Die Almce^habe auf dem striclcn FriedcnSfuß!
gestandcn, als die ernsten Vcrwicklungen zwi-
schen Prcußcn und Oesterrcich eingetrctcn seien.
Ohuc. dik Wichtigkcit der möglicheu Evcntuali-
täten zn verkcnnc» , habe die Negierung deS
KönigS doch daö Land »icht von dem Werke
der innercn Festigung abweudcn zu dürfen ge-
glaubt, und sich darauj bcschränkt, VorstchlS-
maßregel» zu tressen. So habe die Regirrung
die jährliche AuShcbung ihren gewohrilen Gang
gehen iassc», und eS sei nolorisch, daß sie kci-
nerlci Concentrirnngen vorgenommen, keincrlci
Aufrus an die Ncserven und die beurlaublcn
Soldate» erlasjcn habe. Dic Bcvölkerung bc- s
finde fich iu vollkvmmencr Ruhc. Zn diesem
Zustande der Ruhe, währcnd man übcrall auf
die zwijchen Preußcn und Ocsterreich vcrein-
barte Abrnftung gewartet habe, sche sich Jtalien
dircct von Oesterrcich bcdroht. DaS Wicner
Eabinct behaupte gcgen den Augenschcin, daß
Truppencouccntrationen, Einderufuugcu von
Rescrven diesscits stattgefunden hätten, und
mvtivirc mit dicscn cingebildeten Dingen die
Fortsctzung seiner Rüstungcn. Die militärischcn
Vordereitungen in Benctien Irügkn offeubar
cincn feindscligen Charaklcr gegcn Jtalien; jcit
dem 22. April werdc dic Einberusung aller
Klaffeu dcr Reserven mit äußerster Thätigkcit
im ganzen Kaiscrreichc auSgcführt. Die Negi-
mcnter von dcr Misttärgränze seien nach Jta-
lien dirigirt. Man treffe sclbst hcute in Ve-
ucklcn DiSpofltionen, welche dem Bcginn dcr
Feindseligkeilcn zu folgen pflrgcn. So z. B.
sei dcr Waarenvcrkchr auf dem vcnctianijchcn
Schieuennctzc suspcudirt und dassclbc für mili-
tärijche TranSporle rcscrvirt. Es sei also für
die Sicherheit des KönigrcichcS unerläßlich gc-
worden, die Land- und Secmacht, wclche biS
jctzt auf dem Friedensfuße gestanden, uuvcr-
zügiich zu verstärken und militä.'ijche Maßregcln
zu treffen, welche zur Vcrthcidigung deS LandeS
gebotcn seien. Dic Rcgicrung wvlle nur den
Aiiforderungen dcr Lage entsprechen könncn, die
ihr durch Oesterrcich bereilct sei.
Die Wiener „Prcsse" ist tn Preußen vcr-
boten worden.
K l xi st. ^ ,
7^ Karlorutio, 28. April. ^(31. öffcnt-
lichc Sitzung der zweiten Kammer.) Aut der
RegierungSbank Slaatsminister Dr. Stabel und
StaatSrath Dr. Lamcy TagcSordnung: Be-
rathung des von dem Abg. Behaghel crstattcten
Comuiisjionsberichles übcr den Entwurf dcS
PreßgejctzcS. Nach Cröfsnung der allgcmiinen
DiScussion sprichl zunächst der Abg. v. Fcder
seine Frcude auS übcr die endliche Negelung
der Presse. Er hättc übrigcns gewünscht, daß
die Rcgierung, wie dieS bci ähnlichcn Gejetzen,
z. B. dem Gcwerbegksetz geschehcn, auch über
dcn Entwurf deS PrcßgeictzcS Sachvcrständige
gehöit häitc. Der Entwurf leide au manchen
Ucbelständen u»d hade sich nameullich vvn
einem gewiffcn Mißlraucn grgcu dic Prcsje
nicht ganz srcigchailen. Die sreie Prcsse jei
die Garanric aller Freihcit; eö solltcn daher
nur die allcrnothwcndigstin Bcichränkungin.
aufgrnommcn werdcn. Jn dcr Dnrchsührung
habe sich der Entwurf nicht von allen Prävcn-
tivmaßregeln sern grhalten, so namentlich hin-
sichllich der Vorschrifl, cin Probcexcmplar dcr
Polizeibehörde vorzulcgen, däs Rechi dcr Be-
schlagnahme durch die Polizei, dic Bcsiimmung,
daß anch derVcisuch bcstraft werdcn soll rc.
Auch werde der Drnckcr vcrantwortlich ge-
macht, der am aUeiwcnigstcn im Stande sei,
ein Schiiftstiick z» beuilhellen. Der Haupt-
mangcl aber sei, daß nicht schwurgerichte über
Preßvergchen durchwezS aburtheitcn sollen.
Hufsfchmid bemcrkt, daß dic Gcschichie
der Preßgesetze die Geschichic dcr staatiichcn
Entwickcluug selbsi sei, und gibt daun, mie
nach ihm auch Rvßhiri eiuen Ucbcrblick über
die »crschiedenen Prcßgesctze in früherer und
späterer Zcit.
StaatSministcr Stabel: es sei schwer,
ctw'as Neues über diesen Gegeuftand zu sagen,
auch heute sei nichts gcsagt worden. Der Mi-
nister sucht dann daS Preßgcsetz von 1851 zn
rechlfertigen, daS unter s-incr Aegide zu Stande
gckonrmen war.
Knies bcspricht die Vortheile der sreien
Prcfse, die selbst in socialer Beziehung ein
nothwendlgeS Bedürfniß geworden sei.
StaatSrath Laniey: Die Preßsreiheit
sei ein Grundrechl des Mcnjchen, glcichwie das
Recht zu sprcchen überhaupt. Daher s-i auch
der gcwöhnliche Satz im Aufang weggcbliebeir:
„die Cenjur ist aufgehoben." W-r die Schrist,
oder auch nur die Buchdruckerkunst crsunden,
dcr habe daS geistige Caxital dcr Mcnschheit
vertausendfacht. Die Presse uunöthig bejchrän-
kcn, hcitze flch an dem geistigen Gut der Mensch-
hcit vcrsüudigen. Aber gewiffe Bcschränkungen
seren nothwendig, um die Gesellschast zu sthützen
gegen Mißbrauch. Ncdner sucht daun die
Kritik Feders zu widerlcgen.
Obkircher erklärt den gewöhnlichcn Nicht-r
snr geeigncter zur Aburtheilung von Preßver-
gehcu als Geschworcne, welchc befangen s-ien.
v. Feder sragt: ob stch deun das Berliner
Kammergericht unbcsangeiier bewiescn habe, als
ein cnglischeS Schwurgericht.
Kiefer verthcidigt FederS Anschauungen in
langerer Aussührimg.
Kusel: man krilisire dic Vorlage uicht auS
Ungunst, sondern auö Mißgnnst.
Kiefer weist jolche Persönlichkeiten mit
Entrüstung zurück, indem der Abg. Kusel am
allerwenigsten berusen sei zu solch einem bclei-
digeuden AuSfall. Die allgemeine Discusston
wird durch den Präsideuten sür geschlvsicn er-
klärt. Dic Spccialdebatte bcgiunt nächsten
Montag.
xx H-idelberg, 30. April. Dic ans
dcn 29. d. auberaumic Volksversammlung Ivurde
gcstern Nachmiltag um 4 Uhr iu den Räunien
deS aiten Schlosses abgchallen. Die äußerst
uiigünstigc Wiiterung hattc eS nicht vcrmocht,
dcn Palriotiöinus uuserer Milbürger uicderzu-
halteu und bcthätigteu sie densciden vielmehr
nicht nur durch Beflaggen ihrer Häuser, son-
dern namenttich auch durch zahlreiches Erjchei-
ncu, so daß das Baudhaus, wo die Vcrsamm-
lung abgchalten wuroe, dichl besetzt war. Die
Mustk leiiete den Ansang der Versammlung
durch Abspielung der Nalioualhymnc ein, worauf
Herr Dr. Wolf im Namen des ConiitcS die
Anwescndcn bcgrüßte und Herrn Dr. Pagen-
stcchcr s-u. das Wort erthcilte. Jn tängcrer
Rede entrollte nun Herr Dr. Pagenstecher eiu
Blld der parlamcniarischcn Thätigkcll uud deS
jegenSreichcn, freistnnigrn WirkenS unsercS Mi-
nistcrö d-S Jnucrn, und gab der Vcrsamnilung
v°n lctzlerm eiucn dcullichen Begriff durch An-
sührung der wichtigsieu staattichcii Schöpfungen
dcö Gcfeieiten. Mil warmcu Worlcn schilderte
dann der Herr Rcdner die Pcrsönlichkeit, dcn
edlcn, steckcnlosen Churacler dcs Herrn Lamcy
nnd wieS mit Abjcheu darauf hin, mie cS von
der nliranivntanen Parlei versnchl worden sei,
dicjem rcinefi Character gemeinc Vcrbrcchen zn
umcrschieben und ihn so zu trüben nnd zu
verdächligen.'
Der Rcdner brachte dann den Beschltzß dcS
ComiteS zur allgemeiiicn Kennlniß, wonach