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Heidelberger Zeitung — 1866 (Januar bis Juni)

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Nr. 126-151 Juni
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https://doi.org/10.11588/diglit.2795#0690
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260,000 Mann, die ein bestimmteS Obftct im
Augc, ihre Operalion in's Herz der preußischen
Dionarchie beginnt. Und dies ist eine Macht,
wic wir ste weder im italienisch-französtschen,
noch im Kriinkriege aus einer Seite concentrirt
gesehen haben. Nur Amerika hat ähnliche Trup-
penmasscn im Marsche gesehen.

Auch Lübeck ist aus dem Bunde ausgetreten.

Dom Kriegsschauplatz.

DaS gcstern mitgetheilte Telcgramm der
„Köln. Ztg." aus Wardurg, wonach die Han-
nodcrauer caxituliri haden sollcn, hat sich,^vie
wir schvn gcstern andeuteten, nicht dcstätigl.
Nach eincr Mitthcilun'g des Prcuß. StaatS-
anzeigcrS ans Gotha vom 2t., AdendS 11 Uhr,
ist Gcncral-Lieut. v. AlvenSlcben, Gen.-Adjut.
deS KönigS »on Preußen, dort cingclroffen, um
dic Unterhandlungen mit dem König von Han-
nover zu sühren. Lctztercr bestndet sich bei sciner
von allen Lniten ciugeschlvsiencu Armee, welche
nördlich »ou Eisenach nach Golha steht. — Ad-
theiluiigrn der Hannoveraner, wklche im Lause
deSBornütiagSdic Telegraphcn zwiichen Eijcnach
und Golha zu zerstörcn suchteu, stnd durch das
Fcucr eincr Compa.inic des t. GardcregimentS
zu Fuß mil Zurücklaffung ihres SchauzzeugeS
abgcwicsen worden. — Seit 3 Uhr Nachmit-
tagS siud die Feindseligkeilen eingrsteUl. Den
Hannoveranern ist cin Waffenstillstand bis zum
25. Juni slüh 8 Uhr bewilligt. — Ferner
mcldct der Preuß. StaatSanzcigcr aus Eijenach
vom 25. srüh: Ein neuer Versuch cinzelner
hannoverscher Abtheilungcn, zwischen Eisenach
und Golha, trotz dcS gejtern Abcnd zugestau-
dencn WasscnstiUstandc«, durchzubrechcu, ist
durch das t. Garderegimcnt zu Fuß nachdrück-
lich zurückgewlcsen worden. — Die Hannove-
raner ließen mchrere Vcrwundele zurück; das
4. Garderegiment hatte kcinen Verlust." - —
AuS Hannover jclbst koinml der N. F. Ztg.
vom 25 , 11 Uhr AbcndS, folgende Notiz zu:
„Sv eben trifft dcr HauShosmeifter des KönigS
direct vou Gotha ein und bringt die positiv«
Nachricht, daß sich die ganze Armec durch ihre
Bravour und thcilweisc durch KriegSlisi bei
Gotha durchgeschlagen hat undwciter südlich mar-
jchirt sei. — AlS Ergänzung obigcr Rachrichten
schließlich noch FolgcndeS auS Frankfurt a. M.
vom 25 Jun>: Sichercm Vcrnchmcn nach wurde
heule den Officicrcn der hicstgcn Bcsatzung
dienstlich mitgctheilt, daß die Hannovcrancr,
von dcn Preuße» nnter Gcncral Beycr ange-
griffen, dieselben zurückgeworfcn, und ihre Vcr-
dindung mit dcn dahcrischeir Trnppen bcwerk-
stelligt habcn. — Ucbcr dic Haltung dcr hau-
nvverschcn Truppcn währcnd ihrcS MarscheS
durch Thüringeu können dortige Blätler nur
LobcnslvcrlhcS jchreibcn. Die Truppcn degnig-
teir sich, die Telegraphe» zu zerstörcn, und
hielten im Uebrigcn strcngc Mannszucht cin.
Ucber Epccffe ist »irgcnds eine Klage laut
geworden.

Wien, 22. Juni. Dieser Tage wurde uon
mehreren Blättern eiir von einem Berliner
Blatte producirtes Falsum eines Arineebesehles
Benedeks mitgetheilt. (Wir unterließen diese
Mittheilung, da das in Frage kommende Mach-
werl nur zu kemrbar den Stempel der Uuächt-
hert an sich trug. D. R.) Die W. A. ist er-
mächtrgt, den angcblichen Armeebefehl als eine
tendenziöse, verachtenswerthe Lüge zu erklären
und zngleich den folgenden Armeebefehl des
Feldzeugmeistcrs Benedek zu veröffentlichen:

Hauplquartrcr Olmütz, am 17. Junl 1366.

Se. Majestäl der Kaiser verkündel in dem Manifcste
vmn heutigen Tage Seinen treuen Völkern, daß alle
Austttngungen, den Frieden zu erhalten, vergeblich waren.
datz Er gßzwungen ist, für die Ehre. für die Unabhängig-
kett und Machtstellung Oesterreichs und seiner edlen Bun-
desgenossen zum Schwerte zu greifen.

Die Ungewißheit. die auf uns gelastet, ist somit ge-
hoben. unfere Soldatenherzen dürfen höher schlagen, zu
de» Wagen rust unser allergnädigster Kriegsherr u>rd
nul Gottesverttaueii gehen wir nunmehr einem gerechten

Wohlan denn. Soldalen'. unfere erhabenste Aufqabe
beginnt.

Mit freudiger Hingebung und Schnelligkeit habt ^hr
Euch — von nah und fern — der Dentsche wie "der
Ungar, der Slaoe wie der Jtaliener — unker des Kai-
sers Fahnen geschaart; sie sind nun aufs Neue entfaltet

ein, damit wir das höchste Vertrauen unseres schwer-
geprüften vielgeüebten Kaisers und Herrn mit jubelndem
^odesmuihe rechtfertigen, damit ich Euch bald freudig
zurufen könne: „Jhr habt Euch wacker gehalten, wie es
Oesterreichs Söhnen ziemt. — das Vaterland ist stolz
auf Euch — der Kaiser ist mit Euch zufrieden!"

Benedek, FZM.

Dcr von dem Commandirenden der öster-
reichischen Nordarmee an die auf österreichischen
Booen sich zurückgezogene sächsische Armee ge-
richtete Armeebefehl lautct:

Hauptquartier Olmütz, 19. Juni.
Das Armeeeorps Sr. Majestät des Königs Johann
von Sachsen steht auf österreichischem Boden und ich
begrüße hiemit in Ehrfurcht Sachsens erlauchten Kron-
pnnzen Albert, den ritterlichen Führer dieses Corps, und
rufe ihm, fowie den Braven allen, die unter seinem Be-
fehle stehen, das herzlichste ,Willkommen" zu.
l ?d^ und Hingebung für Kön^und Vaterland

lands — es hat seinem heillgen Pflichtgefühle ein schwe-
res, schsnerzliches Opfer gebracht — aber mit hohem
Stolz kann es auf seine Fahne blicken, doppelter Glanz
umstrahlt sie: der Treue und der Ehre! Frendig begriißt

g wcrde, .^°dwahr^llns <oott H-Ise.

Hamblirg, 23. Junr. Meckleuburgische
uud oldenburgische Truppen werden schlcunigst
auf KriegSfuß gesetzt, um mit andercn nord-
deutschen Cviitiiigeiilcn ein Rcjervecorps siir
Prcußeu bei Torgau z» bilden.

Am 23. d. ist in Neiffe der BelagerungSzu-
stand unter Trvmmeljchlag d»rch cinen Osfizier
verkündet werden. Zuglcich treten dic KriegS-
gcsetze in Krast.

Bödmiscb-Trübau, 2t. Zuni. Nach
guteu Rachrichtcn fandeu mehrerc Vorposten-
Gcfcchte an der schlcsischin Grcnze, aus der
Glatzer Scitc, nrrl glücktrchcm AuSgang für
uns statt. Ocsterrerchische lllanen griffcn prcu-
ßische Cavallcrir an, welchc umkchrtc. Von
andercn Gcfechten hcrrührende Preußische Ge-
sangene wcrden hiei crwartei. Ein preußischer
Spion wurde hier erngebracht. Profeffor Dum-
rcichcr (Chef des Armce - Saustälswesens) ist
hcute angekommen.

Turnau, 24. Zuni. Aus dcr Straße nach
Kratzau rücken 6000 Preußen vor, 8000 Ma»n
majchircn gegen WarnSdorf, 1500 stehen bei
Niemes. Haydr, die Niederungcn von Zwickau,
Gabionz, Liebcnau. und Gabcl sind von den
Prcußcn besetzt. Die östcrrcichischen Beamten
haben Reichenberg verlaffcn.

Frankfurt, 25. Juni. Prinz Alepander
von Hessen hat an dic ieine» Bcfehlen unter-
ftellten kurhessijchcn Truppen folgenden Tagcs-
befehl gerichlet.

An die kurhessischcn Truppcn.

^ 'ch B d s l b B

tersteM.

Jch degrüße Elich im Namcn des 8. dcutfchcn Armee-

wir vcrcini fiir Dculschlands Evre, süc Euereö LandeS-
iürstcn mit Füßen gctretenes Rccht zu den Wassen
grciscn.

Hessen! Euch brauche ich nicht erst zu sagen, wie
nian millcn im Fricdon und allen Gesetzen znm Hohn,
nur wcil Jhr lccn znm Bunde hicllcl, Sucr Batcrland,
überfiel, Eucren Kriegsherrn zum Gcfangenen machle!
Die Slunde dcr Vergeltung ist nahe! Ench stelle ich an
die Spitze der Truppen, wetche Ener Balerland bcfieim

.Goll und unscr gulcs Rcchtl"

Hanptqnartiec Darmstadk, 23. Juni 1866.

Prinz Alcrander v. Hcsscn, G. d, I.

Wi-N, 25. Jnni. Ei» Hujarcnrcgimcnt
EdelShcimS bestand gcstern mit geringem Vcrlnst
ein gläuzendeS Gefccht ber Trantgau (? Trau-
tenau).

Der General der Cavallerie Graf Clam
GallaS ist heute Vormittag um 10 llhr, uno
der Kronprinz von Sachsen um 11 Uhr zur
Armee abgereist.

GieHen, 26. Junr. Heute Nachmittag gegen
2 llhr überfieleu 150 Preußeu den hiestgen
Bahnhof und nahmen 2 Locomotiveir mit stch s
fort. Gerüchtweise oerlautet nach dem „F. I.", !

daß in den nächsten Tagcn 6000 Preußen cin-
l rücken sollen.

Wien, 25. Juni. Die amtlich« Wiener
' Zeitung bringt solgendeS Telegramm aus dem
Hauptquartter derNordarmee, Trüba», 2t. Jirni
NachmittagS: Mehrere Dorpoftengefcchte haben
an der jchlesischen Grenze mit gutem Erfolg
fürunsere Truppenstattgestruden. Oesterreichische
Ulaneu attaquiretn prenßische Cavallerie, die
sich schleunig zurückzog. Neuerdings wurden
Gefangene gemacht. Die Nachricht von der
Besetzung Trautenau's und Reichenbergs hat
sich nicht bestätigt.

Der „Abend-Woniteur" enthält eine Notiz,
wonach die Oesterreicher vom Stilfser Joch aus,
das sie vor einigen Tagen besetzt haben, cine
Bewegung von Tyrol nach der Lombarder vor-
bereiten, um die italienische Armee im Rücken
anzngreifen, falls ste definitiv über den Mincip
znrückgeworfen werden sollte. Es könnte dies
bei einem Rückzug «ine ernstliche Verlegenheit
werden. — Nach der Pariser Presse scheint
man zu Brescia bereits große Besorgniß vor
den, wie man mcinte, von Bormio schon bis
Morbegno vorgedrungenen Oesterreichern zu
haben.

Der Parrser Abend-Moniteur vom 25. stellt
die ihm zugegaiigeneir Nachrichten über dre
Schlacht vom 2t. d. solgendermaßen zusammen:
„Die italienische Armee bewerkstelligte nnter
Viktor Emanuel ihren Uebcrgang anf das linke
Mincio-Nfer über Goito nnd Valeggio, indem
fie Peschiera ltnts liegen lreß und sofort vor-
wärts ging. Der linke Flügel (erstes Armee-
corps) sollte die Posittonen zwischen Peschiera
und Verona besetzen, um den Vormarsch des
zweitcn und dritten Corps zu decken. Allein
das erste Armeecorps war nicht in Stirke und
wurde auf das Centrum der Armee znrückge-
worfen, das während dieser Zeit den Angriff
der aus Verona gekommenen Truppen zu be-
stehen hatte. Diese waren in der Richtung
von Verona nach Mantua vorgegangen, wohin
sich die italienischo Armee gewendet zu haben
schien, veränderten aber dre Front, nm der
Armec des Königs entgegenzugehen, und liefer-
ten ihr gesteru am 2t, eine Schlacht: es war
der Jahrestag non Solferino, Die Nachrich-
ten über den Zusaininenstoß stnd noch ziemlich
verworren, Jedenfalls scheint der Kamps, der
einen großen Thetl des Tages währte, sehr leb-
haft gewesen zu sein, Ern Theil der italieni-
schen Truppen rnnßte vor dem Angriff des
Feindss zurückweichen; es heißt sogar, daß 2
Divisionen über den Mincio zurückgegangen
seien, Vorzüglich heiß scheint der Kampf um
Cnstozza, zwischen Balcggu und Villastanca,
etwas gegen Norden gelegen, gewesen zu sein,
das schließlich in den HLnden der Oesterreicher
blieb. Diese habcn eine gewisse Anzahl Ge-
fangene gemacht und mehrere Kanouen erbeutet.
Jmmerhin hätte das Gros der italien. Armee
seine Stellung auf dem linken Miucio-Ufer be-
hauptet. Die Truppeu Viktor Emanuel's haben
sich, nach den eingegangenen Nllchrichten, tapfer
gehalten und die Führer stnd mit gutem Bei-
spiele vorangegangen. Mehrere Generale, dar-
nnter Prinz Amadeus, stnd verwundet worden.

D e u t s ch l n ir d.

^ Karlsruhe, 26. Juni. Dienstnachrichten.
Seine Königl. Hoheit dcr Grobherzog hqben
mit höchster Entichli-tzung vom 25. d. M.
gnädigst gcruht, dcn Ministeriatrath Zolly bci
dcm Ministerium dcS Jnnern aus j-in unter-
thänigsteS Ansu^en zum Mitglicd dcS Berwal-
tungS-GerichtShoseS mit dem Tit-l VerwaltungS-
GertchtSrath zu crnennen; und den Ministerial-
rath von Freydors bci dem Zustizministerium
in gleicher Eigcnschast zu dem Ministerium deS
Jnncrn zn vcrsctzen.

Stuttgart, 25. Jnni. DaS LandeS-
Eomitc der wnrtembergischen Volkspartei hat
gestern eine Sitznng in Stuttgart abgehalteu,
in Ivclcher die Veranstaltnng von Versamm-
lungen in allen Bezirken deS LandcS anf cinen '
Tag bcschlvffen wordcn ist.

Stuttgart, 28. Zn»i. Der „Württcmb.
StaatSanz," bcrichtet: Jn der gestrigen BundeS»
tags-Sitzu»g wurde dcschloffen, daS Färsten-
thum Hohcnzotlcrn für dcn Bund in Bcsitz zu,
nchmcn und untcr dcsscn Verwaltung zu stellcn.
Da mit der AuSsühruug dieseS BeschlllsseS
 
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