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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-177 Juli
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gestcrn Abend die Ruhe der Stadt durch cinen
Arbe iter-Krawall gestört. Derselbe richtete
stch gegen die Untrrzeichner dcr hicr in der
Residcnz am 12. d. beschlossenen Erklärung
und Anspra'che norddeutscher Libcralcn. Fenster
wutden cingeworfen. Dic' Feuerwehr schaffte
schlicßlich Nuhe. Da sich die Unruhen indeH
gestern Abend wiederholten. ging in der Nacht
eine Kompagnie von hier dahin ab. Bis hcUte
Mittag sollen von ihr einige 30 Arrcstanten
gemacht sein. — Dcr Civ ilk ommissär erlaßt
im 2luftrage dcö Militärgouverneurs heutc fol-
gende Bekanntmachung: „ES ist zur Anzeige
gekommen, daß einzelnc Miliiärs verschicdcner
Grade der früheren hannover'schcn Armee nach
Abschluß der eingegangenen Kapitulation sich
nach dcm Süden begcben haben, um dort im
Verein mit den sogcn. Neichslruppen gegen
Prenßen weiter zu fechten. Da hierin ein
offener KapitulationSbruch liegr, so tritt
bei Habhaftwerdung dcrartigcr Jndividuen Ver-
fahren nach Kriegsgebrauch ein. indem dieselben
als Deserteuvc behandelt wrrden. Dieß wird
hierdurch ausdrücktich zur Warnung bckannt
gemacht."

Wien, 23. Juli. Seine Majestät haben
heute VormittagS den Bürgermeister Dr. Zelinka
und die beidcn Bürgermeisterstellvertreter Dr.
FeldermndDr. Mayrhofer inAudiknz empfangen,
die bekannte Adresse dcs Gcmcinderathes der
Stadt Wien, in wclcher um -die Einsetzuug
cincs von "dem VeNrauen drr Bevolkerung und
ciner Volksvertrctung getragcnen Ministeriums
gebeten wnrde, entgegengenommen und ungefähr
FolgenbeS erwidert:

Se. Majestät anerkennen den Ausdruck der
Loyalität, nur mögen den Wortcn auch die
Thaten entsprechcn; Se. Majcstät wolle unter
den gegenwärtigen Verhältnissen absehen, daß
die Üebcrreichnng dieser Adresse nicht in den
Wirkungskreis des Gemeinderathes gehöre. Er
wolle dieselbe nur als die Acußerung der ein-
zelnen Mitglieder dcS Gemeinberathes anschen.
Se. Majestät hege selbst dcu wärmsten Wunsch,
daß die constitutionelle Thätigkeit baldigst wieder
ins Leben trete, hiebei können' aber nicht dic
Wünsche dcr Stadt Wien allein, sondern nur
die Bedürfmffe dcS ganzen Nciches in Betracht
gezogen' werden.

Wien, 24. Juli. Aus deu in Nlkolsbuyg
gesührten Vcrhanvlungen bringt ein Corre-
spondent der „N. .Bad. LdSztg." nachstehende
Mitthcilungen (die aber der Bestätigung jeden-
salls noch bcdürfcn). Es hcißt darin: Daß die
selbstständige Gruppirung der süddcutschen Staa-
ten (während dic norddcutjchen einen neueu
Bund unter Prenßens Hegemonie bilden sollen)
bereits in der Constituirung begriffen ist. Die
Verhandlung, welchc das öfterreichische Cabtnet
zu führen hat, ist hierdurch eine doppeltc, denn
neben der Verhandlüng in Nikolsburg wird jene
specielle hier geführt. Prcußen scheinl nichl die
von Frankrcich eifrig befürwortete Constituirung
der süddeutschcn Gruppe unter Oefterreichs Lci-
tung zu hindern, besteht aber dann darauf, baß
dieser ganze süddeutsche Bund, nicht bloß Oefter-
rrich, von der Vertretung 'im Parlamenl des
„engern DeutschländS" ausgeschlossen bleibe,
daß nbcrhaupt zwischcn bciden Gruppen kein
anderes Verhältniß obwaltc, als das rein völ-
kerrechtliche einer engen Allianz. Eine besondere
Schwierigkeit verursachen die Gebietsabtretun-
gen, die Preußcn von Hannover und Kurhessen
fordert, sowic die Vcrpflichtung, die Oesterrcich
sehr ernst nimmt, jcne Staaten, und insbeson-
dcre Sachsen nicht schutzlos den gcwaltthätigen
Neconstituirungsplänen Preußens zu überlassen,
viclmehr, soweit wie möglich, dasür zu sorgen,
daß dessen Hegemonie über den norddeutschen
Staatenbund nicht in cinc cinfäche Beherrschnng
ausarte. Was Holstcin und das südliche Schles-
wig anbelangt, so werdcn diese Länder an Preu-
ßen fallen, Nordschlcswig (bis znr Linic Apen-
rade, Tondern, Hvye) an DäneMark znrückge-
geben, indcffen soll hierüber die Willensmeinung
der Bevölkerungen eingeholt werden.

Wien, 25. Iuli. Der Gcmeinverath hat
(in Folge der Adresse an den Kaiser und der
-Antwort darauf) beschlossen. nach Bescitigung
der nächstcn Gefahr das Mandat niederznlcgen.
— Jn Folge der Ueberschreitung der Demar-
cationslinie von Sciten des Feindes ist von Kün-
digung der Waffenruhe jetzt die Nede. (A. Z.)

Wien, 25. Juli. Die Conservativen, ver-
stärkt durch die znkünftigen Ministcr Grafen
Thun und Goluchowsky, besürworten den Waf-
senstillstand uti possicketi^. Die Vetlängerung
der Waffenruhe ist noch nicht angenommen.
Dcr hicsigcn Judcngemcinde ist die AuSrüstung
von vier Bataillonen anferlegt.

Die rumänische Armee ist auf dem Marsch
nach Snczawa in der Bukowina nahe an der
moldauischen Grcnze unter Fürst Barol.

Wien, 25. Juli. (Tel. d. DebatS.) Die
Zcitungcn verlangen sast einstimmig den Nück-
tritt dcs Ministeriums Belcredi. — Mit Jtalien
soll gcftern Abend ein achttägiger Waffenstill-
stand geschloffen worden sein.

Wien, 25. Iuli. Alle Gerüchte von einer
bevorstchenden Lösung der ungarischen Frage
durch wcitgehende Zugeständniffe, wovon man
seit der Anwescnheit Dcak's in Wien wiffen
wollte, werden heute dementirt. Dem ,^Wande-
rer" wird auS Pcsth gcschrieben, daß den un-
garischen Blättcrn von der Statthalterei eröff-
net wurde, „daß das Drängen auf eine parla-
mentarifche Negierung von nun an nicht mehr
geduket wird".

Wien, 25. Juli. Dic achttägige Waffen-
ruhe mit Jtalien läuft von heutc Morgen.

Wien. 26. Iuli. Von authentischer Seite
wird dkr „Karlsr. Z." versichert. daß die AnS-
dehnung dcr fünftägigen Waffenruhe dcr An-
strengungen der österreichischen Negierung un-
geachtet auf dic Bundcsarmee nicht zu erlangen
war. Dicse Frist ist aber gerade bestimmt,
einen Waffenstillstand für sämmtliche Krieg-
führende zn unterhandeln. Hr. v. d. Pfordten
vcreinigt zu diesem Zweck seine unausgesetztcn
Bemühungen mit dencn der Bevollmächtigten
Oesterreichs.

Landeck, 26. Juli. Die Waffenruhe ge-
sichcrt; der Landsturm dahcr nicht aufgeboten.

Beneschau, 25. Juli. AuS Prag wird
gemeldet, Palacky und Riegcr seicn nach Wien
berufen; das von den Czechen befürwortete Fö-
derätivsystem sölle zur Geltung kommen.

r a n k r e i

Paris, 25. Juli. Der kleine Monite^r
bekundet heute nochmals das Zustandekommen
'drs Waffenstillstandes und versichert, daß Frank-
reich in den skch nun eröffncnden Untcrhand-
lungen diesclbe frcundschaftliche Vermittelungs-
rolle beibehalten und auch fernerhin seinen Ein-
fluß darauf verwenden werde, um dcis Friedi-
gungswerk, zu dcsscn Verwirklichuug eö die
kricgsührenden Mächte eingeladen, zu eüeichtern.
Gleichzeitig dentet der Mouiteur an, daß, so
schmerzlich auch für Oesterreich der Austritt.
aus Dcutschland sein mögc, die k. k. Negicrung
selber cS doch, um ihr Ansehen im Jnnern zu
befestigen nnd einen wirklichen inncren Zusam-
menhang zwischen so vcrschiedenen Nationali-
täten hervorzubringen, s.ür nölhig gchalten
habe, auf den Gcdanken eines gerechten Gletch-
gewichts einzugehen; einen andern Zweck habe
die von dem gegenwärtigen Ministerium in Un-
garn unlernommene Versöhnungsarbeit nicht.
„Uebrigens weiß man, daß, indem der prcu-
ßifche Umgestaltungsentwurf die gegenwärtigcn
Bundcsbezichungen O-.'stevreichs Mit Deutschland
zerriß, er der Aufstellung neucr Beziehungen
die Zukunft offen ließ. Außerdem geht aus
eincr Unterredung, welche Hr. v. Bismarck mit
einem ehcmaligen Ncichstagsmitglied in Brünn
hatte, hervor, daß im Grundsatze der preußische
Hof sich nicht widerjetzen würde, wenn Oester-
reich sich durch gegenseitige Verträge mit den
süddeutschen Regierungen vereinigcn wollte."

Paris, 26. Juli. Senator Bernus in
Fraukfurt hat an die auswärtigen Minister
Frankreichs, Nußlands und Englands Vorstel-
lungen gerichtct, worin gesagt wird, Prcnßen
beharre auf der Bczahlnng dcr 25 Millionen.
Frankfurt bewohnende Preußen schickten Dcpu-
tationen an den Civilkommiffär um Abwendung
der Maßregel.

G n g l a u d.

London, 25. Juli. Gestern Abend fanden
in Hyde-Park und in Oxford-Strect neue Un-
ordnungen Patt. Die Mcnschenmenge war un-
geheuer. Steine und andcre Projectilicn wur--
den gegcn die Polizeileute geschleudert. Den
Horse-Guards und den Jnfanteriedetachements

ist es nicht gelungen, das Publikum zu vrr-
treibeu, welches nm 9 Uhr Abcnds den Park
anfüllte. Vlcle Polizcibcamte sind schwer ver-
wnndet wordcn. Die Unorduungen in Oxford-
Street dauerten bis 10 Ähr AbendS. Viele
Lcute sind verhaftet worden.

^Veueste Noöhricdren.

München, 26. Juli, Abends. Polizei-
bekanntmachung: Der heutige Tag war zwischen
Waldbuttcrbrunn und Noßbrunn, 2 Stunden
von Wnrzburg, für die baierische Armee reich
an brillanten Gcfechtsmomenten, jedoch ohne
entscheidendcn Erfolg. Schwere Verluste, nament-
lich an Offizieren. Heute Hauptquartier
Rottendorf.

München, 26. Juli, Abends. Die Bay-
rischc Zcitung meldct aus Hettstadt, bei Würz-
burg, 25. Nachts: Die erste und dritte Divi-
sion war im Laufe des Tages zwischen Helm-
stadt und Nettingcn mit den Preußen mehrere
Stunden im. Gefechte Untcr wirksamftem Feuer
von fünf gezogenen Batterien. Der feindliche
Angriff wurde schließlich zurückgewiesen.

Hof, 26. Juli. Die Preußen haben hier
66,000 fl. Contribution und bedcutende Natu-
ralliefcrungen gefordert.

Berlin, 26. Juli, über Paris. AuS Mün-
chen: v. d. Pfordten HLlt fcst,cm dem Prpgramm,
wornach Bayern einem Bundc, wovon Oester-
reich ansgeschloffen rst, n i'cht beiträtt.

Berlin, 26. Iuli, über Paris. Nikols-
burg, 24. d. v. d. Pfordten ist Nachmittags,
von einem österreichischen Officier begleitet, an
den Vorposten angekommen uud hat seine Karte
für Bismarck periönlich abgegeben. Eine Zu-
sammrnkunft hat noch nicht stattgehabt. Karolyi
und Benedetti hatten Pfordten zum Hierher-
kommen cingeladen. Die Feindseligkeitseinstel-
lllng begann Sonntag Mittüg. Alle beiderseits
besetztcn Posikionen bleiben besetzt. Die Ver-
handlungcn werden im Schloß NickolSburg fort-
gesctzt. Dcr Konig von Prcußcn hat bereits
Körolyi empfangcn. Bei Blumcnau ift der
Verlust der Oesterreichcr 600 Mann, wovon
200 gcfangen, der Verlust der Preußen beträgt
nicht 100.

Ftorenz, 26. Iuli. Die „Opinione" ver-
stchcrt,' Gencral Govone fei irach Berlin abge-
reist. Die Oesterreicher verlioßen Udine, die
Festung Osoppo. die Fcstnng Palmanova; sie
concentriren zwischen Laibach. Gratz cin Ver-
theidigungscorps von 250,000 Mann. Bei
Bormio Kamps mit unbekanntem Nesnltat.

Aus Baden. Die Nachricht, daß dic gr.
Negierullg die Verlängerung der Spiclpacht bis
1870 zugcstanden habe, wird in Adrede gcstellt.

Zum Bcweis, auf welche Weise und mit
welchen Federn die Wiencr Blätter vön hier
aus bcdient -werden, vcröffenllichen wir einen
Satz aus einem von hier datirten Artikel der
„Wiener Ncuen freien Presse", Morgenblatt
Nr. 680, in welchem es u. A. höißt:

„Das Bürgermeisteramt von Heidelberg
„hat den Wunsch auögedrückk. die Häuser
„für den Einzug der Prcußen mitKränzen
„zu schmnckcn!"

Wir überlasscn dem Publikum die Beurthei-
lung einer solchen Correspondenz und deren
Ouelle.

Heidelberg, dcn'27. Juli >1866.

Bürgcrmcistercrml.

Krausmann.

* Heidelberg, 26. Juli. Dcr Einscnder in Nr. 175

welänn Casus das Wort „qe^enüdcr" rcgicrl. Auch mir

wir kcuneii dic Bedcutunq des WorleS „cyuisch" recht
wohl^ ^nd si^ch^^d as^ea^ ^stcht^au^^^
 
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