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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 178-204 August
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uugkMrlich sein. LisUlenank v Hchilling
»om Leibtragonerrcgimcnt ist iu preuhischc Ge-
sangenichafl geralhcn und befindet sich zu Frank-
surt, woselbst cr sehr gut ausaenommc» wurdc,

Kerrlsruhe, 30. Juli. Vam großh. Hau-
delsministcrium stud dereils am »origcn SaniS-
lag dic Anordnunge» lnr dre schleunigstc Wieder-
bcrstcllung der unlcrdrochcncn BcrkebrSioege
auf dem Krieg«jckauplatz gctroffen, so daß i»
kurzem di- rcgelmästigen Gisenbabn- uud Post-
fahrten und der Telcgraphendienst im Norden
uniereS LandcS wiedcr werden bcginnen könncu.

Frankfurt, 28. Juli. Vorgestern war die
Handelskammer bci dem Sladtcommandantcn,
General v. Roeder, versammelt. Der General
legte der Kgnrmer esne Deposchk dB Grafen
Bismarck oor, des Jnhalts, daß bei sofortiger
Zahlung die von der Stadt Frankfurt bereits
erlegte Contribution von 6 Mill. fl. auf die
noch ferner »erlangten SS Mill. in Anrechnung
gebracht Iverden könne, so daß alsdann nur
nach 19 Mill. zu zahlen wären. Jm Nicht-
zahlungsfalle aber habe der General zur Flüs-
sigmachung der vollen AS Mill. mit den ihm
hekannten Zwangsmaßregeln vorzuschreiten.
(Vergl. dagegen das gestrige Telegramm, wo-
nach die ContribntionSzahlung sistirt sei.)
Diese Zwangsmaßregeln sollen nach der
Erklärung des Generals folgende sein: Zu-
rrächst gänzliche Einftellung des Post-, Tele-
graphen- und Eisenbahnverkehrs. Sodann,
wenn di?se erste Maßregel in 2^-3 Tagen
nicht ftuchten wirde, Schlichung aller Ichenk-
wirthschasten. Endlich, nach abermaligcm frucht-
losem Verlaufe von 2—Z Tagen, Cernirung
der Stadt, derart, daß der Personen- u. Waa-
renverkehr zwischen der Stadt und ihren lsm-
gebungen gänzlich aufzuhören hätte, was dann
auch die Absperrung aller Lebensinittelzufuhren
einschließen würde. — Zwischen hier, Ha»au
uud Aschaffenburg ist der Eisenbahnverkehr von
heute ab wicder fteigegeben und eröffnet/

Gtuttgeirt, 29. Jllli. Jn der heutigen
(Pripat-) Persammlung würlcmbcrgijcher Ah-
geordnclen warcn an 70 anwesenb. Beim Be-
ginn stelllc der Adg. Duvernoy wiederholt den
ichon gestern eingebrachten Anlrag: „Nachdem
zusvlgc dcr Beröffcntlichiing in ciner Exlrabei-
lagc znm „Gt.-A." vom 27. Juli d. I. zwi-
ichcn Oesterreich und Preußen -in Waffcnstill-
stand nebst FricdcnSpräliminarien vercinbart
und den bishcrigen Genosscn vvn Oesterreich
übcrlasscn worden ist, ihrerscits über Waffcn-
stillstaiid und FriedenSpräliniinarien ein Ad-
kommen mit Prcußen zu Ireffen, und da oic
in dcr einscitigen. Uehercinkunft Oestcrrcichs
mit Prcußen vereinbartcn FricdcnSpräliinina-
rien unzweiselhast den AuSIritt Ocsterrcichs
auS dcm bisherigen deutschen Verband enthal-
len, so erklärcn die Untcrzeichncten es im Jn-
tereffe deS LandeS sür dringend geboten, daß
die StaatSrcgierung bei dcn »on ihr cingclci-
teten Unterhandlungen üder den Friedcn in
Gemcinschast mit dc,i übrigen Regicruiigen
dcs Südwesteiis von Deutjchland AlleS aus-
biete, um die polilische Trcniiung deffclben von
bcm dkiltichen Nordcn, die nicht nur ein -poli-
tischeS, sondern auch ein volkswirthschgftlich-s
Unglück wäre, abzuwcnden." Jm Laus dcr
Verhandlung über dicsen Antrag stellte dcr
Abg. Dcffncr dcn Gegenantrag: „Jn Erwä-
gung, daß dic würtcmbergische Rcgierung in
Verhandlungen über den Friedcn begriffcn ist,
hält die heutige Verianimlung der Abgeordnetcn
cinc öffcntliche Kundgcbung in diesem Augen-»
blick den Jntereffcn dcS LandeS nicht entspre-
chend." Bci der Abstimmung wurde dcr^An-
trag deS Abg. Dcffner mit öO gegen 20 Slim-

Kitzjnqcn, 30. Jnli. Die badische Di-
«ision ist aus dcm Marsch nach Hause,
und gedenkt heutk Abend anf badischcm Gcbiet zu
sein. Unter den Truppcn allgemeine Freude
über dic Nückkehr. Dcr Marsch gcht über
GrünSseld.

Berlin, 27.Juli. AlS ein günstige« Zei-
chen sür Franksurt mag angesehen werdcn, daß
unsere Blältcr, auch die ofstciösen, anfapgen,
das Vorgehen PreußenS gcgen Frauksurt zu
besprechcn nnd daffelbe sür zn hart zu bczeich-
nen. Man sagt, 25 Millionen Gulden sür we-
niger als 2 Qnadiatmeilen mit 91,000 Ein-
wohncrn, für eineStaatSeinnahme »on 2,835,565

Guldcn ist »icl, ist ungeheucr »iel, ist fast daS
Zehnfache einer ganzen JahreScinnahme, beson-
dcrS wcnn man bcdenkt, daß cS nicht möglich
ist, die Last aus rinc Anzahl Ntillionäre zu
walZen, die Franksurt leicht verlaffcn könncn,
wcn» künftig dic Stadt jährlich eilie Millio«
Zinscn stir die KriegS-Contribiltion ausbringeu
joll, iondern aus 6- bis 7000 steuerzahlcnde
Bürgcr. —Dic „Köln.Z." hofft, dgß dcr Köpig
der Stadt mindestens 10 Millioncn nachlaßt
(soll geschehcn scin); „dcnn, s° sagt sie, Frank,
furt ist eine Stadt, dic uns den Wolfgang
Göthc geliefert hat, und der allein ist inehr
werth, als 10 Millionen." — Die „Nat.-Z."
bchandelt dic Angclegenhcit gleichfall« nnd sagt:
„WaS ift geschchen, um dic Fkrsten oo.n Sach-
sen, Hannover und Kurheffen mit ihrem Pri-
valverniögep für ihre Handlungen »erantivort-
lich zu macken, die doch so viel grfährlichcr
waren nnd noch sind, al» die der Franksurter
Seiiatoren? Wic wenig entspricht dle gegen
diese wahrhasl Schuldigen sortwährcnd im äußer-
sten Maßc bekundete Rücksicht dcr in Frankfurt
geübten Häriel"

VSicn, 28. Zuls. Ueher den Znhalt der
vom Grasen Karolhi zur Ratistcalion übcrbrach-
tenFricdcnS-Pxäliminarienschreibtdie „Dcbatte"
FolgendeS:

„Oesterreich tritt aus dem Bunde. Rord-
deulschland constituirt stch unter dcr Leitung
Preußen». Der »on Preußcii projsctirten Eini«
gung dcr südlichen, diesscits deS MainS gelc-
genen deutschen Slaalon unter der Führung
BaycrnS trilt Oestcrrejch nicht eutgegen.

„Von Preußen wurde unter dem Titcl von
Arrondirungen cine Territorial - Abtrclung in
Schlesien im Gesammt-Umsang vonäOOuadrat-
mcilcn mit circq 100,000 Scelcn angcrcgt.
Diese Frage fand jedoch in der kategorischen
Erklärung Sr. Majestät de« KaiserS: „Nicht
Einen Fuß brcit Erdc, nicht Eine Seelc", ihre
definitivc Erledigung. Dagegcn wurde die Zah-
lung eincr KricgSkosten-Enlichädigung — ur-
sprnnglich von Prcußcn in der Höhc von 40
Äiillionen Thalern gesordcrt, im Verlanse der
Verhandlungen jcdoch, insbksondere iu Fvlge
dcr krästigen Bcrmiltlung deS sranzöflschen
Gcsandtcn Herrn Benedktti, auf 20 Millionen
herabgcmindert — in dic Präliminaricn auf-
genommen.

„Der Rückzng der prcnßischcn Truppen aus
den Ländern der österreichischen Monarchie be-
ginnt sofvrt mit dem Rückmarsch auS Nieder-
österreich und UngarN hinter cjpe DemarkationS-
Linie, al« dcren Punkte ipan unker Anderm
Eger, Piljcn und Tabor nennt, übcr deren
wcitercn Verlauf wir jcdoch nichts NähcreS in
Erfahrung brachten. Die Räumung dcS öster-
reichijchen EcbietS hat in dem Maße, alS die
Zahlung dcr obencrwähnten Entschädigung »or-
schreitet, zu crfolgcn, und ist mit dem »ollen
Erlag derjelbcn zu Ende zu snhren.

„Als Fragen zweiteu Nang« bleiben den
dcstnitivcn Friedensvcrhandlungen auch dcr Bau
eincr Eisenbahn Glatz - Wildeuschwert und die
Negelung der BreSlaucr Diöccsansragc vorbe-
haltcn.

„Die deptschen Staaten, wclche an dem Krjege
gtgen Prcußcn Anthcil nahmen, pslcgen, mit
AuSnahmc SachscnS, Separat, FriedenSunter-
handlungcn mit Prcußen. Sachscn tritt gleich-
fallS in den unter PreußenS Führung stehenden
norddeutschcn Bunc, Die von Preußen crho-
benen Ansprüchc auf den Bcsitz Lcipzigs und
anderer sächsischen GebietStheilc wiftden wieder
fallen gelaffen; die Jntegrilät Sachsen« bkeibt
gcwahrt."

W>en. 29. Zuli. Zn hcn FricdenSpräli-
minarien hal Prcußcn auSdrücklich dic Vcrpflich-
tung übcrnommen, den Fricdrn mit Jtatie»
„zu beschaffen." Währcnd dcr FriedcnSverhand-
lungen sind Reqnisttjvnin in de,i occupirten
LandcSIHciien nicht auSgcschloffen, ni»r Geld-
contributionei, unzulässig. Dcr Waffenstillftand
grcnzt cincn bcsondcrrn, beiderseits unüber-
schrcitbarcn Rayou der böhinijchcn Ipud mähri-
schcn Fcstungen ab. Für die bkircffende,, Trup-
pcnzüge sind bestimmie Etappenstraßen bezrichnct.

Wicn, 29. Juln Hr. v. d. Psordten hat
bloS den preußisch°6ayriichen Waffenstill-
staud, Gcueral v. Mankeuffel den Waffenstill-
siand mit den übrigen süddeulschen Slaaten
abgeschlossen. Neun Artikel enthält der Fric-

denseiitwurf; er unterläßt, die Mittclstaa-
ten uamentlich aufzuzählin. Graf Bclcridi h,t
gus morgeu eine Bgnkiervcrsammlung hcrufen.
Arankrcich

Paris, 29. Juli. Der „Eonstitutionnel"
meldct dic bereitS gestern mitgctheilteii Grund-
lagen der in Nikolsbnrg erfolgten Bkrpin-
barnng und füg» bei: Jn Betrachtnahme der
durch den Krieg geschafsenen Lage stnd'diefe
Bedingungen dillig. Die Erhaltung des Voll-
bestandes OesterreichS Irotz deS unglücklichen
AuSgangS des Krieg» ist wichtig sür Alle, welche
die Erhaltnng eincr großcn Monarchie im Her-
z-n EuropaS als ein höchstc« Jntereffe de«
europäffchen Gl-ichgewichis ansehen. Die au».
schli-ßliche Anerkennnng der preußifchen Hege-
monie in Nvrddeutschland, wclches der natür-
liche Boden de« vom Berliner Eabinet gefor-
berten Einfluffes ist, war der Zweck deS KriegS;
sie müßte demnach »nter den FriedenSabmach-
»ngen dcn ersten Rang cinnehmen. Aber die
deuffchen Staaten südlich vom Main, die außer
dem WirkungSkrei« Preußens stkhen, entziehcn
sich dem unmittelbaren thätigcn Einwirken die-
jer Macht, nnd dik Präliminaeien tragen mit-
bin der gegkbenen geographiscken, politischen
und socialen Lage Rechnung, die diese Staaten
z» einer unabhingigcn, inlernationalen Erist'N,
berust, Die Frage der KriegSentschädsgung hat
einc der haupffSchlichsten Schwierigkeiten der
Unterhandlung sei» müssrn, Es wird «krsicherl,
daß die Forderungen Preußcns anfänglich weit
höher gingcn. I» Folgc d-r Bemerkungen
Frankreichö auf 20 Millionen Thaler reducirt,
übcrsteige» jie nicht dic dur» Präcedenzfälle in
gleichen Fällen antoristrlen Grenzen. Ein letz-
ter Punkt, aus den mit Ersplg die B-strebnngen
der ftanzöjischen R-gierunff gcrichtet waren,
war der, bie Staaten SüddentichlandS mit >n
den Waffenstillstand cinzubegreifen, welche be-
kannllich bci dcr zunächst zwilchen Preußen und
Oesterreich abgeschl°ssen.en Waffenrnhe anSge-
schlosscn worde» waren, Die Hnldigung der
öffenllichen Dankbarkeit — heißt e« schließtich —
erhebl stch zu dem niächligen und geackteten
Oberhanpl Frankreichs, da«, °b k» gleick durch-
aus nicht in de» Slreit verwickelt war und
durchaus leinen persönlickcn Vortheil darin
suchte, nur mi, der Autorität, die ihm Alle ,u-
erkcniicn, intcrvcnirte, nm daS Ende der Eon-
flagration zn bcschleunigen, die in so wenigen
Tagcn sp vjcls Opf-r gckostet hgt,

En g l a n p

London, 28, Juli. DaS Ende de» atlan-
tischen KabelS wurdc gestern Abend zu Neu-
sundland a»S Ufer gebracht nnd bcsestigt. Dic
Glückwuiffchdepeichen wurdcn mit grvßcr Schnel-
ligkeit von Jrland nach Neusundland und zu-
rnck übcrmiltelt. Am Montag wird d-s Kabel
wahrscheinlich dem allgemeinen Verkchr überge-
ben wesdcn.

Z t a l i e »r.

Ilvrenz, 29. Znli. Der Ministerpräfldent
Ricasoli ist nach Ferrara abgereist, wo ein
großcr Rath von Ministern und Gencrälcn ab-
gchalten wird. Dic Verhand>ungen werden
nntcr Vorbchalt der Zustimmnng deS italicni-
schcn Gesandtcn gesührt, der wegen dcr Schwie-
rigkcslcn dcr Verbindung nock keine Jnstruk-
tioncn empsangcn hatte. Diese sind jetzt ab-
gcichickt und antorisiren den Grasen v. Barral,
dem pjcrivöchcnffiKen Wgffcnstillstqnde beizu-
trcten und die zwischen Jtqsien und Frankreich
vereinbarten Punkte als Friedenspräliminarien
zn stipulire». Diese Punkte sichern dje Wie-
d«rverei»igung VenetienS miitelst cincr VolkS-
Abstimmung. Die Grenzfrage bleibt den Frie-
denSverhqndlungen vorbehalten.

Neueste N ickricdren.

Bcrlin, (über PariS.) Hof, 29. Zuli.
Der Grvßhcrzog von Mecklenburg hat im
Namcn PrcußenS in den Kreisc» von Ober-
sranken Stcllung genommen. Dic Prenßen
zersprcnglen cin Bataillon hqycrisch- Garde;
letztcre hatte mehrcre Todte, darunler 4 Osfi-
ciere, ihr Veplust a» Gciangxncn betiäqt 205.

B-rlin, 29. Juli (über PariS), Di- Sou-
vcränc von Bgden, Hcssen-Dqrmstqdt und Mci-
ningxn machten, gleich Bayern, dirccte Vor-
schl-gc an Preußen. — Der König v. Preußen
 
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