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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0235

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Auf die „Heidelberger
Zeitung" kann man sich
noch für den Monat
Zeptember mit 21 Kreuzern abonniren bei
allen Poftanstalten, den Boten und Zeitungs-
trägern, sowie der Expedition, Untere Neckar-
straße Nr. 13 o.

Die Jahresberichte der großh. Landes-Com-
miffäre über die Zustände und Ergebniffe der

innern Verwaltnng für das*Jahr 1865.

(Fortsetzun^.)'

6. Armenwesen.

a. Kreise Constanz und Villingen.

Ueber den Aufwand an Armenunterstützun-
gen mußte das Jahr 1864 zu Grundc gelegt
werden, da die Gemeinderechnungen nicht früh
genug gestellt warcw. Hiernach betragen die Ar-
menunterstützungen aus Gemeindemitteln in
beiden Kreisen 50,973 fi., aus Stistungcn
(ohnc den Amtsbezirk Villingen) 68,072 fl.,
zusammen 119,345 fl. Die Hauptbeiträge zur
Armenunterstützung lieferten die reichen Spi-
tälcr in Constanz, Pfullendorf. Ueberlingen,
Meersburg und Markdorf, sowie die Distrikts-
stiftungen der fürstl. fürstenbergischen Standcs-
herrschaft. Außerdem 'wird auch in jenen
Spitälern «cine Anzahl Armer, meistens arbeits-
unfähige Leute, verpflezt. Ein besonderes Ar-
menhaus, lediglich sür die Verpflegung armer
Angehöriger der 13 Gemeinden des vormaligen
fürstabtlichen Gebietes von Salem bestimmt,
besteht ki Wespach. Dann existiren noch 5
Fraucnvereine theils für Armenunterstützung,
theils für Kränke, theils für Ausbildung von
Krankenpflegerinnen. Waisenhäuser befinden
sich in Constanz, Nadolfzell und Ueberlingen,
verbunden mit den dortigen Spitälern. Im
Amtsbezirke Villingen bestehen in 5 Gemein-
den und im Amtsbezirk Triberg in 4 Gemein-
den bcsondere Vereine zur Krankenpflege; in
Meßkirch seit 1865 ein besondercr Krankcn-
und Sterbkassenverein. — Der Bettel hat sich
vermindert, doch werden viele auswärtige her-
umziehende Personen und Handwerksburschen
auf dem Bettel betreten. Allgemein wird ge-
klagt, daß die Ortspolizeibehörden und ihre
Diener auf dem Lande, IHSilweise auch in den
Städten, allzu nachsichtig in Bezug auf den
Bettel sich erweisen. Unter dcn wohlthätigen
Anstalten werden endlich auch die Rettungsan-
stalten für verwahrloste Kinder: Mariahilf im
Amtsbezirk Donaueschingen und die Wessenberg-
sche Anstalt in Constanz angeführt.

Jffezheim bei Badeu, 31. Aug. Das biesjährige !
Pferderennen hat heute, Nachmittags 2 Uhr, !

sonst regelmäßig weniger besucht ist, alö die übri-
gen drei, tind obschon die Tribüne für dte höchsten
Herrschaften leer stand, so hatte fich doch schon vor
2 Uhr ein hoher Glanz auf, unter und um bie
Haupttribüne entfaltet und rinc großartige Menge
von wohlbesetzten StaatSwagen, zierlichen Equi-
pagen, Charabancs, Droschken, Postwagen u. s. w.
hatte fich mit vielen Reitern und Fußgängern ein-
gefunden. Gleich nach 2 Uhr begann das Rennen
in folgrnder Ordnung: 1. Preis von Schlvß
Favorite: Preis 1500 Frkn., Einsatz 25 Krkn.,
Entfernung 1500 Meter. Es warcn 13 Pfcrde
anFcmeldet, 6 davon crschienen auf der Bahn.
Der Ablauf der 6 Rcnner war schön und gleich-
mäßig; Hrn. v. Dorlsdot's br. Hcngst „Monitor"
erhielt den Preis, Hrn. Reisct's Ambassadeur die
Einsätze; ^drittcs Pferd war des Hrn. v. Montgo-
mery's dunkelbr. Stute Ceramique. 2, PreiS
deS Schwarzwalds: Prets 2000 Frkn., Einsatz

b. Kreisc Waldshut, Lörrach und
Freiburg.

Es besteht eine größcre Anzahlvon Spitälern.
Eine vollständige Uebersicht über das Armen-
wcsen wurde nicht geliefert, ist auch kaum
möglich, weil in den meisten Landgemeinden
Naturalunterstützungen durch die Einwohner
hcrgebracht sind. Zm Ganzen hat das Jahr
1865 kcinen größeren Unterstützungsaufwand
gefordert, als daS vorhergehende. Beinahe in
allen größeren Orten beftehen Privat-Unter-
stützungsvereine. Eine nennenswerthe Armen-
beschäftigungsanstalt ift nur zu Freiburg mit
18fl^Personen; Armenhäuser sind ctwa in ^
dcr Gemeindeu vorhanden. — Dcr Beltel kommt
wcnig vor; frcmde Handwerker oder müßige
Arbeiter verüben ihn meistens. — Waisenhäuser
besteheu 3 in Freiburg, außerdem noch dort die
Blinden-Erziehungs- und die Blindenversor-
gungs-Anstalt.

v. Kreise Karlsruhe, Baden und
Offenburg.

Der Gesammtaufwand für Armenunter-
stützung belrug im I. 1864 315,808 fl., doch
ist dic Aufstellung nicht genau, und sind na-
mentlich die aus Stiftungen gewährten Unter-
stützungen'nicht überall angegebcn. Am bedeu-
tendsten erscheinen die Stiftungsmittel in Bruch-
sal, nämlich 23,284 fl. Dic Armenhauser lassen
vft sehr viel zu wünschen übrig. Außer der
Stulz'schen Waisenanstalt in Lichtcnthal, einer
gleichen in Karlsruhc und ciuem Waisen- und
Neltungshaus in Lahr ist noch hervorzuheben,
daß in Neusatz bei Bühl eine eigenthümliche
klosterartige Anstalt gebildet wurde, indem meh-
rere ledige Mädchen ihr Vermögen zusammen-
schosscn und zwei Hofgüter angekauft haben,
um Kinder aufzunehmen, gut zu erzichen und
die weiblichen zu Dienstboten heranzubilden;
es bcfinden sich in diesir Anstalt mtt den
Dienstboten über 100 Personen. — Der
Straßenbettel hat überall sehr abgenvmmen
und wird hauptsächlich nur von wandernden
Handwerksburschen getrieben.

ä. Kreise Mannheim, Heidclberg
und Mosbach.

Jn den kleineren Orten, namentlich in vielen
Landgemeinden, wird noch immcr die Armeu-
pflege schr mangelhaft gehandhabt. Oft genug
fehlen die nöthigen Mittel, sowie der Sinn reger
Humanität gleichmäßig; der Arme wird ledig-
lich als eine Gemeindelast behandelt. Beson-
ders ist auf die unglücklichen armen Kinder
Rücksicht zu nehmen. Man versteigert sreilich

^ 25 Frkn., Entfernung 2400 Meter. Von 15 an-

! Hamilton brauner Hengst „Aspley" errang um etwa
2 Pferdclängen den Sieg, gcfolgt von Hrn. Lunel'S
br. Hengst „Reveille-Matin". 3. Preis von Jf-
fezheim: 3000 Frkn., Einsatz 100 Frkn., Ent-
fernung 3200 Meter. Von 7 angemeldeten Pfer-
den wurden 2 früher zurückgezogen und 2 erschienen
nicht auf dem Platze; die crschienenen gingen in
ziemlich gleicher Höhe ab; Hrn. Delamarre's br.
Hengst „Collet-Wonte" errang den PreiS und Hrn.
Delatre'S Alexandre erhielt als 2. Pferd 200 Frkn.

St.-Legcr: 10,000 Frkn., Einsatz 500 Frkn.,
halb Reugeld, Entfernung 3000 Meter. Von 23
angemeldetcn Pferten wurden 12 zurückgezogen,

1 Rennung wurde durck Ableben des Eigenthü-
mers aufgehoben und von den 10 übrigen erschie-
nen folgende 4 auf der Bahn: Hrn. Lunel'S br.
Stute „Etoile-Filante" und 3 Pferde des Grafen
F. V. Lagrangr. Erstere siegte, daS 2. Pferd war
eines deS Herrn v. Lagrange und erhielt dieses
1500 Frkn. auS den Einsätzen. 5. PreiS von
Rastatt: 1500 Fr., Einsatz 50 Fr., Entfernung '

^hren Unterhält nicht mchr, aber man gibt
sie in Pflege mit Rücksicht anf dcn Kostgeldbe-
trag. Jn dieser Beziehung ist zu hoffen, daß
dic Kreisausschüssc heilende Hand anlcgen. Man
will versuchen, diese unglücklichen Kinder nicht
in einerKreisanstalt, sondern nur in besseren
Familien unterzubringen, dencn neben dem Ge-
meindckostgeld ein Zuschuß aus der KreiSkasse
gewahrt wird. Ein Ausschnß der Kreisver-
sammlung soll dic obcrc Lcitung, Bezirksräthe
und Geistliche die spezielle Anfsicht überneh-
men. Die Armenumerstützungslast der Gemein-
den ist übrigens z. Z. eine ziemlich lcichte,
da die arbeitsfähigen Armen überall Gelcgen-
heit zur Arbeit und Verdienst finden. Sie
hat sich im Z. 1865 fast durchgchends vermin-
dert. Da aus den einzelnen Bezirken nur die
Bciträge dcr Gemeinden, und nicht solche aus
Stiftungen angegeben sind, so wird wohl der
nächste JahreSbericht besser geeignet sein, Nähc-
res mitzutheilen. — Besondere Armenhäuser bc-
stehen in sehr vielen Gemeinden, doch bieten
sie oft nur eine schr dürftige Unterkunft. Von
Wohlthätigkeitsanstalten sind hcrvorzuhebcn:
das Hospital in Tanberbischofsheim (Vermögen
191,256 fl.), das Astorhaus in Walldorf (Ca-
pitalien 119.380 fl, Liegenschaften 162,632 fl.),
das katholische Waisenhaus in Ladenburg (108
Morg. Fcld, Haus und Kapitalien 34.000 fl.),
das Armen- und Krankenhaus in Mannheim
(Vermögen 179,396 fl.; Einkommen 123.431fl.),
das kalholische Bürgcrhospital daselbst (357,565
Gulden), das evangel. Hospital das. (170,252
Gulden). Außerdem bestehcn viele Krankenun-
terstützungsvereine und wirken die Frauenver-
eine mit glücklichem Erfolg. — Ueber Hcttel
wird nirgends geklagt, nur Walldürn will eine
Zunahme wahrgcnommcn haben. Zm Bezirks-
amt Sinsheim ift man bemüht, Lokalarmenfonvs
in's Lcben zu rufen und haben bcreits 9 Ge-
meinden damit begonnen.

7. Gesundheitszustand.

a. Kreise Constanz nnd Villingen.

Die Sterblichkeit war im Jahr 1865 größer,
als im Vorjahr. An verschiedenen Gegenden
traten Epidemien und besondcrs Kinderkrankhei-
ten auf; auch das Nervenficber in mehreren Ge-
meinden des Amtsbezirks Donaucschingen und
in der Stadt Constanz; Blattern in einigen
Amtsbezirken, die meninKitis-eerebro-spinalis
mit epidemischem Charakter in den Amtsbe-
zirken Villingen und Donaueschingen. Unver-
hältnißmäßig zahlreichc Todesfälle von Kindcrn
im ersten Lebensjahre bilden eine anffallende
Erscheinung in mehreren Bczirken. Jm Amt

1200 Meter. Dte Herren reiten selbst. DeS Hrn.
I. Moyse's br. Hengst „Gaulois", gkritten von dem
Hrn. Grafen Saint-Sauvkur, nahm anfänglich die

v. Lagrange br. Stute „La Germaine" fiegte, stärk
gekrteben, erst nahe am Ziele. (B. L.-Z.)

Der Tenorist Nicmann ist von dem Berliner
Hoftheater auf Lebenszeit engagirt worden. Der
Theater-Agent Herr Röder hat die Verhandlungen
mit Niemann in Hannover geführt und die „Ein-
verleibung" des Sängers in den preußischrn Künstler-
bund durch Contract vollzogen. Au Gage erhält Nie-
mann jährlich 8000 Thalrr und bei seinem Aus-
scheiden eine Pension von 1800 Thalern.

(VorzüglichcsEntgiftungsmittelgegen
Cholera.) Jm vorigen Zahre hat man älS fol-
chcs in Madriv mit großem Erfolge salpetrige Säure
angcwendet. Eine sehr geringe Menge derselben ge-
nügt, um schädliche Ausdünstungen vollkommen un-
sckädlick zu machen. Selbst Aborte können mit einem
Brei von Sägespänen und V, Pfund gewöhnltcher
Salpetersäure (Schridewaffer) entgiftet werden.
 
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