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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0360

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AuSdruck verliehen, daß dem Volk das Bewußt-
sein der Zusammengehörigkeit nicht verloren
gehen, daß der Gedanke dcr Einigung reifen
werde. Auf der andern Seite hatte Preußen,
nachdem der Dund, den die Akte von 1816 ge-
schaffen, zn bestehen aufgehört hatte, an die
Pfiicht dcr deutschen Staaten erinnert. für die
Einheil der Nation die angemeffene Form zu
finden. Heute, da mir die Ehrc zu Theil wird,
dieses hohe Haus nach seiner Wiederbcrufung
begrüßcn zu dürfen, heute sehen wir den weit-
aus größtcn Theil der deutschen Staaten an
dem Werke ciner einheitlichen Organisation.
Baden ist zur Mitarbeit an der voraussichtlich
allein möglichen Gestaltung Deutschlands nicht
berufen; eS bleibt ihm einstweilen nur die Auf-
gabe, diejenigen Beziehungen zu dem werden-
den Deutschland, welche eS crlangen kann, jetzt
schon zu suchen, die Stellung, welche es an-
nehmen müßte, mit Festigkeit zu behaupten,
und darin sich fähig zu erweisen, ein nützlichcs
und werthvolles Glicd des deutschen Körpers
zu werden. Wenn die großh. Regierung ge-
nöthigt ist, von den Bürgern für dic Gesammt-
heit vorübergchend Leistungen in Anspruch zu
nehmen, welche das in langem Frieden ge-
wohnte Maß etwas übersteigen, so wird die
Nothwendigkeit, den Staatshaushalt itt Ord-
nung zu crhalten, und die Billigkeit, Kriegs-
lasten auszugleichen, von Jhnen, m. HH., wic
von dem Volk nicht verkannt werden. Wenn
cnslich die Vertretung der großh. Regierung
während dcr Vertagung theilweise an andere
Personen übergegangen ist, so beruht dies anf
einer Entschließung Sr. Königl. Hoheit des
Großherzogs, welche durch den Rücktritt unserer
Vorgänger geboten war, und auf unserm Ge-
fühl der Pflicht, dem ehrenvollen Vertrauen des
trefflichen Fürstcn zu folgen.

Ministerialpräsident v. Freydorf legt vor:
1) den am 3. August d. I. zu Würzburg
zwischen Baden uud Preußen abgcschlossenen
WaffenstillstandSvertrag und 2) den
am 17. August d. I. zu Berlin zwischen Ba-
den und Preußen abgeschlossenen Friedens-
vertrag zur Kenntnißnahme und — so weit
nöthig — zur nachträglichen Zustimmung.
Der Miuisterialpräsident begleitet diefe beiden
Vorlagen mit längerem Vortrage, worin er
ausführlich die dcm Friedcn vorausgegangenen
Ereigniffe, soweit sie das Großherzogthum Baven
bctreffen, darlegt. Ministerialpräsid. Jolly legt
vor: 1) cin allerhöchstes Rcscript, wornach zu
den durch mündliche Besprechung zwischen der
großh. Negierung und dem Kammerpräsidenten
zu erledigenden Geschäfteu von Seite der Re-
gierung für die 1. Kammec Staatsminister
Mathy, für die 2. Ministerialpräsident Dr.
Jolly ernannt sind, 2^ einen Gesetzesentwurf
über die Ausgleichung der Kriegskosten.
Der Herr Ministerialpräsidcnt bemerkt am
Schluffe seiner dicse Vorlage begleitenden Rede,
daß das gcgenwärtige Ministerium von den
früher vorgelegten Gesetzesentwürfen, welche
theilweise schon berathen seien, das Preß- und
VcrcinSgesetz und das Schulgcsetz, im Wesent-
lichen unverändert laffen werde, dagegen an-
dere, z. B. die MinisterverantwortlichkeitSgesetze,

bezcichnen zwei write Schollenhügel zwei Schachte.
Jn dem einrn liegen über 400 Soldatenleichen, in
dem anderen 10 Pferde, die eine Granatkugel zu-
sammengeriffen. Einige Schritte gegen die Stadt

zes Holzkreuz empor, daS auf einer Blechtafel dte
ZnsLrift trägt: „K. K. General von Fragnern,
-j- 28. Juni." Jn der Aupa, die vor Skalitz durch
ein üppigeS Wtesentbal fließt, hat noL mancher
Oesterreicher auf dem Rückzuge seinen Tod gefun--
den. Vor ungrfahr acht Tagen wurden auS dem
Mühlgraben auch die Lrichen von zwei Preußen
herauSgefischt, die hier in der Eile de« VerfolgenS
zu Grunde gegangen sein mögen.

(Ein auSgewachseneS Kiud.) Jn P. . .
starb kürzlich die 59jährige Tochter einrr 80jähri-
gen Mutter. An ihrem großen Schmrrze rief dte-
selbe aus: J' hab's eh' g'wüßt, daß man dös Kind
nöt aufbringt."

einer nochmaligen Prüfung unterziehen werde.
Am schmerzlichsten falle es der großh. Regie.
rung, daS Schulgesetz nicht jctzt schon vorlcgen
zu können, allein ein Haupltheil deffelben —
— die Ausbcfferung der Lehrer — sei zur Zeit
nicht vollzichdar; aber er gebe den Lehrern die
bestimmte Erklärung, daß ihnen gegenüber aufge-
schoben nicht ausgehoben sei, die Regierung cr-
kenne die Nothwendigkcit Vcr GehaltScrhöhungcn
und wcrde im nächsten Budget dafürVorsorge tref-
fen. Er hätte auch gerne von der Kammer eincn
außerordentlichcn Credil erbeten, um wenigstens
die Gehalte der am niedersten besoldeten Lehrer
zu erhöhen, aber auch dies sei unlhunlich; je-
doch vielleicht könne durch einen Administrativ-
credit so weit geholfen werben, daß der niederste
Lchrergehalt auf 320 fl. erhöht werde. Nedner
legt noch dic Wahlacten der neu eingclretenen
Abgeordneten Lamey und Helmle vor. —
Staatsminister Matyy legt vor: Die berich-
tigten Budgels der Amortisations- und Eisen-
bahnschuldcntilgungskaffc für 1866/67 unü ei-
nen Gesetzentwurf über die Erhebung eineS
Steuerzuschlags für das Jahr 1867 (Grund-
und Häusersteucr 6 kr., Gewerb- und Classen-
steuer 4 kr. und Capitalstcuer 2 kr.). — Gc-
nerallieutenant Ludwig legl vor einen Ge-
setzentwurf übcr die Bewilligung eincS außer-
ordentjichen Crcdits von 1,066,000 fl. zum
Zweck der Anschaffung von Hinterladungsge-
wehren für das großh. Offizicrcorps und zwar
zur Abäuderung von 19,000 Gewehren zum
Hinterladen (14 fl. das Stück) 266,000 fl.,
zur Neuanschaffung von 20,000 Zündnadelge-
wehren nebst Schießbedarf (40 fl. bas Gewehr)
800,000 fl. Die Summen merden wohl aus
dem Kriegscrcdite von 4,884,000 fl., wovon
nur etwa 3 Mill. verbrauchl worden sind. be-
zogen werden können. Die Abg. Eckhar d und
Achenbach berichten noch üver die Wahlcn
der Abg. Lamey und Helmle, welche für unbe-
anstandet erklärt wcrden. Abg. Lamey wird
sogleich verpflichtet und sodann die Sitzung ge-
schloffen.

x Baden-Baden, 9. Ocl. An die Stelle
des ausgetretenen Abgeordneten Buhl wurde
heute mit 58 von 64 Stimmen Herr Ministe-
riali-Assefsor Eisenlohr als Abgeordneter zur
H. Kammer gewählt. Der Bezirk kann sich
Glück wünschcn zu diesem Wahlergebniß, denn
Herr Eisenlohr ist nicht nnr bekannt als ein
Mann von großer Begabung und reichem Wis-
sen, sondern er gilt auch als ein fefter Charak-
ter. WaS seine politische Richtung betrifft, so
gehört cr der nationalen Partei an, dic in der
Einigung Deutschlands unter der Führung Preu-
ßenS die wahre Wohlfahrt des Gesammtvater-
landes erblickt. Die Ultramontanen sind frei-
lich nicht seine Freunde.

Frankfurt, 7. Oct. Die Mittheilung über
eine Verwahrung des Senats („Heidelb.-Ztg."
Nr. 237) ist geeignet, Mißverständnisse hcrvor-
zurufen. Das „Fr. I." bemerkt darüber Fol-
gendeS: Der Senat hat allerdings eine Ver-
wahrung der Rechte hiesiger Bürgerschaft auf
staatliche Selbstständigkeit und Nnabhängigkeit
niedergelcgt, aber nicht ctwa, wie jcne Notiz
irrig vermuthen lassen könnle, in der Form ei-
nes sörmlichen ProtesteS gegen die stattgefun-
dene politische Veränderung, sondern in der
Weise, wie staatliche Existenzen bei dem Ucber-
gange in eine andere Form die Rechte des frü-
heren ZustandeS zu wahren pflegen. Außerdem
hat der «scnat eine Ansprache an die Bürger-
schaft in Stadt und Land beschloffen, worin er
nach einem Hinweise auf die, Geschichte von
Frankfurt, die großen historischen Ereigniffe in
seinen Mauern, und sein Jahrhunderte alteS
Staatswesen das Bedauern auSspricht, daß die
von allen Seiten als nothwendig erkannte Um-
gestaltung des deutschcn Bundes sich nicht ohne
das Opfer der Selbstftändigkeit FrankfurtS habe
vollziehen lassen, zugleich abcr seinem Vertrauen
auf die Regierung des StaatcS, der die Erfül-
lung der nationalen Hoffnungen DeutschlandS
verheißen, sowie auf die bewahrte Tüchtigkeit
der Frankfurter Bürgerschaft zur Sichcrung ei-
ner hervorragenden Stellung auch unter den
neuen Verhältnissen, und endlich bem Wunsche
einer glücklichen Zukunft derStadt Ausdruck gibt.

München, 8. Oct. Die bereits erwähn-
ten Veränderungen im Kabinetssecretariate be-
stätigen sich. Die Herren v. Psistermelster und

Lutz haben gestern Abend ihre Entlassung er-
hallen; an ihrc Stellen sinv der ehemalige Mi-
nifter v. Neumayr und der Ministerialsecretär
v. Fcilitzsch getreten. Der Cabinetskassier v.
Hofmann wird in Kurzem seinen Posten ver-
lassen oder hat ihn bereits aufgegeben.

Breslau, 9. Oct. Die „BreSlauer Ztg."
bringt ein Telcgramm von dex poln. Gränze
vom 8. d., welches meldct, düß in der Nächt
vom 4. October in Chelm der Bischof der grie-
chisch-unirten Kirche Kalinski und die Mehrzahl
der Kapitelgeistlichen verhaftct und fortgeführt
worden sind.

Oesterreichische Monarchi«.

Wien, 5. Oct. Die Conferenz von Ab-
geordneten der versaffungstreue» Partei trat
heute NachmittagS zu einer Sitzung zusammen.
Nach fast vierstündiger Discuision wurde nach
Maßgabe dcr Vorarbeit, die daS gcstcrn in der
Vorbesprcchnng nicdergcsetztc Comite (Pratobe-
vera, Giskra, Hasncr) gclicscrt, cine Reivlution
beschlossen. Dicse geht »ach ciner uns gewvr-
dcnen Miiiheilung dahin:

.Die Versainmlmia hai fich iii drr Itrbrrzenguna ge-

Behandluiig duich den Reichsrath nlcht gegeben isi. auS-

Zur Fvrmnlirung dieseS allgemeinen SatzeS
in rinem Prvgramm wurde cin Comiie nicdcr-
gesctzt, in wclches gewählt wurden: Freiherr
v. Pratobevera (Obmann), HaSner, Hopsen,
Schindler u»d Skcue. Die Arbcit diescS Co-
mitcs wird die Grnndlagc dcr wcitereu Partei-
thäligkeit bilden. (N. Fr. Pr.)

Wien, 8. Oct. Dic „Ncue sreic Prefle"
veruimmt, der Kaiser habe den Titel: „Köuig
der Lombardei und VenclienS" abgeiehnt und
angcordnet, daß dieje Bezeichnung künftighin
im großen nnd im kleinen Titcl wegsallen iolle.
— Die Wabl znm Gesandten in Florenz schwanke
zwijchk» dem Baron v. Kübeck und dem Gra-
fon Paar.

Prag, Z. Oct. Ucber die Ernennung de»
Grafen Rvtbkirch-Panthen znm Statlhalter von
Böhmen Lußerl sich cin Correspondent der Ost-
seczeitnng also: Groß ist die Mißstimmung,
welchc die Ernennnng deS Grasen Rothkirch-
Panthen zum Statihalter von Böhmen in den
czechischen Kreisen hervorgrrufen hat. Graf
Rothkirch-Panthen ist seiner Herknnst und sei-
ner Bildung nach ein Dentscher und war stetr
ein offcner Anhänger der Februar-Verfassung.
Dic Erncnnung deflelben dcukct auf einen offe-
ncn u»d cntschicdenen Bruch deS MinistcriumS
mit der czcchischen Nationalparlei, und wird
nicht weuig dazu beitragen, die überall im cze-
chischen Elemeni hcrvortrelende Gäbrung zu
steigern. AudererseitS verbürgt stc dem dcut-
schen Element einen mächtigen Schutz gegen die
fanatischen Angriffe der czechischen National-
partei.

Prag, 8. Oct. Jn der lctzten Nacht san-
den wiederholte Ercefle gegen die Jejniten statt;
im OrdenShause wurden Fenstcr eingeschlagen.
Ein Epcedent wurde verhaftel.

I t a l i c n.

Bcrona, 8. Oct. Zn Folge von Lchläge-
reien zwischcn einigen Bürgern nnd österreichi-
schen Soldalen, wvbei einer getödtet und mch-
rcre verwundet wurden, ist von italienischer wie
öst-rreichischcr Seite der BelagerungSzu-
stand proclamirt.

Rom, 8. Oct. Oer Graf v. Flandern ist
hier angekommen.

Neucste N icbriciikcn.

München, 9. Oct., AbendS. Fnr die
baycrischen Truppen, welche im Jahr 18t9 an
dem Feldzug gegen DLnemark Thkil genommen,
ist erst heute ein Denkzeichen gestistel wordcn.

Florcnz, 9. Oct., Nachm. Die „Nazionc"
gloubt, daß die italienischen Trnppen am Ist.
October in Venedig cinziehcn werden, nnd daß
daS Plcbiszit am 21. staltfinden wird.
 
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