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Heidelberger Zeitung — 1866 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-306 Dezember
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https://doi.org/10.11588/diglit.2833#0614

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Vertheidigung 4 Jahre Zuchthaus. DaS Ur-
theil wird am 17. December publicirt werden.

Dresden, 15. Dec. Am 7. und 8. d. M.
ist auch die letzte, erst am 30. April k. I. fäl-
lige Rate der sächsischen Kriegsentschädigung
mit 4 Millionen Thalern unter Abrechnung
dcS vertragsmaßigen Discontos von 5 pCt. in
Berlirr. baar eingezahlt wordeu.

Berlin, 16. Decbr. Ueber den Entwurf
der norddeutschen BundeSverfaffung, der vor-
gestern den Gegenstand eineö Ministerconseils
bildete, bringt die „St. A. Corr." in Erfah-
rung, daß derselbe im Allgemeinen mit Zu-
grundelegung der deutschen Reichsverfaffung
bearbeitet werde, im Abschnitt 1) „das Reich"
nur die durch die Umstände gebotenen Aende-
rungen enthält, während Abschnitt 2 „die Reichs-
gewall", so wie Abschnitt 3 „das ReichSober-
haupt" einer vollständigen Umarbeitung untcr-
zogen worden sind, Abschnitt 4 „der Reichstag"
ist in seinen wesentlichen Theilen dem alten
Gesetze glcichgeblieben, natürlich mit Verände-
rung der Bestimmungen über die Zusammen-
setzung der beiden Häuser, so weit diese durch
die vollkommene Umgestaltung der politischen
Verhältnissc Deutichlands geboten ist. Abschnitt
5 „daS ReichSgericht" und Abschnitt 6 „die
Gewahr der Verfassung" schließen sich, nach
den unS gewordencn Mittheilungen, dem soge-
nannten Dreikönigsentwurf der deutschen Reichs-
verfaffung von l849 an.

Berlin, 17. Dec. Ter König fuhr gestern
dem Könige von Sachsen bis Großbeeren ent«
gegen, woselbst die herzlichstc Begrüßung statt-
fand. Am Berliner Bahnhofe waren die kö-
niglichcn Prinzcn, Graf Bismarck, die Spitzen
der Behörden und dcr französische Gesandte
Benedetti versammelt. Das Grenadierregiment
Kaiser Alexander gab die Ehrenwache und die
Musik spicltc die sächsische Hymne. Heute be-
suchte der König von Sachsen die Kirche.

Berlin, 17. Dec. Der Ministerpräsident
und der Kriegsministcr eröffncten den hannö-
ver'schen Officieren, betreffs erbetener Zusiche-
rungcn sür die Zukunft, daß fie von der kö-
niglichen Milde die Würdigung ihrer Lage er-
warten dürstcn; aus Grund srüherer Instruc-
tionen werde der Generalgouverneur von Han-
nover noch Nähercs eröffnen. Den Herrcn v.
Arentschildt und v. Knesebeck hat der König,
nur frühcrer Bekanntschaft wegen, eine Audienz
gewährt.

Berlin, 17. Dec. Gemäß den prcußischen
Vorschlägen zur Verfassung des norddeutschen
Bundes soll der Fahncneid gegen den Bundes-
Kriegsherrn mit dem Eid der Treue gegen den
Landesherrn combinirt werden. Jm Bundes-
tag wird bei Annahme von Virilstimmen Preu-
ßen eine größere Anzahl L-timmen haben, ctwa
17, mit Nücksicht auf die von dem frühern
Bundestag durch Preußen absorbirten Stimmen.

Düfseldorf, 10. Decbr. Die „Düffeld.
Ztg." schreibt: „Die Rindviehpest schreitet im-
mer voran, und ist innerhalb des dreimeiligen
Rayons der diesseitigen Grcnze ausgcbrochen.
Das für diesen Fall erlaffene Reglement ist
in Kraft gesetzt. Die Militärbehörde ist requi-
rirt, um die Grenzen der Kreise ReeS, Cleve, I

Die Zahl der wahrend des Kriegs von 1866 von
der preußischen Armee erbeutcten Trophäen stellt
sich, nach den bisher angesteütcn und nunmehr zu
Ende geführten Ermittelungen, auf 486 Geschütze
aller Laliber, sowie 31 Fahnen und Standarten
herauS. Außerdem find nahezu 60,000 Gewehre,
BLchsen, Carabiner rc., 10,000 StüL verschiedene
blanke Waffrn, 5000 Centner Pulver, mehr als
2 Millionen Patronen, bedeutende Quantitäten
Eisenmunition, sowie Kriegsmaterial, Bekleidungs-
und Ausrüstungsgegenstände aller Art in einem
Werthbetrag von 15 Millionen Thalern erbeutet
worden.

Jn Nr. 116 des „Statthalters von Schopfheim"
kann man folgendes Jnserat lesen: „Ancrbieten.
Ein Lehrer überläßt seine ganze Schulbesoldung
Demjenigen, der ihm und seiner Familie die un-
entbehrlichsten Kleidungsstücke verschafft. Ueber-
nahmslustige können den Anerbieter bei der Re-
daction des „Statthalters" erfragen."

Der große Tunnel, der unter dem Michigan-
See gegraben worden ist, um Chicago mit Wasser

Geldern und Kempen mit 6 Compagnien Jn-
fanterie und 1 Schwadron Reiterei zu besetzen.

Hannover, 12. Dec. Von Hameln er-
halten wir soeben die Nachricht, daß eS daselbst
am Dienstag zu großen Conflicten zwischen
dem Militär und den zum Markte in die Stadt
gekommcnen jungen Landleuten gekommen. Schon
am Vormittag begann der Skandal, welcher am
Nachmittage zu großem Umfangc gedieh. Die
Soldaten haben von den Waffen Gebrauch ge-
macht. Viele Verwundungen sollen vvrgekom-
men scin. 17 Personen wurden ergriffen und
sollten am nächsten Tage nach Minden geschafft
werden.

Oefterreicbische Monarchre.

Wien, 17. Dec. Die „N. Fr. Pr." mel-
det, daß zum Gesandten nach Florenz Baron
v. Kübeck, nach Kopenhagen Graf Paar, nach
München Graf Trautmannsdorf und nach
Stuttgart Graf Chotek ernannt worden ist.

Pesth, 12. Dec. Wie der „A. Z." mit-
getheilt wird, soll die Siebenundsechziger-Com-
mission bereit sein zur Annahme folgender
Grundlage: 1) die indirecten Steuern, die Zölle
und Monopole (einige Mitglieder der Cömmis-
sion wünschen zur Erhöhung der Steuerfähig-
keit des Landes die Aufhebung des Tabaksmo-
nopols in Ungarn, dagegen starke Besteuerung
des Tabaksbaues und der Tabakindustrie) kön-
nen als Reichsangelegenheiten anerkannt wer-
den. 2) Die Leitung und Organisation der
Armee ist Sache der Krone; der Rekrutirungs-
modus kann um so eher ein gleichartiger sein,
falls die allgemeine Wehrpflicht mil dem Land-
wehrsystem eingeführt wird. Die Bewilligunq
der Rekruten ist jedoch^ein constitutionelles
Recht, an welchem der Landtag festhalten wird.
3) Was die Staatsschulden anbetrifft, so muß
der Landtag stch vorbehalten, die von den Län-
dern der Stephanskrone zu tragende und ;u
garantirendc Quote der Zinsen (nicht des Ca-
pitals, welches als unthcilbar anerkannt wird)
der bestehenden Staatsschulden zu übernehmen.
Die ganze Zinsenlaft zu 128 Millionen Gul-

phanSkrone 60 Millionen Gulden tragen. Jn
Betreff ver künftigen 'StaatSschulden ist eine
Vereinbarung der Quote von»Zeit zu Zeit zu
vereinbaren. 4) Was den Modus der Behand-
lung der gemeinsamen Angelegenheiten anbe-
langt, so muß das Delegationsproject wenig-
stens zur Grundlage und zum Ausgangspunkt
dienen.

A r a u k r e i ch

Paris, 12. Dcc. (Die französ. HecrcS-
neugestaltung. Schluß.)

Beftlmmung des GesetzeS vom 21. März 1832 gestattrt.
D^S ^LoSkaufen^wird^ bei^^halten, .allei^üi^ Zadl^d^

! zu verseben, ist vollendet. Derselbe ist fast 2 Mei-
! len lang und zieht fich 80 Fuß unter bem Bette
deS Sees, zunächst unter einer Thonschichte, hin.
Die Arbeiten begannen am 17. März 1864 und
wurden ohne einen einzigen Unfall zu Eude geführt.
Der Tunuel faßt 57 Mtllionen Gallonen Waffer
und wird im Frühjahr zugletch mit den zur Ver-
theilung des WasserS durch die Stadt aufgestellten
Maschinen der Benutzung übergeben werden.

Zu Walldorf bet Wieslock findet fich auf dem ^
Kirchhofe etne alte Grabschrtft originellen Jnhalts, i
welche lautet:

Hier liegt unsere Magd Anna,

Sie hat gar selten geputzt dte Pfanna; !
Der HERR Sei Jhr Gnädig,

Sie war sehr Unflätbtg

Jm Leben, bat auch gar oft gezankt,

Bis sie der Gugnck hat gclangt:

Lieber Leser, geh weg von hier,

Sie zankt sonst auß dem grab mit Dir. i

dei. Vergleichen wir dieseö L-Ystem mit dem heute br-
stehenden. Die Allersklasse lieferl 160,000 kräfticle junge
Leule von 20 Jahren. Davon werden 100,000 Manu
alljährlich zum Contingent genommen und die 60,000
andern sinü von jeder militärischen Last befreil. WaS
die Dauer des Dienstes anbetrifft, so ist fie 7 Jahre
mrd eS^ist w^rend dieser Zeit das Heirathen untersagt.

eine Vermehrung der Neserve um 200,000 Mmln. Der

225.000 Mann der Reserve, die nicht vor dem 27. Jahre
heiraihen dürfen, 5 mal 225,000 — 1,250,000 Jahre

jungcn Lenie verheiralhen, und geht man von ^ieser

Zeit der Ehelosigkeit für die 225,000 Mann der jetzi-
gen Reserve ^um 3^Ja^reawrnnt^ein^ Vorthei^.

E n g I a n S

London, 14. Dec. Die Berichte aus Au-

§ Theaternotiz.

Unsere Theaterdirection entwickelt für die Feier-
tage eine rühmenswerthe Thätigkeit. Während, wie
bereits erwähnt, die „Frau in Weiß" einstudiert
wird, wird gleichzeitig mit vielem Fleiß Mehul'S
herrliche Oper„Jakob und seine Söbne" vor-
bereitet. Au» ein neues Lustspiel von vr. Girndt
l „D 1" und dte Nestroy'sche Posse „Zu ebener

und dürfen wir mtt Reckt auf die ausgezeichnete
Leistung ver Fräulein Pichon in der Titelpartie
aufmerksam machen.

Mannheim, 16. Dec. Theater-Repertoire
vom 19. December bis 1. Ian. Mittwoch, 19. Dec.:
„Jakob und seine Söhne". Freitag, 21. Dec.:
„Cymbeltne". Sonntag, 23. Dec.: „Verschwender".
Mittwoch. 26. Dec.: „Afrikanerin". Freitag. 28.
Dec.: „Götz von Berlichingen". Sonntag, 30. Dec.:
„Lied von der Glocke" (Oper). Dienstag, 1. Jan.:
„Ballnacht". Vorzubereiten: „Audtth". Ver-
lobt".
 
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