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Heidelberger Volksblatt (1) — 1868

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Nr. 34 - Nr. 42 (3. Oktober - 31. Oktober)
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https://doi.org/10.11588/diglit.43805#0151
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14⁴⁷ —

Kauzlei üührte und ihm alles Vorgefallene berichtete.
Norrmann zeigte ſich tief. erſchüttert, einen Augenblic
war er keines Wortes mächtig
„Abſcheul ich!“ rief er endlich. „Mir das zu
thun! Ich. aulchrecke vor den Strafurtheilen, die un-
ausbl eiblich ſind!
„Wo iſt er, warum kommt er nicht, mich zu begrüßen?“
Moller theilte ihm die Vorgänge zwiſchen dem Di-

rektor und Michael mit, auch daß dieſer noch danieder

liege, daß; er ſich jedoch heut ſchon wieder. wöllig bei
Bewußtſein befinde, und; wohl in einigen Tagen das
Lazareth werde verlaſſen können.
„Tas Lazareth!“ ief Norrmann erſtaunt und er-
zürnt. „Und. warum liegt er im Lazareth? Warum
nicht in meiner Wohnunge Vater, Sie wiſſen, wie
ſehr ich ihn liebe!“
„Curt, Du redeſt ſonderbar!“ ſagte Moller. „Wie
würde der Direktor exlauben, einen Gefangenen
„Gefangenen?“, unterbrach ihn der Oberinſpektor.
„Michael iſt kein Gefangener mehr. Seit dem Tage
meiner Abreiſe wurde mir verſichert, ſei die Begnadi-
gung; und Auerdnung ſof ortiger Dreilaſſung in den
Händen des Direktors.“—
„Jedenſalls giſt dieſelbe nicht ausgeführt worden/
verſebte Moller, „denn Michailowitſch
kRicht Sikaß en.“
Ohne ein Wort ſtürmte Curt in die Wohnung
des Direktors. Dieſer erſchrack als er des Obetin-
tors rieſige Geſtalt ſo. plötzlich und mit ſo drohender,
zorniger Geberde in ſein. Zimmer⸗ treten ſah. Norr-
miann aber ließ ihn gar nicht zur Rede kommen.
„Seit drei Tagen befindet ſich die Begnadigung
des Michael Michailowiiſch in Ihren Häͤnden, warum
iſter nicht eutlaſſen 2 rief er hefuig.
„Die, Ereigniſſe!“ ſtotterte Jerſowich.
ſen Sie denn? — Kennen Sie die Ereigniſſe?“«
„Leider kenne ich die durch Ihre: Grauſamkeit her-
beigekührten Ereigniſſel Doch Sie hatten einen gan-
zen Tag vorher den Befehl der ſofortigen Entl laſſung
des Mich ailowitſchin Händen . keine Entſchuldigung:
Sie ſind ein elender, verbrecherif ſcherer Wicht und meine
Geduld mit. Ihnen, iſt: am Ende! Ich werde Sie da-
hin aht wohin Sie gehören.
„Ach! Mein Gott, Sie werden mich. doch nicht
ungiüdlich machen um ſolcher Kleinigkeit willen?“
„Kleinigkeik? Iſt es eine Kleinigkeit,
den Armen, nachdem Sie ihn,
gepeinigt haben, meuchleriſch um's Leben bringen woll-

ten? Iſt es eine Kleinigkeit, daß Sie die Gefangenen

bis zum Wahnſinn reizen durch Ihre Grauſamkeit?

Daß Sie die gefangenen jungen Weiber zu Ihren Lü-

ſten mißbrauchen und ſie, wenn davon geſprochen wird,
bis aufs Blut peitſchen laſſen?,
keit, daß Sie die Regierung beſtehlen und betrügen,
Sie ſrommer Mann?“
Jerſowich war keines Wortes mächtig, ſein ganzer
zahl. ſchlotterte vor Angſt, ſein Antlitz war leichen-
ahl ö

vs kann ſich ereignen,“ fuhr Norrmann ſort, „daß

Sie ſelbſt noch in dieſem Hauſe unter den Stoc des
iig.

Direktor.
„ Und Michael?“ fragte er plötzlich.

chailowitſch, verkünden ihm
bittenzihn, wegen der ihm zugefügten! Kränkungen in
Gegenwart der Sträflinge um Verzeihung.

zu große Härte hervorgeruſen zu haben,
ch iſt bis jetzt. noch ö

nur nicht! *

„Ach! Wiſ-

daß Sie
wo Sie nur gekonnt,

Iſt es eine Kleinig“ ö

Profoßen kommen, den Sie 0r vi-
geſetzt habenn·
„Ach Gott, mein Feſus, hilf mir!- ſtammelte v
Er warß ſich- vor Norrmann nieder. „Ich
Sie ſollen

flehe Sie an, verderben Sie mich! nicht!“

Alles beſtimmen; ich will gar keine Macht! mehr haben,
will mich ganz hren. Willen fügenz machen Sie mich

nur nicht⸗unglücklich!“ Schonen Sie mich!“
„Nein,“ ſagte der Oberinſpektor, ohne ihn aufſtehen

3² heißen, „es widerſtrebt meinem Gewiſſen, einen
Böſewicht, wie Sie länger zu ſchonen-

Dennoch bewog Norrmann die hündiſche Demukh/

welche Jerſowich zeigte, ſeine entſetzliche Angſt und ſein
flehentliches Bitten, mehr aus Ekel als aus Mitleid,

ihm Bedingungen zu ſtellen.
„Gut,“ ſagte er, „Sie * jezt mit mir zu Mi-
ſeine Be; madigung und

Ferner
werd' ich Ihnen ein Brief an die Regierung auſſetzen,

in welchem Sie um milde Urtheile für die Aufſtändi-

ſchen bitten und Sie geſtehen, dieſen Aufſtand⸗ durch
auch für die
Zukunft ein milderes Verfahren ver ſprechen. Endlich

überlaſſen Sie mir die ſämmtlichen hier zjetzt nöthigen

Anordnungen und enthalten ſich jeder Leigenmächigen
Beſtimmung von Strafen. Wollen Sie?“
„Ja, ja, ich! will 1— Le „Lerderben Sie c

D eitzint Ro/ Gannegießern, iie is Se dann
hufrirde mit d'r neie Mammſel, die Se uff ie Mie li
nicht Hotte — ö
 
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