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D'r Nagglma
Gott ſei Dank, d'r Win-
terbelznickl is widder ab-
gereiſt, ſchreibt d'r Man-
nemer „Lorenz.“ Mit Sack
un Pack. Iwer Nacht is'r
bleede gange. Wann'r norr
ke Retourbill jett im Sack
hott! — Alle Reſchbekt
vor dem Gaſcht, der uns
deß Johr die Ehr g'ſchenkt
hott. E greeßerer Kon-
kurrent in „Eis“ dirft
unſere Zuckerbäcker noch
nit uff'm Hals g'ſeſſe hawe.
Ja, alle Reſchbekt vor dem
Eisbär! Vor dem Holz-
un Schteenkohlefreſſer.
Awer wie g'ſagt: Wann'r
norr nit nochemool retur
kummt un ſein Abſchidds-
viſitt macht. Ich drau noch ;
nit. Er is mer ſo Hals
iwer Kopp gange. Er kennt
aach norr en „Ausflug“ gemacht hawe. Gott ſo
Er hott uns genug Eisblumme an die Fenſchter gemoolt.
Märzeveilcher wolle mer jetzt ſehe! — Unſere Glitt-
ſchuhklubbdäämcher hott'r iwerigens de dickſchte Schtrich
durch die Erechnung gemacht! Die hibſche Schtindcher
der vierhändige Hallifaxſchtudie ſinn jetzt zu Waſſer worre!
Deß Eis, uff dem ſo mauch zart Daamehändche g'fiehrr
un ſchtill gedrickt worre, id jetzt ſchunn in Holland: So
vergänglich is Alles. Die arme Meedle! Es war ihr
eenzig Vergniege! Geſchtern Mittag ſeh ich eeni de naße
Fin zer zum Fenſchter nausſchtrecke. Vermuthlich, um zu
unnerſuche, ob ſich's Wetter noch nit gedreht? Ob mer
ke Nordwind kriche? — Freilein, ſag ich, dreeſchte Se
ſich. Noch is d'r Mannemer Glittſchuhklubb nit ganz
verloren. In d'r neelſchte Schtadtverordneteverſamm-
lung werr ich de Andrag ſchtelle: Gletſchereis kuume
zu loſſe, um die Rennwiſſe zur Eisbahn mit einzurichte.
Un wann's die hitzigſchte Debatte gibt! D'r Schtadt-
rooth muß aach for deß ſorge! De ganze Summer
durch muß ſich die hibſch Daamewelt uff'm Eis rumm-
dummle kenne! — Ja, d'r Summer ſcheint deß Johr
dem Winter hart uff'm Fuß noochzukumme. Wenigſchtens
veröffemlicht die Freiburger Zeitung vom 12. Febr.
ſchunn e Ortsbolizeilichi Vorſchrift: Das Baden
in öffentlichen Waſſern betreffend! ö
Daß ſo e langweiliger Winter aach ſein korzweilige
Wintergſchichte mitbringt, heere mer alle Dag im Werrths-
haus. So eſſe un drinke ſich per Exempl drei anſcheinend
noowle Herrn innere hiefige Reſchtauration bummbsſatt,
un erſuche dann die Kellnerin um die un die Zeitung.
ier.
. g'ſchichte. — No, die Verlegenheit
ihr Rechnung zu zahle. Weiter hat es keinen Zweck! —
E anner Werrthshausbildche! Segt Eener zum Annere
am Tiſch: Du, willſcht was verdiene? — Warum nit 2
ſegt die alt Faasnacht. Wer braucht aweil ke Geld! —
No, ſegt d'r erſchte, do drag emool g'ſchwind meiner
Fraa die zwee Haaſe heem, die ich draus im Hof hin-
g'henkt hab. — Die alt Faasnacht geht alſo in de Hof,
henkt die zwee Haaſe ab, geht widder retur durch die
Werrthsſchtubb mit, un will an d'r Einſchenk vorbei,
zum Haus naus. — Jeſſes, ſegt jetzt die Madamm, was
was ſoll's dann mit meine zwee Haaſe do gewe? Ob'r
ſe glei widder in de Hof henkt, odder 's gibt Scheffe-
„in der die alt Faas-
nacht mit denne zwee Haaſe in d'r Hand in d'r Werrth-
ſchaft g'ſchtanne, — Lauter Winterg'ſchichte, Männer! —
Zur Abwechſlung im Pälzer Dialekt iwerigens hier
aach emool e G'ſchicht in ſächſiſcher Mundart. Alſo
wie 8' eme Sachs uff ſeiner Rees in d'r Schweiz gange
is. Natierlich vun'em ſelwer verzählt:
„Ja, ſähn Se, alter Bruder, die Schweiz iſt ein
ſähre ſcheenes Land, aber en Bischen beſchwärlich. Denn
ſäyn Se, wenn mer ſo den ganzen Tag uff Geberge her-
umgeklettert iſt, un meent, nu kummt en Wärthshaus,
ſo kummt erſcht widder e Bärg, und dann noch eener
und dann immer noch ke Wärthshaus. Nu härer Se,
ſähn Se, war ich ſehr froh, wie ich Sie Abends endlich
uf den Weißenſteen kumme, nachdem ich den ganzen Tag
in den verfluchten Steenfelſen herumgekraxelt war. Na,
dacht ich, jetzt läßt de Dir aber och nicht abgehen, dacht
ich und fraͤgte gleich den Wärth: Was hawen Se denn
vor Bier? — den wiſſen Se, ich bin das Tresdener
Schlößchen gewöhnt! No, Bier hatt er gar keens nicht,
dahergegen Wein. Das fängt gut an, denk ich, denn wiſ-
ſen Se, ſo en Schweizerwein, des is Sie gerade, als ob
mer Sie en lebendigen Igel à paar Mal durch die Gor-
gel zöge. No, ich beſtelle Sie en Schnitt Wein und ſage
Laſſen Se mer ooch e Baar Bemmchen ſchmieren. No,
da machte awer der Wärth Oogen, Stellen Sie ſich
vor, kuteſter Bruder, wußte där Chriſtenmenſch nich,
was eene Bemme iſt. Ja ſe ſind noch weit zurück in
der Gultur, da unten. Ich frage weiter: „Hawen Se
denn Putter?“ „Anken?“ frägt er. Niſcht, ſag ich, Put-
ter will ich, ſag ich, un nich etwa im Großen, ſag ich,
ſo vor e Mahlzeit, ſag ich. Da miſchte ſich en fremder
Härre in unſern Diſchkurſch, ich gloobe, es war een
Engländer, ſähre fein, nobel, er ſaß Sie in Hemdärmeln
da und roochte eene lange Feife mit nen Waſſerſack von
Horn. Erlooben Se, ſagt er, hier in der Schweiz ſagt
man ſtatt Putten „Anken.“ — Na, nu bitte ich Sie,
haben Sie ſchon von e unterrichteten Menſchen ſo'ne
chemeine Sprache gehört? Ich verlange Se werkich nicht,
daß er ſo en kutes Hochdeitſch ſpricht, wie mir Leibz'⸗
ger, awer was zu viel is, is zu viel — Anken ſtatt
Putter! Na, um mei Rede nich zu vergeſſe, ich beſtelle
Die Zeitung liggt awer im Leeslokal im zwette Schtock.
Die Daam im weiße Scherzl verſchwinv alſo un kummt
dann mit'm Blatt zurick, um zu bemerke, daß die drei ö
noowle Herrn eewefalls verſchwunde ſinn, un zwar ohne
Sie Anken und Brod und frage weiters: „Hawen Se
denn vielleicht Kuhkäſe?“ — „Ja wohl!“ ſagte der
Wärth, un geht fort. Na, un was meenen Se, hat er
mir darauf gebracht? Bringt ſie der Kerl Schweizerkäſe!“
Druck, Verlag und für die Redaction verantwortlich: G. Geiſendörfer.
D'r Nagglma
Gott ſei Dank, d'r Win-
terbelznickl is widder ab-
gereiſt, ſchreibt d'r Man-
nemer „Lorenz.“ Mit Sack
un Pack. Iwer Nacht is'r
bleede gange. Wann'r norr
ke Retourbill jett im Sack
hott! — Alle Reſchbekt
vor dem Gaſcht, der uns
deß Johr die Ehr g'ſchenkt
hott. E greeßerer Kon-
kurrent in „Eis“ dirft
unſere Zuckerbäcker noch
nit uff'm Hals g'ſeſſe hawe.
Ja, alle Reſchbekt vor dem
Eisbär! Vor dem Holz-
un Schteenkohlefreſſer.
Awer wie g'ſagt: Wann'r
norr nit nochemool retur
kummt un ſein Abſchidds-
viſitt macht. Ich drau noch ;
nit. Er is mer ſo Hals
iwer Kopp gange. Er kennt
aach norr en „Ausflug“ gemacht hawe. Gott ſo
Er hott uns genug Eisblumme an die Fenſchter gemoolt.
Märzeveilcher wolle mer jetzt ſehe! — Unſere Glitt-
ſchuhklubbdäämcher hott'r iwerigens de dickſchte Schtrich
durch die Erechnung gemacht! Die hibſche Schtindcher
der vierhändige Hallifaxſchtudie ſinn jetzt zu Waſſer worre!
Deß Eis, uff dem ſo mauch zart Daamehändche g'fiehrr
un ſchtill gedrickt worre, id jetzt ſchunn in Holland: So
vergänglich is Alles. Die arme Meedle! Es war ihr
eenzig Vergniege! Geſchtern Mittag ſeh ich eeni de naße
Fin zer zum Fenſchter nausſchtrecke. Vermuthlich, um zu
unnerſuche, ob ſich's Wetter noch nit gedreht? Ob mer
ke Nordwind kriche? — Freilein, ſag ich, dreeſchte Se
ſich. Noch is d'r Mannemer Glittſchuhklubb nit ganz
verloren. In d'r neelſchte Schtadtverordneteverſamm-
lung werr ich de Andrag ſchtelle: Gletſchereis kuume
zu loſſe, um die Rennwiſſe zur Eisbahn mit einzurichte.
Un wann's die hitzigſchte Debatte gibt! D'r Schtadt-
rooth muß aach for deß ſorge! De ganze Summer
durch muß ſich die hibſch Daamewelt uff'm Eis rumm-
dummle kenne! — Ja, d'r Summer ſcheint deß Johr
dem Winter hart uff'm Fuß noochzukumme. Wenigſchtens
veröffemlicht die Freiburger Zeitung vom 12. Febr.
ſchunn e Ortsbolizeilichi Vorſchrift: Das Baden
in öffentlichen Waſſern betreffend! ö
Daß ſo e langweiliger Winter aach ſein korzweilige
Wintergſchichte mitbringt, heere mer alle Dag im Werrths-
haus. So eſſe un drinke ſich per Exempl drei anſcheinend
noowle Herrn innere hiefige Reſchtauration bummbsſatt,
un erſuche dann die Kellnerin um die un die Zeitung.
ier.
. g'ſchichte. — No, die Verlegenheit
ihr Rechnung zu zahle. Weiter hat es keinen Zweck! —
E anner Werrthshausbildche! Segt Eener zum Annere
am Tiſch: Du, willſcht was verdiene? — Warum nit 2
ſegt die alt Faasnacht. Wer braucht aweil ke Geld! —
No, ſegt d'r erſchte, do drag emool g'ſchwind meiner
Fraa die zwee Haaſe heem, die ich draus im Hof hin-
g'henkt hab. — Die alt Faasnacht geht alſo in de Hof,
henkt die zwee Haaſe ab, geht widder retur durch die
Werrthsſchtubb mit, un will an d'r Einſchenk vorbei,
zum Haus naus. — Jeſſes, ſegt jetzt die Madamm, was
was ſoll's dann mit meine zwee Haaſe do gewe? Ob'r
ſe glei widder in de Hof henkt, odder 's gibt Scheffe-
„in der die alt Faas-
nacht mit denne zwee Haaſe in d'r Hand in d'r Werrth-
ſchaft g'ſchtanne, — Lauter Winterg'ſchichte, Männer! —
Zur Abwechſlung im Pälzer Dialekt iwerigens hier
aach emool e G'ſchicht in ſächſiſcher Mundart. Alſo
wie 8' eme Sachs uff ſeiner Rees in d'r Schweiz gange
is. Natierlich vun'em ſelwer verzählt:
„Ja, ſähn Se, alter Bruder, die Schweiz iſt ein
ſähre ſcheenes Land, aber en Bischen beſchwärlich. Denn
ſäyn Se, wenn mer ſo den ganzen Tag uff Geberge her-
umgeklettert iſt, un meent, nu kummt en Wärthshaus,
ſo kummt erſcht widder e Bärg, und dann noch eener
und dann immer noch ke Wärthshaus. Nu härer Se,
ſähn Se, war ich ſehr froh, wie ich Sie Abends endlich
uf den Weißenſteen kumme, nachdem ich den ganzen Tag
in den verfluchten Steenfelſen herumgekraxelt war. Na,
dacht ich, jetzt läßt de Dir aber och nicht abgehen, dacht
ich und fraͤgte gleich den Wärth: Was hawen Se denn
vor Bier? — den wiſſen Se, ich bin das Tresdener
Schlößchen gewöhnt! No, Bier hatt er gar keens nicht,
dahergegen Wein. Das fängt gut an, denk ich, denn wiſ-
ſen Se, ſo en Schweizerwein, des is Sie gerade, als ob
mer Sie en lebendigen Igel à paar Mal durch die Gor-
gel zöge. No, ich beſtelle Sie en Schnitt Wein und ſage
Laſſen Se mer ooch e Baar Bemmchen ſchmieren. No,
da machte awer der Wärth Oogen, Stellen Sie ſich
vor, kuteſter Bruder, wußte där Chriſtenmenſch nich,
was eene Bemme iſt. Ja ſe ſind noch weit zurück in
der Gultur, da unten. Ich frage weiter: „Hawen Se
denn Putter?“ „Anken?“ frägt er. Niſcht, ſag ich, Put-
ter will ich, ſag ich, un nich etwa im Großen, ſag ich,
ſo vor e Mahlzeit, ſag ich. Da miſchte ſich en fremder
Härre in unſern Diſchkurſch, ich gloobe, es war een
Engländer, ſähre fein, nobel, er ſaß Sie in Hemdärmeln
da und roochte eene lange Feife mit nen Waſſerſack von
Horn. Erlooben Se, ſagt er, hier in der Schweiz ſagt
man ſtatt Putten „Anken.“ — Na, nu bitte ich Sie,
haben Sie ſchon von e unterrichteten Menſchen ſo'ne
chemeine Sprache gehört? Ich verlange Se werkich nicht,
daß er ſo en kutes Hochdeitſch ſpricht, wie mir Leibz'⸗
ger, awer was zu viel is, is zu viel — Anken ſtatt
Putter! Na, um mei Rede nich zu vergeſſe, ich beſtelle
Die Zeitung liggt awer im Leeslokal im zwette Schtock.
Die Daam im weiße Scherzl verſchwinv alſo un kummt
dann mit'm Blatt zurick, um zu bemerke, daß die drei ö
noowle Herrn eewefalls verſchwunde ſinn, un zwar ohne
Sie Anken und Brod und frage weiters: „Hawen Se
denn vielleicht Kuhkäſe?“ — „Ja wohl!“ ſagte der
Wärth, un geht fort. Na, un was meenen Se, hat er
mir darauf gebracht? Bringt ſie der Kerl Schweizerkäſe!“
Druck, Verlag und für die Redaction verantwortlich: G. Geiſendörfer.