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Heidelberger Zeitung — 1900 (Januar bis Juni)

DOI Kapitel:
Nr. 51-77 (1. März 1900 - 31.März 1900)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37613#0243

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^ Erscheint täglich.
sonntags ausgenommen.

. Preis
Mit Familienblättern
monatlich 56 Pf.
y. liei in's Haus gebracht,
^urch die Post bezogen
vierteljährl. 1.25 Mk.
"^schließlich Zustellgebühr.

^rnsprech-'

Anschluß Nr. 82.


JnsertionSgebühr
15 Pf. für die lspaltige
Petitzeile oder deren Raum.
Für hiesige Geschäfts- und
Privatanzeigen bedeutend
ermäßigt.
Gratis-Anschlag
der Inserate auf den Plakat-
tafeln der Heidelb. Zeitung
und den Plakatsäulen.
Fernsprech-Anschluß Nr. 8g

51.

Bestellungen
""f die Heidelberger Zeitung für den Monat März werden
allen Postanstalten, den Briefträgern, den Agenten, bei
Trägern in der Stadt, sowie in der Expedition,
Untere Ncckarstraße 21, angenommen.
Bezugspreis: monatlich nur 50 Pfg., frei in's Haus
Fracht; durch die Post bezogen für den Monat März,
^nn am Schalter abgeholt, 42 Pfennig, mit Zustellgebühr
7^ Pfennig weiter.

Febr

Wochen - Chronik.
(Vom 18. bis zum 24. Februar.)
18. : Prinz Heinrich wird in Kiel durch einen großen
Fackelzug geebrt. .....
19. : In isolge eines Streikes der böhmischen Kohlenarbetter
herrscht in Sachsen eine empfindliche Kohlennolh.
20. : Ter Kaiser von China empfangt das diploma-
tische Corps und zeigt damit, daß er noch lebt.
20. : In der Deputirlcnkammer erklärt der französische
K r t e g s m i n i st er. daß durch eine geringfügige
Aenderung des französ. Gewehres dieses alles gegen«
wärtig an Kriegsgewehren Existirendc übertreffe.
21. - Der Kronprinz hat sein Abiturieittenexamen ab-
gelegt.
21. : Der Reichstag nimmt einen Antrag auf Aufhebung
des Dictaturparagraphen im Reichsland
trotz der Einsprache des Reichskanzlers in erster und
zwetter Lesung an.
22. : Der Burengeneral Cronje ist von den Engländern
bei Paardeberg am Modderstuß gestellt und hat
schwere Kämpfe zu bestehen.
23. : Das preuß. Staalsministerium hat den Privatdozenten
Dr. Arons in Berlin, der die sozialdemokratische
Parteikasse mehrfach unterstützt hat, aus seiner Stel-
lung entfernt.
24. : Das Befinden des Centrumsführers Dr. Lieber
hat sich erheblich gebessert.

Deutsches Reich
, — Nach einer Berliner Meldung des Daily Telegraph
n K a ise r Wi lh e lm Tele gr am m e an die Königin
"d den Prinzen von Wales und berührte in herzlichen,
Mündlichen Ausdrücken den Erfolg des Lords Roberts.
Meldung klingt nicht sehr glaublich,
h — Essen und Trinken scheint manchmal den Sozial-
demokraten verhängnißvoll zu werden. Vor einigen
^"hren wollten die Genossen bekanntlich einigen ihrer Ab-
^°rdnx,x„ den Kragen, weil sie sich im Restaurant
. Fessel an einer Kost erlabt hatten, die nicht grade prole-
, >sch ist. Sie zogen sich damals mit Mühe and Noth
der Schlinge, indem sie Vorgaben, sic seien nur zu
T^udienzwecken ö" Dresse! gegangen, um sich einmal mit
genen Augen davon zu überzeugen, wie die Bourgeois
^ Geld der Arbeiter verprassen. Jetzt sollen vier Ge-
.Msen „fliegen", weil sie als Stadtverordnete von Elms-
. sich dem Anträge, den Oberprästdeuten v. Köller durch
^'Festessen z» 20 Mk. das Gedeck zu bewirthen, nicht
haben. Die vier Stadtverordneten sollten in der
. adtverordnctenversammlung das nachträgliche Bedauern
er djx Abstimmung aussprechen. Einer trat aber aus
r Partei aus und die andern verweigerten den Canossa-

o » Nun verlangt der Vorwärts deren Ausschließung
^er Partei.
tz. deutscher Reichstag. Berlin, 28. Februar. Dritte
h^thung des Antrags Winterer und Genossen auf Aus-
zug des Dictaturparagraphen.
Wetter le (Elsässer): Prinz Hohenlohe habe vor seiner
pg," öffentlich erklärt, daß er für die Aufhebung des Dictatur-
*ü>ak, stwic jeder Ausnahmebestimmung für Elsaß-Loth-
lunm" ü^uuen werde. Ein Anachronismus sei es, wenn ein
"Erfahrener Mann, der nicht einmal das Assessoren-
a„fbestanden habe, über den Kopf alter ergrauter Beamter
hohen Verwaltungsposteu gestellt werde.
^a», V alle st r e m fordert den Reder auf, zur
Hvhen?ü Er könne wohl die Stellung des Prinzen
drm», Ze zum Dictaturparagraphen erörtern, nicht aber dessen
Zck Verhältnisse.
der Ä- Wett er le (fortfahrcnd): Der Statthalter habe vor
Lion77"hl erklärt, der Diclaturparagraph würde binnen drei
p>ied,» sttffkchoben werden, wen« der Abgeordnete Preiß nicht
krejsx.ilEwählt würde. Preiß sei aber zur Ehre seines Wahl-
Veisni., ch Mieder gewählt worden. Redner sucht nun durch
^rftzb,!? ö" erweisen, daß der Paragraph ohne Rücksicht auf die
tverde ""l! Oer öffentlichen Ordnung häufig chikanös angewendet
'M Halley tritt den Ausführungen des Vorredners
Stgtt?°,entgegen. Die Angabe über die Erklärungen des
ttefs, fft-skrs betreffend die Aufhebung des Dictaturparagraphen
»,."'cht zu.
Oer A.', llin g er (Elsässer): Prinz Hohenlohe habe mit
ÄLhi»°"b>'ung der Antrages Winterer den Absichten seiner
^»klick entsprochen. Hier zeige es sich wieder, wie be-
öu wähtEn hervorragende Staatsbeamte zu Volksvertretern
"ürd der Antrag mit großer Mehrheit gegen die
der Rechten angenommen.

auf
ß

die erste Berathung des Antrages Küchly ai
für lc,??elu ng der Wahlen zum LandeSausschu
Ah« M?olÜringen.
Vüsing (ntl.): Die Nationalliberalen seien nicht in
,.«ß da« Antrag zu unterstützen. Wir sind der Ansicht,
Elsak.<,Ls",rlue gleiche direkte Wahlrecht bei den Verhältnissen
^Mrnen wh h den deutsch-feindlichen Elementen zugute


D^°mmeu.

^ ^hr: erledigte dann eine Reihe Petitionen. Morgen
'-tat des Auswärtigen.

Doilllttsks, Lei, 1. Mälz

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
nachgenannten Königlich Preußischen Offizieren den Orden vom
Zähringer Löwen verliehen, und zwar: a) das Ritterkreuz erster
Klaffe: dem Major Wilhelm Reff, aggregirt dem Infanterie-
Regiment Graf Barfuß (4. Westfälischen) Nr. 17; b) das Ritter-
kreuz zweiter Klasse mit Eichenlaub: dem Hauptmann z- D. Karl
Knenzer, Bezirksoffizier beim Landwehrbezirk Saargemünd und
dem Hauptmann z. D. Hermann Seldner, Bezirksoffizter beim
Landwehrbezirk Molsheim.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Geheimenrath III. Klaffe Dr. Philipp Ernst von Chelins in
Karlsruhe das Kommandeurkreuz zweiter Klasse des Ordens
Berthold des Ersten verliehen, dem Ministerialrath Otto Ball-
weg in Karlsruhe die Erlaubniß zur Annahme und zum Tragen
des ihm verliehenen Ritterkreuzes erster Klaffe des Großherzoglich
Sächsischen Hausordens der Wachsamkeit oder von: weißen Falken
ertheilt und den Jngeniurpraktikauten Theodor Bär in Walds-
hut zum Regierungsbaumeister bei der Wasser- und Straßenbau-
verwaltung ernannt.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben die
Landgerichtsräthe Julius Breitner in Mosbach und Christian
Krebs in Konstanz in gleicher Eigenschaft nach Freiburg versetzt,
sowie mit Wirkung vom Tage des Dienstantritts den Oberamts-
richter Dr. Ludwig Waltz in Müllheim zum Landgerichtsrath
in Frciburg ernannt und den Oberlandesgerichtsrath Eduard
Müller in Karlsruhe infolge seiner Ernennung zum Reichs-
gerichtsrath auf den 28. Februar d. I. aus dem Großherzoglichen
Staatsdienste entlassen.
— Während seither an Sonntagen und an gebotenen
Feiertagen Eilgüter Nachmittags m der Zeit von 3'/, Uhr
ab angenommen und abgegeben wurden, findet mit Wirkung vom
1. März ab an den gedachten Tagen Nachmittags eine Oeff-
nung der Eilgutschalter nicht mehr statt. Durch diese Maß-
regel, welche im Einverständniß mit dem größeren Thsil der
Handelskammern Badens getroffen worden ist, wird es möglich,
einem Theil des Eisenbahnpersonals in höherem Maße als bisher
Sonntagsruhe zu gewähren.
— Die Direktion der Großbcrzogl. Akademie der bildenden
Künste in Karlsruhe, die in diesem Jahre mit der Verwendung
des aus der Stiftung des Frhrn. v. Biel zur Hebung der Fresko-
malerei fließenden Z-nsencrträgnisseS von 3000 Mk. beiraut ist,
fordert Kunstfreunde, welche in Württemberg, Baden, Hessen,
Hohenzollern, Elsaß-Lothringen wohnen und dort ein Haus be-
sitzen, in welchem sie einen Raum durch Freskomalerei geschmückt
haben möchten, auf, sich bis zum 1. Mai d. I. bei ihr schriftlich
zu melden und Mittheilung zu machen über:
1. den darzustellenden Gegenstand und die gewünschte Art der
Darstellung (Figureubild, Landschaft, Dekoration),
2. Größe, Gestalt, Lage des Raumes, bezw. der Wandfläche,
durch Einsendung eines Grund- und Aufrisses,
3. die Höhe der Summe, welche sie etwa bei größerer Aus-
dehnung der Arbeit beizusteuern gewillt sind.
Die Kosten für die Vorbereitung der Wandfläche, Herstellung
der Gerüste und der nöthigen Requisiten hat der Besteller zu
tragen.
Aus diesen Meldungen wählt die Akademie der bildenden
Künste die am passendsten scheinende aus und beauftragt einen
ihrer Schüler mil deren Ausführung.
Karlsruhe, 28. Febr. Heute früh empfing der
Großherzog den Staatsmiuister Dr. Nokk, welcher die
Trauerbotschaft von dem plötzlichen Hinscheiden des Ge-
heimen Ralhs Professor Dl. Georg Meyer von der juri-
stischen Fakultät der Universität Heidelberg überbrachte.
Auch Prinz Karl eilte zum Großherzog zur Mitlheilung
der schmerzlichen Nachricht, tief betrübt über diese» Verlust
für die Erste Kammer. Der Großherzog telegraphirte seine
treue Theilnahme an die Wittwe des Verstorbenen, sowie
an den Prorektor der Universität. Nachmittags besuchten
die Großherzoglichen Herrschaften die Professoren Schurth,
Fchr und Schmidt Reutte an der Akademie der bildenden
Künste in ihren Ateliers. Um 6 Uhr nahmen Ihre König-
lichen Hoheiten au dem Abeudgottesdienst in der Schloß-
kirche Theil, bei welchem Pfarrer Menton von Breiten die
Predigt hielt. Nach dem Gottesdienst empfingen die Höchsten
Herrschaften den genannten Geistlichen.
Ausland.
Rußland. Petersburg, 28. Febr. Die russische
Telegraphenagentur meldet: Die Nachricht von der
Kapitulation Cronjes ist von allen Bevölkerungs-
schichtcn mit tiefem Kummer ausgenommen worden.
Soweit Preßstimmen vorliegcn, ergreifen alle leiden-
schaftlich gegen England Partei, namentlich die leitenden
Blätter sprechen die Meinung aus, Europa dürfe einer
weiteren Vergewaltigung nicht länger ruhig zusehen. Der
Moment zur Intervention sei gekommen. Diejenige Macht,
welche die Initiative ergreife, werde sich mit unvergäng-
lichem Ruhm bedecken.
Afrika. So sehr man in England von der Kapi-
tulation Cronje's auch befriedigt ist, so warnen die
englischen Blätter doch eifrig davor, das Ereigniß zu
überschätzen. Der Krieg sei damit noch nicht aus. Roberts
werde noch mehrmals zu siegen haben, bis die Buren klein
beigeben. Von Seiten der Buren liegt noch keine Aeußernng
vor, die sich auf Cronje's Kapitulation bezieht. Man
weiß also nicht, wie das Ereigniß auf die Buren gewirkt
hat und wie es von ihnen aufgefaßt wird. Die Kämpfe
bei Paardesbcrg haben die Briten ca. 1000 Mann ge-
kostet. — Inzwischen hat Buller auch auf dem öst-
lichen Kriegsschauplatz einen Fortschritt für England
zu verzeichnen. Noch bei dem Kampf in der Nacht von
Freitag zu Samstag erging es den Engländern dort übel.
Es wird darüber berichtet: Die Kämpfe dauerten die ganze
Nacht von Freilag auf Samstag. Einige Kompagnien
der Bataillone Jnniskillmg, Dublin und Connaught hatten
sich in dem ersten Schützengraben der Buren am Abhange
eingenistet und verschanzt. Die Buren, die sich aus den
Gipfel zurückgezogen hatten, drangen später wieder auf

19VV.

den Flanken der Irländer vor, die, von drei Seiten fort-
während unter Feuer gehalten, sich die ganze Nacht bis
9 Uhr Morgens unter schwersten Verlusten behaupteten
und gegen 10 Uhr Morgens von der Brigade Lyttleton
entsetzt wurden. Der Kommandeur und ein Stabsoffizier
der Jnniskillings, der Kommandeur der Dublin-Füsiliere
und der Kommandeur der Walliser Füsiliere fielen, 2S2
Mann waren todt oder verwundet, und nur fünf Offiziere
und hundert Mann erwiderten beim Appell den Namens-
aufruf. Nach einer Meldung des Daily Telegraph wurde
am Sonntag Waffenruhe vereinbart, um die Tobten zu
begraben. Nach Beendigung des Waffenstillstandes machten
die Buren einen entschlossenen, aber erfolglosen Angriff
auf Fort Wylie, das gegenüber Colenso am Flußufer
liegt. Das Feuer dauerte mehrere Stunden. — Am
28. Februar konnte Buller dann einen Erfolg melden.
Die Depesche, ans der wir einen Auszug gestern hier
durch Extrablatt verbreiteten, lautet:
Hauptquartier in Hlannow - Ebene, 28. Februar:
Bartons Brigade stürmte und nahm gestern Abend
den Gipfel von Pielershill und umging so in gewissem
Grade den linken Flügel des Feindes. Die vierte und
die elfte Brigade unter General Warren machten einen
Angriff gegen die Hauptstellung des Feindes, welche
bei Sonnenuntergang in glänzender Weise genommen
wurde. Es wurden 60 Gefangene gemacht; der Feind
ist nach allen Richtungen zersprengt worden.
Wir hoffen, daß die britischen Verluste nicht groß sind.
Die Station Pieters, die General Buller nun-
mehr besetzt haben dürfte, ist von den Vorposten der in
Ladysmith belagerten Besatzung nur noch 9 Klm. entfernt,
und eine Ausnahmestellung, auf der die geschlagenen Buren
aufs Neue dem vordrängenden Entsatzheere den Weg ver-
legen könnten, scheint erst die Linie Middle Hill über
Besters Farm zum Jsimbulwhanaberg (Bulwanaverg) zu
bieten. Sie ist jedoch nur 5—6 Klm. von der Stadt
selbst entfernt, und wenn die eingeschlossene Division
White noch einige Initiative hat, was die letzten heliogra-
phischen Meldungen behaupten, so müßten die Buren dort
eine Schlacht mit zwei Fronten schlagen, deren Ausgang
nach menschlichem Ermessen für sie hoffnungslos wäre.
— Unter den mir Cronje gefangenen Buren-
offizieren befindet sich auch Major Al brecht vom
Oranje-Freistaat. Albrecht, ein preußischer Gardefelüwebel,
ist der Reorganisator und Commandeur der Artillerie
des Freistaates. Auch die ehemaligen preußischen Leut-
nants v. Heister und v. Dewitz befinden sich unter den
Gefangenen. Die Zahl der erbeuteten Geschütze (15)
dürfte in England enttäuschen. Darunter ist keines der
schweren Positionsgeschütze, die den britischen Truppen so
großen Schaden zufügten, es sind nur neun kleine Ein-
pfünder, drei 7,5om. Kruppsche Feldgeschütze und zwei
oder drei Maximkanonen.

Sitzung des Bürgerausschusses vom 28. Februar.
Heidelberg, 1. März. Der Vorsitzende, Oberbürger-
meister Dr. Wilckens, eröffnete die gestrige Sitzung kurz
nach 3 Uhr. Anwesend sind 86 Mitglieder des Ausschusses.
Oberbürgermeister Dr. Wilckens: Wir stehen heute unter
dem frischen Eindruck tief erschütternder Trauerfälle. Am 9. d. M.
ist einer unserer Stadtverordneten, Herr Schmiedmeister Josef
Weigel, welcher mehrere Jahre hindurch als treues und zuver-
lässiges Mitglied der Gemeindevertretung angehört hat, von dem
Schicksal betroffen worden, unmittelbar nach seiner Wiederwahl
in den Bürgerausschuß aus diesem Leben scheiden zu müssen.
Der frühe Heimgang dieses tüchtigen und wackeren Mannes wird
von uns aufrichtig beklagt. Heute Morgen aber haben wir zwei
weitere Angehörige dieses Collegiums durch den Tod verloren,
die zu unseren hervorragendsten Mitbürgern gezählt haben. Der
eine derselben, eines der verdientesten Mitglieder dieser Versamm-
lung, eine Leuchte der Wissenschaft und eine Zierde der Univer-
sität, ein Mann, dessen 'Namen in dem öffentlichen Leben unseres
engeren wie unseres weiteren Vaterlandes stets mit den höchsten
Ehren genannt worden ist, Herr Gcheimrath Professor Dr. Georg
Mey er, eben erst wieder durch das Vertrauen seiner Mitbürger
in die Gemeindevertretung gewählt, ist infolge eines Schlag-
anfalles plötzlich von uns geschieden. Wir empfinden die Größe
des Verlustes aufs tiefste und schmerzlichste und betrauern in
dem Heimgegangenen einen der ausgezeichnetsten Männer unserer
Stadt. Wenige Stunden nachher ist Herr Stadtrath L e i m b a ch
in die ewige Heimath hinübergegangen. Auch er war gerade
wieder als Mitglied der städtischen Verwaltung neu berufen
worden, der er seit 1887 seine volle Arbeitskraft mit
größtem Verständniß für unsere comnmnalen Aufgaben
sowie mit bestem Erfolg gewidmet hatte. Was er für
unsere städtischen Angelegenheiten bedeutet, und mit welcher
Energie er die Interessen der Stadt auch im Landtag stets
vertreten hat, ist uns allen bekannt. Keine Arbeit war ihm zu
viel, keine Anstrengung zu groß, wenn cS sich um das Wohl
Heidelbergs handelte. Noch in den letzten Jahren setn-S Lebens
hat er mit einem Fleiß und einer Ausdauer ohne Gleichen eine
in sozialer Beziehung höchst wichtige und bedeutsame Aufgabe,
die nähere Feststellung der Wohnungsverhältnisse in unserer
Stadt, in wirklich vortrefflicher Weise gelöst, und in einem Briefe»
den er unmittelbar, ehe er sich einer schweren Operation unter-
zog, an mich schrieb, und in dem er für alle Fälle von mir Ab-
schied nahm, hat er mir noch die Wetterführung dieses Werks
dringend ans Herz gelegt. Es ist ein in der That unersetzlicher
Verlust, welchen die Stadt durch das Hinscheiden dieses hoch-
verdienten Mannes erlitten hat. Lassen Sie uns, meine Herren,
das Andenken unserer Tobten dadurch ehren, daß wir uns von
unseren Plätzen erheben.
Im Wetteren erlaube ich mir die aus Anlaß der letzten Gc-
meindewahlen in das Kollegium neu eingetretenen Mitglieder
aufs herzlichste zu begrüßen, indem ich zugleich der Hoffnung
Ausdruck gcve, das; sie mit uns im Interesse einer ersprtehlichen
Weiterentwicklung Heidelbergs in gedeihlicher Weise zusammen-
arbeiten werden. Die Aufgaben, welche an die Stadt herantreten.
 
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