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Heidelberger Zeitung (43) — 1901 (Januar bis Juni)

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Nr. 51-76 (1. März 1901 - 30. März 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.37096#0448

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Augenblick verlassen» wo seine amtliche Ehre angegriffen worden
sei und zwar mit einem Amtsbruder zusammen. Alles, was
die Abgeordneten gegen ihn vorgebracht, sei vollkommen thöricht.
Der Vizepräsident rügt diesen Ausdruck.
Abg. Slocker (fortfabrend): Ich weise auf eine Aeußerung
von Singeis Associs, Rosenlhal, über die Nähmädels hin.
(Große Unruhe rechts.) Singer habe das Geschäft darum nicht
verlassen. Redner fragt, ob ein solcher Mann das Recht hat,
einem anderen Gewissenlosigkeit vorzuweifen. Es sei eine Sünde
gegenüber der ganzen sozialdemokratischen Partei, wenn sie einen
Arbeitgeber von solcher Vergangenheit zu ihrem Präsidenten
macht. Das sei ein Beweis, daß die sozialdemokratische Partei
das Recht verwirkte, von sozialen Reformen zu reden und sich
als rechtschaffen und gewissenhaft zu bezeichnen. (Ostentativer
Beifall rechts.)
Abg. Singer (Soz.) führt aus: Die Firma, der ich an-
gehöre, hat nie nach Rosenthals Redensart gehandelt. In dem
Prozeß sei das von Zeugen feitgestellt uud zwar von christlich-
sozialen Arbeitern. Daß er persönlich nichts mit der Sache zu
thun habe, gehe daraus hervor, daß der Redakteur einer Zeitung
wegen Verleumdung zu 600 Mk. verurteilt wurde. Wie sicher er
sich fühle, gehe daraus hervor, daß er Stöcker antworte und ihn
angreife. Stöcker habe sich niemals entgehen lassen, eine als grobe
Unwahrheit und Verleumdung zurückgewiesene Thatsachs unter dem
Deckmantel der Objektivität wieder anzusühren. (Lebhafter Bei-
fall bei den Sozialdemokraten.)
Der Vizepräsident ruft Singer zur Ordnung.
Abg. Bebel (Soz.) wird in seinen Ausführungen wiederholt
vom Vizepräsidenten zur Ordnung gerufen und durch Zwischenrufe
unterbrochen. Bebel erklärt, Singer sei ein Ehrenmann, wenn
Singer dieselben Eigenschaften besäße wie Stöcker, hätten wir ihn
längst aus der Partei hinausgeworfen.
Der Vizepräsident ruft Bebel zur Ordnung.
Nach einer Bemerkung des Staatssekretärs Grafen Posa-
dowsky über die Lage der Steinbrucharbeiter erklärt Abg.
Stöcker: Es sei grenzenlos gemein, ihn mit der Angelegenheit
Hammersteins zusammenzubringen, mit der er nicht das Geringste
zu thun hatte. Daß Singer seiner Partei Geldmittel zur Ver-
fügung stellte, glaube er, auch daß er deshalb zum Präsidenten
der Partei gewählt wurde. (Heftige Zurufe links.) Aus sozial-
demokratischen Gründen heraus können sie ihn doch nicht zum
Präsidenten gewählt haben. Sie haben an ihrer Spitze einen
Mann, der in schamlosester Weise Grundsätze aufstellt! (Unter-
brechung durch laute Zurufe links. Stadthagen ruft: „Meineids-
Pfaffe!") Stöcker wird zur Ordnung gerufen. (Die Staats-
sekretäre v. Goßler und v. Podbielski betreten den Saal.)
Abg. Stöcker fährt fort: Singer und seine Partei passen
zu einander. (Großer Lärm.)
Abg. Bebel (Soz.): Schlimmer wie über Stöcker seitens
der Richter geurteilt wurde, könne überhaupt nicht geurteilt
werden. (Sehr richtig! links.) Es sei unerhört, wenn Stöcker
behauptet, wir machten einen solchen Menschen zu unserem
Präsidenten, welcher Grundsätze anerkenne, wie Rosenthal. (Großer
Lärm). Es sei eine bodenlose Gemeinheit, wenn Stöcker sagt,
wir hätten Singer zum Präsidenten gemacht, weil er der Partei-
kasse seine Mittel zur Verfügung stellt. (Ordnungsruf des Prä-
sidenten! Großer Lärm!) Die heutigen Verhandlungen zeigten,
daß Stöcker nicht tiefer sinken konnte, als er heute gesunken ist!
(Ordnungsruf des Präsidenten.) Er sei der Meinung, daß man
es hier mit einem Mann zu thun hat, der nicht mehr verant-
wortlich ist für das, was er sagt. (Großer Lärm.)
Der Präsident ruft Bebel zum dritten Mal zur Ordnung,
da er aber bereits seine Rede geschloffen hat, tritt die gcschäfts-
ordnungsmäßige Folge nicht in Kraft.
Abg. Stadthagen (Soz.) wirs mit großem Halloh be-
grüßt. Der Präsident bittet wiederholt um Ruhe. Redner führt
aus: Es komme ihm vor, als wenn Stöcker absolut die Be-
deutung des Eides nicht kenne. (Große Heiterkeit! Sehr richtig!)
Der Präsident ruft den Redner zur Ordnung.
Nach kurzer Erwiderung Stöckers schließt die Diskussion.
Beim Etat des Reichsgesundheitsamls bittet Abg. G am p (Rp.),
eine Enquste über die Krebskrankheit zu veranstalten und im
Volkskalender zu veröffentlichen.
Staatssekretär Dr. Graf v. P o fadowsk y: Es habe sich
eine wissenschaftliche Vereinigung zur Erforschung der Krebs-
krankheit gebildet. Man werde jetzt der Wahrheit näher kommen.
Beim Etat des Reichsheeres fragt Abg. Lunert (Soz.) an,
inwieweit Entschädigungen an die Soldaten gezahlt werden, die
im Dienst mißhandelt werden.
Generalleutnant v. Viebahn: Bei Mißhandlungen sei in
einzelnen Fällen eine Rente gewährt worden.
Beim Marineetat äußert sich Abg. v. Kardoff (Reichsp.)
über die Preise der Panzerplatten.
Abg. Singer (Soz.) greift den Vorredner scharf an und
wird dabei zur Ordnung gerufen.
Nachdem noch Staatssekretär v. Tirpitz auf Anregung des
Abg. Schwartz-Lübeck (Soz.) die Vorgänge beim Untergang! des
„Gneisenau" dargelegt, wird gegen 7 Uhr die Fortsetzung der 3.
Beratung des Etats auf morgen Vormittag 11 Uhr vertagt.
Württemberg.
Stuttgart, 20. März. Der Landtag ist heute
zusammengctreten.

Aus der Karlsruher Zeitung.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben den
nachgenannten Königlich Preußischen Hofbediensteten in Berlin
die folgenden Auszeichnungen verliehen, und zwar: a. die kleine

erinnern, da das „Bratwurstglöckle" nächstens das Jubi-
läum seines 500jährigen Bestandes feiern wird.
Mit Wehmut und mit Neid mird so mancher Wirt auf
eine Stätte blicken, die ein halbes Jahrtausend eine un-
geschwächte Anziehungskraft auf das Publikum ausgeübt hat.
— Bismarck uud Kaiser Friedrich. Der langjährige
englische Botschafter in Berlin, Sir Eduard Malet schreibt
in seinen Memoiren: „Am Tag nach dem Tod des Kaisers
Friedrich hatte ich Fürst Bismarck einen Besuch abzustatten.
Wir spazierten den langen, gedeckten Gang, der den Gurten
der historischen Wohnung des Kanzlers in der WilhelmS-
straße flankiert, auf und ab, und ich muß gestehen, ich war
erstaunt über die Bewegung, die er verriet; nicht nur
waren seine Augen tkübe, sondern Thränen rollten seine
Wangen herab. Die ganze Szene war seltsam; denn wäh-
rend diese stillen und unwiderleglichen Zeugen seines
Schmerzes unsere ganze Unterredung begleiteten, wurde
über den Tod, der ihn verursachte, kein Wort zwischen
uns ausgetauscht. Unsere Unterredung hatte mit diesem
Gegenstand zu thun, — aber wir legten uns einen schmerz-
lichen Zwang auf, den Namen des Kaisers nicht zu nen-
nen, damit sich nicht unser Geschäft, das erledigt werden
mußte, in Thränen auflöse."
— Johann Sebastian Bach (geb. 21. März 1685).
Welcher Reichtum! Welche Fülle an Kunst! Welche Kraft,
Klarheit und dennoch prunklose Reinheit sprechen aus diesen
einzigen Musikwerken! In ihnen ist das ganze Wesen, der
ganze Gehalt der deutschen Nation verkörpert! Richard
Wagner über I. S. Bachs ^Passionen".

goldene Verdienstmedaille: dem Offizianten Karl Franz und
dem Schloßgardisten Klein; b. die silberne Verdienstmedaille
den Lakaien Josef Birkenfeld und Otto Vorpahl, dem
Leibgendarmen Eduard Obermeit, dem Schloßgardisten Her-
mann Booske und dem Marstallkutscher Philipp.
— Seine Königliche Hoheit der Großherzog haben dem
Königlich Preußischen Hauptmann a. D. Karl Theodor Ludwig
Michaslh, Gutsbesitzer zu I,» Orangs aux Ilois bei Metz, die
Erlaubnis zur Annahme und zum Tragen des ihm verliehenen
Königlich Preußischen Roten Adler Ordens vierter Klasse, dem
Bankier Gustav Krautin ger in Genua die Erlaubnis zur An-
nahme und zum Tragen des ihm verliehenen Ritterkreuzes des
Ordens der italienischen Krone erteilt.
— Betriebssekretär Oskar Vollmar bei der Zentral-
verwaltung wurde zur Versetzung der Stationsverwalterstelle nach
Herbolzheim versetzt, Güterexpeditor Jakob Sebold in Mann-
heim wurde auf sein Ansuchen aus dem Staatsbahndienst ent-
lassen.
Karlsruhe, 20. März. Der Großherzog erteilte
heute Vormittag von 10 Uhr an bis halb 1 Uhr Audienzen
darunter dem Regierungsbaumeister Biehler in Eberbach,
und dem Verwalter des akademischen Krankenhauses Ober-
rechnungsrat Trunzer in Heidelberg. Prinz Hermann von
Sachsen-Weimar und seine Tochter Prinzessin Olga trafen
heute Mittag halb 1 Uhr aus Stuttgart hier ein. Einer
Einladung der Großherzoglichen Herrschaften folgend, wird
der hohe Besuch bis Freitag Vormittag hier bleiben. Die
Weimar'schen Herrschaften haben die Wohnung im soge-
nannten Küchenbau des Großherzoglichen Schlosses be-
zogen. Heute Nachmittag 3 Uhr empfing der Großherzog
und die Grobherzogin eine Abordnung des Münsterbau-
vereins Ueberlingen, bestehend aus dem Bürgermeister Betz
in Ueberlingen, dem Erzbischöflichen Baudirektor Meckel in
Freiburg und dem Stadtpfarrer Dr. Freiherrn von Rüpp-
lin in Ueberlingen, behufs Vorlage und Erläuterung des
Projekts für die Restauration des Münsters. Die Groß-
herzogin besuchte mit den Sachsen-Weimar'schen Verwandten
später den Kunstverein, wonach dieselben mehrere Besuche
machten. Heute Abend findet ein großes Hofkonzert statt,
zu welchem über 200 Einladungen ergangen sind.

Ausland.
Oesterreich-Ungarn.
Pest, 20. März. Eine an den Thoren der Universität
angeschlagene Kundgebung besagt, daß die Vorlesungen
bis auf weiteres suspendirt sind. 111 Mitglieder des
großen Ausschusses der christlichen Universitätsjugend über-
reichten dem Rektor eine Denkschrift, worin sie erklären,
daß sie zur Anbringung der Kruzifixe von niemand ange-
stiftet worden seien, sondern aus eigenem Antriebe in vollem
Bewußtsein der Folgen ihrer That gehandelt hätten. Der
Rektor ordnete gegen alle 111 Mitglieder das Disziplinar-
verfahren an.
Pest, 20. März. Heute Mittag feuerte ein Mensch
auf den Leiter der Gendarmertesektion im Landesver-
teidigungsministerium, Feldmarschallleutnant Jablanczy,
der von ihm auf der Straße ein Schreiben nicht annehmen
wollte, mehrere Revolverschüsse ab. Zwei Vorüber-
gehende ergriffen den Menschen und führten ihn auf die
Polizei, wo er gestand, daß er Johann Gall heiße und
früher Oberleutnant bei der Gendarmerie gewesen war. Er
wollte Jablanczy aus Rache töten, weil er ihn ohne Grund
entlassen habe. — Nach weiteren Meldungen über den
Mordanfall auf den General Jablanczy versagte der Revolver
Gals. Jablanczy zog sofort den Säbel und verletzte den
Attentäter durch einen Hieb über die Schulter. Darauf
erfolgte die Verhaftung.
Aus Stadt und Land.
Heidelberg, 21. März.
-I- Aus dem Stadtrat. In der gestrigen Stadtratssitzung
wurden u> a. folgende Gegenstände zur Kenntnis bezw. Erledi-
gung gebracht:
1. Zum Abgeordneten der hiesigen Stadt zur Kreisversamm-
lung an Stelle des verstorbenen Herrn Stadtrats Leimbach wurde
Herr Siadtrat A. Rodrian gewählt.
2. Die Verbrauchssteuern haben im Januar 12 356 Mk. 39 Pfg.
ertragen.
3. Im Januar d. I. wurden im Schlachthause 422 Stück
Großvieh, 23S2 Stück Kleinvieh und 1 Pferd geschlachtet, auf
dem Viehhof aber 103 Stück Großvieh und 1903 Stück Kleinvieh
zum Verkauf gebracht.
4. Das Ergebnis der Holzversteigerung vom 14. d. Mts. mit
einem Erlös von 19740 Mk. 45 Pfg. wurde genehmigt.
5. An der Lokalzugs-Haltestelle „Jägerhaus—Wolfsbrunnen"
soll seitens der Bahnverwaltung eine Verbesserung der Bahnsteig-
anlage vorgenommen und im Zusammenhang damit der untere
Wolssbrunnenweg, sowie die städtische Wasserleitung etwas gegen
den Berg verschoben werden, .womit sich der Stadtrat einverstan-
den erklärt.
6. Anläßlich der bevorstehenden Sicherungsbauten an der hiesigen
alten Neckarbrücke sollte während der Bauzeit der Personenverkehr
über den Neckar mittelst Nachen aufrecht erhalten werden.
Auf eine bezügliche Vorstellung des Stadtrats Vom28. v. Mts.
hat aber die Großh. Oberdirektion des Wasser- und Straßen-
baues mit Erlaß vom 17. d. Mts. die Herstellung eines Fuß-
gängersteges nunmehr angeordnet.
/X Frühlingsanfang. Einige Tage umwehte uns sanfter
Frühlingshauch, aber heute, bei Frühlingsanfang waren die
Dächer des Morgens weiß. Allerdings kann sich der Schnee nur
an begünstigten Stellen halten, im übrigen zerläuft er, sodaß wir
einen feucht-kühlen Frühlingsanfang haben.
X GewerbegerichtssttztMg vom 1. und 15. März. 1. I. S.
des Maschinisten Ludwig Welker gegen Schreinermeister Adolf
Bussemer dahier wegen Auszahlung des zurückbehaltenen Lohnes
von 10 Mk. und Zahlung einer Entschädigung von 21 Mk. wegen
Bruchs des Arbeitsverhältnisses wurde der Kläger mit der er-
hobenen Klage abgewiesen, nachdem der Beklagte in begründeter
Weise eine Gegenforderung in der Höhe dieser beiden Beträge
geltend gemacht hatte. 2. I. S. des Maurers Konrad Wolf in
Schlierbach gegen Maurermeister Friedrich Adelhelm in Neuen-
hcim wegen einer Forderung von 39 Mk. 10 Pfg. für gelieferte
Steinhauerarbett, hat sich der Kläger während der Verhandlung
entfernt unter Verzicht auf die Weiterführung der Klage. 3. I. S.
des Glasergehilfen Christian Bresch gegen den Glasermeister
Georg Brauch dahier wegen einer Lohnforderung von 1 Mk 40
Pfg. und 13 Mk. 20 Pfg. Entschädigung wegen kündigungsloscr
Entlassung zahlte der Beklagte dem Kläger während der Verhand-
lung den Betrag von 2 Mk. aus, worauf sich die Parteien unter
Verzicht auf weitere Verhandlung entfernten. 4 I. S. des
Bäckergehilfen Ernst Schlegel gegen Bäckermeister Friedrich Blaich
dahier wegen einer Lohnzahlung von 8 Mk. wurde die Angelegen-

heit aus Ausbleiben des Klagers rn der Hauptverhandlung für
beruhend erklärt. 5. I. S. des Taglöhners Lorenz Sidon gegen
Bierbrauer Theodor Rapp zum goldenen Füßchen dahier wurde
der Beklagte entsprechend dem kläg-rischen Antrag zur Zahlung
der gesetzlichen Entschädigung von 13 Mk. 20 Pfg. wegen kündi-
gungslosen Entlassens des Klägers verurteilt. 6. I. S. des
Damenschneiders Otto Schilder gegen die Näherin Anna Klein
dahier wegen Zahlung einer Entschädigung von 5 Mk. 40 Pfg.
wegen kündigungslosen Verlassens der Arbeit wurde die Beklagte
zur Zahlung dieses Betrages verurteilt. 7. I. S. des Tapezier-
gehilfen Karl Hensinaer gegen Tapezier Ferdinand Jäger dahier
wurde Letzterer zur Zahlung einer Entschädigung von 14 Mk an
den Kläger verurteilt, weil er denselben vor Ablauf der Kündi-
gungsfrist ohne gesetzlichen Grund entlasten hat. 8. I. S des
Küchenchefs Ernst Schetelich gegen Gastwirt Georg Gamber zum
Prinz Max dahier wegen einer Lohnzahlung von 8 Mk und
Zahlung einer Entschädigung von 30 Mk infolge kündigungsloser
Entlassung nahm der Kläger im Laufe der Verhandlung seinen
Antrag wieder zurück. Ohne Zuzug von Beisitzern wurden vom
1. bis 15. März noch folgende Streitfälle erledigt: 9. I. I.
des Kutschers Karl Weiß gegen Fabrikant Anton Klotz hier wegen
Zahlung von 90 Mk. infolge Entlassung vor Ablauf der Kündi-
gungsfrist einigten sich die Parteien dahin, daß der Kläger seinen
Lohn bis zum 13. Febr. l. I. ausbezahlt erhält und bis zum
12. März die innehabende Wohnung beim Beklagten beibehält.
10. I. S. des Hausburschen Karl Uhl gegen A. Elasten, Wirt
zum städt. Saalbau wegen Zahlung von 12 Mk 50 Pfg. Lohn
erklärte sich Beklagter zur Zahlung von 5 Mk. bereit, womit
Kläger sich schließlich auch begnügte. 11. I. S. des Metzgerge-
hilfeu Ferdinand Christ gegen Metzgermeister Heinrich Koch in
Neuenheim wegen Zahlung von 18 Mk. einigien sich die Parteien
auf den Betrag von 12 Mk., nachdem Beklagter eine Gegenforde-
rung geltend gemacht hatte. 12. I. S. des Maurers Georg
Stotz gegen Maurermeister Michael Bach wegen einer Lohnzah-
lung von 2 Mk. 52 Pfg. erklärt sich Beklagter zur Zahlung von
2 Mk. bereit, worauf der Kläger auf die Mehrforderung verzichtete.
Vefitzwechsel. Frau Dr. Beicher in Neuenheim verkaufte
das Haus Brückenstraße 32 an Herrn Georg Geiser hier. Der
Verkauf geschah durch Kaufmann Georg Morr hier. M -
** Verbrüht. Ein 2'/z Jahre altes Kind des in NeuenhetM
wohnhaften Eisenbahnschaffners Wagenblaß riß am 18. ds. einen
Eimer mit kochendem Wasser um, wobei sich das Kind derart ver-
brühte, daß es in der Luisenheilanstalt, wohin es verbracht
wurde, starb.
-H- Abgestürzt. Im Garten der Villa Zimmer stürzte
gestern ein 16jähriger Gärtnergehilfe von einem Baum herunter
und trug durch diesen Fall eine Kno chenzersplitterung
am linken Schienbein davon.
K- — Polizeibertcht. Eine von einer auswärtigen Behörde wegen
Betrugs verfolgte Person wurde hier festg enommen.
Nuhloch, 17. März. (Sommertags fest.) Der hiesige
Turnverein „Jahn" unternahm es, in diesem Jahre zum ersten«
male „einen So mmertag" zu veranstalten. Um 2 Uhr wurde
der nach Hunderten zählende Zug der Kinder bei der katholische»
Kirche am Ende des Dorfes ausgestellt. Die Kinder trugen den
bunten Ringelstecken mit Apfel und Bretzel und sangen: „Strih,
strah, Stroh, der Summertag isch do!" Voran schritt die Feuerwehr-
kapelle. An der Linde vor dem Rathaus löste sich der Zug auf.
760 Bretzeln waren gebacken worden und wurden bei der Auf«
lösung des Zuges an die teilnehmenden Kinder verteilt. Zahl-
reiche Fremde aus den Nachbargemeinden hatten sich eingefunden.
L.U. Karlsruhe, 20. März. (Bürgermeisterwahl) Heute
Vormittag wurde Bürgermeister Krämer einstimmig mit 6b
Stimmen zum zweiten Bürgermeister gewählt.
Aus Baden. In Triberg erhielt der Gefängniswärte*
von zwei ausgebrochenen Häftlingen aus Siegen eine vergnügte
Ansichtspostkarte.
Heidelberger Vereinsangelegeirheiterr.
L Der Gemeinnützige Verein hielt gestern Abend bei guter
Beteiligung im Gartensaale der Harmonie seine Jahresversamm-
lung av. Zunächst berichtete Hr. Herm. Müller über de»
Stand der Kasse. Bei einem Vortrag von Mk. 7164.08 betragen
die Einnahmen des Vereins Mk. 11598 87, darunter Mk. 3503
Mitgliederbeitrage und Mark 267 39 für Zinsen; die Aus-
gaben belaufen sich auf Mk. 6291.65, sodaß die Rechnung
mit einem Kassenvorrat von Mk. 5807.22 abschließt. Die Rechnung
war von den Rechnungsprüfern, Bankdirektor Dün ke l und Buch-
händler Karl Groos, geprüft und richtig befunden worden,
worüber Direktor Dünkel berichtete, indem er gleichzeitig deM
Rechner für seine Mühewaltung und ausgezeichnete Kassenfüh-
rung dankte. Dem nunmehr verlesenen Berichte des Vorsitzenden,
Privatmann Max Klingel, über die Thätigkeit des Vereins
im verflossenen Jahre entnehmen wir Folgendes: Das voM
Verein 1896 erstmals herausgegebene und letztes Jahr in zweite*
Auflage erschienene Büchlein, „Acht Tage in Heidelberg >
erfreute sich eines so guten Absatzes, daß der Verein di*
Herausgabe einer englischen Uebersetzung beschlossen hat; ein*
solche wurde von Jnstitutsvorsteher Dr. Holzberg in Gemein'
schaft mit Hrn. und Frau Direktor Catty in uneigennützige*
Weise hergestellt und befindet sich augenblicklich im Druck. De*
Gemeinnützige Verein wird auch die Ausgabe einer französisch***
Uebersetzung im Auge behalten. — Die drei elektrisch betriebenes
Straßenuhren, deren Beschaffung aus Vereinsmitteln m
einer am 6. Juni 1900 abgehaltenen außerordentlichen HaUp*'
Versammlung beschlossen worden war, sind inzwischen an ihrer»
Bestimmungsorte angebracht worden und erfüllen ihren Zweck M
allgemeiner Befriedigung. Von einer Aufstellung weiterer dr*>
Uhren im Rohrbacher und Becghetm er Viertel, sowie im Stadt-
teil Neuenheim mußte der Verein des hohen Kostenaufwandes
wegen absehen, auch wollte er erst abwarten, ob die Art der Aus-
führung sich bewähre. Sofern es nicht in der Absicht der G*'
meindeverwallung liegen sollte, die weitere Aufstellung solch**
Uhren selbst ins Werk zu setzen, wird der Verein den Gegensta»"
gern im Auge behalten und die genannten Stadtbezirke mit d*tz
gleichen Uhren ousstattcn, sobald die hierfür erforderlichen Witt**
zur Hand liegen. — Der Ziegelhäuser Landstraß*'
welche zu den schönsten ebenen Spazierwegen in der näb****,
Umgebung der Stadl gezählt werden darf, hat der Verein sch""
seit langem in Wort und baren Zuschüssen sein volles Ana***
merk zugewandt. Die Herstellung des Gehweges bis zum H*„
laß ist bereits vollendet und es ist zu hoffen, daß auch deff*^
Fortführung bis zur Stiftsmühle sich in Bälde verwirklich*!,
lassen wird. Zu den an dieser Straße bisher vom Verein am
gestellten sechs Ruhebänken konnten im letzten Sommer dankd*jtz
Entgegenkommen der Großh. Wasser- und Straßenbauinspekt'"
eine weitere zugefügt werden; der Verein ist bereit, noch Etz,
weiteren Plätze mit Bänken austzustatten, wenn es genannte
Hörde ermöglicht. — Auf die leweils abgehaltenen S cb l s tz,
heleuchtungen macht der Verein seit Jahren durch Pla^
anschl äge in benachbarten Städten aufmerksam. Die Zahl dm .
Städte wurde im letzten Jahre erweitert. — Die ErrichtE
einer T rin kk ur ansta lt im Stadtgacten, die schon vor ÄX
Jahren in Aussicht genommen war, wegen verschiedener Ww,
stände aber nicht ins Werk gesetzt werden konnte, geht in di*I ^
Sommer ihrer Verwirklichung entgegen. — Dem Stadtrat, ^
Großh. Bezirksamt, der Großh. Wasser- und Stroßenbau-Os-
spektion und dem städtischen Forstamt ist der Verein für tz p
stets in hohem Maße gefundene Entgegenkommen zuDank verpfli^.g
— Die Zahl der Mitglieder betrug aus Ende 1900 872 lE,
800 im Jahre vorher. — Der Bericht schließt mit der AuffvA
rung an die Mitglieder, dem Verein auch weiterhin die
rende Unterstützung zuteil werden zu lassen. „Für den G****M
nützigen Verein giebt es keine Oststadt, keine Weststadt,
 
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