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Heidelberger Zeitung (44) — 1902 (Januar bis Juni)

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Nr. 101-124 (1. Mai 1902 - 31. Mai 1902)
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https://doi.org/10.11588/diglit.23860#0833
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Paragraph 1 als Absatz 3 hinzuzufügen: Unbcrührt bleiben :
dic polizeilichen Vorschriflen der Landesgesctze über daS Ver- ^
eins- nnd Versammlungswescn.

Abg. Vogel (Antis.) sührt nnter Unruhe deS Hanscs !
aus, dajz er Slaat nnd Kirche gerrennr nnd die Religionsfreiheit !
auf beide christliche Konfessionen ausgedchnt ivissen ivill.

Der Paragraph 1 wird sodann unter Ablehnung dcs na-
tionalliberalen Antragcs und untcr Annahme des Antrages
Gröber-Oertel angenommen.

Morgcn Fortsetznng der hentigcn Tagesordnnng.

Baden.

— Deiil kürzlich erschienenen Bescheid des b a d i-
schen evangelischen O b e r k i r ch e n r a t s arif
die Diözesansynoden des Iahres 1901 ist zn entnehmen,
daß der Besuch deS GotteSdiensteS auch im letzten Jahre
weiter zurückgegangen ist und init der DurchschnittSzahl
von 25,7 Prozent der evangelischen Bevölkerung den
bis setzt niedersten Stand erreicht hat. Dagegen hat die
Teilnahme ain Abendmahl eine Zunahme verzeichnet
und die Durchschnittsziffer von >55,1 Prozent erreicht.
Von Jnteresse ist auch die Feststellung des Anteils der
evangelischen Kirche bei den konfessionell geniischten
Ehen. Von 2184 bürgerlichen Eheschließungen dieser
Art sind 1181 Paare evangelisch getraut worden, 706
sonstig, wohl durchweg katholisch und 207 wurden nur
Lürgerlich getrant. Von 6117 Geburten aus gemischten
Ehren wurden 3362 evangelisch getauft. Ein glanzendes
Bild der Opferwilligkeit der evangelischen Bevölkeruug
des Landes gewähren die Zahlen iu Sachen der verschie-
denen kirchlichen nnd wohlthätigen Zwecke. Das Er-
gebnis der vom Oberkirchenrat angeordneten Samm-
lung im ganzen Land betrug im vergangenen Jahre
72 638 M., die Kirchenopfer 152 342 M., der Ertrag
der sonsügen Sammlungen und Gaben, bei denen die
kirchlichen Organe in Frage kamen, 421 672 M.: ins-
gesamt also 646 4.52 M.

— Der sozialdem. „Volksfreund" bringt über
das Jubiläum des Großherzogs im wesentlichen nur höhni-
sche Bemerkungen gegen diejenigen, deren Knopflöcher leer
blieben und die etwa eine Rede einstudiert hatten, ohne ste
an den Mann bringen zu können. Dabei leistete sich das
sozialdem. Blatt folgendes feinduftige Sätzchen: „Wer noch
eine Festrede im Bauch haben sollte, der trinke ein Viertel-
liter Rizinusöl, ein Mittel, das auch bei verunglückten
Festrednern seine Wirkung nicht verfehlen wird."

Hcsscn.

Darmstadt, 1. Mai. Der Bericht des zweiten
Ausschusses der Zweiten Kammer über die Gesetzesvor-
lage über das direkte Wah 1 recht zum hessischen
Landtag betreffend ist soeben im Druck erschienen. Fast
in allen wichtigen Artik'eln der Vorlage findet man weit-
gehende Meinungsverschiedenheiten zwischen dein pin-
zelnen Ausschußmitgliedern entsprechend den Partei-
gruppen, die sie vertreten.

Elsaß-Lothringcn.

— Der Kaiier wiid am 6. ds. einige Stunden in
Straßburg i. Els. verwellen.

Reuß ä. L.

G r e i z, 28. April. Fürst Heinrich XI V. ist gestern
hier eingetroffen und wird morgen den Regentschaftseid
leisten. Er bleibt nomineller Regent und residiert in
Schleiz. Sein Sohn, der Erbprinz Reuß j. L., wird die
eigentlicheu Regierungsgeschäfte führen. Der Hofhalt
in Greiz wird aus Wuysch des verstorbenen Fürsten
Heinrich XXII. beibehalten.

Aus der Karlsrnher Zeitung.

— Hof-Ansage. Wegen des am 19. April dieses Fahres
erfolgten Ablebens Seiner Durchlaucht des souveräncn Fürsten
Heinrich dem Zweiundzwanzigsten L. L. Reuß legt der Grotz-
herzogliche Hof bon heute an die Trauer auf acht Tage, bis
zum 9. Mai einschlietzlich, nach der vicrten Stufe der Trauer-
ordnung an. Karlsruhe, den 2l Mai 1802. Grotzherzogliches
Oberstkammerherrn-Amt. Graf von Berckheim, Vize-Ober-
zeremonienmeister.

Karlsruhe, 1. Mai. Der Großherzog nahm
im Laufe des heutigen Vormittags zahlreiche geschäftliche
Meldungen entgegen. Um 11 Uhr begaben sich der
Großherzog und die Großherzogin mit der Kronprinzessm
Victoria, dem Erbgroßherzog und der Erbgroßherzogin nach
der Aula der Technischen Hochschule und wohnten da-
selbst dem Festakt der Hochschule an. Nachdcm die höchsteu
Herrschaften gegen 1 Uhr in das Schloß zurückgekehri
waren, wohnten dieselben in der Schloßkirche der Trauung
des Hofpredigers Fischer an und beglückwünschten nach der
Feier das junge Paar in dem Raum nächst der Hoftribüne.
Nachmittags 2 Uhr reisten der Erbgroßherzog und die
Erbgroßherzogin von hier ab, um nach Coblenz zurückzu-
kehren. Prinz Gustaf von Schweden hat dte höchsten Herr-
schaften schon vorgestern verlassen und ist bereits in Stvck-
holm angekommen. Heute Nachmittag empfingen die höchsten
Herrschasten die Gräfin Bella Jngelheim. Jm Lauf des
abends nahm der Großherzog die Vorträge des Geheimen-
rats Dr. Freiherrn von Babo und des Legationsrats Dr.
Seyb entgegen. Die höchsten Herrschaften beabsichtigen
morgen Freitag Nachmittag die Gartenbauausstellang
wiederum zu besuchen, voraussichtlich gemeinsam mit dem

Wechselfälschung cmgeklagte Prinzessin Radziwill
emsümmig für schuldig aster ihr zur Last gelegten
Vergehen. Der Richter befahl der Prinzessin, sich zu
erheben und sagte: Das Vserdikt der Jury sei peinlich
für eine Dame ihres Ranges und ihrer Erziehung. Der
Fall zeige zwei sehr schlimme Charakterzüge, erstens der
Versuch, die Fälschungen der Frau Scholtz zuzuschieben,
dann die Bestechung des Telegraphisten, damit dieser
das betrügerisch verwendete Telegramm umändere.
Der Richter bemerkte ferner, er wolle auf ihre leidende
Gestmdheit Rücksicht nehmen und in Betracht ziehen, daß
Niemand durch die Betrügereien Geld verloren habe;
er verurteilte sie zu zwei Jahren Gefängnis
ohne harte Arbeit. Die Prinzessin hat die Wechsel auf
den Namen Cecil Rhodes gefälscht; ein Teil davon
wnrde von Letzterem eingelöst, bis ihm die Sache zu
bunt wnrde.

Prinzen Albrecht von Prr'iißen. Rcgen'en vo:i Brcunschweig,
welchcr z',m Besuch bierter zu kommei, beabsichligl.

AusLand.

Holland.

SchIoß L a o, 1. Atai. Das heutige Bulletin be-
sagt: Während der letzten Tage hervorgetretene Symp-
tome beweisen, daß die K r a n t' h e i t der Königin
auch in der gegenwärtigen Periode befriedigend
verläuft.

Jtalien.

— Aus Wencdig wird unter dem 30. ds. M. gemeldet:
Das Urteil gegen die amerit'anischcn See-
Offiziere, die am Samstag einen argen Skandal ver-
ursachten, wurde gestern gefällt. Ein Kapitünleutnant
wurde zu 130 Tagen Gefängnis, drei Leutnants und ein
Matrose zu je 90 Tagen Gefängins verurteilt. Der An-
trag auf einstweilige Hastentlassung wurde abgelehnt.

Rom, 30. April. Telegramme aus New-Aork melden,
daß dvrt die Verhaftung und Bestrafung ameri-
kanischer Seeoffiziere in Venedig böses Blut
mache. Heute ging der hiestge amerikanische Gesandte in
das Auswärtige Amt, um frcundschaftlichst die Auslieferung
der Gefangenen zu erbitten, damit sie auf dem Kriegsschiffe
bestraft würdeu.

Arnerika.

Cap H a i t i, 30. April. Die Erhe b n n g gegen
den Präsidenten der Dominikanischen Republik, Zime-
n e r, greift schnell weiter um sich. Nach Puerto Plata
sind Verstärkungen abgegangen. Die Regierung von
Haiti läßt Jimens Wafsen und Munition zut'ommen.
Die Lage wird für sehr ernst angesehen.

New - Ao r k, 30. April. Carl Schurz und sechzig
andere hervorragende Bürger sehten ein Komitee ein zur
Untersuchung d e r Grenelthaten amerika-
nischer Soldaten auf den Philippinen.

Mom Wegierungsjuliiräum des Oroßyerzogs.

LO. Karlsrulic, 1. Mai. Die Fridericiana feierte
heute das Regierungsjubiläum durch einen F e st a k t in der
Aula, dem der Erbgrotzherzog und die Prinzen Max und
Karl mit Gemahlinnen, die Fürstin zur Lippe, die Minister
und zahlreiche hohe Beamte, Gelehrte, Hochschulprofessoren und
die Chargierten der studentischen Korporationen in vollem
Wichs anwohnten. Kurz uach 11 Uhr erschienen, von Fanfaren
begrützt, die Großherzoglichen Herrschaften und wurden von
dem Rektor Haid in den Saal geleitet. Nach dem Mozart-
schen Chor Schutzgeist", den die Liederhalle mit gewohnter
Meisterschaft vortrug, entbot Rcktor Haid den Großherzog-
lichen Herrschasten einen Willkommgrutz. Sodann hic.lt Ober-
baudirektor Honsell einen längercn instruktiven Vortrag
über die Entwickelung des Wasserstratzen- nnd Eisenbahnbaues
in Baden. Nachdem der Redner geendigt, verlas Rektor Haid
die Allerhöchsten Erlässe, wodurch der Hochschule der Ehren-
nahme „F r i d e r i c i a n a" und eine goldene Amtskette
verliehen wurde nnd dankte dem Grotzherzog für diese neuen
Gnadenbeweise mit einem dreifachcn Hoch, in das alle An-
wesenden begeistert einstimmten.

Nun erhob sich der Grotzherzog und hielt folgende
Ansprache:

„Gcstaticn Sic mir, meincn wärmsten Dank auszu-
drücken, daß Sie mir Gelegenheit gegeben habcn, einer so
schönen Feier in Jhrer Mitte beizuwohnen. Anch hier, wie
schon in den letzten Tagen ergreife ich dicse Gelcgenheit, um
Jhnen auszudrücken, wic aufrichtig dankbar ich bin für
alles das, was mir entgegengebracht worden ist an Liebe,
Teilnahme und Ancrkennung. Aber auch heute mutz ich
sagcn: es ist zu viel. Denn ich kann auch Jhnen gegenüber
nur sagen. es ist das, was wir jetzt besitzen, nur dnrch das
Zusammenwirken aller Kräftc möglich gewordcn und darauf
lege ich hohen Wert. Die Leistungsfähigkeit, die sich hier
kundgegeben hat, ist so bedeutungsvoll, daß man es nicht
hoch genng schätzen kann. Es knüpfen sich für mich daran
die teuersten und innigsten Wünsche für das fernere Gedeihen
und Aufblühen dieser Hochschule. Auf das Wort „Hoch-
schule" lege ich den grötzten Wert. Daß sic das geworden
ist, verdankt sie sich selbst, aber ich mutz hinzufügen: sehr
viel Jhren Vorgüngern, die Alles aufgeboten haben, aus
einer Technischen Schule eine Hochschule zu gestalten. Der
Kreis ber Wissenschaften, die hinzugetreten sind, diese waren
es, wclche der Schule die hohe Bedeutung gegeben und sie
in den schönsten Rang gestellt haben, den man sich denken
kann. Aber mein Dank reicht auch weiter für das, was
Sie mir hcute so frenndlich geboten haben; ich spreche es
noch einmal mit aufrichtiger.Dankbarkeit aus, datz Sie es
gewünscht haben, das hohe Lehrerkollegium, der Schule die-
sen Namen zu geben. Auch hier mutz ich sagen: es ist zu
viel, aber ich erkenne dankbar an, und betrachte es als ein
ehrenvolles Zeugnis dafür, datz Sic anerkenncn wollen, datz
ich pflichtgetreu mitgewirkt und gethan habe, was ich thun
konnte, nm Jhrer Änstalt diese hohe Bedeutung zu geben.
Jch begrütze daher diesen Akt mit dem wärmsten Dank.
Jch darf aber nicht abschlietzen, ohne meine hohe Freude aus-
zudrücken über den wundervollen Vortrag, den wir gehört
haben. Er enthält das Resultat dessen, was die Schule
durch eine lange Reihe von Jahren geleistet hat. Da Sie
Mlle durchdrungen sind von dem Gehörten, so brauche ich
kein Wort weiter zu sagen, ich mutz aber noch ergänzend
hinzufügen, daß sich der Sprecher nicht gcnanni hat. Und
doch können seine Verdienstc nicht hoch genug geschätzt werden.
Jch bin Zeuge davon und darf in Änspruch nehmen, ur-
teilcn zu können, datz ohne Fhre (Honsell's) Hilfe Vieles
nicht so geworden wäre, wie es geworden ist. Auch dic
Bedentung des Faches ist durch Jhre Mitwirkung in hohem
Mahe gesteigert worden. Also herzlichen Dank auch dafür!
Möge es Jhnen noch lange vcrgönnt sein, hier an der Hoch-
schule thätig zu sein und tüchtigc Nachfolger hermizubilden!
Noch ein Wort bleibt mir übrig: Ein treuer Mitarbeiter fehlt
uns heute und dessen möchte ich mit Dankbarkeit gedenken.
Staatsminister Nokk ist dersenige, der durch cine lange
Reihe von Jahren mit trener Hingebung und grotzem Ver-
ständnis an der Aufgabe mitgewirkt hat, um das zustande
zu bringen, was uns, so Gott will, noch lange bleiben wird.
Jch bin überzeugt, daß ich Jhre Empfindungen ausspreche,
wenn ich dieses treuen Mannes gedenke. Und nnn schlietze
ich mit dem einen uns immer vorschwebenden Gedanken:
Sie haben der Mehrung des Reiches gedacht und ich bin
froh, datz wir auch hier sagen dürfen, das Reich möge ge-
deihen, stark werden, immer fester sich gestalten und den-
senigen, der an der Spitze steht, dem soll nnser Hoch gelten!
Datz Kaiser und Reich stark und mächtig werden, ist unser
Aller Wunsch und das drücken wir ans in dem Ruf: Seine
Majestät der deutsche Kaiser lebe hoch!"

Mit Mozarts „Gebet" schlotz die erhebende Feier.

X Eppingen, 29. April. Auch hier wurde das goldene
Regierungs-Jubiläum des Grotzherzogs fest-

lich begangen. Am Donerstag, den 24. April, erössneten in
aller Frühe Kanonenschüsse und Glockengeläute die Feier.
Nachmirrags 2 Uhr wurde im schön geschmückren Engelsaale
die Schulfeier der Realschule adgehalren, vaterlandische
Lieder gesungen, Meichelts „Badens Jubclrag" von «chülern
der Untersekunda gul aufgcsührt nnd von Herrn Prosessor
Neuer eine Rede über das Leben des fürstlichen Jubilars
nnd des Grotzh. Hauses gehalten. Am Freitag Vor-
mitrag vollzog sich in ähnlicher Weise die Fcicr in der Volks-
schule. Das geschichrlich-geographische Festspiel von Pros.
Dr. T h Vm a wurde aufgeführr. Die Festrede hielt Herr
Hauprlehrcr W a l d i. Am Schlusie erhielt jeder Schüler eine
Festschrifr bczw. esii Bild des Grotzherzogs. Auch dic Ge-
werbeschule lsielr ihr Fest ab, wobei Herr Bürgermeister V i e l-
haucr die Festrede hielr. Am Sarnstag war in dcr Synagoge,
am Sonntag in dcr evangelischen und katholischcn Kirck>e Fesr-
gvttesdiensr. Samstag Abcnd wurde, nachdem ein Lampion-
zug mit Musit durch die Sradr gezvgen war, im Engelsaalc
ein sehr zahlreich besuchtes Bankcrr abgehalien, bei welchem
die Herren Dr. W e e g, Bürgcrmeister V i e I h a u e r, Pros.
Weitz und Pfarrverweser Brann Ansprachen hielten.
Sonutag nachmirrags 1 Uhr fand im Gasthose zur „Krone"
(Post) eiu gutbesuchtcs Festessen ftatt, ber welchem Ober-
amtmann v. Boeckh in gewählten Worten die 60jährige
gesegncte Thätigkeit des Landesfürsten feierte und ein Hoch
auf dcn sürstlichen Jubilar ausbrachte.

Aus Stadt und Land.

Hcidelberg, 2. Mai.

Pcrsonenschiffalirt auf dem Neckar. Am Sonnrag den
4. d. Mrs. beginnen wieder die Personenbootfahrren zwischen
Heilbronn und Heidelberg. Der Fahrplan hiezu liegt der
heutigen Nummer bei und woüe aufbewahrt werden. Einc
Neckarfahrt bietet außerordentlich vicle Nasiirschönheiren und
stehl einer Rheinsahrt kaum nach. Versäume daher niemand,
die nähe Gelegenheir im Lause des Sommers zu bcnützen.

Brief- und Brötchenkästen. Vom Patentamr ist dem
Schlossermeister Herrn Karl Henser in Heidelberg-Neuen-
hesin vor einrgen Tagen auf den von ihm konstruierten, ver-
schlietzbaren Brief- und Brötchenkasten unrer Nr. 174005 der
Gebrauchsmusterschutz erteilr worden. Der Kasten, der aus
zwei übereinander liegenden Abteilungcn besteht, ist äußerst
praktisch eingerichtet. Die Einwurfvorrrchtung für Früh-
stücksbrötchen befindet sich an der Borderscite, ist beweglich
eingerichtet und verhindert vollständig dic von der Hausfrau
oft sehr unangenehm empfundene Ausübung von Anncktions-
gelüsten hungriger Frühaufsteher.

Besitzwechsel. Von Herrn David Hormuth kaufre die
Häuser Neugasse 12 und 12a Herr F. Lukan um den Preis
von 67 500 Mark.

-r- Polizeibericht. Vcrhafiet wurden vier ausländische
Hausicrer, die ohne Genehmigung minderwerrige orientalische
Teppiche als ächte Ware zu verkaufen suchten. — Ferner wnrdc
crne Kcllnerin wegcn Umherziehens verhafret. Znr A n z e i ge
wegen Unfugs kamen vier Personen.

X Schöna» a. H., 1. Mar. (V e r s ch r e d e n e s.) Durch
Beschlntz Grotzh. Msiiisteriums des Jnncru ist Herr Fabrik-
direktor G. Hempfing dahier zum Mitglied des Bezirks-
rates auf die Dauer von vier Jahren bernfen worden. Jn der
letzten Zerr wurden in der hiesigen prot. Kirche die Stein-
plattkn auf dem Boden entfernt nnd solcher durch ernen hüb-
schen Cementboden ersetzr. Auch am Tnrmc dcr Kirche werden
gegenwärtig Reparaturcn vorgcnommen, nm denselben zur
Aufnahme der drei Glocken zu befähigcn. — An Liebesgabcn
für die notleidenden Buren konnte von hier der ansehnliche
Betrag von 300 Mark abgeliefert werden.

Maimhcim, 1. Mai. (F o r t f ü h r n n g der e I e k t r i-
schen Bahn Mannheim - Ludwigshasen n a ch
Dürkheim.) Esii Äonsortinm soll beaüsichtigen, die
elektrische Stratzenbahn Maniiheim-Ludwigshafen a. Rh. nach
Dllrkheim weiterzuführen. Die Baukosten sind pro Kilometer
auf 15 000 M. veranschlagt. Dic Trace soll über Oggers-
Hesin-Maxdorf gehen.

8L. Karlsrnlie, 1. Mai. Der aus Karlsruhe stammeude
Senatspräsident im Reichsgcricht Dr. Adrian Bingner be-
absichtigt demnächst iu den Ruhestand zu treten. Bingncr, der
im 72. Lcbensjahre steht, gehört seir 1879, also seit Errich-
tung des Reichsgcrichts, dem höchsten Gerichtshof an und war
vorher, von 1805—,ll, Ministerialrat im badischen Justiz-
ministerium, 18,7—78 zugleich stellverrrctender Bevollmäch-
tigicr zum Bundesrate. Als Msiiisterialrat war er besonders
mir dcr Ernführnng der Reichsjustizgesetzc rn Baden betraur
nnd hat auch eincn Kommentar zum badischcn Einführungs-
gesetz zu den Reichsjustizgesetzen geschriebcn. Jn lctzter Zert
wurde die Gesundheit des vcrdienstvollen Beamten leider hestig
erschüttert, insbesonderc rst ihm der Tod seines einzigen im
besten Alter dahingerafften Sohnes sehr nahe gegangen.

Karlsruhe, 1. Mai. (D e r S t a d t r a t) hat den Ehe-
lenten Thenerer, deren 9 Monatc altes Kind bekanntlich
dadurch ums Lcben gckommen ist, datz ein Dekorationsstück
von esiicm durch den Bürgerverein dcr Weststadt errichteten
Triumphbvgen herunterfiel, eine Gabe von 100 M. verab-
folgt nnd zugleich beschlossen, die Beerdigungskosten für das
Ktud anf dic Stadtkassc zu übernehmcn.

SC. Karlsruhe, 1. Mai. (Vor der Sirafkam-
mer) gelangte heute eine Anklage zur Verhandlung, die
nicht nur sür Mediziner, sondern anch vornehmlrch für den
Teil dcr Laienwelt, der Anhänger des Naturheilverfahrens rst,
cin wcitgchenderes Jnteresse hat. Angeklagt war der scit
Jahren hier ansässige Naturheilkundigc Georg Schmidt aus
Goarshansen wegen fahrläffiger Tötnng. Schmidt wurde be-
schnldigt, datz er durch Fahrlässigkeir mit Autzerachtlaff'ung
der Ausmerksamkeit. zu welcher er vermöge sernes Gewerbes
als Naturheilkundiger besonders verpflichtet war, den Tod
eines Menschen verursacht hat, indem er vom 16. Augnst vori-
gen Jahres ab das an fenchtem Brande erkrankte rechte
Bein des Buchhalters Franz Sales Batzlcr hier ohne Kenntnis
vom Wesen dcs Brandes und deshalb ohne Erkennung seiner
Erscheinungsformen mir abwechselnd heitzen nnd kalten Wickeln
aus Henblumenthee behandelte, so datz das rechte Bein ab-
starb und allgemeine Blutvergiftung eintrat, an der Batzler
trotz einer am 29. August vorgenommenen Amputation und
spätercn Nachoperation am 6. November starb. Schmidt hatte
die Ueberzeugung, datz es sich um Venenentzündung und
Mutstockung handle, und gab erst den Rat, einen Arzt beizu-
zrehen, als es zu spät war. Trotzdem die Gutachten der Sach-
vcrständigen auseinandcr gingen, erachtete das Gericht den
Angeklagten für schuldig rm Sinne der Änklage und verurteilte
ihn zu acht Monaten Gefängnrs, abzüglich fünf Monate Un-
tersuchnngshaft.

Aus Baden. Jm Zrnken Risterbach bei Lautenbach
creignete sich durch die leidige Kindstanfschietzerei ein grotzes
Unglück. Ein Dienstknecht von dort lnd in einen alten ver-
rosteien Gewehrlauf Sprengpulver, stecktc dcnselben rn einen
Hackklotz und schotz ihn ab. Der Gctvehrlauf zersprang und die
Stücke zerrissen dem Unvorsichtigen die Hand, beide Knie und
Schienbeine.

Heidelberger Vereinsangelegenheiten.

k. Harmonie-Gesellschaft. Nach Beendigung des geftrigen
Festksnzertes, über das an anderer Sielle berichtet tmrrde»
 
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