Erstes Blatt.
Tik-Mz. Z«. 8mß IM.
Srscheint täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Expedition und dm Zweigstationen abgeholt 4V Pfg. Durch die Post
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 2V Pfg. für die Ispaltige Petitzeile odrr deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS« und Privatanzeigen ermäßigt. — Für dic Aufnahme von Anzeige«
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Das Flugblatt derbadischenSozialdemokratie.
/X Em recht dürftiges, armseliges Schriftftück ist das
vm letzterr Sonntag ausgegeibene FlugbIatt, mit dem
ifte badische Sozialdemokratie 'die Mößen zu vetdecken
lucht, Lie sie sich während der Verhandlungen über die
Äahlreform und bei der Wstimmung über 'diefelbe ge-
Teben hat. Wenn es einen Vorzug hat, so ift es der, daß
Uuch dem geringsten der Genossen, der cs lieft, die Augen
darüber aufgehen Müssen, daß die Haltung
ieiner Fraktion in dieser Sache einfach
Nicht zu rechtfertigen ist. Die sozialdemo-
kratische Partei hat selbst zu eifrig und zu laut
Uach der direkten Wahl gerufen, als daß sie nun auf
einmal finden sollte, die Nachteile der Wahlreform seien,
dsie das FlugNatt sich ausdrückt, unendlich größer als
die Vorteile.
Wer nach Baden zurückkehrt, muß nach den neuen
Äestimmungen zwei Jahre warten, bis er das Wahlrecht
^rlangt; wer neu zuzieht, zwei Jahre nach Erlangung
der Staatsangehörigkeit. Was rst 'denn an dieser Be-
siimmung so Fürchterliches? Zudem ist sie sür
'die nächste Wahl noch erhe'blich gemildert. Jm Flugblatt
sekbst wird zur Anfeuerung der Genossen darauf hinge-
dsiesen, daß jeder 2ojährige Deutsche bei den nächsten
^ßählen mitwählen darf, wenn er am Schlusse dieses
Tahres die Staatsbürgereigenschaft aufweisen kann. Also
bon den jetzt in Baden lebenden Deutschen ist kein
einziger durch diese Bestimmung in seinem Wahlrecht
berkürzt, denn ein jeder Zugezogene kann bis dahin die
Etaatsbürgereigenschaft erworben haben. Da regel-
rnäßig alle vier Jähre glewählt wird, kommt die BestiM-
Niung später nur Mr diejenigen in Betracht, die in den
setzten zwei Jahren sich in Baden ansässig gemacht häbm.
Das werden niemals sehr viele sein. Aüßerdem, wie
kommt es 'denn, daß alle Parteien einschlietzlich der so-
lialdemokratischen immer wieder daran erinnern müssen,
daß ihre Angehörige, soweit sie nicht Badener sind, doch
die 'Ladifche StaatsangchöriMt erwerben möchten? Die
^ozialdemokratie lsgt sich da mit ihrer „unendlich großen"
^Ächklage für Leute ins Zeug, 'die vielfach gar nicht
1 o begierig sind mitwählen zu dürfen, denn sonst
svürden sie sich nicht so gleichgül t i g und I ä ssig
N der Erwerbung der S ta a t s b ü r g e r e i g e n -
! chaft zeigen.
Der zweite Punkt ist dann die Ausschlietzung der
Steuerrestanten. Was kann das der reichen So°
staldemokratie verschlagen! Wenn die Wahlzest heran-
vaht, braucht sie ja uur die Rückstände der L-äumigen
siorschüßlich zu begleichen. Damit kann sie sogar noch
Uranchen Mann gewinnen, den sie sich 'damit verpflichtet.
Hnd ihrerseits versteht sie 'das Einziehen von Beiträgen
br so gut, datz sie sicher den größten Teil dsr Auslagen
dsieder einbringen würde.
Auch ist es sicher cine salsche Annahme, zu glauben,
siornehmlich der Sozialdemokrat bleibe mit Steuern im
^ückstaude, denn erstens sind nicht alle Lohnarbeiter
Tozialdemokraten und zweitens gM es unter den Bür-
Das relifliöse Leben Heidelbergs von den
ersten Nachrichten bis zur Gegenwart.
Von Stadtvikar I«io. R. Wielandt.
5. Der dreißigjährige 5dricg und die Jahrzehnte vor und
nach ihm.
Kurfürst Ludwig hätte schon zu Lebzeiten seines Va-
Eers seine Unzufriedenheit mit 'dessen kirchlichen Aen-
derungen deutlich zu erkennen gegeben. Jetzt entließ er,
ivr Oktober 1576 auf den 'Thr-on gskommsn', alle rsfor-
sisiertsn Berater Kurfürst Friedrichs und führte die lu-
^>erischen Gebräuche in den Kirchen wieder ein. Olevian
si>nrde verabschiedet; mit ihm viele widerstrebende Predi-
^er u. Lehrer. Jn der Schweiz veranstaltste man zu ihrem
^nnsten Gekdsammluugen. An 600 Familien wandertsn
ous Pf^fz aus. Wieder viele Andere scheuten die
^eise nach Frankenthal oder Neustadt an der Haardt
I°icht, wo, unter Herzog Zohann Kasimirs Regiment, das
^bendmahl auch jetzt noch nach reformiertem Brauch aus-
Ieteilt wurde. Schon bereute Ludwig seine Streuge, da
iiarb er nach 7jähriger Regierung, und ihm folgte sein
^ruder, eben jener rsformiert gsbliebene Johaim Kasimir,
°^r nun fofort feinerseits wieber die luthsrischen Asn-
°kvungen seines Bruders rückgängig machte.
Mit Gewalt wurde nun also wieder der reformierte
^ttesdienst in der Heilig-Gerst-.Nrche eingeführt!
^augsmaßregeln Kasimirs gegen die lntherischen Kir-
^nbehörden riefen die höchste Erregung der Stadt her-
^f. Die Heidelberger Bürgerschaft war einM Aufruhr
Trotz der Fürbitte von über 500 Mirgern wurden
gern, die nicht Lohnarbeiter smd, gewiß in dem gleichsn
Zählenllerhältnis solche, die mit ihren Steuern im Rück-
stande bleiben. Die Bestimmung trisft also alle Par-
teien, während ss den Wählern, die da in Schutz genom-
men werden sollen, meistens garnicht so sehr ums Wählen
zir tun ist. Die häben andere Sorgen, und' es ist nicht fo
ohne, daß Zählpslicht und Wählrecht mit einander in
Vebbindung stehen.
Bleiben nur der Arbeitervertreter in der
ErstenKammer und die erweiterten Rechte dieser.
Was den Arbeitervertreter anbetrifft, so wollen wir
hoffen, daß er in einer späteren Zeit der Ersten Kammer
eingesügt werden wird. Bis jetzt war ein solcher in der Ew
ften Kammer nicht vorhaNden; es ist also in disser Hinsicht
nicht ein Rückschritt gemacht worden, jondern ein er-
wünschter Fortschritt unterblieben. Jsdenfalls ist größere
Aüs'stcht vorhanden, daß die Erste Kammer nach ihrer
neusn Zusammsnsetzung ihn bewilligt, als nach ihrer bis'-
herigen. Auch da steht man wieder wie kläglich die Tak-
tik unserer Sozialdemokratie ist. Ste sühlt sich, wie es
scheint, am wohlsten, wenn sie sich die Zukuuft selbst ver-
baut.
Ueber die erweiterten Rechte der Ersten Kammer ist
kein Wort zu verlieren. Wir alle hab-en die Kämpfe mit-
erlebt, die sich in dieser Bsziehung im Landtag abgespielt
h-äben. Wir erinneru uns auch, wis lsi-cht di« sozialdemo-
kratische Presse die Rechte taxierte, als sis glaubte, die
Nationallib-eralen als Gegner der Versassungsresorm ver-
dächtigen zu können. Altbekannt ist, wie die National-
li'beralen das Bu-dgetvorrecht der Zweiten- Kammer ge-
wahrt habeu, währsnd das Zentrum fahnenflüchtig wurde.
L>chließlich ist eine Verfassuugsreform zu Stande ge-
ko-mmen, die sich vor aller Welt fshen lassen kann. Don
eirler Entwürdigung der Wähler und der Volksvertreter
zn sprechen, wie das sozialdemokmtische Flugblatt es tut,
ist, um einen vulgären Ausdruck zu gebrauchen, Mumpitz.
Die sozial d e m okratische Fra-ktion hätte
f ü r d i e W ah l r e f o r m st i m m e n mü s s e n. Das
sagen sehr viele Genossen sekber. Der Parteivorstand
mag noch Dutzende solcher Flugblätter drucken und ver-
breitsn lassen, damit wird die Tatsache nicht umgestoßen,
daß die sozialdemokratische Fraktion, deren Führung siber-
hmipt n'ährend des ganzen Landtags eine wenig geschickte
war, bei der Erledigung der wichtigen Frage der Ver-
sassungsrsform nicht aus der Höhe ihrer A u f-
gabe st a n d.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Scine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
den Mitgliedcrn der Freiwilligen Feuerwehr in Bruchsat:
Jgnaz Schorle, Pri-Vatier, Ferdinand Staab, Uhrmachcr,
Karl Winter, Glascrmcister daselbst, das Ehrcnzeichen für
40jährige treue Dienste bei der freiwilligen Feuerwehr ver-
liehen.
— Seinc Königlichc Hoheit der Großhcrzog haben
dcm Vorstand des Forstamts Jestetten, Forstmeistcr Hugo
Langenbach in Thiengen das Forstamt Ettenhcim, dem
Forstmcister Anselm Gutmann in Stockach das Forstamt
Staufen, dem Oberförster Hermann Schimpf in Zell a. H.
das Forstamt Bruchsal, dcm Oberförster Baptist Jäger in
die 5 lutherischen Stckdtpfarrer von Hei'delberg entlassen.
Mindestens 400 Lehrer und Geist'Iiche im ganzen L-anZe
mußten gehen, da sie die ihnen vorgelegte Erklärung
gegen die lutherische Konkovdienformel nicht unterschrei-
Len wollten. Und sast hätte, als Kastmir 1592 starb, Frisd^
ri-ch IV., der Sohn Ludwigs VI., der Welt das' Schauspiel
eines nochmaligen 'Konsessionswechsels in der Pfalz gege-
ben! Welches Bild fal'scher kirchlicher Machtvollkommew
heit evangslischer Fürsten!
Friedrich IV. indessen regierte gemäßigt. Durch eine
allgemeine Kirchenvifitation suchte er den Unterricht zu
förderu. Er erließ die Besti'Mnuug, es dürfe niemaud
zum Bürger angenommsn oder zur Berehelichuüg zuge-
lassen werden, der nicht die fünf Hauptstücke des Hei-
delberger Katechismus erzählen könne. Eine andere Ge-
fähr war am Ho-riz'0nte e-mporgestisgen. Der katholische
Vorstoß, die Gegsnresormation.
Der Markgmf Jakob von BäÄen-Hochbsrg war 1590
wieder in den Schoß der katholischen Kirche zuvückgskohrt.
Jn !der Markgrafschaft Bäden-Bädsn kämpste schon län-
gsr wieder katholische und lutherische Lehre. Mit dem
Beginn d'es neueü Jahrhunderts hatten sich die Kapuziner
im Volk festgesetzt. Schon seit 1571 arbeiteten auch die
Jesuiten im- Land. Jm benachbarten Würzburg einem
Teil von Wertheim und im ritterschäftlichen Gebiet des
OdeMvalds 'hatten si-e ats Werkzeuge Julins Echters von
Mespelbrunn die ResormatioN mit roher Gswalt unter-
drückt. Die 'Evangelischen bsgannsn sich zu rüsten.
Den -Anfang einer allgsmeinsn VoWbewaffnnng
machte, im Frühjahr 1600, unssr Kurfürst Frisdrich IV.
Uehlingen das Forstamt Donaueschingen, dem Oberförster Karl
Häfcle in Engen das Forstamt Kork, dem Oberförster Bert-
hold Daumiller tn Neustadt das Forstamt Stockach, dem
Oberförster Rudolf Wall in Donaueschingen das Forstamt
Zell a. H., dem Oberförster Friedrich Cadenbach im Sekre-
tariate der Forst- und Domänendirektion das Forstamt Je-
stetten mtt dem Wohnsitz in Thiengen übertragen und den
Forstassessor Dr. Ludwig Barth in Freiburg zum Oberför-
ster in Neustadt, den Forstassessor Franz Battlehner in
Freiburg zum Oberförster in Uehlingen und den Forstassessor
Emil Freyler in Offenburg zum Oberförster in Engen er-
nannt.
K a r l s r u h e, 29. August. Heute Mittag nach
1 llhr tras die Prinzessin Therese von Bayern znm Besuch
der Großherzoglichen Herrschaften von Lindau auf Schloß
Mainau ein. Diesekbe nahm an der Mittagstafel teil
und kehrte nachmittags nach Lindau zurück.
Aus Stadt und Laud.
Heidelberg, 30. August.
Touristentag. Das socben erschienenc Heft 18 der illu-
strierteu Zeitschrift für Touristik „Wan-dern und Rei-
s e n" (Verlag von L. Schwann-Düsseldorf) ist im Hinblick auf
dcn hier bevorstehenden Touristentag dem Odenwald, Heidel-
berg und dem Neckartal gewidmet. Ein poetischcr Gruß von
Oito Frommel „Heidelberg" eröffnet den Text dieser Fest-
nunimer. Es folgt ein reich illustricrter Aufsatz übcr üas
Schloß von Karl Neumann, ein solcher mit vier Abbildnngen
übcr dic „Felsenmcere im Odenwald" von Chelius in Darm-
stadt, darm kommt eine Abhandlung über das Volkslied in üer
Pfalz von Arnold in Wicsloch. Hornberg am Neckar, die Burg
Götzcns von Berlichingen, wird von Georg Friese in Hannover
behandclt, der zu bcm Aufsatz auch fünf eigenhändige Zeich-
nungen gcliefert hat, Hirschhorn am Neckar behandelt Wilhelm
Diehl-Hirschhorn. Professor Lorentzen trägt mtt einem illu-
striertcn Aufsatz über Michelstadt-Erbach zur Bereicherung
des Heftes bei; dazwischcn bringt Schmitthenner-Heidelberg
eine hübsche Heidclb«erger Schloßgeschtchte „ein Upfclwurf".
Der lctzte der gröheren Artikel ist Heppcnheim und setner Um-
gebung gewidmet. Das inhaltsreiche schöne Heft, dessen Preis
nur 1 Mark beträgt, ist als vielversprechender Borlüufer des
Touristentagcs willkommcn. Es besitzt cinen blcibendcn Werr.
Mit Geschick ist aus dem Schönen, was die Gegend des untcrcn
Neckars bietet, das Schönste und Jnteressantestc herausgegriffen
und in Wort und Bild festgehalten worden. Wir machen auf
'dtese Festgabe zum Touristentag hicr (10.—12. September)
gerne und angelegentlich aufmerksam.
Der heute bcginncnde» Einwcihungsfeicr der Protestations-
kirche in Speycr werden folgendc F ü r st l i ch ke i t e n beiwoh-
nen: dcr Großherzog von Sachsen, der Erbprinz Reuß j. L.,
Prinz Ernst von Sachsen-Mciningen und Erbprinz Ernst zu
Hohenlohe-Langenburg, Rcgent in S.-Kobnrg-Gotha. Die
(Eiscnacher) Deutsche evangelische Kirchcnkonferenz wird durch
ihren Vorsitzendcn, den Vizepräsidenten des Evangelisch-Luthe-
rischen Oberkonsistorinms in Dresden, Oberhofprcdigcr O. Dr.
Ackermann, die Universität Heidelbcrg durch Herrn Professor
Deißmann vertreten sein.
X Unfall. Zwei Damcn von auswärts standen gestern
Nachmittag an einer Haltestelle der elektr. Bahn tn der Nähe
ber Wirtschaft zur Karlsburg; als cin Wagcn dieser Bahrr
anhielt, bestieg ihn eine der Damcn, verließ ihn aöer, rück-
wärts gehenb, gleich wicdcr, da dic andere Dame nicht folgte„
Da der Wagen schon wieder im Gangc war, stürztc die Her-
austretendc rücklings so hestig auf den Hinterkopf, daß sie sich
eine erhcbliche Verletzung zuzog.
— Polizeibericht. Ein Schuhmacher wurde wegen Bettelns
verhaftet. Jn polizeilichen Gewahrsam genommen wurde
ein aus einer Anstalt entwichener junger Geisteskranker. Zur
Anzeige kam cin Maurer wegen Tierquälerei und vier wei-
terc Personen wegen Ruhestörung.
Er ließ die Bevölkerung an jedem Sonntag nach Been-
digung! dss Gottesdienstes exerzieren. Selbst in den
Uebungen' hielt er sich an die Bibsl. Er ließ einmal gegen
ein siebenköpfiges, nach Offenbarung Johannis Kapitel
13 und 17 dargeftelltes Ungeheuer manöverieren, das
enÄlich nach langen Kümpftn in dis Luft -gesprengt wur'ds.
Dann 'brach der Krieg hsrein. Kurfürst Friödrich V.
beging den Jehler, die böhmischs Krons anzunshmen.
Die Schlacht crm weißsn Bsrge machte allen Träumeni
ein ernstes Ende. Tsr Kurfürst floh nach Holland. Ein
kaiserlicher Mächtspruch erklärte ihn in die Reichsacht.
Die Angft der Pfälzer steig-erte sich hoch. Man nähm
in H-eidelberg im Januar 1621 währ, datz ein Teil der
Gemeiäds noch nach beestdigtem 'Gottes'dienst in 'den
Kirchen zum Gebete versiut beisammen blieb. Am Bet-
tag im Mai warsn die Meisten fäst den ganzsn Tag in
den Kirchen. Das Brudergezänk zwischsn Reformierten
und Lutherischen wollte allerdings sekbst in diefem Airgen-
blick nicht schwsigen. Jetzt erfchien Tilly im Land. Er
eroberte Neckargemün'd und tieß die kleine
psälzische Bssatzung sowie eine Menge Einwohner, selbst
Fratren und Kinder, zusammenhauen. Nach dsn Schlach-
ten bei Wieslocki- (Mingolsheim) und Wimpfen belagerts
er auch Heidslberg und MannHeim. Er nahm Heidel-
berg am 6. Septembsr 1622 im Sturm. Am darauf-
folgendsn Sonntag, san-gen die ihn begleitenden Jesuiten
in der Heilig-Ge.ist-Kirche ihr Tedemn, noch bsvor 'die
von Tilly gsstattete dreitägige Plüstderung der Stadt zu
Ende war. Die kurfürstlichs Kanzlei wnrds die
Wohnung der Jesuiten. Die anderen Kirchen der Städt
Tik-Mz. Z«. 8mß IM.
Srscheint täglich, SonntagS auSgenommen. PreiS mit Familienblättern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei der Expedition und dm Zweigstationen abgeholt 4V Pfg. Durch die Post
bezogen vierteljährlich 1,35 Mk. auSschließlich Zustellgebühr.
AnzeigenpreiS: 2V Pfg. für die Ispaltige Petitzeile odrr deren Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Für hiesige GeschäftS« und Privatanzeigen ermäßigt. — Für dic Aufnahme von Anzeige«
an bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher 82.
Das Flugblatt derbadischenSozialdemokratie.
/X Em recht dürftiges, armseliges Schriftftück ist das
vm letzterr Sonntag ausgegeibene FlugbIatt, mit dem
ifte badische Sozialdemokratie 'die Mößen zu vetdecken
lucht, Lie sie sich während der Verhandlungen über die
Äahlreform und bei der Wstimmung über 'diefelbe ge-
Teben hat. Wenn es einen Vorzug hat, so ift es der, daß
Uuch dem geringsten der Genossen, der cs lieft, die Augen
darüber aufgehen Müssen, daß die Haltung
ieiner Fraktion in dieser Sache einfach
Nicht zu rechtfertigen ist. Die sozialdemo-
kratische Partei hat selbst zu eifrig und zu laut
Uach der direkten Wahl gerufen, als daß sie nun auf
einmal finden sollte, die Nachteile der Wahlreform seien,
dsie das FlugNatt sich ausdrückt, unendlich größer als
die Vorteile.
Wer nach Baden zurückkehrt, muß nach den neuen
Äestimmungen zwei Jahre warten, bis er das Wahlrecht
^rlangt; wer neu zuzieht, zwei Jahre nach Erlangung
der Staatsangehörigkeit. Was rst 'denn an dieser Be-
siimmung so Fürchterliches? Zudem ist sie sür
'die nächste Wahl noch erhe'blich gemildert. Jm Flugblatt
sekbst wird zur Anfeuerung der Genossen darauf hinge-
dsiesen, daß jeder 2ojährige Deutsche bei den nächsten
^ßählen mitwählen darf, wenn er am Schlusse dieses
Tahres die Staatsbürgereigenschaft aufweisen kann. Also
bon den jetzt in Baden lebenden Deutschen ist kein
einziger durch diese Bestimmung in seinem Wahlrecht
berkürzt, denn ein jeder Zugezogene kann bis dahin die
Etaatsbürgereigenschaft erworben haben. Da regel-
rnäßig alle vier Jähre glewählt wird, kommt die BestiM-
Niung später nur Mr diejenigen in Betracht, die in den
setzten zwei Jahren sich in Baden ansässig gemacht häbm.
Das werden niemals sehr viele sein. Aüßerdem, wie
kommt es 'denn, daß alle Parteien einschlietzlich der so-
lialdemokratischen immer wieder daran erinnern müssen,
daß ihre Angehörige, soweit sie nicht Badener sind, doch
die 'Ladifche StaatsangchöriMt erwerben möchten? Die
^ozialdemokratie lsgt sich da mit ihrer „unendlich großen"
^Ächklage für Leute ins Zeug, 'die vielfach gar nicht
1 o begierig sind mitwählen zu dürfen, denn sonst
svürden sie sich nicht so gleichgül t i g und I ä ssig
N der Erwerbung der S ta a t s b ü r g e r e i g e n -
! chaft zeigen.
Der zweite Punkt ist dann die Ausschlietzung der
Steuerrestanten. Was kann das der reichen So°
staldemokratie verschlagen! Wenn die Wahlzest heran-
vaht, braucht sie ja uur die Rückstände der L-äumigen
siorschüßlich zu begleichen. Damit kann sie sogar noch
Uranchen Mann gewinnen, den sie sich 'damit verpflichtet.
Hnd ihrerseits versteht sie 'das Einziehen von Beiträgen
br so gut, datz sie sicher den größten Teil dsr Auslagen
dsieder einbringen würde.
Auch ist es sicher cine salsche Annahme, zu glauben,
siornehmlich der Sozialdemokrat bleibe mit Steuern im
^ückstaude, denn erstens sind nicht alle Lohnarbeiter
Tozialdemokraten und zweitens gM es unter den Bür-
Das relifliöse Leben Heidelbergs von den
ersten Nachrichten bis zur Gegenwart.
Von Stadtvikar I«io. R. Wielandt.
5. Der dreißigjährige 5dricg und die Jahrzehnte vor und
nach ihm.
Kurfürst Ludwig hätte schon zu Lebzeiten seines Va-
Eers seine Unzufriedenheit mit 'dessen kirchlichen Aen-
derungen deutlich zu erkennen gegeben. Jetzt entließ er,
ivr Oktober 1576 auf den 'Thr-on gskommsn', alle rsfor-
sisiertsn Berater Kurfürst Friedrichs und führte die lu-
^>erischen Gebräuche in den Kirchen wieder ein. Olevian
si>nrde verabschiedet; mit ihm viele widerstrebende Predi-
^er u. Lehrer. Jn der Schweiz veranstaltste man zu ihrem
^nnsten Gekdsammluugen. An 600 Familien wandertsn
ous Pf^fz aus. Wieder viele Andere scheuten die
^eise nach Frankenthal oder Neustadt an der Haardt
I°icht, wo, unter Herzog Zohann Kasimirs Regiment, das
^bendmahl auch jetzt noch nach reformiertem Brauch aus-
Ieteilt wurde. Schon bereute Ludwig seine Streuge, da
iiarb er nach 7jähriger Regierung, und ihm folgte sein
^ruder, eben jener rsformiert gsbliebene Johaim Kasimir,
°^r nun fofort feinerseits wieber die luthsrischen Asn-
°kvungen seines Bruders rückgängig machte.
Mit Gewalt wurde nun also wieder der reformierte
^ttesdienst in der Heilig-Gerst-.Nrche eingeführt!
^augsmaßregeln Kasimirs gegen die lntherischen Kir-
^nbehörden riefen die höchste Erregung der Stadt her-
^f. Die Heidelberger Bürgerschaft war einM Aufruhr
Trotz der Fürbitte von über 500 Mirgern wurden
gern, die nicht Lohnarbeiter smd, gewiß in dem gleichsn
Zählenllerhältnis solche, die mit ihren Steuern im Rück-
stande bleiben. Die Bestimmung trisft also alle Par-
teien, während ss den Wählern, die da in Schutz genom-
men werden sollen, meistens garnicht so sehr ums Wählen
zir tun ist. Die häben andere Sorgen, und' es ist nicht fo
ohne, daß Zählpslicht und Wählrecht mit einander in
Vebbindung stehen.
Bleiben nur der Arbeitervertreter in der
ErstenKammer und die erweiterten Rechte dieser.
Was den Arbeitervertreter anbetrifft, so wollen wir
hoffen, daß er in einer späteren Zeit der Ersten Kammer
eingesügt werden wird. Bis jetzt war ein solcher in der Ew
ften Kammer nicht vorhaNden; es ist also in disser Hinsicht
nicht ein Rückschritt gemacht worden, jondern ein er-
wünschter Fortschritt unterblieben. Jsdenfalls ist größere
Aüs'stcht vorhanden, daß die Erste Kammer nach ihrer
neusn Zusammsnsetzung ihn bewilligt, als nach ihrer bis'-
herigen. Auch da steht man wieder wie kläglich die Tak-
tik unserer Sozialdemokratie ist. Ste sühlt sich, wie es
scheint, am wohlsten, wenn sie sich die Zukuuft selbst ver-
baut.
Ueber die erweiterten Rechte der Ersten Kammer ist
kein Wort zu verlieren. Wir alle hab-en die Kämpfe mit-
erlebt, die sich in dieser Bsziehung im Landtag abgespielt
h-äben. Wir erinneru uns auch, wis lsi-cht di« sozialdemo-
kratische Presse die Rechte taxierte, als sis glaubte, die
Nationallib-eralen als Gegner der Versassungsresorm ver-
dächtigen zu können. Altbekannt ist, wie die National-
li'beralen das Bu-dgetvorrecht der Zweiten- Kammer ge-
wahrt habeu, währsnd das Zentrum fahnenflüchtig wurde.
L>chließlich ist eine Verfassuugsreform zu Stande ge-
ko-mmen, die sich vor aller Welt fshen lassen kann. Don
eirler Entwürdigung der Wähler und der Volksvertreter
zn sprechen, wie das sozialdemokmtische Flugblatt es tut,
ist, um einen vulgären Ausdruck zu gebrauchen, Mumpitz.
Die sozial d e m okratische Fra-ktion hätte
f ü r d i e W ah l r e f o r m st i m m e n mü s s e n. Das
sagen sehr viele Genossen sekber. Der Parteivorstand
mag noch Dutzende solcher Flugblätter drucken und ver-
breitsn lassen, damit wird die Tatsache nicht umgestoßen,
daß die sozialdemokratische Fraktion, deren Führung siber-
hmipt n'ährend des ganzen Landtags eine wenig geschickte
war, bei der Erledigung der wichtigen Frage der Ver-
sassungsrsform nicht aus der Höhe ihrer A u f-
gabe st a n d.
Aus der Karlsruher Zeitung.
— Scine Königliche Hoheit der Grotzherzog haben
den Mitgliedcrn der Freiwilligen Feuerwehr in Bruchsat:
Jgnaz Schorle, Pri-Vatier, Ferdinand Staab, Uhrmachcr,
Karl Winter, Glascrmcister daselbst, das Ehrcnzeichen für
40jährige treue Dienste bei der freiwilligen Feuerwehr ver-
liehen.
— Seinc Königlichc Hoheit der Großhcrzog haben
dcm Vorstand des Forstamts Jestetten, Forstmeistcr Hugo
Langenbach in Thiengen das Forstamt Ettenhcim, dem
Forstmcister Anselm Gutmann in Stockach das Forstamt
Staufen, dem Oberförster Hermann Schimpf in Zell a. H.
das Forstamt Bruchsal, dcm Oberförster Baptist Jäger in
die 5 lutherischen Stckdtpfarrer von Hei'delberg entlassen.
Mindestens 400 Lehrer und Geist'Iiche im ganzen L-anZe
mußten gehen, da sie die ihnen vorgelegte Erklärung
gegen die lutherische Konkovdienformel nicht unterschrei-
Len wollten. Und sast hätte, als Kastmir 1592 starb, Frisd^
ri-ch IV., der Sohn Ludwigs VI., der Welt das' Schauspiel
eines nochmaligen 'Konsessionswechsels in der Pfalz gege-
ben! Welches Bild fal'scher kirchlicher Machtvollkommew
heit evangslischer Fürsten!
Friedrich IV. indessen regierte gemäßigt. Durch eine
allgemeine Kirchenvifitation suchte er den Unterricht zu
förderu. Er erließ die Besti'Mnuug, es dürfe niemaud
zum Bürger angenommsn oder zur Berehelichuüg zuge-
lassen werden, der nicht die fünf Hauptstücke des Hei-
delberger Katechismus erzählen könne. Eine andere Ge-
fähr war am Ho-riz'0nte e-mporgestisgen. Der katholische
Vorstoß, die Gegsnresormation.
Der Markgmf Jakob von BäÄen-Hochbsrg war 1590
wieder in den Schoß der katholischen Kirche zuvückgskohrt.
Jn !der Markgrafschaft Bäden-Bädsn kämpste schon län-
gsr wieder katholische und lutherische Lehre. Mit dem
Beginn d'es neueü Jahrhunderts hatten sich die Kapuziner
im Volk festgesetzt. Schon seit 1571 arbeiteten auch die
Jesuiten im- Land. Jm benachbarten Würzburg einem
Teil von Wertheim und im ritterschäftlichen Gebiet des
OdeMvalds 'hatten si-e ats Werkzeuge Julins Echters von
Mespelbrunn die ResormatioN mit roher Gswalt unter-
drückt. Die 'Evangelischen bsgannsn sich zu rüsten.
Den -Anfang einer allgsmeinsn VoWbewaffnnng
machte, im Frühjahr 1600, unssr Kurfürst Frisdrich IV.
Uehlingen das Forstamt Donaueschingen, dem Oberförster Karl
Häfcle in Engen das Forstamt Kork, dem Oberförster Bert-
hold Daumiller tn Neustadt das Forstamt Stockach, dem
Oberförster Rudolf Wall in Donaueschingen das Forstamt
Zell a. H., dem Oberförster Friedrich Cadenbach im Sekre-
tariate der Forst- und Domänendirektion das Forstamt Je-
stetten mtt dem Wohnsitz in Thiengen übertragen und den
Forstassessor Dr. Ludwig Barth in Freiburg zum Oberför-
ster in Neustadt, den Forstassessor Franz Battlehner in
Freiburg zum Oberförster in Uehlingen und den Forstassessor
Emil Freyler in Offenburg zum Oberförster in Engen er-
nannt.
K a r l s r u h e, 29. August. Heute Mittag nach
1 llhr tras die Prinzessin Therese von Bayern znm Besuch
der Großherzoglichen Herrschaften von Lindau auf Schloß
Mainau ein. Diesekbe nahm an der Mittagstafel teil
und kehrte nachmittags nach Lindau zurück.
Aus Stadt und Laud.
Heidelberg, 30. August.
Touristentag. Das socben erschienenc Heft 18 der illu-
strierteu Zeitschrift für Touristik „Wan-dern und Rei-
s e n" (Verlag von L. Schwann-Düsseldorf) ist im Hinblick auf
dcn hier bevorstehenden Touristentag dem Odenwald, Heidel-
berg und dem Neckartal gewidmet. Ein poetischcr Gruß von
Oito Frommel „Heidelberg" eröffnet den Text dieser Fest-
nunimer. Es folgt ein reich illustricrter Aufsatz übcr üas
Schloß von Karl Neumann, ein solcher mit vier Abbildnngen
übcr dic „Felsenmcere im Odenwald" von Chelius in Darm-
stadt, darm kommt eine Abhandlung über das Volkslied in üer
Pfalz von Arnold in Wicsloch. Hornberg am Neckar, die Burg
Götzcns von Berlichingen, wird von Georg Friese in Hannover
behandclt, der zu bcm Aufsatz auch fünf eigenhändige Zeich-
nungen gcliefert hat, Hirschhorn am Neckar behandelt Wilhelm
Diehl-Hirschhorn. Professor Lorentzen trägt mtt einem illu-
striertcn Aufsatz über Michelstadt-Erbach zur Bereicherung
des Heftes bei; dazwischcn bringt Schmitthenner-Heidelberg
eine hübsche Heidclb«erger Schloßgeschtchte „ein Upfclwurf".
Der lctzte der gröheren Artikel ist Heppcnheim und setner Um-
gebung gewidmet. Das inhaltsreiche schöne Heft, dessen Preis
nur 1 Mark beträgt, ist als vielversprechender Borlüufer des
Touristentagcs willkommcn. Es besitzt cinen blcibendcn Werr.
Mit Geschick ist aus dem Schönen, was die Gegend des untcrcn
Neckars bietet, das Schönste und Jnteressantestc herausgegriffen
und in Wort und Bild festgehalten worden. Wir machen auf
'dtese Festgabe zum Touristentag hicr (10.—12. September)
gerne und angelegentlich aufmerksam.
Der heute bcginncnde» Einwcihungsfeicr der Protestations-
kirche in Speycr werden folgendc F ü r st l i ch ke i t e n beiwoh-
nen: dcr Großherzog von Sachsen, der Erbprinz Reuß j. L.,
Prinz Ernst von Sachsen-Mciningen und Erbprinz Ernst zu
Hohenlohe-Langenburg, Rcgent in S.-Kobnrg-Gotha. Die
(Eiscnacher) Deutsche evangelische Kirchcnkonferenz wird durch
ihren Vorsitzendcn, den Vizepräsidenten des Evangelisch-Luthe-
rischen Oberkonsistorinms in Dresden, Oberhofprcdigcr O. Dr.
Ackermann, die Universität Heidelbcrg durch Herrn Professor
Deißmann vertreten sein.
X Unfall. Zwei Damcn von auswärts standen gestern
Nachmittag an einer Haltestelle der elektr. Bahn tn der Nähe
ber Wirtschaft zur Karlsburg; als cin Wagcn dieser Bahrr
anhielt, bestieg ihn eine der Damcn, verließ ihn aöer, rück-
wärts gehenb, gleich wicdcr, da dic andere Dame nicht folgte„
Da der Wagen schon wieder im Gangc war, stürztc die Her-
austretendc rücklings so hestig auf den Hinterkopf, daß sie sich
eine erhcbliche Verletzung zuzog.
— Polizeibericht. Ein Schuhmacher wurde wegen Bettelns
verhaftet. Jn polizeilichen Gewahrsam genommen wurde
ein aus einer Anstalt entwichener junger Geisteskranker. Zur
Anzeige kam cin Maurer wegen Tierquälerei und vier wei-
terc Personen wegen Ruhestörung.
Er ließ die Bevölkerung an jedem Sonntag nach Been-
digung! dss Gottesdienstes exerzieren. Selbst in den
Uebungen' hielt er sich an die Bibsl. Er ließ einmal gegen
ein siebenköpfiges, nach Offenbarung Johannis Kapitel
13 und 17 dargeftelltes Ungeheuer manöverieren, das
enÄlich nach langen Kümpftn in dis Luft -gesprengt wur'ds.
Dann 'brach der Krieg hsrein. Kurfürst Friödrich V.
beging den Jehler, die böhmischs Krons anzunshmen.
Die Schlacht crm weißsn Bsrge machte allen Träumeni
ein ernstes Ende. Tsr Kurfürst floh nach Holland. Ein
kaiserlicher Mächtspruch erklärte ihn in die Reichsacht.
Die Angft der Pfälzer steig-erte sich hoch. Man nähm
in H-eidelberg im Januar 1621 währ, datz ein Teil der
Gemeiäds noch nach beestdigtem 'Gottes'dienst in 'den
Kirchen zum Gebete versiut beisammen blieb. Am Bet-
tag im Mai warsn die Meisten fäst den ganzsn Tag in
den Kirchen. Das Brudergezänk zwischsn Reformierten
und Lutherischen wollte allerdings sekbst in diefem Airgen-
blick nicht schwsigen. Jetzt erfchien Tilly im Land. Er
eroberte Neckargemün'd und tieß die kleine
psälzische Bssatzung sowie eine Menge Einwohner, selbst
Fratren und Kinder, zusammenhauen. Nach dsn Schlach-
ten bei Wieslocki- (Mingolsheim) und Wimpfen belagerts
er auch Heidslberg und MannHeim. Er nahm Heidel-
berg am 6. Septembsr 1622 im Sturm. Am darauf-
folgendsn Sonntag, san-gen die ihn begleitenden Jesuiten
in der Heilig-Ge.ist-Kirche ihr Tedemn, noch bsvor 'die
von Tilly gsstattete dreitägige Plüstderung der Stadt zu
Ende war. Die kurfürstlichs Kanzlei wnrds die
Wohnung der Jesuiten. Die anderen Kirchen der Städt