Erscheint täglich, SonntagS auSgmommen. PreiS mit Familtenblätter» monatltch 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei drr Expedition und den Zweigstationen abgeholt <0 Pfg. Durch di« V«ß
begogen vierteljährlich 1,85 Mk. auSschließlich Zustellgrbühr.
ßnzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzetlr oder derrn Raum. Reklamezrile 40 Pfg. Für hirfige Geschäft». und Privatanzeigrn ermäßigt. — Für di« Aufnahme von SlnzeiM«
«n bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher SI.
s Kreitllg, 7. Dktl>l>er L864.
BlaLt
46. zchMz. — 235
§
Zur Lippeschen Thronfolgefra-e.
^ ,Die materielle Seite des lippeschen Thronstrsites ist
grotze Harisvermögen. EZ 'besteht aus dem grmzen
^"bmnium, etwa 100 000 Morgen Wald und frucht-
^^Mi AckerilaUd, Meiereien, Mont-angerechtsanren ufm.
- seine Einkünfte wepden mtt einer Million Mart'
^yrlich nicht zu hoch gegriffen sein. Nur 60 000 Mark
sind nach 'dem Vertra-g von- 1868 durch die fürft-
Kammerkasse als jähvliche 'Geldrente an di-e Landes-
hinaus zu bezahlen, so datz dem regierenden Herrn
?dner noch ein- ganz hüibfcher llebers-chuß bleibt. Der
^Mare Grundb-esitz 'des- Hausvermögens beträgt ein
Fünftel des lippeschen, zwischen der W-eser und
Teutoburger Walde gele-gen-en L-andes, das- 12!l5
^adratkilometer und 139 000 Einwohner umfaßt. Me
.chtifch s^hr regfame und intellig-ent-e Bevölkerung hat
chher lange und- heftig in den V-erfassungskämpfen wegen
^ Domänen-frage mit i-Hren Fürsten geftritt-en, bts 'der
T^^dtag von 1868 den- kürzeren zog und es zugckb, daß
ganze umfangreiche GruNdvermög-en 'des Staates
Eer Jovm in oin Fideikommiß des Hauses Lippe um-
lndelt wnrde. Jn dteser verpaßten Gölegenheit liegt
anch zu-m Teil begründet, 'daß sich das D-olk in seiner
rZ,
s, ^viegenden Mehrheit herzli-ch wenig um den Erbfolge-
küm-merte. Durch das Telegramm des Kaisers vom
Mre 1898: „Dem Regenten, was dem Regenten ge-
^ mt, weiter ntchts", änderte sich die Sache. Hatte man
Provisorischen Regenten, den Prinzen Ado-lf von
^^aumburg, nur ungern verloren und den Gr-afregenten
^ft kühl empfangen, so schlug nnn d-ie Stimmung M
des Graf-Regenten um. Das nen-e Telegramm
. Kaisers- vom 26. Sept. d. I. hat dte Lipper noch mehr
»^drüttelt. Sie fühlen ftch verletzt, wie dies aus der
^ller-n nütgeteilten Rsde des Lippefchen Staatsintnifters
^.^orgcht. Es war bis jetzt im neuen dentscheir Reich
^^hört, daß ein Minifter der Besorgms Ausdruck gab,
Eönnte Gewoilt vor Recht gehen. Wi-e sorgfältig ift
tzf, lu Zeiten Bismarcks und Kaiser Wtlhelms I. die
^chtänldigkeit der Bundesstaaten 'berücksichtigt und ge-
^8t worden. Die Bu-ndesregierun-gen fühlten fich woht
^ geborgen im Vevbande und im S-chutz-e des Reiches.
wvr ein-e fehr -gute Politik und -sie -hat die bssten
^chte getra-gen. Warum veüläßt man sie?
Eiiie ernst 'die'Sache anfzufassen ift, das geht aus der
^ ndung der „Nattonalliberalen Korresponden-z" hervor,
sich oine Ka n z l e r k r i s i s vorbreite. Graf
chEfil'Er und s'chmiegsam, aber eine Politik, die
h ^ Bundesftaat zu verletzen geeignet ift, fcheint er doch
^nitmachen zu wolleir.
^bhir anerkennM muß! man die Haltnn-g des
Regenten. Nach dem Regentschaftsgesetz hätte er
^ alle Fälle fo lange zu regieren, als der gegen-
'bekamntlich geisteskranke Fürst A'lexander leb-t.
ht cch,xr bereit, von der Regentsckiaft znrückzutreten,
^chdas Schiödsgericht ihm die Erbfolge absprich-t. Das ist
^oyolo patriotische Erklärung, die dem Regenten ho-ch
ist. Ohne die bei'den Telegramme des Kai-
^ Kaiser riber die Technischen Hochschulen.
^^nzig, 6. Okt. Die Rede 'des Kaisers bei
^ Möffnnng d-er Technischen Hochschule
stj„^°^gendsn Wortlant: „Es gereicht mir zu h-oher Be-
^,^gnng, heute eine neue Bildungsstätte für technifche
^^^fchaften' eröffnen zu können. Won der Erkenntnis
'-' ^'drungon, daß b-ei dem Wettlauf der Nationen in der
. ^llen Entwicklung der Technik ganz besondere Auf-
Lufallen, und thre Leisüingen für 'üas öffentliche
d-es Vaterlandes u-nd die Aufrechterhv>ltung! seinpr
^Mtellung von' größter Bedeutung sind, halte ich es
iiis .^Ue meiner vornÄ>nsiten 'landesherrlichen Pfltchteir,
l jPerhreitung und V e r t i ef u n g der t e ch-
^ ^ enWif f enfchafte n einzutreten und auf eine
^^fehrung der technischen Hochschulen
^^ffken. Denn die nngeahnte Entwicklung, welche
^^e Technik seit denr Beginn des Zeitalters der
^"dahnon- nach allen Richtungen erfa'hren- hat, haben
M^cht zufälligen Entdeckungen und glücklichen Ein-
chudern der ernsten Arbeit und dem auf dem festen
^ u der Wissenschaft fußenden systematifchen Unterricht
^s^rn Hochschulen zn verdanken. Die Mathem'atik
cheoretifchen Naüirwissenfchaften haben die Wege
^H^Aen, auf penen der Menfch in Gottes allgeivaltige
'chtte der ddatur immer tiefer einzudringen vermvg.
Äüt^^^wandte Wissensckiaft hat diefe Wege kühn be-
und' ift zu staunenswerten Erfolgen g-elangt.
^chnischen Hocksichnien liegt es ob, dte theoretische und
sers hätte man aüf die Thronsolgestreitigkeiten in Lippe,
wie auf eine harmlofe Knri-osität mit einem Lächeln ge-
lblickt; nun ift sie zu einer Staatsaktion gewo-rden', die das
deutfche Volk empfindlich! berührt, zu einer Angvl'egenheit
von weittragen'der Polttischer Bedeutung.
Me beiden Telegramme des> Kaisers, das von 1898
und das von 1904 seien hier nochmvl's im Wortlaut
wiederholt:
1888. Jhren Brics crhalten. Anordnungcn des komman-
dierenden Generals geschahen mit meinem Einverständnis nach
vorheriger Ansrage. Dcm Regenten, was dem Rcgentcn zu-
kommt, wciter nichts. Jm übrigen will ich mir den Ton, in
welchem Sie an mich zu schreibcn für gut befunden haben, ein
für allc Mal vcrbeten haben.
1804. Jch spreche Jhnen mcin Beileid zum Ableben JhreK
Herrn Vaters aus. Da die Rechtslage in keiner Weise geklärt
ist, kann ich cine Regentschaftsübernahme Jhrcrseits nicht an-
erkennen und lasse auch das Militär nicht vereidigcn. gez. Wil-
helm. I. k.
Das Regentschaftsgesetz 'hab'M' Regikrung und Lanb-
tag durchaus innebhalb ihrer Kvmpetenz und in völlig
kovrekter Form nüt einander vereinbart. Um so bitterer
empfinden sie, daß der Kaifer, den man sich als den
Schirmherrn des Rechts vorstellt, einvm Lippeschen Gefetz
bie Gültigkeit abspricht.
Der Rechtslchrer Prof. Kahl fchreibt: Es han-
delt sich nicht mchr blvtz um eine Lippefche Sache. Es han-
dickt sich um 'die allgenieine Frage, ob ein 'd e u,t fch- er
Bundesstaat inn'erhalb der burch die Reichsverfas-
sung garantierten S e l b-st ä n d i g k e i t Herr im
eigenen-Lande bleibt, ob- es! geschehen kann, daß man einvm
innerhalb der verfassiingsmäßigen Zuständigkeit ergange-
nen Landesgesetze von Reichswegen di-e Wirkfamkeit
versa-gt, ob es' -geschchen kann, daß ntan dem durch den
landesgesetzlich- berufenen- Regenten zu ernennenden Be-
vollmächtigten zum Bundesrat 'die Tür weift. Jch für
-meinen Teil glanbe nicht, daß der- hohe Bundesrat zu
folchem' Begchren der fchaumburgischen Regierung sich
verftehen wrrd' und kann. Weit-er teilt Kohl noch mit,
daß Bismarck und- H-ohenIvhe überzeugte Anhänger des
Biefterfelder Rechts' gewesen sind.
Deutsches Reich.
— Die V e r m ä h I u n g des KronPrinzen soll,
wie neuerdings verlautet, am 22. März n. I. stattfinden.
— Die Wiederaufnahme dsiv Handelsver-
t ra gs - V e rh a n dl u n g e n zwischen- Deutsch-
land und' Qesterr e i ch - U n g- a r n wurde auf An-
fan-g November vertagt, da di-e österreichifche Zoll- und
Handelskonferen-z, der die Vorbereitung der neuen Ver-
handlungen für das Donaureich obliegt, erst a-m 20. Okto-
ber zu'sammentreten kann.
— 'Gener-alleutnant z. D. v o n Alten, der als Divi-
sions-Kommandeur in Jnfterburg dev zuständige Gerichts-
herr in den beiden ersten Gumb'inner Krosigk-Prozessen
war und ihretwegen zur Disposition -gestellt wnrde, wird
als Geneval-Jnstrnktor na-ch Konstantinopel gcheu.
— Für 'die R e i ch s t-a g s e r s a tz w a h l in Je-
r i- ch o w ist 'das zwischen den- Konservatrven- und den Na-
an'gewandte Wissenschaft zu frnckitb'arem Zniammen-
wirken zu vereinigen und zwar in der umfassenden Viel-
seibigkeit, die dvs -a-uszeichnende Merkmal' 'des in Dentfch-
land entstandenen Typus dieser Anstälten bildet. Sie
stellen in ihrer Eigenart eins wrssenschaftliche Univer-
fi-tas dar, dre mit der alten' Universttät um fo mchr ver-
glichen werden kanri, als' ein nicht unbeträckMcher Teil
d-es Lehrg-ebietes beiden Anftalten gemeinfam rst.
Die Gleichartigkeit und> Ebenbürtigkeit 'derfelben habe
ich mich bemüht, auch na-ch außen hin znm Ausdruck zu
bringen, indem ich den- Technischen Hochschülen die gleiche
hoh-e 'Steüung, wi-e sie die Unive-rsität-en feit langem be-
haupten, in meinen Landen eingeräumt und ihnen das
Recht b-eigelegt habe, akad-emifche Grade zu verleihen.
Dieses Recht soll auch 'der neuen H-och'schule zustehen, welche
-auch im übr-igen ihren älteren Schwestern in all-en
Stücken gleichg-estellt ift. Eine besondere Genugtnung
ist es mir gewesen, die neue Bildungsftätte hier in diefer
altehrwüMgen, erinnerungsreichien Hanf-eftadt erftehen
zu 'la-ssen nnd damit den meinem Herzen fo n-ah-eftehenden
Oftprovinzen- wie der Stadt Danzig einen n-eueir Beweis
meiner land-e'Sväterlichen Fürforge zu geben. Auf einern
Boden errichtet, den dent-sche Tatkraft mit der Kultur er-
fchloß, foll die Anstalt -hier stchen und wirken als ein fester
Turm, oon dem dentsche Wissenschaft, deuffche Ärbeitsam--
keit und dentscher Geift fich anregend, fördernd und be-
fruchtend in die Lande ergießen. Mög-en immer unfere
Oftprovinzen- nacki! Lage und' Naturv-erhältirissen für eine
in'du'strielle Entwicklun-g weniger günftige Bedingungen
tionalliberalen angeftrebt-e Ka rt e I l n i cht z u fta n d e
gekommen. Jn einer außerordenÄichen Versammllung^
der Vertrauensmänner des> Bundes der Landwirte, der
Konfervativen und 'der natio-nalliberalen P-artei haben
die beiden ersten Parteien den Rittergutsbesitzer von
Brauchitsch aufg'eftellt, der der konservativen Partet und
dem Bnn'de der Landwirte angehört. Die Nationallibe-
ralen haben d iefer Ka-ndidatur nicht zngestiMmt und
werden eine eigene Kandidatur aufftellen, die Freisinnigen
und Sozia'Idemokraten haben' ihr-e Kandidaturen. Außer-
dem haben 'die Antisemiten noch einen besonderen Kandi--
daten, so daß rmi gan'zen fünf Bewerber für die Wahl
in Frage kornmen.
Ausland.
Frankreich,
Paris, 6. Okt-ober. Me Verhandlungen zwischen
Frankreich und Spanien über die Wgrenzung
der beiderseiti-gen Jnteressen-Sphären, in N o r d.a s r i k a
'sind nunmehr zum Abschluß gediehen. Ter entsprechenda
Vertrag ist gesteni unterzeichnet worden. Außerdem soll
ein dipl-omatisches Schriftftück darüber der Oeffent'lichkeiti
Äergeben werden. Der Jnhalt -des Vertrages wird als
ein Entgegenkommen der französischen Regierung gegen-
über Spcmieü g'eken'nzeichnet.
Rußiand.
Petersburg, 3. Qktober. Der französtsche Ge-
nemlstabsoffizier Hauptmann M a h o n ist in O d e s s a
eingetroffen und stattete dem Geneiral Dragomirow einen
Befuch! ab, um mit ihm seine Meinungen über den Krieg
auszutauschen und das Resnltat dieser Konferenz dem
französischen Generalft-abe mitzuteilen. Der Hauptmann
Mahon -wohnte auf spezielle E-inladung der Ausreise der
Truppen nach- Ostasien bei. Er hielt bei diessr Geleg-en-
heit eine Ansprache, wvrin- er sa-gte: Wir Franzofen
sind aus vollem Herzen mit Euch. Jch werde in Fvank-
reich sagen, daß es keine Armee giebt, die befähigt wäre,
'die russische Armee zu bestegen. Die Rede des Haupt-
manns wurde mit lebhaftem Betfall aufgenomnren. Als-
dann brachte ein russifcher Generalfialbsoffizier einen
Trinkspruch auf die französisch'e Armee auS.
Aus Stadt und Land.
Heidelbcrg, 7. Oktober.
/X Gastspicle des Mannheimer Apollotl-eaters in dcr Stadt-
halle. Ein gutcr Gedanke ist cs, das Ensemblc des Mann-
heimer Apollothcaters hier in einem zweimaligcn Gastspiel am.
nächstcn Damstag und Sonntag in der Stadthalle auftreten zu-
lassen. Früher, als das „Brcttl" gelegcntlich im „Zwinger'"
aufgeschlagen wurde, hielt sich das hiesigc Publikum ziemlickx
reserviert. Nun könncn die Produktionen in eincm schönen
Saale von statten gehen, und da ist zu erwarten, daß Lie
Heidelbergcr sich nicht genieren wcrdcn, ihr Jntcresse an den-
sclben zu bekunden. Jm Mannheimer Apollotheater ist der Zu-
schaucrraum oft überfüllt. Halten dic Vorstcllungen das, was>
man sich nach Mannheimer Berichtcn von ihncn versprechen
muß, dann dürften die Gastspielc sich wiederholen und das-
Hcidclberger nicht übermäßig reiche llnterhaltungsprogramm
um eine weitcrc Nummcr vermehrt werden.
idvrgubieten als' aüdere Landesteile, das technische Wisfen
verleiht sa bielfach gemde die Macht, zn er-gänzen, was
die Natur verfagt. So foll die Anstailt mit dazu dienen,
den G eift d -e s i n d u st r i el l e n Fortschritts
zu belebe n und si-ch' mit Frvgen zu beschäftigen, die
aus den besoii'deren Verhältnissen! Hres heimatlichen Ge-
bietes sich ergeben. Daß aber!die Anstalt die ihr ge-
stellten hohen Anigaben ziu lösen- be'stvebt nnd imstande
sein wird, dafür bürgen- uns' die Tüchtigkeit ihr-sr Lehr-
kräfte unb die Reichhaltigkeit ihrer Lehrmittel. Möge die
neue Hochfckmle -wachsen und gedeihen zum Ruhme der
deutfchen Wissenschaft, zitm Segen diefer alten preußischen
Provinzen und zur Ehre des denffchen Namens. Das
walte Gott!
Theater- und Kunftaachrichten.
Abonnemcnts-Solistcn-Konzertc. Wir machen hierdurch
nochmals auf die bei uns so beliebt gewordencn Konzerte auf-
merksam. D« dcr Preis im Abonnement cin so nicderer ist,
so können wir diescs nur empfehlen. Jn den Konzerten wirken
nur Solisten ersten Ranges.
X Heidelberg, 7. Okt. (Stadtthcater.) Nächstcn
Sonntag gelangt im Stadttheater als neu cinstudierte Oper
„Dic R e g i m e n t s t o ch t e r" von Donizetti zur Auffüh-
rung. Es dcbutieren an diesem Abend Frl. Wism-an in der
Titclpartie und Herr Gottfricd als „Tonio". Dic anderen
Particn der mclodienrcichen Opcr werden von Frl. Alsen nnd
dcn Herren Robert Becker und Brcnner gcsungen; die koijische
Rolle des „Hortensio" spielt Hcrr Baum, unscr ncuer, so rasch
beliebt gewordener Komiker. — Montag, den 10. d. M. wird-
Hcrr Rudolf Göll -vom Stadtthcater in Straßburg, der aus-
begogen vierteljährlich 1,85 Mk. auSschließlich Zustellgrbühr.
ßnzeigenpreis: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzetlr oder derrn Raum. Reklamezrile 40 Pfg. Für hirfige Geschäft». und Privatanzeigrn ermäßigt. — Für di« Aufnahme von SlnzeiM«
«n bestimmten Tagen wird keine Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtischen Anschlagstellen. Fernsprecher SI.
s Kreitllg, 7. Dktl>l>er L864.
BlaLt
46. zchMz. — 235
§
Zur Lippeschen Thronfolgefra-e.
^ ,Die materielle Seite des lippeschen Thronstrsites ist
grotze Harisvermögen. EZ 'besteht aus dem grmzen
^"bmnium, etwa 100 000 Morgen Wald und frucht-
^^Mi AckerilaUd, Meiereien, Mont-angerechtsanren ufm.
- seine Einkünfte wepden mtt einer Million Mart'
^yrlich nicht zu hoch gegriffen sein. Nur 60 000 Mark
sind nach 'dem Vertra-g von- 1868 durch die fürft-
Kammerkasse als jähvliche 'Geldrente an di-e Landes-
hinaus zu bezahlen, so datz dem regierenden Herrn
?dner noch ein- ganz hüibfcher llebers-chuß bleibt. Der
^Mare Grundb-esitz 'des- Hausvermögens beträgt ein
Fünftel des lippeschen, zwischen der W-eser und
Teutoburger Walde gele-gen-en L-andes, das- 12!l5
^adratkilometer und 139 000 Einwohner umfaßt. Me
.chtifch s^hr regfame und intellig-ent-e Bevölkerung hat
chher lange und- heftig in den V-erfassungskämpfen wegen
^ Domänen-frage mit i-Hren Fürsten geftritt-en, bts 'der
T^^dtag von 1868 den- kürzeren zog und es zugckb, daß
ganze umfangreiche GruNdvermög-en 'des Staates
Eer Jovm in oin Fideikommiß des Hauses Lippe um-
lndelt wnrde. Jn dteser verpaßten Gölegenheit liegt
anch zu-m Teil begründet, 'daß sich das D-olk in seiner
rZ,
s, ^viegenden Mehrheit herzli-ch wenig um den Erbfolge-
küm-merte. Durch das Telegramm des Kaisers vom
Mre 1898: „Dem Regenten, was dem Regenten ge-
^ mt, weiter ntchts", änderte sich die Sache. Hatte man
Provisorischen Regenten, den Prinzen Ado-lf von
^^aumburg, nur ungern verloren und den Gr-afregenten
^ft kühl empfangen, so schlug nnn d-ie Stimmung M
des Graf-Regenten um. Das nen-e Telegramm
. Kaisers- vom 26. Sept. d. I. hat dte Lipper noch mehr
»^drüttelt. Sie fühlen ftch verletzt, wie dies aus der
^ller-n nütgeteilten Rsde des Lippefchen Staatsintnifters
^.^orgcht. Es war bis jetzt im neuen dentscheir Reich
^^hört, daß ein Minifter der Besorgms Ausdruck gab,
Eönnte Gewoilt vor Recht gehen. Wi-e sorgfältig ift
tzf, lu Zeiten Bismarcks und Kaiser Wtlhelms I. die
^chtänldigkeit der Bundesstaaten 'berücksichtigt und ge-
^8t worden. Die Bu-ndesregierun-gen fühlten fich woht
^ geborgen im Vevbande und im S-chutz-e des Reiches.
wvr ein-e fehr -gute Politik und -sie -hat die bssten
^chte getra-gen. Warum veüläßt man sie?
Eiiie ernst 'die'Sache anfzufassen ift, das geht aus der
^ ndung der „Nattonalliberalen Korresponden-z" hervor,
sich oine Ka n z l e r k r i s i s vorbreite. Graf
chEfil'Er und s'chmiegsam, aber eine Politik, die
h ^ Bundesftaat zu verletzen geeignet ift, fcheint er doch
^nitmachen zu wolleir.
^bhir anerkennM muß! man die Haltnn-g des
Regenten. Nach dem Regentschaftsgesetz hätte er
^ alle Fälle fo lange zu regieren, als der gegen-
'bekamntlich geisteskranke Fürst A'lexander leb-t.
ht cch,xr bereit, von der Regentsckiaft znrückzutreten,
^chdas Schiödsgericht ihm die Erbfolge absprich-t. Das ist
^oyolo patriotische Erklärung, die dem Regenten ho-ch
ist. Ohne die bei'den Telegramme des Kai-
^ Kaiser riber die Technischen Hochschulen.
^^nzig, 6. Okt. Die Rede 'des Kaisers bei
^ Möffnnng d-er Technischen Hochschule
stj„^°^gendsn Wortlant: „Es gereicht mir zu h-oher Be-
^,^gnng, heute eine neue Bildungsstätte für technifche
^^^fchaften' eröffnen zu können. Won der Erkenntnis
'-' ^'drungon, daß b-ei dem Wettlauf der Nationen in der
. ^llen Entwicklung der Technik ganz besondere Auf-
Lufallen, und thre Leisüingen für 'üas öffentliche
d-es Vaterlandes u-nd die Aufrechterhv>ltung! seinpr
^Mtellung von' größter Bedeutung sind, halte ich es
iiis .^Ue meiner vornÄ>nsiten 'landesherrlichen Pfltchteir,
l jPerhreitung und V e r t i ef u n g der t e ch-
^ ^ enWif f enfchafte n einzutreten und auf eine
^^fehrung der technischen Hochschulen
^^ffken. Denn die nngeahnte Entwicklung, welche
^^e Technik seit denr Beginn des Zeitalters der
^"dahnon- nach allen Richtungen erfa'hren- hat, haben
M^cht zufälligen Entdeckungen und glücklichen Ein-
chudern der ernsten Arbeit und dem auf dem festen
^ u der Wissenschaft fußenden systematifchen Unterricht
^s^rn Hochschulen zn verdanken. Die Mathem'atik
cheoretifchen Naüirwissenfchaften haben die Wege
^H^Aen, auf penen der Menfch in Gottes allgeivaltige
'chtte der ddatur immer tiefer einzudringen vermvg.
Äüt^^^wandte Wissensckiaft hat diefe Wege kühn be-
und' ift zu staunenswerten Erfolgen g-elangt.
^chnischen Hocksichnien liegt es ob, dte theoretische und
sers hätte man aüf die Thronsolgestreitigkeiten in Lippe,
wie auf eine harmlofe Knri-osität mit einem Lächeln ge-
lblickt; nun ift sie zu einer Staatsaktion gewo-rden', die das
deutfche Volk empfindlich! berührt, zu einer Angvl'egenheit
von weittragen'der Polttischer Bedeutung.
Me beiden Telegramme des> Kaisers, das von 1898
und das von 1904 seien hier nochmvl's im Wortlaut
wiederholt:
1888. Jhren Brics crhalten. Anordnungcn des komman-
dierenden Generals geschahen mit meinem Einverständnis nach
vorheriger Ansrage. Dcm Regenten, was dem Rcgentcn zu-
kommt, wciter nichts. Jm übrigen will ich mir den Ton, in
welchem Sie an mich zu schreibcn für gut befunden haben, ein
für allc Mal vcrbeten haben.
1804. Jch spreche Jhnen mcin Beileid zum Ableben JhreK
Herrn Vaters aus. Da die Rechtslage in keiner Weise geklärt
ist, kann ich cine Regentschaftsübernahme Jhrcrseits nicht an-
erkennen und lasse auch das Militär nicht vereidigcn. gez. Wil-
helm. I. k.
Das Regentschaftsgesetz 'hab'M' Regikrung und Lanb-
tag durchaus innebhalb ihrer Kvmpetenz und in völlig
kovrekter Form nüt einander vereinbart. Um so bitterer
empfinden sie, daß der Kaifer, den man sich als den
Schirmherrn des Rechts vorstellt, einvm Lippeschen Gefetz
bie Gültigkeit abspricht.
Der Rechtslchrer Prof. Kahl fchreibt: Es han-
delt sich nicht mchr blvtz um eine Lippefche Sache. Es han-
dickt sich um 'die allgenieine Frage, ob ein 'd e u,t fch- er
Bundesstaat inn'erhalb der burch die Reichsverfas-
sung garantierten S e l b-st ä n d i g k e i t Herr im
eigenen-Lande bleibt, ob- es! geschehen kann, daß man einvm
innerhalb der verfassiingsmäßigen Zuständigkeit ergange-
nen Landesgesetze von Reichswegen di-e Wirkfamkeit
versa-gt, ob es' -geschchen kann, daß ntan dem durch den
landesgesetzlich- berufenen- Regenten zu ernennenden Be-
vollmächtigten zum Bundesrat 'die Tür weift. Jch für
-meinen Teil glanbe nicht, daß der- hohe Bundesrat zu
folchem' Begchren der fchaumburgischen Regierung sich
verftehen wrrd' und kann. Weit-er teilt Kohl noch mit,
daß Bismarck und- H-ohenIvhe überzeugte Anhänger des
Biefterfelder Rechts' gewesen sind.
Deutsches Reich.
— Die V e r m ä h I u n g des KronPrinzen soll,
wie neuerdings verlautet, am 22. März n. I. stattfinden.
— Die Wiederaufnahme dsiv Handelsver-
t ra gs - V e rh a n dl u n g e n zwischen- Deutsch-
land und' Qesterr e i ch - U n g- a r n wurde auf An-
fan-g November vertagt, da di-e österreichifche Zoll- und
Handelskonferen-z, der die Vorbereitung der neuen Ver-
handlungen für das Donaureich obliegt, erst a-m 20. Okto-
ber zu'sammentreten kann.
— 'Gener-alleutnant z. D. v o n Alten, der als Divi-
sions-Kommandeur in Jnfterburg dev zuständige Gerichts-
herr in den beiden ersten Gumb'inner Krosigk-Prozessen
war und ihretwegen zur Disposition -gestellt wnrde, wird
als Geneval-Jnstrnktor na-ch Konstantinopel gcheu.
— Für 'die R e i ch s t-a g s e r s a tz w a h l in Je-
r i- ch o w ist 'das zwischen den- Konservatrven- und den Na-
an'gewandte Wissenschaft zu frnckitb'arem Zniammen-
wirken zu vereinigen und zwar in der umfassenden Viel-
seibigkeit, die dvs -a-uszeichnende Merkmal' 'des in Dentfch-
land entstandenen Typus dieser Anstälten bildet. Sie
stellen in ihrer Eigenart eins wrssenschaftliche Univer-
fi-tas dar, dre mit der alten' Universttät um fo mchr ver-
glichen werden kanri, als' ein nicht unbeträckMcher Teil
d-es Lehrg-ebietes beiden Anftalten gemeinfam rst.
Die Gleichartigkeit und> Ebenbürtigkeit 'derfelben habe
ich mich bemüht, auch na-ch außen hin znm Ausdruck zu
bringen, indem ich den- Technischen Hochschülen die gleiche
hoh-e 'Steüung, wi-e sie die Unive-rsität-en feit langem be-
haupten, in meinen Landen eingeräumt und ihnen das
Recht b-eigelegt habe, akad-emifche Grade zu verleihen.
Dieses Recht soll auch 'der neuen H-och'schule zustehen, welche
-auch im übr-igen ihren älteren Schwestern in all-en
Stücken gleichg-estellt ift. Eine besondere Genugtnung
ist es mir gewesen, die neue Bildungsftätte hier in diefer
altehrwüMgen, erinnerungsreichien Hanf-eftadt erftehen
zu 'la-ssen nnd damit den meinem Herzen fo n-ah-eftehenden
Oftprovinzen- wie der Stadt Danzig einen n-eueir Beweis
meiner land-e'Sväterlichen Fürforge zu geben. Auf einern
Boden errichtet, den dent-sche Tatkraft mit der Kultur er-
fchloß, foll die Anstalt -hier stchen und wirken als ein fester
Turm, oon dem dentsche Wissenschaft, deuffche Ärbeitsam--
keit und dentscher Geift fich anregend, fördernd und be-
fruchtend in die Lande ergießen. Mög-en immer unfere
Oftprovinzen- nacki! Lage und' Naturv-erhältirissen für eine
in'du'strielle Entwicklun-g weniger günftige Bedingungen
tionalliberalen angeftrebt-e Ka rt e I l n i cht z u fta n d e
gekommen. Jn einer außerordenÄichen Versammllung^
der Vertrauensmänner des> Bundes der Landwirte, der
Konfervativen und 'der natio-nalliberalen P-artei haben
die beiden ersten Parteien den Rittergutsbesitzer von
Brauchitsch aufg'eftellt, der der konservativen Partet und
dem Bnn'de der Landwirte angehört. Die Nationallibe-
ralen haben d iefer Ka-ndidatur nicht zngestiMmt und
werden eine eigene Kandidatur aufftellen, die Freisinnigen
und Sozia'Idemokraten haben' ihr-e Kandidaturen. Außer-
dem haben 'die Antisemiten noch einen besonderen Kandi--
daten, so daß rmi gan'zen fünf Bewerber für die Wahl
in Frage kornmen.
Ausland.
Frankreich,
Paris, 6. Okt-ober. Me Verhandlungen zwischen
Frankreich und Spanien über die Wgrenzung
der beiderseiti-gen Jnteressen-Sphären, in N o r d.a s r i k a
'sind nunmehr zum Abschluß gediehen. Ter entsprechenda
Vertrag ist gesteni unterzeichnet worden. Außerdem soll
ein dipl-omatisches Schriftftück darüber der Oeffent'lichkeiti
Äergeben werden. Der Jnhalt -des Vertrages wird als
ein Entgegenkommen der französischen Regierung gegen-
über Spcmieü g'eken'nzeichnet.
Rußiand.
Petersburg, 3. Qktober. Der französtsche Ge-
nemlstabsoffizier Hauptmann M a h o n ist in O d e s s a
eingetroffen und stattete dem Geneiral Dragomirow einen
Befuch! ab, um mit ihm seine Meinungen über den Krieg
auszutauschen und das Resnltat dieser Konferenz dem
französischen Generalft-abe mitzuteilen. Der Hauptmann
Mahon -wohnte auf spezielle E-inladung der Ausreise der
Truppen nach- Ostasien bei. Er hielt bei diessr Geleg-en-
heit eine Ansprache, wvrin- er sa-gte: Wir Franzofen
sind aus vollem Herzen mit Euch. Jch werde in Fvank-
reich sagen, daß es keine Armee giebt, die befähigt wäre,
'die russische Armee zu bestegen. Die Rede des Haupt-
manns wurde mit lebhaftem Betfall aufgenomnren. Als-
dann brachte ein russifcher Generalfialbsoffizier einen
Trinkspruch auf die französisch'e Armee auS.
Aus Stadt und Land.
Heidelbcrg, 7. Oktober.
/X Gastspicle des Mannheimer Apollotl-eaters in dcr Stadt-
halle. Ein gutcr Gedanke ist cs, das Ensemblc des Mann-
heimer Apollothcaters hier in einem zweimaligcn Gastspiel am.
nächstcn Damstag und Sonntag in der Stadthalle auftreten zu-
lassen. Früher, als das „Brcttl" gelegcntlich im „Zwinger'"
aufgeschlagen wurde, hielt sich das hiesigc Publikum ziemlickx
reserviert. Nun könncn die Produktionen in eincm schönen
Saale von statten gehen, und da ist zu erwarten, daß Lie
Heidelbergcr sich nicht genieren wcrdcn, ihr Jntcresse an den-
sclben zu bekunden. Jm Mannheimer Apollotheater ist der Zu-
schaucrraum oft überfüllt. Halten dic Vorstcllungen das, was>
man sich nach Mannheimer Berichtcn von ihncn versprechen
muß, dann dürften die Gastspielc sich wiederholen und das-
Hcidclberger nicht übermäßig reiche llnterhaltungsprogramm
um eine weitcrc Nummcr vermehrt werden.
idvrgubieten als' aüdere Landesteile, das technische Wisfen
verleiht sa bielfach gemde die Macht, zn er-gänzen, was
die Natur verfagt. So foll die Anstailt mit dazu dienen,
den G eift d -e s i n d u st r i el l e n Fortschritts
zu belebe n und si-ch' mit Frvgen zu beschäftigen, die
aus den besoii'deren Verhältnissen! Hres heimatlichen Ge-
bietes sich ergeben. Daß aber!die Anstalt die ihr ge-
stellten hohen Anigaben ziu lösen- be'stvebt nnd imstande
sein wird, dafür bürgen- uns' die Tüchtigkeit ihr-sr Lehr-
kräfte unb die Reichhaltigkeit ihrer Lehrmittel. Möge die
neue Hochfckmle -wachsen und gedeihen zum Ruhme der
deutfchen Wissenschaft, zitm Segen diefer alten preußischen
Provinzen und zur Ehre des denffchen Namens. Das
walte Gott!
Theater- und Kunftaachrichten.
Abonnemcnts-Solistcn-Konzertc. Wir machen hierdurch
nochmals auf die bei uns so beliebt gewordencn Konzerte auf-
merksam. D« dcr Preis im Abonnement cin so nicderer ist,
so können wir diescs nur empfehlen. Jn den Konzerten wirken
nur Solisten ersten Ranges.
X Heidelberg, 7. Okt. (Stadtthcater.) Nächstcn
Sonntag gelangt im Stadttheater als neu cinstudierte Oper
„Dic R e g i m e n t s t o ch t e r" von Donizetti zur Auffüh-
rung. Es dcbutieren an diesem Abend Frl. Wism-an in der
Titclpartie und Herr Gottfricd als „Tonio". Dic anderen
Particn der mclodienrcichen Opcr werden von Frl. Alsen nnd
dcn Herren Robert Becker und Brcnner gcsungen; die koijische
Rolle des „Hortensio" spielt Hcrr Baum, unscr ncuer, so rasch
beliebt gewordener Komiker. — Montag, den 10. d. M. wird-
Hcrr Rudolf Göll -vom Stadtthcater in Straßburg, der aus-