Evstes Blatt.
Wl>,. II. Mkr M.
drsch»I«t täglich, SonntagS auSgenomme». PreiS mit FamilienblSttern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei ber Sxpedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die P«ß
! bezogen vierteljährlich 1,35 Ml. auSschlietzlich Zustellgebühr.
ß»,eigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dere« Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Fik htestge Geschäft». und Privatanreige« ermäßigt. — Für dir Aufnahme von Anzei^« !
bestimmten Tagen wird keinc Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtifchen Anschlagstellen. Fernsprecher SA.
Der Streit um Lippe.
Ij- Det m o Id-, 13. Okt. Der Larrd!ta>g des Fürstentums
der sich immer n>xl) vor üem beinohe schon erlv-
Typhus in Tetmvtd fürchtet, trat heute zu seiner
^^cheidenden Sitzung in Lage zusammen. StaatsMinrster
j^ekot tegte, wie die „Fraukftrrter Zeitung" berich-
^ ' äunächst Äen Wortlaut des Telegramins vor, in dem
,Grasregent Leoftold dem Kaiser das M>Ieben des
j^iregenten Erust angezeigt habe. Tas Telegranrm
Majestäl wollen meme ehrfurchtsvolle Anzeige vou
^^Üoeden erfolgten Ableben meines Baters des Grafregenten
!»>r ^ „Mertznädigst enttzetzenehmen-
Gleichzeitig erlaulbe ich
Majestät tn tiefster Ehrerbietnng mitteilen zu dnr-
„ ich die Regenischcrst übernommen habe. Leopold Graf
Cdler Herr zu Lippe-Biesterfeld."
chftMit ist die Annahme widerlegt, a!ls oib die Form
txAnzeige die Tonart der Kaiserdepesche ungünsftg
h,Mftußt haben könnte. Der Beri-chterstafter der Kom-
Mwn -des Landtags, Ab-g. SchemmeI, erklärte so-
dft Kvmmission habe beschlossen, der Rsgierung
^^chritt weit-er entg-egenzukommen unü' die Frist sür
Grasregenten Le-opold aus 2
^E^egMtschastsdauer' des
zsMk nach dem eventuellen Tode des Fürsten Alexander
tz^Ui-essen, falls bis idahin noch keine SickMstellung des
^chts- geschchen sein sollte.
S ta atsm i n ist -e r erwidert daraus, die Re-
halte an ihrem wohlüberlegten Standpunkt fest,
^r Landtag' entweder Ja oder Nein sag>en müsse,
D rittes g i -e b t es n i ch t. Auf den Vorschlag
tz, Eo^mission könne die Regierung sich nicht einlassen.
M setze zwar keiwen Zweifel in den- guten Willen 'des
H^-^srates, aber sie müsse bezweifeln, ob die
Euiuhurgische Regierung eine -solche Frist von zwer
nicht benutzen! werde, um neue Ver-
bppnn g e n herbeizusühren. Was ' man von
kitz^Enrgischer Sefte zu erwarten habe, das gehe aus
Dokument hervor, das die Lippesche Staatsrsgi-e-
sieute zum erstsn Male der Oeffentlichkeit unter-
t „ ^ Es 'handelt si-ch um
der Oeffentlichkeit
einen geheimen Ver
^scheu dem Fürsten Woldemar von Lippe-
tzstst^d und dem Fürsten Georg von S-chaumburg-
Diesem Geheimvertrag sind sämlliche Agnaten
^-„^injtz Schanmburg-Lippe beigetreten. Der Vertrag
^ in Lippe von einem Thronsolgegesetz be-
tzpfT^werden soll, daß die Thronsolge in Lippe
Schaumburg-Lippe übergchen soll,
^Mnit Lippe ein selbständiger Stoat bleilbe, nicht aus
fthtz?^sereuden- Fürsten von Schaumburg, sondern aus
^pl^uchg-eborenen Prinzen dioses Hauses und zwar cmf
hqj.- ^vinzen Adolf, der bekannftich ein Schwager des
Minftter erklärt dazu, die Regierung habe sich
svtzx Seftag^ gjh 'diesen Gcheimvertrag, veröffentlichen
iv er geeignet sei, das Anschen der Monarchie
ftchüttern'. Aber sie befinde sich in einer Notlage
ftp Misie sich in- dem i-hr aufgedrungenen Kampfe wch-
Geheimvertmg beweise, wie zielb^wußt
und skrupellos, das Haus Schaumburg nach der Thr o n-
soIge in Detmold strebe.
Der Abgeordnete S'chemmel erklärte, er kenne
di-esen Geheimvertrag, er habe seWer einer Kommission
ang-eh-ört, die Fürst Woldemar aufgesvrd-ekt habe, ihr
Gutachten zu diesem Geheimvertrage abzugchen. Diese
Kommission habe sich damals dahin ausgesprochen', daß
die Thronsolge in Detmold nicht durch Landes-gesetz-ge-
bung, sondern dnrch ein- Richterurteil geregelt werden
müsse. Aus diesenr StandpunLt stehe er noch heute. Fürst
Woldemar habe in gMem G-lauben gchandelt, er war nicht
parteftsch. Die heuftge Lipp-esche Staatsreglerung rst par-
teiisch un-d insolgedessen kann- man es dem Hvuse Schaum-
burg nicht übel nchmen, wenn es gegen die jetzigen
Schritte der Regierung protestiert.
V-on den übrigen Rednern spmchen besonders die
Abgg. Prosessor Dr. W eert h und Abg. Zeiß über die
Regierungsvorlage. Die Sozialdemokmten erklärten, daß
gerade diese Veröfsentlichung des Gcheimvertrages es
rechtfertige, w-enn sie sich der Absftnimung enthielten. Der
Landtag erklärt jedoch, eine Sftmmenenthaltung nach der
Gesch'ästsordnung nicht gestatten zu dürfen. Damufhin
verlassen dre Sozialdemokraten den Saal. Man schritt
nunmehr zur Abstimmung. Es erklärten sich 10
Abgeordnete für die Regierungsvorlage, 7 Abge-
ordnete dagegen, nnter ihnen auch der sreftinnige
Re'ichstagsab'geordnete Dkeier- Jobst. Damit war die
R e g i e r u n g s v o r l a g e g e s ch e i I e r t, denn zu
einer Annahme wäre Zweidriftel-Mehrhett ersorderlich
gewesen.
Sofort erhob sich Staatsniinister Gevekot und ver-
las eine Botschaft des Grafregentem Der
Grafregent erklärte darin, er müsse die Verantwortung
idasür ablchnen, wenn jetzt infolge der Haltung des Land-
tages bei einem unvorhergeschenen- Wleben des Fürsten
Karl Alexander Schwierigkeiten enfttchen sollten. Er
werde auch dann konstftutionell regieren undl sich auf sein
gutes Recht verlassen, das ihm sein Vvter hin-
terlassen habe und das er nicht aufgeben Ivevde, so lange
es nur angefochten und ihm nicht etwa durch ein Rechts-
nrteil äberkannt sei. Er vertmue aus Gott, aus sein
Recht und den Schutz des Deutschen Reiches, wenn er sür
Ordnung und Sicherheit im Lande Zu sorgen bemüht sei.
Diese Botschaft wurde doM Avchiv des Landtages ein-
gehändigt und damuf vertagt e Staatsminftter G e-
vekot den Landtag mft unbestimmte Zelt,
wahrscheinlich bis zu den Neuwahlen im Dez-ember, die der
Lippeschen Dolksvertretung vorausstchtlich ein ganz an-
deres Gepräge, das sür -die Regierung günsftg' ist, geben
werde.
Die Bskanutgabe des zwischen dem Fürsten Woldemar
von Lippe und dem Fürsten Georg von Schaumburg ab-
geschlosserien Goheimvertrag's erhellt wie ein greller Blitz
ldie Situativn in Lrppe unld erWrt Nieles, was bisher
unerklärlich erschien. Also Fürst Wvldemar undi das
Haus Schaumburg-Lippe hatten' über den> Kopf der
Kleine Zeitung.
kb. Oktober. Gestern hat sich im Abort
^x' ^^-Ntzcka^-Bahnhoses ein etwa 45—50 Jähre
^schp^bkvnn-ter Mann orscho ssen. j Hemd. und
tragen das Zeichen F. B. Von anderer
no-ch berichtet, daß der Betreffende, ehe er zum
. -ft^Triff, ftch zu stranguliereu versucht hatte.
Moran-Olden. Das Schicksal der hochge-
gefeierten Sängerin, über das wir g-estern
Mer°s?' ^^egt, wis vomuszus'chen loar, allgememes
Künstlerin besindet sich jedoch nicht im
sst ^E»se ^ 'München, sondern seit längerer Zeit in
oon de Sant6 inSchö n -e b e r g und i'hr gegen-
^ssem^ ^ft^en läßt nur eine geringe Hcftftmng auf
- M. Mr die nnglückliche Künstlerin wtzrd
!> ^alten, dem Hofopernsänger Dheodor Bertram,
TEsoxgft wie es nur möglich ist: Frau Momn-
a-» - ^ Krankenabteiluug 1. Klasse untergebracht
, sorgsälttgste Pflege.
. Schönheitskonknrrenz als Brautschau. Schön-
Mche P^. s^kbsi Häßlichkeftskonkurrenzen um ir-gend-
tzvdx^ ^^se sjvd jetzt anch rm sittenstrengen En-gland
^ lleworden. Daß aber ein Heimtslustiger erne
A^sbt ^.s^^^bnz gewissermaßen zur Bmutschau ans-
Mv doch etwas Nenes nnd Eigenarftges sein.
^g-erbier diesen hübschen Jall zu verzeichnen. Ein
Torquay, der ein Vermögen' sem eigen >
lhm jährlich 20 000 Mark Rente abwirst, kann '
keine Frau sinden, die ihm hüb'sch genug wäre. Flugs ,
veranstaltet er eine große Schönheitskonkurrenz sür kleine j
und große, blonde und schwarze Damen mit großen und
kleinen Preisen und verspricht außevdem' „der ersten
preisgekrönten Schönheit" seine Hand uüd seine Renie.
Der Ansturm van wirküch -hübschen Mädchen und jungen
wie auch- älteren Witwen soll außevordenüich groß sein,
zumal auch die ftebe Neugierde unserer holden Fmueir
hinzukomnft, denn kein Mensch iveiß eigentlich, wie der
sich verbvrgen und' geheim haltende Veranstalter dieser
originellen Konftirrenz aussieht. Jst er jung oder ist er
ein Mlter? — so hört man die B-ewerberinnen' in dem
eigens - eingerichteten Brautschau-Schönheitskonkurmnz-
bureau den guftnütigen Sekretär fragen, der nftt etwas
ironischem Lächeln all die unzähligen Fragen über sich
ergchen lassen muß. Er bleibt abev stumm wie ein Fisch
un-d meint nur, datz die Auserw'ählte mit ihrem Erwähler
schon über den GeldbeutÄ hinaus zufrieden sein wird.
— Schanghai, Ansang Sept. Jemand nvag schvn
Jahrzehnt lang unter -den Chinesen gelebt haben, er wird
doch immer wieder mft Verhältnftse stoßen, die ihm bis-
lang nnlbekannt waren, obgleich sie ein gtelles Licht auf
das soziale Lsben dieses merklvürdigen Volkes werfen.
Jn dem nicht weit von Kanton gelegenen Orte Tungpo
bestcht die eigenarftge Sftte, daß eine junge Frau ans
zwei bis drei Jähre ivieder zu ihrsn Eltern zurückkehrt,
nachdem sie erst einen Monat lang, verheimtet war. Nun
tmten dort kürzlich: sechs miteinander besreundete junge
Mädchen ungesähr zu gleicher Zeit in den Stand der
Biestefelder hinweg sich Lahin geeinitzt, daß der Schwager
des Kaisers nicht nur Regent, sondern Fürst von Lippe
werden sollte! Das Dresdener Schichsgericht unter dem
Vorsitz des Königs von Sachsen hat aber durch diese W-
machung einen Strich' gezogen', indem es den Gmfen
Erüft von Lippe-Biesterfeld zur' Regenischaft berief. Prinz.
Adols mußte die Rogentschaft, die er sofort nach, dem
Tode des Jürsten Woldemar ergriffen hatte, niederlegen,
wobei der Käiser ihn mit dem Zeugnis tröstete, daß die
Lipper niemals einen bessern Regenten häften haben
können, als ihn.
Jm Lichte dieses Geheimvertrags, der den Prinzen
Udolf als Fürsten aus 'den Lrppeschen Thron bringen
wollte, ftt nun auch di-e Depesche des Kaisers vom 26. Sept.
zu betrachten, wortn er ausspricht, daß er die RegentsäMst
des Grafen Leopold nicht anerkenne. War sie schon
vorher v-om derftschen V-olk nicht günstig aufgeno-mmen
worden, so dürfte sie jetzt noch weniger Gefallen erregen.
JM Landtag hat Schaumburg-Lippe, wie die Abstim-
mung über die Regierungsvoftlage zeigte, einen Anhang„
der hinreichte um die Vorlage zum Sckjeitern zn bringen.
Der Vorwand, -de-n die Schaumburgpartel ergriff, ist ein
gemdezu frivoler. Die Regierung, sagle: Wenn der
kranke Fürst Alexander sterben sollte, so soll der jetzige
R-egent dis Re-gierung weitersühren, bis über die Dhron-
solgeftage enft-chieden ist. Die Schanmburgpartei wollte
sie aber ursprünglich nur 1 Jahr über den Tod des Fürsten
Alexander hinaus bewilligen; später legte sie ein. zweites
Jahr zu, dann aber s-ollte wieder das alts Recht des Land-
tages in Kmst treten, den Regenten, aus der Zahl der-
volljährigeu, sukzessionsberechtigten, nicht regierenden Ag°
naten selbst zu wählen.
Einen sachlichen Wert hat diese Em'schränkung nicht.
Jn zwei Jahren wftd die Thronsolge'anZ.ele-geicheÄ doch
aller Voraussicht nach gerichtftch entschisden sein und wenn
sie es nicht istz was hat es dann fift einen' Sinn, auf
kurze Zeit noch einen neueu Regenten zu wählen?
Die Regierung hat auf solche Querfteibereien die ein-
zig richtige Antwort damit gegeben, daß sie den Landtag
vertagte. Der Regent ist da und er wird auf alle Fälle
die Regierung führen, bis die Lhronsolgefrage enftchie-
den i'st.
DcMsches Reich.
Sachsc«.
Dvesde n, 13. Okt. Während das Befinden
>des Köni g s in den ersten Tagen- der Woche ein allge-
mein besriedigendes war, traten in der Nacht vom Diens-
tag zum Mittwoch wieder hefftge Ansälle von Atemnot
und BeKemimungen ein. Dijese wie^erholten sich ijm
Lause 'des gestrtgen Tages, sowie in der letzt vevgangenen
Nacht und dauern noch immer mit kurzen Unterbrechungen-
sort. Der KMäftezustand und- die Nail)rungsausnahme
lassen viel zu wünschen übrig'.
Aus der Karlsruher Zeituug.
— Soine Königliche Hohc.it tcr Grohherzog haben
Ehe. Dem erwähnten Gebrauche gomäß begäoen sie sich
bald' daraus ins Elternhaus zurück. Aber eiuer der juu-
gen Männer bestand daraüf, daß seine Frau bei ihm
bleibe; er drohte, ev wevde son'st ein Nebenwei'b nehmen'.
Darauf enftchlotz sick) die jnnge Frau zum Selbstmovde.
Als sie ihren Freundinnen hiervon Mstteilung machte,
waren sis alle 'bereit, dasselbe zu tun,. Sie begaben sich
also an einen . FIuß, bauden sich zu je z'wei-en die Händv
nnd Füße zusammen, 'ftüvzten sich ins Wasser und kamen
sämüich darin um. Jst dies schvn auffallend genng, so
kommt nun erst das Svnderbarste an' der Sa-che. Der eine
der jungen Männer drohte nämlich, seine Schwiegereltern
wegen schlechter Erziehung rhrer Tochter zu vcvklagen,
weft sich diese bei bessorer Anleftuiig nicht wegen eines so
nichti-gen GrundeK hätte Äas Leben nehmen können. Es
gelang ihm auch, wirklich, etwa 100 Mark von den er-
schreckten L-euten zn Mkommen, die!das Geld- nur zahlten,
nm alles Aufföhen zu vermeiden, was den ChinesM stets
unangenehm ist, besonders in Famifteimngelegenheiten.
— Der Löwc von Chäronea ist nun in seiner ganzen
Majestät und Schönheit wieder errichtet. Gleich dem
Löwen in Luzern gibt er Kirnde von der Tapferkeft ge-
fallener Helden: von denr Widerstauide, den die Athener
in der Schlacht bei Chäronea Köni.g, Philipp entgegen-
setzten'. Sie schlugen ihn aus ihrein, Mügel zurück, nutz-
ten aber -diesen Erfolg nicht aus, so datz P'hilipp ausries:
„Die Athener verstehen nicht zu siegen!" Jahrhnnderte-
lang- lag, der Löwe nnd 'sein SoM in Trünnnern, und es
war seit lüngein der sehnftchste Wunsch der griechischen
Wl>,. II. Mkr M.
drsch»I«t täglich, SonntagS auSgenomme». PreiS mit FamilienblSttern monatlich 50 Pfg. in'S HauS gebracht, bei ber Sxpedition und den Zweigstationen abgeholt 40 Pfg. Durch die P«ß
! bezogen vierteljährlich 1,35 Ml. auSschlietzlich Zustellgebühr.
ß»,eigenpreiS: 20 Pfg. für die Ispaltige Petitzeile oder dere« Raum. Reklamezeile 40 Pfg. Fik htestge Geschäft». und Privatanreige« ermäßigt. — Für dir Aufnahme von Anzei^« !
bestimmten Tagen wird keinc Verantwortlichkeit übernommen. — Anschlag der Jnserate auf den Pla kattafeln der Heidelberger Zeitung und den städtifchen Anschlagstellen. Fernsprecher SA.
Der Streit um Lippe.
Ij- Det m o Id-, 13. Okt. Der Larrd!ta>g des Fürstentums
der sich immer n>xl) vor üem beinohe schon erlv-
Typhus in Tetmvtd fürchtet, trat heute zu seiner
^^cheidenden Sitzung in Lage zusammen. StaatsMinrster
j^ekot tegte, wie die „Fraukftrrter Zeitung" berich-
^ ' äunächst Äen Wortlaut des Telegramins vor, in dem
,Grasregent Leoftold dem Kaiser das M>Ieben des
j^iregenten Erust angezeigt habe. Tas Telegranrm
Majestäl wollen meme ehrfurchtsvolle Anzeige vou
^^Üoeden erfolgten Ableben meines Baters des Grafregenten
!»>r ^ „Mertznädigst enttzetzenehmen-
Gleichzeitig erlaulbe ich
Majestät tn tiefster Ehrerbietnng mitteilen zu dnr-
„ ich die Regenischcrst übernommen habe. Leopold Graf
Cdler Herr zu Lippe-Biesterfeld."
chftMit ist die Annahme widerlegt, a!ls oib die Form
txAnzeige die Tonart der Kaiserdepesche ungünsftg
h,Mftußt haben könnte. Der Beri-chterstafter der Kom-
Mwn -des Landtags, Ab-g. SchemmeI, erklärte so-
dft Kvmmission habe beschlossen, der Rsgierung
^^chritt weit-er entg-egenzukommen unü' die Frist sür
Grasregenten Le-opold aus 2
^E^egMtschastsdauer' des
zsMk nach dem eventuellen Tode des Fürsten Alexander
tz^Ui-essen, falls bis idahin noch keine SickMstellung des
^chts- geschchen sein sollte.
S ta atsm i n ist -e r erwidert daraus, die Re-
halte an ihrem wohlüberlegten Standpunkt fest,
^r Landtag' entweder Ja oder Nein sag>en müsse,
D rittes g i -e b t es n i ch t. Auf den Vorschlag
tz, Eo^mission könne die Regierung sich nicht einlassen.
M setze zwar keiwen Zweifel in den- guten Willen 'des
H^-^srates, aber sie müsse bezweifeln, ob die
Euiuhurgische Regierung eine -solche Frist von zwer
nicht benutzen! werde, um neue Ver-
bppnn g e n herbeizusühren. Was ' man von
kitz^Enrgischer Sefte zu erwarten habe, das gehe aus
Dokument hervor, das die Lippesche Staatsrsgi-e-
sieute zum erstsn Male der Oeffentlichkeit unter-
t „ ^ Es 'handelt si-ch um
der Oeffentlichkeit
einen geheimen Ver
^scheu dem Fürsten Woldemar von Lippe-
tzstst^d und dem Fürsten Georg von S-chaumburg-
Diesem Geheimvertrag sind sämlliche Agnaten
^-„^injtz Schanmburg-Lippe beigetreten. Der Vertrag
^ in Lippe von einem Thronsolgegesetz be-
tzpfT^werden soll, daß die Thronsolge in Lippe
Schaumburg-Lippe übergchen soll,
^Mnit Lippe ein selbständiger Stoat bleilbe, nicht aus
fthtz?^sereuden- Fürsten von Schaumburg, sondern aus
^pl^uchg-eborenen Prinzen dioses Hauses und zwar cmf
hqj.- ^vinzen Adolf, der bekannftich ein Schwager des
Minftter erklärt dazu, die Regierung habe sich
svtzx Seftag^ gjh 'diesen Gcheimvertrag, veröffentlichen
iv er geeignet sei, das Anschen der Monarchie
ftchüttern'. Aber sie befinde sich in einer Notlage
ftp Misie sich in- dem i-hr aufgedrungenen Kampfe wch-
Geheimvertmg beweise, wie zielb^wußt
und skrupellos, das Haus Schaumburg nach der Thr o n-
soIge in Detmold strebe.
Der Abgeordnete S'chemmel erklärte, er kenne
di-esen Geheimvertrag, er habe seWer einer Kommission
ang-eh-ört, die Fürst Woldemar aufgesvrd-ekt habe, ihr
Gutachten zu diesem Geheimvertrage abzugchen. Diese
Kommission habe sich damals dahin ausgesprochen', daß
die Thronsolge in Detmold nicht durch Landes-gesetz-ge-
bung, sondern dnrch ein- Richterurteil geregelt werden
müsse. Aus diesenr StandpunLt stehe er noch heute. Fürst
Woldemar habe in gMem G-lauben gchandelt, er war nicht
parteftsch. Die heuftge Lipp-esche Staatsreglerung rst par-
teiisch un-d insolgedessen kann- man es dem Hvuse Schaum-
burg nicht übel nchmen, wenn es gegen die jetzigen
Schritte der Regierung protestiert.
V-on den übrigen Rednern spmchen besonders die
Abgg. Prosessor Dr. W eert h und Abg. Zeiß über die
Regierungsvorlage. Die Sozialdemokmten erklärten, daß
gerade diese Veröfsentlichung des Gcheimvertrages es
rechtfertige, w-enn sie sich der Absftnimung enthielten. Der
Landtag erklärt jedoch, eine Sftmmenenthaltung nach der
Gesch'ästsordnung nicht gestatten zu dürfen. Damufhin
verlassen dre Sozialdemokraten den Saal. Man schritt
nunmehr zur Abstimmung. Es erklärten sich 10
Abgeordnete für die Regierungsvorlage, 7 Abge-
ordnete dagegen, nnter ihnen auch der sreftinnige
Re'ichstagsab'geordnete Dkeier- Jobst. Damit war die
R e g i e r u n g s v o r l a g e g e s ch e i I e r t, denn zu
einer Annahme wäre Zweidriftel-Mehrhett ersorderlich
gewesen.
Sofort erhob sich Staatsniinister Gevekot und ver-
las eine Botschaft des Grafregentem Der
Grafregent erklärte darin, er müsse die Verantwortung
idasür ablchnen, wenn jetzt infolge der Haltung des Land-
tages bei einem unvorhergeschenen- Wleben des Fürsten
Karl Alexander Schwierigkeiten enfttchen sollten. Er
werde auch dann konstftutionell regieren undl sich auf sein
gutes Recht verlassen, das ihm sein Vvter hin-
terlassen habe und das er nicht aufgeben Ivevde, so lange
es nur angefochten und ihm nicht etwa durch ein Rechts-
nrteil äberkannt sei. Er vertmue aus Gott, aus sein
Recht und den Schutz des Deutschen Reiches, wenn er sür
Ordnung und Sicherheit im Lande Zu sorgen bemüht sei.
Diese Botschaft wurde doM Avchiv des Landtages ein-
gehändigt und damuf vertagt e Staatsminftter G e-
vekot den Landtag mft unbestimmte Zelt,
wahrscheinlich bis zu den Neuwahlen im Dez-ember, die der
Lippeschen Dolksvertretung vorausstchtlich ein ganz an-
deres Gepräge, das sür -die Regierung günsftg' ist, geben
werde.
Die Bskanutgabe des zwischen dem Fürsten Woldemar
von Lippe und dem Fürsten Georg von Schaumburg ab-
geschlosserien Goheimvertrag's erhellt wie ein greller Blitz
ldie Situativn in Lrppe unld erWrt Nieles, was bisher
unerklärlich erschien. Also Fürst Wvldemar undi das
Haus Schaumburg-Lippe hatten' über den> Kopf der
Kleine Zeitung.
kb. Oktober. Gestern hat sich im Abort
^x' ^^-Ntzcka^-Bahnhoses ein etwa 45—50 Jähre
^schp^bkvnn-ter Mann orscho ssen. j Hemd. und
tragen das Zeichen F. B. Von anderer
no-ch berichtet, daß der Betreffende, ehe er zum
. -ft^Triff, ftch zu stranguliereu versucht hatte.
Moran-Olden. Das Schicksal der hochge-
gefeierten Sängerin, über das wir g-estern
Mer°s?' ^^egt, wis vomuszus'chen loar, allgememes
Künstlerin besindet sich jedoch nicht im
sst ^E»se ^ 'München, sondern seit längerer Zeit in
oon de Sant6 inSchö n -e b e r g und i'hr gegen-
^ssem^ ^ft^en läßt nur eine geringe Hcftftmng auf
- M. Mr die nnglückliche Künstlerin wtzrd
!> ^alten, dem Hofopernsänger Dheodor Bertram,
TEsoxgft wie es nur möglich ist: Frau Momn-
a-» - ^ Krankenabteiluug 1. Klasse untergebracht
, sorgsälttgste Pflege.
. Schönheitskonknrrenz als Brautschau. Schön-
Mche P^. s^kbsi Häßlichkeftskonkurrenzen um ir-gend-
tzvdx^ ^^se sjvd jetzt anch rm sittenstrengen En-gland
^ lleworden. Daß aber ein Heimtslustiger erne
A^sbt ^.s^^^bnz gewissermaßen zur Bmutschau ans-
Mv doch etwas Nenes nnd Eigenarftges sein.
^g-erbier diesen hübschen Jall zu verzeichnen. Ein
Torquay, der ein Vermögen' sem eigen >
lhm jährlich 20 000 Mark Rente abwirst, kann '
keine Frau sinden, die ihm hüb'sch genug wäre. Flugs ,
veranstaltet er eine große Schönheitskonkurrenz sür kleine j
und große, blonde und schwarze Damen mit großen und
kleinen Preisen und verspricht außevdem' „der ersten
preisgekrönten Schönheit" seine Hand uüd seine Renie.
Der Ansturm van wirküch -hübschen Mädchen und jungen
wie auch- älteren Witwen soll außevordenüich groß sein,
zumal auch die ftebe Neugierde unserer holden Fmueir
hinzukomnft, denn kein Mensch iveiß eigentlich, wie der
sich verbvrgen und' geheim haltende Veranstalter dieser
originellen Konftirrenz aussieht. Jst er jung oder ist er
ein Mlter? — so hört man die B-ewerberinnen' in dem
eigens - eingerichteten Brautschau-Schönheitskonkurmnz-
bureau den guftnütigen Sekretär fragen, der nftt etwas
ironischem Lächeln all die unzähligen Fragen über sich
ergchen lassen muß. Er bleibt abev stumm wie ein Fisch
un-d meint nur, datz die Auserw'ählte mit ihrem Erwähler
schon über den GeldbeutÄ hinaus zufrieden sein wird.
— Schanghai, Ansang Sept. Jemand nvag schvn
Jahrzehnt lang unter -den Chinesen gelebt haben, er wird
doch immer wieder mft Verhältnftse stoßen, die ihm bis-
lang nnlbekannt waren, obgleich sie ein gtelles Licht auf
das soziale Lsben dieses merklvürdigen Volkes werfen.
Jn dem nicht weit von Kanton gelegenen Orte Tungpo
bestcht die eigenarftge Sftte, daß eine junge Frau ans
zwei bis drei Jähre ivieder zu ihrsn Eltern zurückkehrt,
nachdem sie erst einen Monat lang, verheimtet war. Nun
tmten dort kürzlich: sechs miteinander besreundete junge
Mädchen ungesähr zu gleicher Zeit in den Stand der
Biestefelder hinweg sich Lahin geeinitzt, daß der Schwager
des Kaisers nicht nur Regent, sondern Fürst von Lippe
werden sollte! Das Dresdener Schichsgericht unter dem
Vorsitz des Königs von Sachsen hat aber durch diese W-
machung einen Strich' gezogen', indem es den Gmfen
Erüft von Lippe-Biesterfeld zur' Regenischaft berief. Prinz.
Adols mußte die Rogentschaft, die er sofort nach, dem
Tode des Jürsten Woldemar ergriffen hatte, niederlegen,
wobei der Käiser ihn mit dem Zeugnis tröstete, daß die
Lipper niemals einen bessern Regenten häften haben
können, als ihn.
Jm Lichte dieses Geheimvertrags, der den Prinzen
Udolf als Fürsten aus 'den Lrppeschen Thron bringen
wollte, ftt nun auch di-e Depesche des Kaisers vom 26. Sept.
zu betrachten, wortn er ausspricht, daß er die RegentsäMst
des Grafen Leopold nicht anerkenne. War sie schon
vorher v-om derftschen V-olk nicht günstig aufgeno-mmen
worden, so dürfte sie jetzt noch weniger Gefallen erregen.
JM Landtag hat Schaumburg-Lippe, wie die Abstim-
mung über die Regierungsvoftlage zeigte, einen Anhang„
der hinreichte um die Vorlage zum Sckjeitern zn bringen.
Der Vorwand, -de-n die Schaumburgpartel ergriff, ist ein
gemdezu frivoler. Die Regierung, sagle: Wenn der
kranke Fürst Alexander sterben sollte, so soll der jetzige
R-egent dis Re-gierung weitersühren, bis über die Dhron-
solgeftage enft-chieden ist. Die Schanmburgpartei wollte
sie aber ursprünglich nur 1 Jahr über den Tod des Fürsten
Alexander hinaus bewilligen; später legte sie ein. zweites
Jahr zu, dann aber s-ollte wieder das alts Recht des Land-
tages in Kmst treten, den Regenten, aus der Zahl der-
volljährigeu, sukzessionsberechtigten, nicht regierenden Ag°
naten selbst zu wählen.
Einen sachlichen Wert hat diese Em'schränkung nicht.
Jn zwei Jahren wftd die Thronsolge'anZ.ele-geicheÄ doch
aller Voraussicht nach gerichtftch entschisden sein und wenn
sie es nicht istz was hat es dann fift einen' Sinn, auf
kurze Zeit noch einen neueu Regenten zu wählen?
Die Regierung hat auf solche Querfteibereien die ein-
zig richtige Antwort damit gegeben, daß sie den Landtag
vertagte. Der Regent ist da und er wird auf alle Fälle
die Regierung führen, bis die Lhronsolgefrage enftchie-
den i'st.
DcMsches Reich.
Sachsc«.
Dvesde n, 13. Okt. Während das Befinden
>des Köni g s in den ersten Tagen- der Woche ein allge-
mein besriedigendes war, traten in der Nacht vom Diens-
tag zum Mittwoch wieder hefftge Ansälle von Atemnot
und BeKemimungen ein. Dijese wie^erholten sich ijm
Lause 'des gestrtgen Tages, sowie in der letzt vevgangenen
Nacht und dauern noch immer mit kurzen Unterbrechungen-
sort. Der KMäftezustand und- die Nail)rungsausnahme
lassen viel zu wünschen übrig'.
Aus der Karlsruher Zeituug.
— Soine Königliche Hohc.it tcr Grohherzog haben
Ehe. Dem erwähnten Gebrauche gomäß begäoen sie sich
bald' daraus ins Elternhaus zurück. Aber eiuer der juu-
gen Männer bestand daraüf, daß seine Frau bei ihm
bleibe; er drohte, ev wevde son'st ein Nebenwei'b nehmen'.
Darauf enftchlotz sick) die jnnge Frau zum Selbstmovde.
Als sie ihren Freundinnen hiervon Mstteilung machte,
waren sis alle 'bereit, dasselbe zu tun,. Sie begaben sich
also an einen . FIuß, bauden sich zu je z'wei-en die Händv
nnd Füße zusammen, 'ftüvzten sich ins Wasser und kamen
sämüich darin um. Jst dies schvn auffallend genng, so
kommt nun erst das Svnderbarste an' der Sa-che. Der eine
der jungen Männer drohte nämlich, seine Schwiegereltern
wegen schlechter Erziehung rhrer Tochter zu vcvklagen,
weft sich diese bei bessorer Anleftuiig nicht wegen eines so
nichti-gen GrundeK hätte Äas Leben nehmen können. Es
gelang ihm auch, wirklich, etwa 100 Mark von den er-
schreckten L-euten zn Mkommen, die!das Geld- nur zahlten,
nm alles Aufföhen zu vermeiden, was den ChinesM stets
unangenehm ist, besonders in Famifteimngelegenheiten.
— Der Löwc von Chäronea ist nun in seiner ganzen
Majestät und Schönheit wieder errichtet. Gleich dem
Löwen in Luzern gibt er Kirnde von der Tapferkeft ge-
fallener Helden: von denr Widerstauide, den die Athener
in der Schlacht bei Chäronea Köni.g, Philipp entgegen-
setzten'. Sie schlugen ihn aus ihrein, Mügel zurück, nutz-
ten aber -diesen Erfolg nicht aus, so datz P'hilipp ausries:
„Die Athener verstehen nicht zu siegen!" Jahrhnnderte-
lang- lag, der Löwe nnd 'sein SoM in Trünnnern, und es
war seit lüngein der sehnftchste Wunsch der griechischen